Cheap Trick: We´re All Right

Cheap Trick: We´re All Right

Big Machine/Universal

VÖ: 23.06.2017

 

Wertung: 8,5/12

 

Huch, wer hätte denn so schnell mit einem neuen Album von Cheap Trick gerechnet?! Erst letztes Jahr veröffentlichte das Quartett mit „Bang Zoom Crazy... Hello“ ein gutes bis sehr gutes Werk! Rick Nielsen sagte im Vorfeld dieser Veröffentlichung, dass die Band sowieso ständig Songs schreiben würde. Blickt man zurück, dann ist das sowieso keine neue Erkenntnis, denn in der Vergangenheit hat die Band neue Songs schon öfters zuerst live präsentiert und eine offizielle Veröffentlichung erfolgte viel später. Das war selbst bei den Hits schon an der Tagesordnung. „We´re All Right“ ist da mal wieder keine Ausnahme, denn mit „Radio Lover“ „Lolita“ und „She's Alright“ gibt es nun schon hinlänglich bekanntes Material. Die Nummern haben die Livetauglichkeit ja schon bewiesen. Cheap Trick treten ja sowieso ständig auf und spielen an jeder Milchkanne. Die Band liebt eben was sie tut – auch nach mehr als 20 Millionen vekauften Platten.

 

Es ist wieder eine Menge los bei Cheap Trick. Viele Rockstile kommen da zusammen. „You Got It Going On“ ist gepflegter Hardrock, der von „Long Time Coming“ noch übertroffen und mit einer Prise Glam, Punk und Honky Tonk angereichert wird. Lässig. Dazu ein Refrain, der sich in die Gehirnwindungen einfräst. Man hört zudem, dass die Band unglaublich Spaß gehabt haben muss, als sie das Ding eingezimmert hat. „Nowhere“ wirft dann viele Zutaten über Bord und präsentiert sich als gepflegtes Punkstück. Dieses Song-Trio ist zum Auftakt schon ein ziemliches Brett.

 

Mit „Radio Lover“ folgt dann durch die Konzerte eine bekannte Nummer. Das ist vom Gesang doch tatsächlich Rock and Roll, der ein bisschen an Elvis erinnert. Die Gitarre von Nielsen bricht mal wieder alle Rekorde. „Lolita“ nimmt dann etwas das Tempo raus und erinnert eher an Sweet. Mit Glam hantierten Cheap Trick aber ja schon immer rum. Die Hookline von „Brand New Name On An Old Tattoo“ ist schon nicht von schlechten Eltern. Die zweite Hälfte beginnt mit „Floating Down“ aber auch reichlich kitschig und unausgegoren. Das soll wohl eine Ballade sein. Der Bass bei „She´s Alright“ rettet danach das Album aus der Tiefschlafphase. Der Gesang ist teilweise an Lou Reed angelehnt, der Song eher eine Mischung aus Americana und Country. Cheap Trick sind aber immer dann am Besten, wenn es voll auf die Zwölf geht, wie mit „Listen To Me“. „The Best Of My Life“ ist einer der besseren Songs aus dem Midtempo-Bereich. „Blackberry Way“ ist britisch angehaucht. Die Kinks konnten das aber besser. Zum Schluss gibt es noch mal zwei richtig großartige Nummern. „Like A Fly“ hat durchaus Hitqualitäten und „If You Still Want My Love“ ist regelrecht episch.

 

Fazit: „We´re All Right“ kommt überraschend, reiht sich aber wunderbar in den Backkatalog der Band ein, denn es ist kein Schnellschuss wenn es um die Qualität geht. Teilweise ist das Material den Fans durch die Liveumsetzung ja schon bekannt und teilweise wurden neue Songs für das Album geschrieben. Zwischendurch hat das Album zwar einen Hänger, aber unter dem Strich ist das ein sehr lässiges Werk. Cheap Trick sind immer dann am Besten, wenn sie Vollgas geben. Vollgas gibt es sehr viel auf „We´re All Right“.

