Saxon: Let Me Feel Your Power (2 CDs/DVD)
UDR/Warner
VÖ: 07.10.2016
Wertung: 9/12
Die Band Saxon darf und muss man wohl als Kult bezeichnen. Die Kapelle gehört zu den Legenden des NWOBHM. Neue Fans kommen nur noch vereinzelt hinzu, aber das macht ja nichts, wenn man auf eine derart treue Anhängerschaft bauen kann. Die Konzerte von Saxon werden immer zu richtigen Messen. Deutschland war meist ein guter Markt für die Herren. In Wacken sind sie auch gern gesehene Gäste. Live waren und sind sie eben immer eine Bank. Es überrascht daher wenig, dass mit „Let Me Feel Your Power“ nun schon das zehnte Live-Album veröffentlicht wird. Aufgenommen wurde das im November 2015 in München und im Januar 2016 in Brighton. Im Bonusmaterial gibt es dann noch ein bisschen was von einem Konzert in Chicago vom September 2015. „Let Me Feel Your Power“ wird in unterschiedlichen Formaten erhältlich sein: DVD/2CD, Blu-Ray/2CD, Digital Download und Deluxe Vinyl Version inklusive Blu-Ray und 2CDs (limitiert auf 1500 Stück).
Im ersten Drittel des Konzerts wird Biff Byford sagen, dass es sich wieder wie 1981 anfühlt. Vielleicht sagt er das auf dieser Tour immer, vielleicht war es an diesem Abend in München aber auch ganz ehrlich gemeint. Nun gut, wenn man mit Motörhead auf Tour ist, die letzte DVD/Blu-ray von Motörhead ist ebenfalls in München aufgenommen worden, dann kann man auch schon mal auf die Idee kommen, dass man sich gerade in der Blüte des NWoBHM befindet. Ein Blick ins Publikum lässt aber auch keine Zweifel daran aufkommen, dass an eine Vielzahl der Besucher 1981 noch überhaupt nicht zu denken war. Vor so vielen jungen Gesichtern – Weiblein wie Männlein – haben Saxon wohl schon lange nicht mehr gespielt. Alle waren gekommen um Lemmy ein letztes Mal zu sehen.
Im Bonusmaterial gibt es noch ein paar Songs vom Saxon-Konzert in Brighton und jede Menge aus Chicago. Das fällt doch um einige Nummern kleiner aus. Umso größer ist die Freude in München für Motörhead die Vorgruppe geben zu dürfen. Und ja, die Freude ist durchaus echt. Es ist natürlich etwas dick von Biff aufgetragen, dass die Zuschauer dort lauter als in Wacken wären. Es nervt auch, dass er ständig mitteilen muss, wie fantastisch das Publikum doch wäre. Aber gut, die Taschenspielertricks haben ja viele Vortuner im Gepäck. Ansonsten gibt es an den dreizehn Songs nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. „Battering Ram“, „Sacrifice“, „Power And Glory“ oder „Crusader“ werden astrein gespielt und der Ton ist ja schon als brillant zu bezeichnen. Die Band kann die Songs natürlich auch im Schlaf spielen, aber trotzdem hauen sich alle voll rein und haben sichtbar Spaß an dem, was sie da tun. Optisch ist natürlich der Sänger der Fels in der Brandung, der alle Blick auf sich zieht.
Das Bild, der Schnitt und die Kameraführung gehen ja fast schon als Referenzwerk durch. Die drei Songs aus Brighton fallen da zwar etwas ab, aber das macht den Kohl nun auch nicht fett. Die Aufnahme aus München ist makellos. Aus vielen Perspektiven darf man Saxon bei der Arbeit zu gucken. Oft genug ist man ganz nahe dran und man fragt sich, ob sich der Kameramann auf den Instrumenten festgetackert hat. Das Publikum wird dabei keineswegs vergessen und viele Schwenks in das weite Rund – oder besser gesagt: Schlauch – vermitteln einem auch aus der Konserve, wie das vor Ort gewesen sein muss. Das Bild ist klar und die Farbgebung sehr natürlich. Auch bei voller Ausleuchtung der Bühne. Farben gibt es übrigens viele, denn das Geschehen wird mal in rotes, blaues oder grünes Licht getaucht. Insgesamt eine überraschend gute Qualität, denn man darf ja nicht vergessen, dass der Hauptact erst noch kommen sollte. Insofern war es die vollkommen richtige Entscheidung von Saxon diese Sause mitfilmen zu lassen. Das gilt auch für Chicago.
