The Nectars: Sci-Fi Television

The Nectars: Sci-Fi Television

Rykodisc/Warner

VÖ: 25.05.2018

 

Wertung: 8/12

 

New York hat schon immer dafür gesorgt, dass es genügend Nachschub an Schrammelbands mit Punk-Attitüde gibt. Wer erinnert sich nicht an die Explosion, die The Strokes Anfang der 00er-Jahre entfacht haben?! Seitdem ist aber auch schon wieder einiges passiert, eine neue Rockrevolution lässt da noch auf sich warten. Es folgte zwar noch ein kurzes Aufbäumen in Great Britain, aber auch die ist ja fast schon wieder vergessen. Da kommen jetzt The Nectars genau richtig, um der ziellosen herumeiernden Rockmusik mal ordentlich in den Allerwertesten zu treten. Neun Songs haben sie im Gepäck. Das Album dazu hört auf den Namen „Sci-Fi Television“.

 

Jon Paul (Bass / Gesang), Mike Montalbano (Schlagzeug / Gesang), Michael Baron (Gitarre / Gesang) und Sängerin Jessica Kenny gründeten The Nectars 2016. Schnell sprach sich herum, dass da ein frischer und ungestümer Rockact auf der Landkarte erschienen ist. Trotzdem erlag die Band nicht den Lockangeboten der Industrie und machte in guter alter DIY-Tradition alles in Eigenregie. Da die Welt aber nicht vom eigenen Wohnzimmer erobert werden und man von dort nicht alles alleine machen kann, musste dann für Europa doch ein Partner gefunden werden. Rykodisc/Warner dürften sich wie Schneekönige gefreut haben. The Nectars sind mit Sicherheit kein Millionenseller, aber wenn es gut läuft, dann dürfte es in Indiekreisen durchaus für einen annehmbaren Erfolg reichen.

 

Dies wird sich aber nur einstellen, wenn die Leute auch die Popexkursionen mitmachen. Dem unglaublich lässigen Lärm „I Want It“, der deutlich die Handschrift der 90er trägt und von L7 bis Elastica reicht, steht nämlich auch so ein zuckersüßer Popfunk wie „Tame“ gegenüber. „Holy“ ist zu Beginn des Albums eine ziemliche Ansage. Etwas mehr als eine Minute reichen um dem Hörer das volle Punkbrett vor die Füße zu knallen. „Heaven“ knüpft daran an, hat aber wesentlich mehr Popappeal und entpuppt sich als kleine Hymne. „Cemetery Girl“ kommt mit Holperklavier dann sogar im New York der 70er an. Zurück in die Vergangenheit – aber auf eine gute Art und Weise. Wäre der Singalong-Chor nicht, dann könnte man „We Will Run“ auch glatt Aimee Mann zuordnen.

 

„Don´t Panic“ ist eine Nummer, die man schnell vergessen hat. Das Ding ist zwar nicht schlecht und würde vermutlich auch im Radio funktionieren – mal abgesehen davon, dass man sich da auch bei den Foo Fighters bedient hat – bleibt das letztlich unspektakulär. „Lights Off“ kann immerhin mit einem coolen Bass punkten und die Gitarre erinnert hin und wieder sogar an The Edge. „Tired“ beendet das Album wie es mit „Holy“ angefangen: Punkbrett.

 

Fazit: „Sci-Fi-Television“ von The Nectars ist ein spannendes Album zwischen New Yorker Poppunk der 70er, 90er Indie und zwischen The Strokes und No Doubt. Die paar mainstreamigen Popmomente vergessen wir da mal ganz schnell, denn der Kern der Platte ist wirklich erfrischend gut.

 

https://www.facebook.com/thenectarsmusic/

 

Text: Torsten Schlimbach

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