Ellie Goulding: Halcyon Days (Repack)
Universal
VÖ: 23.08.2013
Wertung: 7/12
Ellie Goulding schwebt gerade auf einer Erfolgswelle. „Lights“, „I Need Your Love“ und „Burn“ gingen allesamt durch die Decke und bestimmten die jüngere Vergangenheit der Radiohörer. Das entsprechende Album „Halcyon“ konnte sich zudem auch mehr als ordentlich verkaufen. In der heutigen Zeit sind 3 Millionen abgesetzter Einheiten ja schon sensationell. Ellie Goulding ist ohne Zweifel in der Riege der weiblichen Superstars angekommen. Die Britin hat dem Pop zumindest die Würde zurückgegeben und der Erfolg ist mit Sicherheit nicht unverdient. Das weckt natürlich auch Begehrlichkeiten bei allen, die damit Geld verdienen und somit kommt die Platte, die letztes Jahr im Oktober veröffentlicht wurde, erneut in den Handel und nennt sich jetzt „Halcyon Days“.
Das Spielchen kennt man ja leider mittlerweile. Von einem erfolgreichen Album folgt nach kurzer Zeit schon eine Neuveröffentlichung ohne nennenswerten Mehrwert. Im Falle von Ellie Goulding ist dieses ganze Vorgehen noch ärgerlicher, denn von „Halcyon“ gab es bei der ersten Runde ja schon mehrere Konfigurationen. Fans mussten also eh schon sehr tief in den Geldbeutel greifen. Und siehe da, ja auch von dem Abklatsch „Halcyon Days“ gibt es nun auch noch eine Deluxe Edition. Klar, es steht keiner mit der Pistole neben einem an der Kasse und zwingt einen zum Kauf, aber natürlich wissen alle Beteiligten wie der Hase läuft. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich auch die Frage, wie bei diesem hilflosen Durcheinander überhaupt noch einer zum Kauf eines Albums bewegt werden soll? Ärgerliche Geschichte!
Die neue Single „Burn“ ist nun der Aufhänger für die Repack-Version. 22 Songs machen aus dem Album dann auch keine runde Sache mehr. Jetzt hört sich das alles nach einem Sampler an und das eigentlich gute „Halcyon“ wird irgendwie völlig zerschossen. Man könnte auch sagen, dass das Werk ein bisschen seiner Seele beraubt wurde. „Burn“ ist ein feiner Popsong, die übrigen sieben neuen Songs können da nur bedingt mithalten. Ellie Goulding entfernt sich doch immer mehr von ihren Wurzeln. Ist das nun als Weiterentwicklung zu verstehen oder doch eher als Erfolgskalkulation? „Goodness Gracious“ ist eine weiterer Gute-Laune-Song, der im Refrain ordentlich bollert und leiert. „You My Everything“ ist einzig und alleine durch die Stimme vertretbar. Die Sounds wabern nichtssagend durch die Gegend. Effekte und Layer machen aus dem Stück nun wirklich kein großes Vergnügen mehr – zu oft hat man das so oder so ähnlich schon gehört.
„Hearts Without Chains“ ist sehr pianolastig und lässt noch mal die stimmliche Brillanz von Ellie Goulding aufblitzen. Sie hat ja schließlich auch mal als Singer/Songwriterin angefangen – irgendwie jedenfalls. „Stay Awake“ hingegen ist 08/15 Radiogedöns, welches an Belanglosigkeit kaum zu überbieten ist. Mit dem düsteren „Under Control“ schlägt sie einen etwas anderen Weg ein. Hier stimmt auch die Balance zwischen künstlerischem Anspruch und Eingängigkeit wieder. Der Dubstep ist ja auch immer irgendwie präsent, bei „Flashlight“ tritt dies am deutlichsten zum Vorschein. Nett. Mit der Coverversion „How Long Will I Love You“ wird „Halcyon Days“ tatsächlich ganz hervorragend beendet. Den Waterboys-Song interpretiert Ellie Goulding auf ihre Art und das macht sie wirklich gut. Ein versöhnlicher Abschluss.
Fazit: Jetzt hat man „Halcyon“ noch mal aufgeblasen und als „Halcyon Days“ erneut auf den Markt geschmissen – und dann auch gleich noch in mehreren Versionen. Eine EP hätte es da auch getan. Wer das Album bisher noch nicht im Schrank hat, kann hier zugreifen und erhält dann noch eine Menge Kirmeskram dazu, welcher das eigentliche Werk leider komplett seiner Seele beraubt. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar interessante Tracks dazu, die unterstreichen, warum Ellie Goulding im Popgeschäft zu den Großen gehört. Alles in allem ist das aber kein Muss, aber das dürfte ja keine Überraschung sein.
