J Mascis: Tied To A Star
Sub Pop/ Cargo Records
VÖ: 29.08.2014
Wertung: 10/12
Tipp!
J Mascis ist zurück! Gut, es nicht gerade so, dass er jemals weg war. Kontinuierlich nimmt er Platten auf und doch muss man sich immer wieder kneifen, wenn man ein neues seiner Werke in den Händen hält. J Mascis ist der Prototyp eines Verweigeres und es ist höchst erstaunlich, dass er sich all die Jahre halten konnte. Interviews hasst er wie der Teufel das Weihwasser, überhaupt scheint er alles und jedem im Musikgeschäft zu misstrauen. Dagegen wirkt ein Grantler wie Neil Young wie ein Sonnenscheinchen. Immerhin hat sich der gute J wieder mit Dinosaur Jr. arrangiert, aber auch da scheint jetzt erstmal wieder Schicht im Schacht zu sein. „I Bet On Sky“ hat aber ja auch noch nicht so viel Staub angesetzt, dass da schon ein Nachfolger her muss. „Tied To A Star“ ist nun das neue musikalische Lebenszeichen von Mascis – ein Soloalbum.
Aufgenommen und produziert hat er die Platte gleich ganz in Eigenregie. Lediglich für den Mix heuerte er John Agnello an. Es dauert bis zur 47. Sekunde des zweiten Liedes, bis die elektrische Gitarre losjault. „Every Morning“ ist trotzdem herrlich entspannt. Ein Sommersong. Von J Mascis. Und wie schön ist denn bitte der Opener! Die Akustiknummer „Me Again“ zählt jetzt schon zu seinen schönsten Stücken – trotz Falsett nach hinten raus. Auf „Tied To A Star“ gibt es sowieso sehr viele Akustikgitarren zu hören. „Heal The Star“ erinnert entfernt sogar an Neil Young, der auch immer mal wider den Stöpsel zieht. Und wie das Stück zum Schluss dann noch an Tempo aufnimmt ist schon wieder derart lässig, dass es typisch J Mascis ist.
„Wide Awake“ erfreut das Herz mit feinstem Fingerpicking, während ganz entfernt im Hintergrund ein Piano sehnsuchtsvoll erklingt. Paul Jenkins veredelt diesen Song zusätzlich durch die sechs Saiten. „Stumble“ ist im Grunde seines Herzens eine Ballade, wenn, ja wenn nicht die Elektrische eine Wand aufbauen würde. Aber auch hier wird noch mal die Richtung geändert und plötzlich nimmt dieser melancholische Grundton noch eine fröhliche Wendung. „And Then“ hält das Niveau in ähnlichem Fahrwasser konstant hoch. „Drifter“ kommt gleich ganz ohne den lakonischen Gesang aus und sortiert sich zwischen mexikanischer Wüste und indischer Folklore ein. „Trailing Off“ begeistert mit einem weiteren Solo von J und seinen Tempowechseln, wohingegen „Come Down“ durch seine schlichte Schönheit beeindrucken kann. Mit „Better Plane“ schließt sich der Kreis zum Anfang, denn dieses Stück beendet die Platte so, wie selbige begonnen hat – nur um dann doch noch mit einem Neil Young-Moment um die Ecke zu kommen.
Fazit: „Tied To A Star“ ist ein wunderschönes und harmonische Album. Vieles ist akustischer Natur und da hat der gute J Mascis gar nicht erst seine Axt eingestöpselt. Wenn doch, dann werden gepflegte Farbtupfer gesetzt, nicht selten erinnert das an Neil Young. Es ist eine tolle, abwechslungsreiche Platte geworden. Verschroben zwar, aber auf eine wundervolle Art und Weise. J Mascis hört sich auf und bei diesen Songs einfach so an, als wäre er mit sich und der Welt im Reinen! Gutes Ding, dieses "Tied To A Star"!
Text: Torsten Schlimbach