Dolly Parton: Diamonds & Rhinestones (The Greatest Hits Collection)
Sony/Legacy
VÖ: 18.11.2022
Wertung: 10/12
Tipp!
Dolly Parton ist die erfolgreichste Country-Sängerin aller Zeiten. Keine andere Künstlerin des Genres konnte so viele Tonträger an die Frau und den Mann bringen. Unzählige Auszeichnungen pflastern ihre lange, lange Karriere. Es gibt kaum einen Preis, den sie nicht abgeräumt hat. Es gibt unzählige legale oder illegale Zusammenstellung von und über Dolly Parton. Manche sind recht fragwürdig und die Soundqualität ist oftmals ein totales Ärgernis. Abgesehen davon hat Dolly Parton auf unterschiedlichen Labels Alben veröffentlicht, was die Rechte bei einer Zusammenstellung immer erschwert. Nun wird mit „Diamonds & Rhinestones“ erstmals ein Album ihrer Karriere von 1971-2000 labelübergreifend veröffentlicht.
Dolly Parton mag eine amerikanische Ikone sein, aber auch bei uns sind ihre großen Hits bekannt. Klassiker und Welthits eben. Manche kennt man auch aufgrund furchtbarer Interpretationen anderer Musiker. Für „Jolene“ sollten sich The Boss Hoss ein Leben lang schämen. Grauenhaft, was daraus gemacht wurde. Jack White hingegen hat es hinbekommen. Die Interpretation von Dolly Parton bleibt aber unerreicht.
„9 to 5“ kennt man natürlich ebenfalls und das fröhliche „Here You Come Again“ ist selbstverständlich ein ganz großer Hit. Gerade in diesen schwierigen Zeiten kann dieses beschwingte Musikstück positive Stimmungen erzeugen. Ihr Duett „Islands In The Stream“ mit Kenny Rogers bleibt ebenfalls unerreicht, auch wenn das von vielen anderen schon gecovert wurde. Natürlich ist das bei Parton und Rogers der vertonte Kitsch, aber trotzdem schön und ein Klassiker. „I Will Always Love You“ kennt man ja von Whitney Houston als absoluten Welthit. Geschrieben wurde der Song aber einst von Dolly Parton und 1974 auf ihrem Album „Jolene“ veröffentlicht. Dolly Parton singt das Stück natürlich anders als Whitney Houston, aber ihre feinfühlige Interpretation ist ebenfalls sehr gelungen.
Das Set enthält auch typische Country-Songs wie „Coat Of Many Colors“ oder „My Tennessee Mountain Home“. Melancholisches wie „The Bargain Store“ wird von dem treibenden „Baby I´m Burnin´“ abgelöst. Dolly Parton hat immer über die Country-Genregrenzen hinausgeguckt und stets auch dem Pop und Rock die Tür geöffnet. Soundtrackbeiträge wie „Red Shoes“ oder „Tennessee Homesick Blues“ sind hier ebenfalls enthalten. „Silver Threads And Golden Needles“, ein Song bei dem die Ikonen Tammy Wynette und Loretta Lynn ebenfalls vertreten sind, und „Real Love“, ein weiteres zuckersüßes Duett mit Kenny Rogers, hat diese Zusammenstellung auch zu bieten. „Faith“ mit Mr. Probz hätte es allerdings nicht gebraucht. Dolly Parton kann man einfach nicht in dieses belanglose und knallbunte Popgeplänkel dieser Tage quetschen.
Fazit: Dolly Parton ist eine amerikanische Ikone, aber auch ein Weltstar. Ihre unzähligen Hits kennt man auch außerhalb ihrer Heimat - manche leider nur durch die Interpretation anderer Künstler. Auf der nur vorliegenden Zusammenstellung wird ihre Karriere ab den 70ern beleuchtet. „Diamonds & Rhinestones (The Greatest Hits Collection)“ eignet sich hervorragend um sich einen Überblick über diese tolle Künstlerin zu verschaffen!
Text: Torsten Schlimbach
Dolly Parton: Pure & Simple (2 CDs)
Sony
VÖ: 19.08.2016
Wertung: 7,5/12
Ob Dolly Parton ihren kompletten Backkatalog im Kopf hat, ist nicht überliefert. Mit „Pure & Simple“ fügt sie selbigem nun noch mal eine neues Album hinzu. Unzählige Preise und Auszeichnungen stehen zudem für ein sehr bewegtes Leben der Grande Dame des Country. Filme und eine Vielzahl weitere Projekte hat sie über die Jahrzehnte immer wieder bereichert. Mittlerweile zählt die Dame 70 Lenze, ist aber immer noch aktiv, auch auf der Bühne. Mit „Pure & Simple“ gibt es zehn neue Songs von ihr zu hören, sowie die neu eingespielten Lieder „Tomorrow Is Forever“ und „Say Forever You´ll Be Mine“.
Mit dem Titeltrack fängt das Album dann auch recht traditionell an. Country und Folk wie man es von ihr kennt. Die Stimme ist klar wie ein Bergfluss und zumindest auf der Studioproduktion lässt sich das Alter kaum erahnen. Der Albumtitel ist aber auch ein bisschen irreführend, denn vieles ist eher der Popmusik zuzurechnen. „Never Not Love You“ beispielsweise hat zwar noch die traditionelle Instrumentierung zu bieten, aber Songwriting, Arrangement, die Umsetzung und auch der Gesang sind lupenreiner Pop. Das ist ja nicht schlecht, nur wird der eine oder andere Zuhörer unter Umständen etwas anderes erwartet haben. Die Ballade „Kiss It ( And Make It All Better)“ kann man natürlich auch in jeder Truckerkneipe spielen. „Can´t Be Wrong“ ist eine feine Folkballade mit reduzierter Instrumentierung.
„Outside Your Door“ fällt durch eine klare Produktion auf – ein weiterer Popsong. „I´m Sixteen“ zeigt, dass Dolly Parton auch mit 70 Jahren noch ziemlich lässig ist. Mit dem Americana-Stück „Head Over High Heels“ und der traurigen Ballade „Forever Love“ folgen zwei grundsolide Stücke. „Mama“ rührt aufgrund der Thematik ja schon zu Tränen. „Lovin´ You“ ist leider ein etwas langweiliger Albumausklang.
Warum bei einem neuen Album dann auch noch eine zweite CD mit „The Hits“ beiliegt, ist nicht so ganz nachvollziehbar. Zumal zehn Tracks nicht mal im Ansatz das Schaffen von Dolly Parton abbilden können. Wer mit „Pure & Simple“ allerdings sein erstes Album der Dame erwirbt, kriegt so immerhin zehn Nummern dazu, die man nun wirklich kennen sollte. „9 to 5“ ist ja nun wirklich ein Welthit. Das großartige Gospelstück „How Great Thou Art“ sollte man freilich auch kennen. „Jolene“ wurde ja schon von allen möglich Künstlern geehrt und ist selbst dem Indiepublikum bekannt. Bis zu „I Will Always Love You“ sind das alles Songs, die man auf dem Schirm haben sollte. Letzterer eben nicht nur in der Whitney-Interpretation.
Fazit: „Pure & Simple“ ist ein neues, solides Album von Dolly Parton. Hier gibt es größtenteils Popmusik auf die Ohren. Das wird zwar oft in ein traditionelles Musikgewand verpackt, aber letztlich hat die große Dame ein Mainstreamalbum für ein breites Publikum aufgenommen. Die klare Produktion trägt dazu nachhaltig bei. Auf einer zweiten CD gibt es dann zehn ausgewählte Hits zu hören. Viel falsch machen kann man mit der Anschaffung des Albums sicher nicht machen.
Text: Torsten Schlimbach