 

http://www.cheaptrick.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Cheap Trick: Bang Zoom Crazy...Hello

Cheap Trick: Bang Zoom Crazy...Hello

Universal

VÖ: 01.04.2016

 

Wertung: 8,5/12

 

Das Veröffentlichungsdatum des neuen Cheap Trick Albums hätte nicht besser gewählt werden können. Nicht, weil die Band ein verdammter Scherz ist, sondern weil sie dann doch so anders ist als viele Artgenossen. Und mit dieser Art konnte die Kapelle immerhin 20(!) Millionen Alben an die Frau und den Mann bringen. Cheap Trick gingen immer konsequent einen ganz eigenen Weg und der Spaß an der Musik stand dabei meist im Vordergrund. Mittlerweile sind die Herren längst im Rentenalter angekommen und sind doch unaufhörlich auf Tour. Jetzt gibt es nach 2009 mit „Bang Zoom Crazy...Hello“ ein neues Album. Den Fans wird es gefallen.

 

Das Album hat wieder alles zu bieten, was Chreap Trick ausmacht. Und das wieder im Übermaß. Es ist ein Album mit Ecken und Kanten und gleichzeitig gibt es auch wieder Titel, da schunkelt auch die Schwiegermutti mit. Ganz ehrlich, so ein Ding wie „Sing My Blues Away“ lässt man eben auch nur Cheap Trick durchgehen, bei allen anderen würde man sich mit Grausen abwenden. Zum Glück gibt es ja jede Menge anderes Zeugs auf dieser Scheibe. Den knackigen Opener „Heart On The Line“ beispielsweise, der alle Sleaze-Rocker ziemlich alt aussehen lässt. Rick Nielsen zeigt mal wieder, was er für ein Tier an der Axt ist. „No Direction Home“ ist sogar ein Trademark-Song, der ganz entfernt auch an The Who erinnert.

 

„When I Wake Up Tomorrow“ ist sogar einer der besten Songs von Cheap Trick seit Jahren. Ein verdammter Ohrwurm ist das. Ein trauriger dazu. Musikalisch ist das ganz fein austariert und liebevoll arrangiert. „Blood Red Lips“ ist glamrockig, Erinnerungen an T.Rex werden da wach. „Roll Me“ kommt schmissig mit scheppernden Drums als Hardrockungetüm daher. Powerchords galore. „The In Crowd“ zeigt wieder das spielerische Vermögen von Cheap Trick und besonders Nielsen. Das feine Songwriting macht die Nummer zu einem weiteren hervorstechenden Höhepunkt. „Long Time No See Ya“ klingt garantiert nicht nach älteren Herren. Das hat mehr Eier als so mancher Rocksong von irgendwelchen Jungspunden. Das Stück klingt zudem ungemein frisch. „The Sun Never Sets“ dürfte Altfans ganz besonders erfreuen, ist der Sound doch an die 70er angelehnt. Mit „All Strung Out“ endet das Album wie es angefangen hat: knackig auf den Punk(t).

 

Fazit: „Bang Zoom Crazy...Hello“ ist eine wohltuende Überraschung im bisherigen Musikjahr 2016. Man nimmt den Herren dieses Werk vollends ab, weil man den Spaß hört, der dahinter steckt. Kein Wischiwaschi, keine Kompromisse und doch tut sich so mancher Ohrwurm zwischen Hardrock, Glam und Punk hervor. Da sei ihnen dieser eine Schunkelausfall mehr als verziehen. Cheap Trick müssen keinem mehr etwas beweisen und wollen das überhaupt nicht. Dabei kommt dann eben so ein ungezwungenes Album wie „Bang Zoom Crazy...Hello“ heraus.

 

http://www.cheaptrick.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Cheap Trick: Original Album Classics (5 CDs)

Cheap Trick: Original Album Classics (5 CDs)

Sony Music

VÖ: 17.02.2012

 

Wertung: 7,5/12

 

Die „Original Album Classics“ Reihe geht in die nächste Runde. Von Cheap Trick gab es ja bereits 2008 eine Veröffentlichung mit 5 CDs. Nun folgt mit den Jahren von 1979 bis 1990 die nächste Ausgabe. Die Serie erfreut sich ja allergrößter Beliebtheit, was nicht zuletzt am attraktiven Preis liegen dürfte. Immerhin bekommt man hier gleich fünf Alben zum Preis einer Einzel-CD geliefert. Die Aufmachung spielt dabei eine untergeordnete Rolle und ist sehr zweckmäßig gehalten. Die einzelnen Platten machen im Cardboard-Sleeve als Mini Vinyl Replicas allerdings einen recht netten Eindruck.

