Barry Gibb: In The Now (Deluxe Edition)

Barry Gibb: In The Now (Deluxe Edition)

Sony

VÖ: 07.10.2016

 

Wertung: 7,5/12

 

Barry Gibb ist das einzige noch lebende Mitglied der Bee Gees. Auch, wenn seine Brüder Robin und Maurice verstorben sind, schreibt er seine Songs immer noch sehr gerne mit Familienmitgliedern. Für sein neues Album „In The Now“ hat er sich die Hilfe seiner Söhne Stephen und Ashley gesichert. Zusammen mit John Merchant hat er die Songs dann auch gleich noch selbst produziert. Aufgenommen wurde das Album in Miami. Zur Seite standen Gibb da jene Musiker, mit denen er auch seine letzte Solotour beschritt.

 

Fans der Bee Gees dürften dieses Album schnell lieben. Die Stimme des guten Barry ist eben unverkennbar und zumindest mit den Mitteln des Studios und der modernen Technik scheint diese die vergangenen Jahrzehnte unbeschadet überstanden zu haben. Es gibt auf „In The Now“ auch wieder den berühmten Gibb-Schmalz. Samtweich schmiegen sich die Songs an den Hörer und packen einen in einen hübschen Wattebausch ein.

 

Soweit so klar. Es gibt aber auch ein paar Momente auf diesem Album, die lassen dann doch aufhorchen. „Cross The Bear“ ist teilweise ungemein ruppig. Die Gitarre hat ja schon Indierockqualitäten. Ein bisschen Americana und Country schwingt da ebenfalls mit. Der Songaufbau ist gelungen und da wird nicht dem üblichen Schema gefolgt. Mit dem Titelsong - „In The Now“- hat er dann den tanzbaren Gegenpart dazu aufgenommen. Auch „Grand Illusion“ rockt. Es wäre interessant zu erfahren, wie groß der Anteil seiner Söhne daran ist. Denkt man sich seine Stimme weg, dann würde das sicher einer Hörerschaft gefallen, die man gemeinhin nicht mit Gibb in Verbindung bringen würde!

 

Na gut, „She Crossed Lovers“ ist die vertonte LKW-Ladung Zucker. Igitt. „Blowin´ A Fuse“ lässt es dafür ja wieder krachen! Auch so ein MOR-Track wie „Home Truth Song“ ist durchaus annehmbar. Dafür nimmt man dann auch mal den Kitsch von „Shadows“ hin. Kann man ja skippen. „Amy In Colour“ klingt für den älteren Herrn auch sehr schmissig. Nach hinten raus hat er dann ein bisschen die Beatles zitiert – oder dort abgekupfert. „Diamonds“ hat sogar ein Gitarrensolo am Start! „End Of The Rainbow“ hört sich so an, wie es der Titel vermuten lässt. Fans, die von Anfang an dabei sind, werden dazu sicher ein Tränchen im Knopfloch haben. Gut, dass die Deluxe Edition noch drei weitere Songs auffährt. „Grey Ghost“ ist zwar relativ unspektakulär und „Daddy´s Little Girl“ erneut ein Griff in die Kitschkiste, aber „Soldiers“ ist doch ein sehr versöhnlicher Abschluss.

 

Fazit: „In The Now“ von Barry Gibb ist in seiner Gesamtheit gesehen ein ziemlich überraschendes Album. Natürlich gibt es hier den ganzen Kitsch, Schmalz und Kleister auf die Ohren. So kennt man Gibb. Die samtweiche Stimme ist natürlich auch noch wie eh und je mit allen Höhen vertraut. Es wäre aber auch seltsam, wenn das nicht so wäre. Dafür gibt es aber ungemein rockige Songs – mit Indieanleihen! Wer hätte das von dem alten Säusler erwartet?

 

http://www.barrygibb.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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