Spandau Ballet: Through The Barricades (Deluxe Edition CD/DVD)

Spandau Ballet: Through The Barricades (Deluxe Edition CD/DVD)

Sony

VÖ: 22.09.2017

 

Wertung: 8/12

 

„Through The Barricades“ von Spandau Ballet hat nun auch schon etwas mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel. Lange Zeit waren die Songs und die Band verpönt, aber mittlerweile wandelt sich das Blatt wieder und viele Menschen scheinen doch sehr viele Erinnerungen mit dem Album zu verbinden. Gerade der Titelsong ist zu einem Klassiker geworden. Mitunter darf man hier sogar von zeitlos sprechen. Die New-Romantic Bewegung war durchaus eine Zeiterscheinung der 70er/80er, aber die Songs des vorliegenden Albums – besonders der Titelsong – sind Klassiker. Jetzt wird das Album erneut mit einigen Schmankerln veröffentlicht.

 

Herzstück dieser Veröffentlichung dürfte die Dokumentation auf der beiliegenden DVD sein. Dort berichtet die Band aus heutiger Sicht die Ereignisse von damals. Wie die Aufnahmen in Irland für sie oder die Beteiligung an „Live Aid“ waren. Dies wird mit vielen alten Aufnahmen bildlich unterlegt. Man sieht also, wie die Band mit dem Helikopter einfliegt, beim Interview mit Bob Geldof und wie sie den Soundcheck von Status Quo erlebt. Die Qualität der Livebilder ist zwar teilweise  unterirdisch, dafür aber aus den Privatarchiven der Band.

 

Es ist auch lustig zu sehen, wie die Herren heute zusammensitzen und jeder sich an die damalige Zeit zu erinnern versucht. Viele Aufnahmen aus dem Studio geben einen Einblick, wie die Platte damals entstanden ist. Auch hier ist die Bildqualität eher als schlecht zu bezeichnen, aber gerade für Fans ist das natürlich auch von historischem Wert! Die Aufnahmen aus dem Studio in Frankreich sind allerdings – vor dem Hintergrund des Alters – ziemlich gut. Ebenfalls hat man in diese Dokumentation viele Auftritte – meist Interviews – jener Tage untergebracht. Man kriegt aber auch einen Einblick in die Rehearsals in London geboten. Auch Live-Aufnahmen und der ganze Fanwahnsinn geben Aufschluss über das, was damals rund um Spandau Ballet passierte. Insgesamt ist dieser Blick hinter die Kulissen für Fans eine wahre Fundgrube.

 

Als Bonus vom Bonus kann man sich dann noch am „Making Of“ von „Fight For Ourselves“ erfreuen. Das Video selber – mit den beiden Damen, die sich zum Konzert den Weg über die Toilette unerlaubt Zutritt verschaffen – ist aus heutiger Sicht natürlich ein Brüller. Schade, dass „Through The Barracades“ ein extrem schwaches Video bekommen hat – ebenfalls auf der DVD vertreten. Der Liveauftritt von „How Many Lives?“ in bescheidener Qualität rundet die DVD ab.

 

Das Album wurde in den Air Studios in Hampstead von der Band und Original-Produzent Gary Langan remastert. Man griff dazu auf die Original-Masterbänder von 1986 zurück. Obwohl damals auf dem neuesten Stand der Technik, war das Remastering der Bänder nicht leicht, da diese nur mit einem extrem gefragten und schwer aufzutreibenden Abspielgerät übertragen werden konnten. In den Battery Studios in New York fand man ein kompatibles, funktionstüchtiges Gerät und die elementaren Transfers der Original-Tapes konnten auf den Weg gebracht werden.

 

Das Album selber ist mit neun Songs – sofern man das Intro mitzählt - ja relativ überschaubar ausgefallen. Auf der neuerlichen Veröffentlichungen finden sich nun auch die Extended Versions wieder. Dazu gehört auch das erst kürzlich entdeckte Demo des Titelsongs, die in UK unveröffentlichte 12”-Version von „Cross The Line“ und eine bisher nicht erhältliche Version von „Fight The Heartache“. Ganz wundervoll ist die „Original One Track Gary Kemp Guide Demo“ von „Through The Barracades. Nackt bis auf das Gerüst zeigt sich hier, dass dies ein herausragender Song ist.

 

„Cross The Line“ ist ein guter Song, aber „Man In Chains“ hat den Test der Zeit dann doch nicht ganz bestanden und plätschert dahin. „How Many Lies?“ ist, wenn man sich den 80er Unterbau wegdenkt, auch heute noch eine gute Nummer. Das hat sogar Soul. Insgesamt ist das für Spandau Ballet-Verhältnisse eine regelrecht rockige Platte. „Virgin“ geht beispielsweise in diese Richtung. Natürlich gibt es auch Futter für die Herzschmerzfraktion. „Through The Barracades“ überragt in dieser Hinsicht aber alles. Mit „Fight For Ourselves“ gibt es dann auch noch den Haudrauf-Hit. Nun gut, so war das damals eben.

 

Fazit: „Through The Barricades“ von Spandau Ballet wird neu veröffentlicht und kommt nicht nur in einem optimierten Soundgewand daher, sondern auch mit jeder Menge Bonusmaterial. Die DVD ist der heimliche Star und liefert aufgrund der Dokumentation ein paar Blicke hinter die Kulissen – mit O-Tönen der Band aus heutiger Sicht. Das Album selber hat einige Klassiker hervorgebracht – der Rest ist eine wieder auflebende Erinnerung an die 80er.

