Marc Almond: Shadows And Reflections

Marc Almond: Shadows And Reflections

BMG

VÖ: 22.09.2017

 

Wertung: 7/12

 

Marc Almond feiert dieses Jahr nun auch schon seinen 60. Geburtstag. Die Popstars von einst werden eben alle nicht jünger. Almond hat es über die Jahrzehnte geschafft, ein treues und begeistertes Publikum bei Laune zu halten. Jetzt veröffentlicht er mit „Shadows And Reflections“ mal wieder ein Album. Hierbei handelt es sich um eine Herzensangelegenheit, denn es handelt sich – abgesehen von zwei neuen Songs – um Coverversionen. Er interpretiert hier Pop- und Liebeslieder der 60er. Es sind aber nicht die allseits bekannten und berühmten Gassenhauer. Er selber sagt ja, dass sein Publikum vielleicht gar nicht mit diesen Songs vertraut ist und jetzt die Möglichkeit hat, sie ganz neu kennenzulernen.

 

Zunächst mal fällt auf, dass die Stimme über die Jahre kaum gelitten hat. Natürlich kann man da im Studio ordentlich nachhelfen, trotzdem klingt der Mann nicht gerade danach, dass er schon sechs Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Seinen Hang zur Theatralik hat er sich bewahrt, beispielsweise bei der neuen Komposition „No One To Say Goodnight To“. Der Song, der wie aus einem alten Film entsprungen klingt, beendet dieses Album auf großartige Weise. „Overture“ ist der andere neue Song, der musikalisch natürlich an den Abschluss angelehnt ist, aber noch ein bisschen nach Lounge klingt.

 

Ansonsten gibt es hier das ganze Sammelsurium der orchestralen Dramatik. Pathos auch. „Shadows And Reflections“ - der Song - gefällt durch seinen Refrain mit 60ies Flair, ist zwischendurch aber auch anstrengend. Das musicalhafte wird man Almond wohl nicht mehr austreiben. Da gefällt das ruhigere „I´m Lost Without You“ schon besser. Die Stax-Gitarre erinnert dabei an alte Zeiten. Aber auch hier schwingt sich Almond wieder in Gefilde auf, als stünde er auf einer Theaterbühne. „How Can I Be Sure“ schließt sich da nahtlos an.

 

Es geht auch anders, wie das entschlackte „Something Bad On My Mind“ ja zeigt. Im Refrain zwar sehr schwelgerisch angelegt und durch den weiblichen Backgroundgesang kriegt das noch eine bombastische Note, aber das entspricht ja auch irgendwie dem damaligen Popgeist. But Bacharachs „Blue On Blue“ kennt man natürlich. „Still I´m Sad“ von The Yardbirds ja auch. Das ist schon recht nahe am Original, etwas umarrangiert und lebt vom dramaturgischen Gesang Almonds. Und ja, zu „Embers“ darf man ruhig ein Tränchen verdrücken, zumindest, wenn man alleine ist.

 

Fazit: Marc Almond präsentiert seinem Publikum Songs, die ihm schon in den 60ern ans Herz gewachsen sind. Die Arrangements mögen etwas anders sein, aber im Grunde hat er die Stücke liebevoll aufbereitet und auf seine Weise interpretiert. Die Theatralik, mit der Almond zu Werke geht, ist manchmal leicht drüber und dann klingt das zu sehr nach Musical. Muss man mögen. Seine Fans wissen in dieser Hinsicht ja, was sie gesanglich erwartet.

 

https://www.marcalmond.co.uk/

 

Text: Torsten Schlimbach

Marc Almond: Hits And Pieces – The Best Of

Marc Almond: Hits And Pieces – The Best Of

Universal

VÖ: 10.03.2017

 

Marc Almond schrieb nicht nur als Solokünstler britische Musikgeschichte, sondern auch mit Soft Cell. Folgerichtig läuft die neue Zusammenstellung auch unter Marc Almond And Soft Cell. Almond war in seiner langen Karriere stets von dem Single-Format fasziniert und erpicht darauf, ordentliche Hits aufzunehmen. Das Album in seiner Gesamtheit war dabei eher von untergeordneter Bedeutung. „Hits And Pieces – The Best Of“ macht bei dem guten Marc also durchaus sehr viel Sinn. Nun gut, es es ist nicht die erste Veröffentlichung dieser Art und vermutlich auch nicht die letzte.

 

Die Aufmachung, sprich das Booklet, ist gelinde gesagt eine Frechheit. Jetzt könnte man natürlich anführen, dass in Streamingzeiten da sowieso keiner mehr gesteigerten Wert drauf legt. Dann sollte man sich allerdings eine physische Veröffentlichung auch direkt schenken und nur noch den digitalen Markt bedienen. So ist das schon sehr dürftig.

 

Wer sich einen groben Überblick verschaffen möchte, der wird mit der Einzel-CD bestens bedient. Für alle, die etwas tiefer in den Marc Almond-Kosmos einsteigen möchten, gibt es immerhin eine 2CD-Version. Die neue Single „A Kind Of Love“ ist auf beiden Veröffentlichungen zu finden, allerdings auf der Doppel-CD in der Langfassung. Das ist ein nettes, entspanntes Liedchen. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Es ist natürlich alles dabei, was man von Almond braucht. Angefangen beim Überhit „Tainted Love“ von Soft Cell. Deren softweiche Ballade „Say Hello Wave Goodbye“ darf ebenfalls nicht fehlen. 80er Jahre galore! Auch „I Feel Love“, das Duett mit Bronski Beat, ist selbstverständlich vertreten. „Something´s Gotten Hold Of My Heart“, jenes legendäre Duett mit Gene Pitney, dürfte Millionen zu Tränen gerührt haben. Warum das so war, kann man jetzt noch mal überprüfen. Vieles ist allerdings derart vom Sound der 80ies geprägt, dass es da schon eine ganz besondere Vorliebe braucht, um das durchgängig zu hören.

 

Fazit: Wer die großen Singles-Hits von Marc Almond sucht, wird mit „Hits And Pieces – The Best Of“ bestens bedient. Wer darüber hinaus noch die 80er liebt, kriegt hier die Vollbedienung geliefert. Der Mann hatte unbestritten ein paar große Hits, wobei „Tainted Love“ dabei immer herausragen wird.

 

http://www.marcalmond.co.uk/

 

Text: Torsten Schlimbach

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