Frankie Goes To Hollywood: Welcome To The Pleasuredome

Frankie Goes To Hollywood: Welcome To The Pleasuredome

BMG

VÖ: 27.10.2017

 

Wertung: 8/12

 

Was die Musikindustrie nicht alles erfindet, um alte Sachen wieder unter die Leute zu bringen. BMG hat jetzt die „Art Of Album“-Serie ins Leben gerufen. Hier soll das Album als Kunstform wieder in den Fokus gestellt werden. Das Album als Format soll eben wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Das Kind braucht bekanntlich einen Namen. Jetzt wird von Frankie Goes To Hollywood in dieser Reihe deren wegweisendes Album „Welcome To The Pleasuredome“ veröffentlicht. Über Sinn und Unsinn kann man jetzt trefflich streiten, denn dieses Album wurde nun schon mehrfach wiederveröffentlicht. Produzent Trevor Horn hatte sich das Album in der Vergangenheit ja nun auch noch mal zur Brust genommen und klanglich optimiert. In dieser Hinsicht kann man von der Version 2017 also auch nichts Neues erwarten.

 

Die neuerliche Version hat aus Songsicht keinen Mehrwert zu bieten. Die ganzen Remixe glänzen durch Abwesenheit. „The Ballad Of 32“ liegt auch nur in der Kurzversion vor. Von dem Song gibt es immerhin eine epische Version, die in Proggefilde vordringt. Die Cassette-Mixe wurden ebenfalls vergessen. Im Grunde erhält man das bekannte Album. Die Aufmachung als kleines Büchlein ist allerdings sehr gelungen. Ein kleiner Klebefehler hat sich zwar eingeschlichen, aber das ist ganz sicher zu verschmerzen. Das Booklet kann nämlich mit vielen Fotos und Informationen punkten. Für den Fan insofern sicher nichts Neues, aber trotzdem eine schöne Sache. Die Liner Notes für „Welcome To The Pleasuredome“ schrieb der The Guardian-Autor Paul Flynn.

 

Das Album selber definierte den Sound der 80er. Veröffentlicht wurde die ursprüngliche Platte am 29. Oktober 1984. Es gab alleine in UK über eine Millionen Vorbestellungen! Die Singles gingen alle auf den ersten Platz. „Relax“, „Two Tribes“ und „The Power Of Love“ sind ja längst zu Klassikern avanciert. Die Zeit für „The Power Of Love“ ist ja bald wieder gekommen, denn in der Vorweihnachtszeit wird die Nummer ja wieder sehr gerne gespielt. Einer der Fixpunkte ist natürlich das epische Titelstück „Welcome To The Pleasuredome“ mit seinen mehr als dreizehn Minuten Spielzeit. Die Nummer überzeugt mit Groove. Der Bass treibt, der Gesang ist bissig, aber auch die Instrumentalpassagen sind ganz famos. Der Klang ist zudem überragend und da ist jede Nuance – inklusive Gezwitscher – zu hören.

 

„Relax“ dürfte jeder Europäer kennen. Die Nummer mit diesem unwiderstehlichen Refrain ist längst eine Art Blaupause für die 80er geworden. Melodie und Hookline fräsen sich immer noch in die Ohren. „War“ ist leider aktueller denn je. Über dem gesamten Album schwebte seinerzeit ja auch die Atmosphäre eines möglichen Atomkriegs. Kann man mal sehen, wie sich die Menschheit in dieser Beziehung entwickelt hat! Mehr Unruhen und Kriegsherde. Traurig.

 

„Two Tribes“ fängt opulent an und erinnert an eine Klassiknummer, bevor die ikonischen Gitarren einsetzen. Das Zwischenstück „Ferry (Go)“ schält sich sphärisch aus seinem Kokon, bevor es mit „Born To Run“ den bekannten Springsteen-Hit zu hören gibt. Frankie Goes To Hollywood spielen das Stück fast 1:1 nach. Der Song ist natürlich gut, aber die Stimme vom Boss fehlt einfach. „San Jose“ von Burt Bacharach passt auch nicht so ganz, wobei Johnson das schon gut singt. Wish (The Lads Were Here)“ ist in Hinsicht des Bassspiels wohl sehr repräsentativ für die 80er. „The Ballad Of 32“ hingegen ist sehr repräsentativ für die Gitarrenarbeit von Brain Nash. Das hektische „Krisco Kisses“ nervt immer noch, während „Black Night White Light“ sensationell ausgearbeitet wurde. Gitarre und Bass schenken sich da nichts. „The Only Star In Heaven“ ist typische Kost der 80er. Dann folgt die Überballade des Jahrzehnts: „The Power Of Love“.

 

Fazit: „Welcome To The Pleasuredome“ von Frankie Goes To Hollywood definierte die Musik der 80er neu. Ob man für solche Alben mit „Art Of Album“ extra eine neue Reihe von Seiten des Labels erfinden muss? Fraglich! Trotzdem sollte man die Scheibe kennen. Die Aufmachung der neuerlichen Ausgabe ist sehr schön, allerdings gibt es inhaltlich nichts Neues und auf das ganze Bonsumaterial in Form von (beispielsweise) Mixen hat man verzichtet. Fans müssen hier nicht zugreifen, wer da aber noch eine Lücke in der Sammlung hat, kriegt nun ein gutes Argument geliefert diese endlich zu schließen!

 

http://www.frankiesay.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch