Yusuf/Cat Stevens: King Of A Land
BMG/Warner
VÖ: 16.06.2023
Wertung: 8/12
Yusuf/Cat Stevens veröffentlicht mit „King Of A Land“ nun ein Album, welches in Teilen schon eine lange Reise hinter sich hat. Angefangen hat alles in den legendären Hansa Studios 2011 in Berlin. Dort fanden die ersten Aufnahmen statt, die schließlich im Studio von George Harrison abgemischt wurden. Zwischendurch ging es nach Brüssel und die Passagen des 60-köpfigen Orchesters wurden schließlich in London aufgenommen. Die vorliegenden zwölf Songs sind unverkennbar Yusuf/Cat Stevens, diese Harmonien kriegt so nur er hin.
Die Singstimme erkennt man ja sowieso unter ganz vielen anderen. Aber auch musikalisch weiß man bei den ersten Klängen von „Train On The Hill“ um wen es sich handelt. Die Bläser verleihen dem Song zudem eine feierliche Aura. Beim Titeltrack „King Of A Land“ ist die typische Cat Stevens-Positivität fast schon körperlich erlebbar. „Pagan Run“ überrascht dann allerdings mit etwas härteren, elektrischen Klängen. Die Orgel jubiliert dazu und der Mann sprechsingt, als hätte er die Rockmusik wieder für sich entdeckt – ziemlich lässig.
„He Is True“ haftet Melancholie und Traurigkeit im Folkgewand an. „All Nights, All Days“ kommt schmissig um die Ecke. Die Nummer zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. „Another Night In The Rain“ nervt allerdings ziemlich, das kann er wesentlich besser! Manchmal braucht es dazu auch nicht viel, wie er mit dem zeitweise spärlich instrumentierten „Things“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. „Son Of Mary“ fängt wie eine Jethro Tull-Nummer an und schwurbelt sich tatsächlich auch noch durch Prog-Elemente. „Highness“ ist dann eher eine Mischung aus Gospel und Drama-Musical. Es möge bitte keiner sagen, dass dieses Album nicht abwechslungsreich wäre
„The Boy Who Knew How to Climb Walls“ ist eine typische Cat Stevens-Nummern mit einem Blick in den Rückspiegel. Hiermit wird auch die das letzte Albumdrittel eingeläutet. „How Good It Feels“ wird mit der akustischen Gitarre in gemächlichem Tempo auf den Weg gebracht und durch opulente Streicher und das Orchester bombastisch aufgehübscht. „Take The World Apart“ beendet das Album standesgemäß.
Fazit: Yusuf/Cat Stevens hat „King Of A Land“ lange mit sich herumgetragen. Nun ist das Werk endlich vollendet und veröffentlicht. Es sind abwechslungsreiche Songs, die aber zu jeder Zeit ganz klar die Handschrift des Urhebers erkennen lassen. Weitestgehend ist das im Folk zu verorten, aber natürlich ist das auch mal poppig und dezente Rockanleihen gibt es auch. Das Orchester sorgt für den Bombast. Ein Album wie aus der Zeit gefallen, aber immer positiv aufgeladen - Yusuf/Cat Stevens eben!
Text: Torsten Schlimbach
Cat Stevens: Catch Bull At Four
Universal
VÖ: 02.12.2022
Wertung: 9/12
Ausgerechnet das Album von Cat Stevens, welches sich kritisch mit dem Aufstieg zum Ruhm, aber auch Spiritualität beschäftigt, sollte sein erfolgreichstes werden. „Catch Bull At Four“ von 1972 wurde mit Platin-Auszeichnungen überhäuft. Sein sechstes Studioalbum wurde abermals von Paul Samwell-Smith produziert. Stevens musste ich damals monatelang von einer Tuberkulose-Erkrankung erholen, was letztlich dazu führte, dass er sein Leben grundlegend änderte. Jetzt wird dieses erstaunliche Werk noch mal veröffentlicht. Bereits vor 22 Jahren wurde das Album schon auf CD wiederveröffentlicht. Nun erscheint selbiges aber 50 Jahre nach der ersten Veröffentlichung auch wieder auf Vinyl! Natürlich wurde die Jubiläumsausgabe noch mal neu gemastert!
Hört man sich „Catch Bull At Four“ heute an, dann ist es fast schon erschreckend wie aktuell die Themen teilweise immer noch sind. Man könnte ja fast schon davon sprechen, dass der Singer/Songwriter prophetische Fähigkeiten an den Tag gelegt hatte und der Zustand der Welt heute noch schlechter ist als damals in den Songs thematisiert. „Ruins“ ist erstaunlich aktuell und passt zu 2022. Cat Stevens wird ja hin und wieder für seine spirituelle Seite belächelt, aber gerade Träumer wie ihn brauchen wir jetzt. „Silent Sunlight“ spendet auch im Hier und Jetzt Trost und Hoffnung und dürfte für das eine oder andere Lächeln sorgen.
Cat Stevens war damals in den großen Konzerthallen angekommen und das hört man hier auch auf diesem Album. Der Sound und die Arrangements sind wesentlich opulenter ausgefallen. Auch die Instrumentierung ist nicht mehr so minimalistisch. Der Auftakt „Sitting“ ist vom Klavierthema dominiert, hat aber auch sonst sehr viele kleine Sperenzchen zu bieten. Die Stimme von Stevens klingt kratzbürstig und angriffslustig. Der Backgroundchor verstärkt die opulente Ausarbeitung. „The Boy With A Moon And Star On His Head“ klingt zunächst wie einer dieser typischen Folksongs von Cat Stevens, bricht zwischendrin aber immer wieder mit dem Minimalismus. „Angelsea“ hat fast schon Qualitäten eines Rocksongs. Das feinfühlige „Silent Sunlight“ weiß aber mit leisen Klängen zu begeistern - wie auch „Sweet Scarlet“.
Lässig ist vielleicht nicht unbedingt ein Wort, welches man mit Cat Stevens in Verbindung bringt, aber „Can´t Keep It In“ ist mit seinem Groove genau das, nämlich ziemlich lässig. „18th Avenue (Kansas City Nightmare)“ hat mitunter sogar Elemente des Prog zu bieten. „Freezing Steel“ ist ein weiterer rockiger, cooler Track. „O´Caritas“ ist dramatisch ausgearbeitet und mit seinen Klängen, die an den Osten von Europa angelehnt sind, ein Stückchen melancholisch. „Ruins“ ist zum Schluss laut und leise, opulent und minimalistisch – das perfekte Ende!
Fazit: „Catch Bull At Four“ ist auch 2022 noch ein tolles Album. Es gibt viele rockige, kratzbürstige Elemente. Die Songs wurden von Stevens opulenter ausgearbeitet. Es sind hier nicht die bekannten und großen Hits des Singer/Songwriters zu finden, aber dafür jede Menge feine Arrangements und eine tolle Instrumentierung. Das Remaster ist übrigens gut und somit kann dieses Werk von einer ganz neuen Generation entdeckt und ins Herz geschlossen werden!
Text: Torsten Schlimbach
Cat Stevens: Back To Earth
BMG
VÖ: 25.10.2019
Wertung: 8,5/12
„Back To Earth“ von Cat Stevens wird in einer remasterten Version veröffentlicht. Macht das Sinn? Nächstes Jahr erscheint Ende Februar immerhin eine Super Deluxe Box, die jede Menge Mehrwert und unveröffentlichtes Material am Start hat. Die vorliegende Veröffentlichung kann damit nicht aufwarten. Fans haben das Album ja eh schon mehrfach im Schrank stehen. Man kann also eigentlich getrost bis nächstes Jahr warten. Auf der anderen Seite hat „Back To Earth“ noch nie so gut geklungen. Musikinteressierte Menschen, die also nur diese zehn Songs brauchen, es bisher aber immer verpasst haben, sich dieses Werk zuzulegen, können nun auf die klanglich optimierte Fassung zurückgreifen.
„Back To Earth“ wurde 1978 veröffentlicht. Cat Stevens war im Dezember 1977 zum Islam konvertiert und nannte sich seit dem Sommer 78 Yusuf Islam. Er wollte sich eigentlich komplett aus dem Musikgeschäft verabschieden, aber er war vertraglich zu einem weiteren Album verpflichtet. „Back To Earth“ war jenes Werk, welches noch unter dem bekannten Namen Cat Stevens veröffentlicht wurde, aber von ihm mit keinerlei Promotion unterstützt wurde. Die Platte ging damals völlig unter und wurde kaum wahrgenommen. Die Musik war ja auch nicht mehr zeitgemäß.
Hört man sich „Back To Earth“ heute an, dann sind die Songs durchaus zeitlos. Es ist weitestgehend ein ruhiges Album. Der Sound ist brillant und man kann jede feine Nuance heraushören. „Just Another Night“ ist in dieser Hinsicht schon eine kleine Offenbarung. Mit dem melancholischen „Daytime“ hat Stevens ein Kleinod an die zweite Stelle gesetzt. „Bad Brakes“ ist die üppig ausgearbeitete Rocknummer des Albums. Das scheppert und lärmt auch mal dezent. „Randy“ ist auch opulent ausstaffiert, aber trotzdem fest im Singer/Songwriter-Genre verankert.
„The Artist“ klingt zunächst wie ein Kirchenlied, entwickelt sich dann aber in ein – mehr oder weniger – belangloses Instrumentalstück. Dafür ist „The Last Love Song“ unfassbar toll. Gesanglich ist das sehr mitreißend und in dieser Hinsicht die beste Nummer auf diesem Album. Mit „Nascimento“ folgt der nächste Instrumentalsong. Das Stück orientiert sich musikalisch am Funk und kriegt durch die Bläser und den Bass eine tanzbare Note verliehen. Mit „Father“ bleibt Stevens auf dieser Schiene. „New York Times“ ist der opulenteste Track des Albums und klingt so, wie es für die Metropole angemessen ist. „Never“ beendet das Album schließlich zwischen Opulenz und fragiler Singer/Songwritermentalität.
Fazit: „Back To Earth“ ist sicherlich keine Hitsammlung, aber dieses Album ist dafür wie aus einem Guss und hat im Grunde zeitlose Musik zu bieten. Das ist mal opulent ausstaffiert, dann wiederum nimmt sich die Instrumentierung sehr zurück. Der Sound ist erstklassig und jede feine Nuance ist wundervoll herauszuhören. Ein schönes Album – nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Text: Torsten Schlimbach