 

http://www.spandauballet.com/home

 

Text: Torsten Schlimbach

Spandau Ballet: The Very Best Of – The Story (2 CDs)

Spandau Ballet: The Very Best Of – The Story (2 CD)

Rhino/Warner

VÖ: 10.10.2014

 

Wertung: 7,5/12

 

Sind wir doch mal ehrlich, die Musik der 80er war – bis auf wenige Ausnahmen im Untergrund – grauenhaft. Der Synthie-Pop, der dieses Jahrzehnt prägte, ist fürchterlich. Mittlerweile wird das alles gerne verklärt und eine ganz neue Generation an Musikern entdeckt seit Jahren die furchtbaren Musikergüsse ganz neu und lässt sich davon inspirieren. Das Ende vom Lied: im Jahr 2014 sind wir wieder dort angekommen wo wir schon mal waren. Wir hatten uns doch damals alle geschworen, dass wir nie wieder darüber reden, geschweige denn derartige Musik hören wollen. So kann es gehen. Spandau Ballet waren musikalisch eines der Aushängeschilder der 80er und jetzt gibt es mit „The Very Best Of – The Story“ eine Zusammenstellung für den Gabentisch. Mal wieder.

 

Vermutlich gibt es von Spandau Ballet mehr „Greatest Hits“, „Best Of“ und sonstige Compilations wie Studioalben. Gefühlt kommt da alle zwei Jahre ein solches Ding in den Handel. 2009 gab es mit „Once More“ sogar eine solche Geschichte, bei der die alten Klassiker neu produziert wurden. Der Namensgeber der Scheibe war dann auch gleichzeitig die neue Single. Selbige ist nun auch auf dieser Zusammenstellung hier enthalten.

 

Spandau Ballet sind aber auch nicht umsonst eine der erfolgreichsten Bands aus UK. 23 Hit-Singles und über 25 Millionen verkaufte Alben sprechen eine deutliche Sprache. Die Band hat also im Grunde alles richtig gemacht, zumindest wenn man Erfolg als Gradmesser nimmt. Dabei sind auch einige Klassiker entstanden, die man mittlerweile sogar als zeitlos betrachten kann. Natürlich schimmert an allen Ecken und Enden deren Entstehungsjahrzehnt durch, aber durch die Tatsache, dass die Nummern immer und immer wieder im Radio gespielt werden, haben diese längst den 80er Jahre-Mief abgelegt.

 

Das Digipack und die beiden CDs sind gut gefüllt. Mit Songs wie „To Cut A Long“, „Story Short“ oder „Instinction“ bliesen Spandau Ballet ins selbe Horn wie der übrige 80er Mist. Irgendwann entdeckte die Band dann wohl, dass sie mit ganz anderen Songs eine Art Ausnahmestellung einnehmen konnte. Die Harmonien, die Songaufbauten, die Melodien und die ganze Machart nahmen das vorweg, was später mal Take That und besonders Wet Wet Wet veranstalten sollten: gefühlvolle und träumerische Balladen.

 

Zu den bekanntesten Vertretern dieser Art dürfte „True“ zählen. Die Nummer gibt mit dem gehauchten Anfang ja schon die butterweiche Richtung vor. Millionen Frauen schmelzen dazu immer noch wie Butter in der Sonne dahin. Mit dem noch melancholischeren „Gold“ legten Spandau Ballet schließlich ihr Meisterstück ab. Die Nummer hat zudem noch Drive. „Round And Round“ könnte ja auch von Take That sein. Die Herren haben hier jedenfalls ganz genau zugehört. „Through The Barricades“ ist eine weitere Ballade, die immer noch zu Tränen rührt. Der Track von 2009 steht dem in nichts nach, auch „Once More“ hat diese typischen Spandau Ballet-Qualitäten. Und daran schließen sich dann auch die drei neuen Songs an. „This Is The Love“ ist eine weitere, gefühlvolle Ballade, während „Steal“ etwas dahin plätschert. „Soul Boy“ ist dann der obligatorische und pathetische Popsong. Produziert wurden die neuen Songs abermals von Trevor Horn.

 

Die zweite CD beginnt mit einem weiteren Paradebeispiel für das musikalische Entstehungsjahrzehnt: „Confused“. „Age Of Blows“ oder „Glow“ sind Songs für Leute, die offen für Experimente sind. Der Kitschfaktor ist dabei dann auch sehr gering. Der Remix von „Chant No. 1“ ist fast schon als episch zu bezeichnen. „Paint Me Down“ wartet mit dem typischen Bassspiel der 80er auf, während „She Loved Like“ ziemlich schnell auf den Punkt kommt. „I´ll Fly For You“ ist ein weiterer Remix, der eben auch exemplarisch für die 80ies steht, so wurde das damals eben gemacht. „Be Free With Your Love“ ist ein weiterer Hitklassiker der Band, verwunderlich, dass selbiger nur auf der zweiten CD zu finden ist. „Raw“ entlässt einen dann aus diesem üppigen Set – aber auch etwas ratlos zurück, da wäre ein anderer Schlusspunkt sicher die bessere Wahl gewesen.

 

Fazit: Wer schon immer die großen Hits von Spandau Ballet im Schrank stehen haben wollte, für den ist diese Set hier genau richtig. Und wer dann auch noch offen für die Mixe und weitere Tracks ist, bekommt sogar ein recht amtliches Paket geschnürt. Die neuen Songs reihen sich da nahtlos ein. Gerade auf der Balladenschiene und den gefühlvollen Songs war diese Band extrem stark. Der Rest ist typischer 80er-Klimbim, aber so war es eben – damals.

 

http://thestory.spandauballet.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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