Text: Torsten Schlimbach
Ellie Goulding: Halcyon
Universal
VÖ: 05.10.2012
Wertung: 8/12
Elena Jane Goulding ist eines dieser Popwunder von denen es seit Beginn des neuen Jahrtausends jedes Jahr mindesten fünf Stück zu geben scheint. Als Ellie Goulding feierte sie mit ihrem Debütalbum große Erfolge, heimste jede Menge Preise ein und die Anzahl ihrer Anhänger vergrößerte sich stetig. Dies ging gar soweit, dass sie auf der Hochzeit von Kate und William trällern durfte und ebenso schon ein Weihnachtskonzert für Barack Obama gegeben hat. Mittlerweile ist sie auch in den Klatschspalten dieser Welt angekommen und nicht zuletzt aufgrund ihrer Liebesbeziehung zum Dubstep Wunderkind Skrillex ein gern gesehener Gast der Yellow Press.
Jetzt will sie aber auch endlich mal wieder mit ihrer Musik für Aufmerksamkeit sorgen. Ihr zweites Album „Halcyon“ soll den Erfolg von „Lights / Bright Lights“ nun wiederholen oder bestenfalls sogar noch toppen. Sieht gar nicht so schlecht für Ellie Goulding aus und es könnte sogar klappen. Die Multiinstrumentalistin, die eigentlich einen Stimmumfang einer Sopranistin hat, könnte mit diesem Popalbum durchaus einen Volltreffer landen. Fast alle Songs stammen aus ihrer Feder. Das Werk besticht mit einer atmosphärischen Dichte und legt sich auch beim künstlerischen Anspruch mächtig ins Zeug.
Gerade die ruhigeren Songs wie „Explosions“ - übrigens klassisch angehaucht – oder „I Know You Care“ überzeugen dabei auf ganzer Linie. Ellie Goulding kann dabei auch ihre ganze stimmliche Klasse und Vielfalt zeigen! Man konnte im Vorfeld durchaus etwas skeptisch sein, denn es liegt ja auf der Hand, dass Skrillex den einen oder anderen Einfluss hatte. Und ja, das Pendel von „Halcyon“ schlägt hin und wieder auch in diese Richtung aus. Dieser Umstand ist aber weniger der privaten Verbindung geschuldet, es handelt sich ja immerhin um einen weltweiten Trend. Meist werden die Songs aber eben nicht damit zugeballert! Der Opener „Don´t Say A Word“ zeigt mit einem tollen Aufbau, dass man die Dubstepeinflüsse auch ganz toll einweben kann.
Oftmals schlagen die Songs gar in eine sakrale Richtung aus. „My Blood“ schafft diesen Spagat spielend. „Anything Could Happen“ ist eine gute Auskopplung, aber letztlich der erwartete Popklimbim. „Only You“ nervt danach aber doch ziemlich. Mit Micky Maus-Stimme und Dancebeatgeboller reitet Ellie Goulding zu sehr auf der Trendwelle. Dieses Album ist immer dann am stärksten, wenn Tracks wie „Halcyon“ oder „Figure 8“ eine Schneise in den üblichen Popmist schlagen. Dancebeats stehen dann im krassen Gegensatz zu einem Singer/Songwriter Ansatz. Hier wird zwar das ganz große Besteck raus geholt, aber das würde auch Unplugged funktionieren. Das wunderschöne „Dead In The Water“ überrascht gar mit einer Mischung aus Kate Nash und Clannad! Die beiden Bonustracks „I Need Your Love“ und „Lights“ hätte man nicht unbedingt gebraucht. Die erste Nummer ist furchtbares Popgedöns und warum man jetzt auf diesem neuen Album noch mal die Single Version von "Lights" unterbringen muss bleibt sowieso ein Rätsel.
Fazit: Ellie Goulding zeigt mit „Halcyon“, dass man auch im Popbereich durchaus anspruchsvolle und künstlerisch wertvolle Musik zustande bringen kann. Auch die trendigen Dubstepeinflüsse webt sie geschickt in den Sound ein. Die größte Stärke der Platte sind aber die ruhigen Momente und davon gibt es überraschend viele auf diesem Album. Da verzeiht man dann auch gerne die paar Anbiederungen beim Mainstream oder bei den Trendhipstern. Auf „Halcyon“ kann Ellie Goulding zudem ihre stimmliche Bandbreite zeigen und diese ist nicht gerade klein!
