Extreme: Six

Extreme: Six

earMusic/Edel

VÖ: 09.06.2013

 

Wertung: 7,5/12

 

Was? Die gibt es noch? So oder so ähnlich könnten viele Reaktionen ausfallen, wenn die Nachricht von einem neuen Extreme-Album die Runde macht. In Deutschland ist die Kapelle seit Anfang der 90er sogar komplett unter dem Radar geflogen. „Extreme II: Pornograffitti“ ging wie geschnitten Brot über die Ladentheken. Der Schmachtfetzen „More Than Words“ hatte einen großen Anteil an dem Erfolg. Die Hardcore-Ballade dudelt ja auch heute noch irgendwo im Radio. Danach ging es für Extreme stetig bergab. 2008 veröffentlichte die Band nach dreizehn Jahren Pause ein neues Album -  anschließend war wieder Studio-Funkstille angesagt. Bis jetzt zu „Six“. Nuno Bettencourt produzierte schließlich das Album in seinem Studio in Los Angeles.

 

Bettencourt ist vermutlich einer der unterschätzten Gitarristen auf dem Planeten. Gary Cherone, die Stimme von Extreme, ist dabei sein kongenialer Partner. Leider haut es mit dem Songwriting nicht immer so hin. „Six“ pendelt dann auch zwischen härteren Klängen und butterweichen Balladen. Malen nach Zahlen. „Rise“ geht zu Beginn fast schon als Heavy Metal-Nummer durch. „#Rebel“ fährt weiter auf dieser Schiene. „Banshee“ geht dann eindeutig in die Aerosmith-Richtung. Würde man die Stimme von Steven Tyler vernehmen, es wäre kein größeres Wunder.

 

 „Other Side Of The Rainbow“ bedient dann die Balladen-Fraktion. Das können Extreme immer noch. Zwischendrin wird die Nummer zwar etwas disharmonisch, aber unter dem Strich ist das natürlich ein Ohrwurm wie er im Buche steht. „Small Town Beautiful“ stellt dann die Akustische in den Vordergrund. Das kennt man doch irgendwoher! Extrem dürfen aber natürlich bei sich selber klauen. „The Mask“ haut anschließend lässig auf die Kacke. Das erinnert entfernt an Velvet Revolver und die Stimme von Scott Weiland kommt einem da zu Beginn direkt in den Sinn.

 

Die zweite Albumhälfte wird mit dem Stampfer „Thicker Than Blood“ eingeläutet. „Save Me“ mäandert leider etwas maßlos dahin. Wenn man die Nummer auf das Wesentliche reduziert, bleibt nicht mehr viel ürbig. Das Solo von Bettencourt rettet da auch nicht mehr viel, sondern ist eher Griffbrettwichserei. „Hurricane“ lässt aber wieder die Akustikgitarre erklingen und man weiß natürlich schnell, was dies bedeutet. Der Wechselgesang gelingt den Herren übrigens immer noch ganz wunderbar. „X Out“ bolzt dann leider wieder ziemlich ziellos daher. „Beautiful Girls“ holt danach den Reggae Rhythmus in das Album. Völlig unpassend und stört leider auch den Flow. „Here´s To Losers“ packt zum Schluss noch mal die Lagerfeuerromantik aus. Der Trademark-Sound der Band beendet „Six“ also mit einem wohligen Gefühl.

 

Fazit: „Six“ von Extreme ist das erste Album seit 15 Jahren. Fans werden sich freuen. Das Werk hat vieles von dem zu bieten, für das man die Band kennt und manche auch lieben. Es gibt viele ruhige und balladeske Momente. Diesen Songs stehen aber auch solche der härteren Gangart gegenüber. Insgesamt ist das schon ordentlich und da nimmt man dann auch die zwei bis drei schwächeren Nummern in Kauf. Die Welt hat nicht auf ein neues Extreme-Album gewartet, aber nun, da es da ist, passt das schon so.

 

 https://extreme-band.com/

 

 

Text: Torsten Schlimbach

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