Guano Apes: Proud Like A God

Guano Apes: Proud Like A God XX

Sony

VÖ: 06.10.2017

 

Wertung: 6,5/12 (Bonus-CD)

 

Es will ja keiner dabei gewesen sein, als die Guano Apes vor 20 Jahren durch die Decke gingen. Es hat sie damals schon keiner gut gefunden, so hört man. Aha. Seltsam, dass die Kapelle mit „Open Your Eyes“ überall zu hören war – von der Indiedisco bis zum Mainstreamradio. Auf den Festivals bis zum Musikfernsehen. Die Guano Apes waren ein nationales Musikphänomen und deutscher Crossover immer noch angesagt. Natürlich will davon keiner mehr was wissen. „Lord Of The Boards“ hat natürlich auch keiner irgendwo mitgeschrien. Ist ja peinlich. Irgendwas muss die Band damals aber verdammt richtig gemacht haben, auch wenn heute darüber gerne der Mantel des Schweigens ausgebreitet wird. Muss doch keinem peinlich sein. Jetzt, da die Geburtstagsedition veröffentlicht wird, kann man darüber ja noch mal neu nachdenken.

 

Mit dem Produzenten Fabio Trentini, der auch schon 1994 bei den ersten Demos am Start war, hat die Band nun die analogen Originalbänder ausgegraben um den Sound der Platte der heutigen Zeit anzupassen. Braucht es das wirklich? Die Band sagt aber auch heute noch, dass sie auf dieses Album immens stolz wäre. Das können sie auch sein und das ist natürlich auch völlig in Ordnung so! Besser wurde es ja auch nicht mehr.

 

Ob die Frischzellenkur für „Proud Like A God“ noch mal eine Verbesserung gebracht hat oder ob der ursprüngliche Charakter durch die Neubearbeitung nicht sogar verfälscht wurde, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden. Es mangelt nicht an Vergleichsmöglichkeiten, denn die Ausgabe von 1997 befindet sich tatsächlich in diesem Haushalt, allerdings wurde zur Besprechung die zweite CD geschickt. Die Beurteilung bezieht sich somit ausschließlich auf die Bonus-CD!

 

Neun Songs sind hier enthalten. Darunter finden sich Neueinspielungen von „Get Busy“, „Rain“, „Crossing The Deadline“, „Suzie“ und „Never Born“. Der unumstrittene Höhepunkt ist auch hier – wie könnte es anders sein? - „Open Your Eyes“. Warum? Weil Danko Jones mit dabei ist. Sandra Nasic hat den Gesang für Danko etwas angepasst. Der Kanadier darf auch eine Strophe singen – rotzig wie man ihn kennt. Ja, das Ding ist ein Brett. Und wer sich jetzt fragt, wie Danko Jones denn ausgerechnet zu den Guano Apes kommt: man kennt und schätzt sich von diversen Festivals.

 

Nun gut, dies ist ja die Bonus-CD, da nimmt man dann auch ein paar Sachen eher milde gestimmt zur Kenntnis. „Lose Yourself“ von Eminem zu covern ist nämlich keine gute Idee. Da kann hier noch so sehr auf die Felle eingeklöppelt und die sechs und vier Saiten bis zum Reißen strapaziert werden, gegen Eminem ist das einfach nur bieder. Der Aufbau vom Meister ist perfekt, die Guano Apes sind da viel zu brav. Wo er richtig angepisst ist, klingt das auf dieser CD hier wie eine Karikatur.

 

„Rain“ klingt nun fast ein bisschen wie von Paradise Lost. „Crossing The Deadline“ ist eine schöne Haudraufnummer. „This Is Not America“ geht aber überhaupt nicht. David Bowie rotiert da doch in seinem Grab. Ehrlich jetzt, das kann man nicht machen. „Never Born“ groovt ganz gut und „Suzie“ ist eine Dampfwalze. „Get Busy“ allerdings der klägliche Versuch im Jahre 2017 anzukommen. Und dann wäre da auch noch „Precious“ ein verzichtbares Depeche Mode-Cover. Aber wie gesagt, das ist ja die Bonus-CD und da kann man sich ja ruhig mal solche Dinge vornehmen.

 

Fazit: „Proud Like A God“ feiert nun auch schon den zwanzigsten Geburtstag. Die Guano Apes waren mit der Single „Open Your Eyes“ und eben diesem Album die deutschen Musikhelden der Stunde. Heute will keiner mehr was davon wissen, dabei sind wir damals alle dazu abgegangen. Die Songs wurden nun soundtechnisch aufgehübscht. Auf der uns vorliegenden Bonus-CD wurden sechs Songs noch mal komplett neu eingespielt. Dazu gibt es eine Hammerversion von „Open Your Eyes“ mit Danko Jones und drei verzichtbare bis ärgerliche Coverversion von Eminem, David Bowie und Depeche Mode zu hören. Gibt es noch Fans der Guano Apes? Hier, diese Veröffentlichung von „Proud Like A God“ ist für euch!

 

http://www.guanoapes.org/

 

Text: Torsten Schlimbach

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