Text: Torsten Schlimbach
Ellie Goulding: Lights
Universal
Wertung: 7,5/12
Da ist sie also, die neue Popsensation. Sie heißt Ellie Goulding und wird gerade von der britischen Presse hofiert und in den höchsten Tönen gelobt. Vom nächsten großen Ding ist da die Rede und der Durchbruch für das Jahr 2010 ist sowieso vorprogrammiert. Mit derartigen Lobpreisungen ausgestattet kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Die Vorschusslorbeeren können allerdings auch eine Bürde sein und sich zu einem Art Rucksack entwickeln. Es ist ja zu Zeit auch äußerst angesagt junge Künstlerinnen in den Himmel zu schreiben. Die schöne Seite daran: dies geschieht sogar alles völlig zu recht.
Ellie Goulding ist wieder eines dieser Popmädchen, die in kein Raster und in kein Schema passen wollen. Das macht es ja gerade so spannend und vielschichtig. Sie beherrscht eine Vielzahl von Instrumenten und lässt sich ebenfalls von einer Menge Künstler beeinflussen. Das können Pearl Jam, aber auch Björk, Passion Pit, Lauryn Hill oder Dolores O´Riordan sein. Alles ist also möglich. Dies gilt auch für ihre Konzerte, wo man sie auch mal hinter der Schießbude bewundern darf.
Auch für ihr Debütalbum „Lights“ gilt: alles ist möglich. Das Popkorsett ist zunächst offensichtlich, aber unter der Oberfläche lässt sich doch eine ganze Menge anderes finden. Es wäre ja auch eine Schande, da Ellie Goulding in den Tiefen ihrer Seele eine Multiinstrumentalistin ist, man dies aber nicht auf ihrem Album hören würde. Die Songs hat sie sowieso geschrieben und auch die Akustikgitarre liegt nie weit weg. Dazu gesellen sich Synthesizer und einige weitere elektronische Spielereien. Interessante Mischung, die zwar alles andere als neu ist, „Lights“ bisweilen aber doch aus dem Popeinheitsbrei herausragen lässt.
Man muss allerdings auch festhalten, dass manche Tracks irgendwie auch im Mittelmaß dahin plätschern. „The Writer“ ist da ein Beispiel. Die Nummer lebt von der elfengleichen Stimme, ansonsten dudelt es ohne echten Höhepunkt vor sich hin. Dem gegenüber stehen dann so famose Tracks wie der melancholische Albumauftakt „Guns And Horses“. Die Singleauskopplung „Starry Eyed“ ist sowieso über jeden Zweifel erhaben und eine gute Wahl um den Leuten Appetit auf mehr, sprich die gesamte Langrille zu machen. Dazu gesellt sich dann ein solides Popstück wie „This Love (Will Be Your Downfall)“, welches sich im weiteren Verlauf als Dancetrack entpuppt.
Ellie Goulding vernachlässigt keineswegs ihre musikalischen Wurzeln. Mal sind selbige offensichtlicher, dann wiederum werden sie versteckt. Da sind sie aber immer. „Under The Sheets“ fördert alles zu Tage und lässt die Folkwurzeln hell erstrahlen. Dazu immer dieser – man muss es einfach so sagen – liebliche Gesang, einfach wunderschön. Der Gesang kommt besonders gut bei „Your Biggest Mistake“ zur Geltung. Auch hier schwingt zunächst eine leichte melancholische Note mit. Der Schlusssong „Salt Skin“ klingt dann wie die Symbiose der ganzen Scheibe. Zum Schluss wird also noch mal alles in die Waagschale geschmissen was „Lights“ ausmacht.
Fazit: Ellie Goulding hat als Sängerin einiges zu bieten. Ihre Stimme ist das Pfund, mit dem sie hier wuchern kann. Die Tracks sind teilweise recht vielschichtig und spannend. Auf der anderen Seite kommen manche aber auch nicht aus dem üblichen Popgedöns heraus. Das nächste große Ding ist das einstweilen sicher nicht und trotzdem ist der ganze Hype auch irgendwie gerechtfertigt. Von Ellie Goulding wird man definitiv noch mehr hören.
Text: Torsten Schlimbach