 

„Dream Police“ war 1979 das fünfte Studioalbum von Cheap Trick. Ermüdungserscheinungen waren allerdings noch nicht auszumachen. Rick Nielson erledigte wieder einen Großteil des Songwritings. Mit dem Titeltrack „Dream Police“ wurde wieder ausgefeilter Hardrock geboten, der gleichzeitig auch ein paar spannende Tempiwechsel zu bieten hatte. Ein leicht poppiger Grundton schwebte aber auch über diesem Song und dem kompletten Album. Progressive Ansätze waren und sind ebenfalls allgegenwärtig. Mit „Way Of The World“ befindet sich gar ein druckvoller Rocksong auf dem Album, der in die Nähe von Led Zeppelin kommt. „The House Is Rockin´ (With Domestic Problems)“ klingt gar wie frisch aus der Garage entsprungen. Cheap Trick waren hier wohl auf dem Höhepunkt des Schaffens. Mit „Gonna Raise Hell“ lieferten sie eine Vorgeschmack für das ab, was später im Hardrock-Bereich noch folgen sollte. Da verzeiht man auch den furchtbaren Ausrutscher von „Voices“, der wohl der kläglich Versuch einen Beatles Song zu komponieren sein sollte. Als Bonustracks gibt es die schon bekannten Live-Versionen von „The House Is Rockin´“, „Way Of The World“ und „I Know What I Want“ sowie eine alternative Version von „Dream Police“. Gute Scheibe!

 

Mit „One On One“ ging es dann bergab. Zwar ist das immer noch irgendwo im Hardrock anzusiedeln, aber leider ist das Songwriting nicht mehr ganz so gut. Klar, den Titeltrack kann man prima mitgrölen und „I Want You“ hat ordentlich Drive. Unter dem Strich ist das doch reichlich uninspiriert. „If You Want My Love“ passt dann doch eher zu Smokie. Auch ein vermeintliches Brett wie „Looking Out For Number One“ kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Ideen nicht gerade sprühten. „She´s Tight“ oder „Time Is Runnin´“ sind dann auch Boogie-Stampfer wie man sie von Status Quo kennt. Unter dem Strich ein nettes Album, aber die Schwächen und der Ideenmangel sind dann doch allzu offensichtlich.

 

„Lap Of Luxuary“ ist dann endgültig beim belanglosen Pop angekommen. Das wird schon bei der Albumeröffnung „Let Go“ schnell klar. Cheap Trick waren aber sowieso nicht mehr die Band der Anfänge. „No Mercy“, das furchtbare „In Flame“, „Space“ oder „Ghost Town“ spiegeln aber auch das Jahrzehnt wieder in dem „Lap Luxuary“ entstanden ist. Das war eben bunt, belanglos und völlig oberflächlich und so hören sich auch die Songs an. Was war nur aus der Band, die „Dream Police“ aufgenommen hat, geworden?

 

„Busted“ war dann auch nicht besser. Oder nur in Teilen. Arenarock der schlimmeren Sorte. Def Leppard lässt grüßen. Die erste Albumhälfte kann man dann auch komplett vergessen. Mit „Busted“ wird es dann besser, auch wenn hier ein paar alternde Männer auf dicke Hose machen. „Walk Away“ mit Chrissie Hynde ist eine recht nette Ballade und mit „When You Need Someone“ ist gar ein amtlicher Schmachtfetzen vertreten. Dass sie nichts verlernt haben unterstreichen sie mit „Rock ´N´ Roll Tonight“. Das Stück fetzt doch mal amtlich durch die Gegend. Warum nicht öfter so?

 

Es gibt aber noch ein Highlight in dieser Box. Mit „Live At Budokan“ ist nämlich ein sehr gutes Livezeugnis der Musikgeschichte enthalten. Cheap Trick unterstreichen hier, dass sie zu diesem Zeitpunkt sicher zu den besten Live-Bands des Planeten zu zählen waren. Druckvoll und auf den Punkt genau feuern sie ihre Rockkracher von „Hello There“ über „Big Eyes“ bis hin zu „I Want You To Want Me“ ab. Schon alleine für dieses Album lohnt sich die Anschaffung dieser Box!

 

Fazit: Die Original Album Classics Reihe geht nun auch in die nächste Cheap Trick Runde. Mit „Live At Budokan“ und „Dream Police“ sind zwei erstklassige CDs enthalten, die die Band auf dem Höhepunkt der Karriere zeigen. Danach ging es bergab. Für den relativ geringen Anschaffungspreis der 5 CD-Box nimmt man aber auch diese Platten gerne mit. Immerhin kriegt man so viele Phasen und Facetten der Band geboten!

 

http://www.cheaptrick.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch