Snoop Dogg: Bush

Snoop Dogg: Bush

Universal

VÖ: 08.05.2015

 

Wertung: 7,5/12

 

Snoop Dogg wird dieses Jahr wieder alle überraschen. Das scheint ja sowieso seine neue Devise zu sein, denn im letzten Jahr überraschte er als Snoop Lion bereits mit seinem Reggae-Album. Sein neustes Werk dürfte polarisieren, denn mit Rap hat „Bush“ nun wirklich überhaupt nichts mehr zu tun. Überraschend ist dies nicht, zumindest wenn man einen Blick auf die Produzentwahl wirft: Pharrell Williams. Die beiden kennen sich ja schon länger und in der Vergangenheit arbeiteten sie auch schon an diversen Projekten, jetzt gibt es das erste gemeinsame Album. Diese Kollaboration ist durchaus interessant und macht neugierig.

 

Pharrell Williams hat aber nicht nur die Produktion übernommen, sondern ist auch maßgeblich am Songwriting beteiligt. Die beiden Herren schrieben die Songs – manchmal noch mit Unterstützung – also gemeinsam. Im Grunde hätte auch der Name von Williams mit auf das Cover gehört, da „Bush“ ebenso gut sein Album ist. Der Mann ist doch nicht etwa bescheiden? Die Songs tragen auch deutlich seine Handschrift. Bei der Omnipräsenz von Williams fällt aber auch auf, dass sein Sound ziemlich limitiert ist. Man könnte das jetzt als Trademark bezeichnen, klar, aber vieles auf "Bush" hat man so oder so ähnlich von ihm schon gehört.

 

Mit zehn Songs ist das Album erfreulich kurz ausgefallen. Endlich hat mal einer erkannt, dass nicht die Quantität entscheidend ist. Vielleicht gab es auch nicht mehr Ideen, aber letztlich ist die Geschichte so nicht zu überladen. Mit „California Roll“ geht es – dem Titel entsprechend – ganz entspannt los. Snoop Dogg ist hier kaum wiederzuerkennen. Und dann wäre da noch das Mundharmonikaspiel, welches einem doch so vertraut erscheint. Und tatsächlich: kein Geringerer als Stevie Wonder ist dafür verantwortlich. Mit poppigen Klängen, die allerdings etwas karibisch angehaucht sind, geht es mit „This City“ ganz entspannt weiter. „R U A Freak“ im lässigen Funkgewand setzt die sommerliche Reise gekonnt fort. Die funky Gitarre bei "Awake" kommt schon ganz fluffig daher, der Rest wurde sich aber ganz nett zusammengeklaut. „So Many Pros“ ist typische Williams-Kost. Manchmal fragt man sich da schon, wo Snoop Dogg denn seine Akzente gesetzt hat, da auch sein Gesang kaum zu erkennen ist.

 

Bei „Peaches N Cream“ ist es nämlich Charlie Wilson, der die Nummer trägt. „Edibles“ wird von T.I. unterstützt, der wunderbar mit Snoop Dogg harmoniert. „I Knew That“ könnte man sich auch gut auf dem letzten Justin Timberlake-Album vorstellen. Gwen Stefani tut „Run Away“ ungemein gut, denn ihr Beitrag lenkt doch etwas vom Popfunk ab, den man jetzt auf „Bush“ wirklich oft genug gehört hat. Mit Kendrick Lamar und Rick Ross und „I´m Ya Dogg“ endet dann die Platte. Besonders Lamar kann hier noch mal ein dickes Ausrufezeichen setzen.

 

Fazit: Snoop Doog überrascht mit seinem neuen Album „Bush“. Eigentlich hat der Mann ja nun wirklich eine sehr markante Stimme, die hier aber kaum noch zu erkennen ist. Dafür ist der Sound recht eindeutig Pharrell Williams zuzuordnen. Viel Pop, viel Funk und tolle Gastbeiträge, die diese Platte wirklich aufwerten. Die Musik kommt recht fluffig aus den Boxen und eignet sich perfekt zum cruisen. Der Sommer kann dann kommen. Und Williams hat sich dann auch jetzt mal eine Pause redlich verdient. Übrigens: die Aufmachung des Albums und die Gestaltung ist sehr nett.

 

http://snoopdogg.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Snoop Lion: Reincarnated

Snoop Lion: Reincarnated

Sony

VÖ: 19.04.2013

 

Wertung: 9/12

 

Die Frage, was denn Snoop Dogg so raucht, müsste man an dieser Stelle eigentlich stellen, wurde aber in der Vergangenheit schon hinlänglich geklärt. Der Mann hat jedenfalls mal wieder seinen Namen geändert. Aus Snoop Doggy Dog wurde einst Snoop Dog. Ist jetzt einstweilen aber auch schon wieder zu den Akten gelegt. Meine Damen und Herren, dürfen wir Snoop Lion vorstellen? Alles soweit klar? Auf seinem neusten Werk widmet sich Snoop nun verstärkt dem Reggae und Dancehall und somit ist natürlich auch schnell erklärt, warum das Lion nun sein musste. Snoop teilte dazu euphorisch mit, dass man sich auf die Suche nach dem wahren Reggae gemacht hätte und der Friedens- und Hoffnungs-Botschaft, die selbiger in sich trägt. Offensichtlich ist er gleich fünfzehn Mal fündig geworden.

 

Die Scheibe wurde dann auch standesgemäß „Reincarnated“ genannt. Es stand ja zu befürchten, dass er sich mit diesem Album ziemlich zum Obst macht. Hat er aber nicht! Vielleicht ist dieses Album sogar die größte Überraschung in seiner langen Karriere. Natürlich ist Snoop Lion nicht der neue Bob Marley, aber das hat ja nun auch nicht wirklich einer erwartet. Die Stimme von Snoop ist auch kaum mit seinem bisherigen Schaffen zu vergleichen. Die Songs haben sowieso recht wenig mit seinem sonstigen Output zu tun. Die Gästeliste ist lang, aber hier fügt sich ein Rädchen in das andere!

 

„Rebel Way“ erleichtert einem den Einstieg in dieses Album zwischen Reggae und Pop mit seinem sonnigen Gemüt. Entspannung ist das Stichwort. „Here Comes The King“ versucht danach den Spagat zwischen Dancehall, Reggae und Clubmusik – und es funktioniert. Die New Yorkerin Angela Hunte stiehlt bei dieser Nummer allen die Show. „Lighters Up” soll danach eine Friedenshymne sein, die zudem mit Mavado und Popcaan noch zwei jamaikanische Dancehall-Artist mit an Bord hat. Bis hierhin fällt auf, dass „Reincarnated“ anscheinend aus Hits besteht. „So Long“ - abermals mit Angela Hunte – ist tatsächlich waschechter Reggae. Von „Get Away“ kann man das nicht gerade behaupten. Ab damit in die Clubs. Zwischen Jennifer Lopez, David Guetta und Nicki Minaj nervt das Ding aber eher.

 

Ein alter Bekannter ist auch bei „No Guns Allowed“ dabei. Drake hätte man in diesem musikalischen Umfeld sicher auch nicht vermutet. Die nachdenkliche Dancehall-Clubballade haut aber auch auf ganzer Linie hin. Saucool kommt danach „Fruit Juice“ angekrochen. Leider fällt „Reincarnated“ dann etwas ab. „Smoke The Weed“ gibt mit dem Titel ja schon die Richtung vor und „Tired Of Running“ ist gähnend langweilig. Die Zeit von Akon - der bei dieser Nummer dabei ist – kann man nun auch endgültig als beendet erklären. Faustdicke Überraschungen sind die wirklich guten Reggae-Tracks, mit „The Good Good“ gibt es einen weiteren auf die Ohren. Der Sommer kann also kommen. Ein Knaller ist übrigens „Remedy“ mit Busta Rhymes und Chris Brown. Nach „Harder Times“ ist man jedenfalls schier erstaunt, dass „Reincarnated“ von dem Mann stammt, der sich einst Snoop Doggy Dog nannte.

 

Fazit: Snoop erfuhr eine spirituelle Erweckung als Snoop Lion. Jamaika und die Menschen und die Kultur des Landes haben ihn nachhaltig beeinflusst. „Reincarnated“ ist aber keine Spinnerrei, sondern tatsächlich in weiten Teilen eine extrem gut gelungene Mischung aus Dancehall, Reggae und Clubmusik. Das ganze wird auch visuell dokumentiert. Der Film kommt am 19. April zeitgleich mit dem Album-Release auch in ausgewählte deutsche Kinos. Dieses Album ist jedenfalls eine der ganz großen und positiven Überraschungen!

 

http://www.myplaydirect.com/snoop-lion

 

Text: Torsten Schlimbach

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