Fazit: „Let Me Feel Your Power“ ist für Fans von Saxon ganz sicher ein Fest. Guckt man sich den Auftritt aus München an, dann hat man immer das Gefühl, gerade genau das Richtige präsentiert zu bekommen. Bei der Kameraführung und dem Schnitt wurde da ein ganz feines Händchen bewiesen. Dies alles wird einem dann auch noch bei bestem Bild und Ton dargeboten. Die Band haut ihre Gassenhauer heraus – und ja, es ist tatsächlich wieder 1981. Und da man nicht immer die DVD/Blu-ray mitschleppen kann, gibt es das auch noch auf zwei CDs für Zwischendurch. Gute Veröffentlichung!
Text: Torsten Schlimbach
Saxon: The Chronicles (2 DVDs/CD)
UDR/Warner
VÖ: 13.02.2015
Wertung: 7,5/12
Im Zuge der Veröffentlichung von „Heavy Metal Thunder“ wird nun auch „The Chronicles“ erneut veröffentlicht – oder umgekehrt, je nach Blickwinkel. Ist Saxon eigentlich gerade der heißeste Scheiß der Stunde oder warum gibt es diese Veröffentlichungsflut der Herren? Scheint sich jedenfalls zu rechnen, sonst würde man das ganze Material ja nicht auflegen. „The Chronicles“ wurde seinerzeit ja ziemlich abgefeiert und von daher ist es sicher nicht die schlechteste Entscheidung dies nun erneut auch per offizieller Veröffentlichung der nächsten Fangeneration wieder zugänglich zu machen.
Der Auftritt beim Wacken-Festival des Jahres 2001 gilt ja mittlerweile als legendär. Guckt man sich selbigen an, dann kann man mit Erstaunen feststellen, dass die Band seit damals kaum gealtert ist. Wacken war für Saxon ja immer ein gutes Pflaster. Biff Byford weiß aber auch, was sich für einen guten Frontmann gehört und so feuert er die Menge immer wieder an oder sucht den direkten Kontakt zu den Fans in den ersten Reihen. Die Songauswahl ist sehr gut und so ist das eigentlich ein Fest für jeden Fan. „Motorcycle Man“, „Heavy Metal Thunder“, „The Eagle Has Landed“ „Crusader“, „Power & The Glory“ oder „Denim & Leather“ lassen ja kaum Wünsche offen. Dazu gibt es den altbekannten Schabernack in Form eines Gitarren- oder Drum-Solos.
Leider bleibt es bei dem Wörtchen eigentlich. Ein richtiger Genuss ist die erste DVD nämlich ganz sicher nicht. Daran wurde wohl kein bisschen gearbeitet und man hat die damalige Aufnahme einfach erneut auf die Silberlinge gepresst. Das Bild ist derart grobkörnig und unscharf, dass es im Grunde nicht mal zu VHS-Standard reicht. Es war klar, dass dies nicht mit dem heutigen Blu-ray-Standard mithalten kann, in dieser Form ist die Bildqualität aber trotzdem unter aller Sau. Das ist dann doch ein ganz dicker Wermutstropfen, denn der Sound ist durchaus in Ordnung, die Setliste hervorragend und die Band richtig gut drauf. Schade, da wäre eindeutig mehr drin gewesen.
Die zweite DVD liefert einige lustige Einblicke in das Tourleben. Es gibt Backstageaufnahmen, die Kamera wirft einen Blick in den Bus und die obligatorischen Interviewpassagen dürfen natürlich nicht fehlen. Die da enthaltenen Liveaufnahmen kommen teilweise über Bootlegqualität nicht hinaus. Andere Bilder sind überraschend gut und zeigen eine deutlich jüngere Ausgabe von Saxon – schöne Stirn-, Halsbänder und viele Haare inklusive. Die Zuschauermenge war da noch recht überschaubar. Eine feine Zeitreise ist das.
Ebenfalls sind noch einige Videos enthalten. Die Dinger aus den 80ern sind schon unfreiwillig komisch, aber auch das gehört eben zu dem Genre und zu Saxon dazu. Die knapp 15 Minuten TV-Aufnahmen runden diese DVD sehr schön ab. Alles in allem ist das ein netter Streifzug durch die Karriere von Saxon – manche peinliche Klamotten- und Frisurenwahl inklusive. Die CD „Rock’n’Roll Gypsies“ aus dem Jahre 89 komplettiert schließlich dieses Set. Der Sound ist überraschend gut und insgesamt liefern diese zwölf Songs einen guten Überblick und den Status Quo der Band bis dahin.
Fazit: „The Chronicles“ von Saxon wird erneut in die Läden gebracht. An der Qualität der Aufnahme aus Wacken hat man offensichtlich nicht mehr gearbeitet. Das grobkörnige Bild ist leider nicht sonderlich gut und trübt den ansonsten guten Gesamteindruck doch sehr. Setliste und Spielfreude der Band sind schon nicht schlecht. Die zweite DVD bietet einen Einblick in die Frühphase der Band. Manchmal gerät das unfreiwillig komisch, ist aber eine herzliche Angelegenheit. Die CD reißt gar einiges wieder raus!
Text: Torsten Schlimbach
Saxon: Warriors of The Road - The Saxon Chronicles Part II (2DVDs/CD)
UDR/Warner
VÖ: 07.11.2014
Wertung: 7/12
Der Adler ist zurück auf der Insel. Alle in Europa habe ihn schon gesehen (O-Ton Biff Byford auf der ersten DVD), jetzt war es Zeit, dass er nach Hause kommt. Die Eagle Stage ist nach Jahrzehnten also wieder zu sehen. Dies alles wird nun in der herzlichen Dokumentation „Warriors Of The Road – The Saxon Chronicles Part II“ gezeigt. Anlass dafür war das Steelhouse Festival, welches Saxon als Headliner zeigt. Mit einem üppigen Paket – bestehend aus zwei DVDs und einer CD, die einen Mitschnitt des Steelhouse Festivals liefert – wird dies nun wunderbar für den geneigten Fan aufgearbeitet. Nachdem sich „Chronicles“ seinerzeit der Frühphase von Saxon widmete, gibt es nun einen aktuellen Hintergrund.
Die zweite DVD ist mitunter als Bonusmaterial zu sehen und dieses fällt recht umfangreich aus! Hier kann man Full Sets der Shows vom Wacken Open Air und Download Festival aus 2012 und dem Grapop Festival aus 2013 bewundern. Der Auftritt beim Wacken Open Air ist ja schon hinlänglich bekannt und doch kann man sich den Auftritt im Grunde immer wieder angucken. Trotzdem fragt man sich bei dieser DVD, was sich denn die Macher dabei gedacht haben?! Die Qualität ist ja teilweise unterirdisch. Dies gilt in erster Linie für die Mitschnitte aus Wacken und vom Download Festival. Herrschaftszeiten, ist das Bild schlecht. Zur Besprechung liegt übrigens jeweils eine Promo-Scheibe vor, man kann nur hoffen, dass die Bildqualität der Produkte, die letztlich im Laden stehen, besser ist! Die Bitrate ist schon jenseits von Gut und Böse, Kompressionsfehler wohin das Auge auch blickt, Detailschärfe ist praktisch nicht vorhanden und dann ist das auch noch derart grobkörning, dass einem jeglicher Spaß an diesen Auftritten genommen wird.
Saxon liefern hier zwar gewohnt ab und wer die Band schätzt, bekommt da mal wieder die Vollbedienung, aber das schlechte Bild überstrahlt die guten Performances der Band. Tonprobleme sind hin und wieder auch auszumachen. Etwas seltsam mutet die Bühne beim Download Festival an. Warum hat man vor die Bühne noch mal eine Art eckigen Laufsteg gestellt, in das Innere aber keine Fans gelassen? Ordner, Kameraleute und die grüne Wiese geben schon ein recht ulkiges Bild ab. Immerhin nutzt Biff den Bewegungsraum und sucht den Kontakt zu den Fans. Der Rest der Band ist so aber noch weiter weg, da die Distanz zu den Zuschauern dadurch noch vergrößert wurde. Das Bild beim Grapop Festival ist immerhin wieder etwas besser.
Die eigentliche Dokumentation ist schon recht gelungen. Selbige wird umrahmt von den Livesongs des Steelhouse Festivals. Diese sind allerdings nicht die Höhepunkte der ersten DVD. Auch hier sieht man im Grunde, dass man eigentlich nichts sieht. Der Auftritt von Saxon ist zwar wieder recht amtlich, aber auch da gibt es bei der Bildqualität einige Defizite. Die Gegebenheiten vor Ort waren mitunter aber auch recht schwierig und Regen und Kälte haben sicher nicht dazu beigetragen, dass man dort optimal filmen konnte. Die Bühne ist oftmals in Nebel gehüllt und zum Teil auch zu dunkel.
Die Dokumentation gewährt nicht nur Einblicke in den Konzerttag, sondern beschäftigt sich ausgiebig mit der Band und deren Mitglieder. Biff erzählt, wie er früher am Kohleofen geschuftet hat und dabei seine Stimme trainieren konnte, da er mit sich und seiner Arbeit alleine war und die Maschinen sowieso einen Höllenlärm machten. Paul Quinn berichtet, wie es zu seinem Augenleiden kam und Nigel Glockler, wie sich seine Eltern abgearbeitet haben, damit er und sein Bruder auf eine Eliteschule gehen konnten. Ein jedes Bandmitglied äußert sich zudem über die anderen und selbstverständlich werden auch deren verschiedenen musikalischen Einflüsse genannt. Die Palette reicht hier von den Beatles über die Stones, Yardbirds, Jeff Beck, Eric Clapton, Led Zeppelin, Blues und Black Sabbath. Dies ist alles recht nett aufbereitet und die Band gibt sich rau, aber auch herzlich und sympathisch. Man würde gerne mal mit den Jungs ein Bier trinken gehen. Ein paar Anekdoten werden auch noch berichtet, beispielweise wie Biff bekifft wie er war, während einer Show einfach mal für eine Viertelstunde zum Meer gegangen ist oder wie sich Paul Quinn während eines Konzerts ungeplant auf den Hosenboden gesetzt hat und über die Bühne gerutscht ist – Trockeneis sei Dank!
Fazit: Die Dokumentation über Saxon ist eine sehr herzliche Angelegenheit. Selbst für Nichtfans ist das interessant, da man hier Einblicke in das Bandgefüge und den Werdegang von Saxon bekommt. Musikalisch kommt da aber auch keiner zu kurz, da das Bonusmaterial sehr umfangreich ausgefallen ist und man die Saxon-Vollbedienung geliefert bekommt. Leider ist das Bild teilweise recht schlecht, wodurch sich der Spaß für den Zuschauer doch etwas mindert. Schade! Inhaltlich ist „Warriors of The Road - The Saxon Chronicles Part II” top, das Bildmaterial wäre aber noch verbesserungswürdig.
http://www.muzu.tv/saxon/sacrifice-live-at-wacken-video/2316964/
Text: Torsten Schlimbach