Simon McBride: Recordings: 2020-2025
earMUSIC/Edel
VÖ: 14.03.2025
Wertung: 7,5/12
Simon McBride ist bei Musikliebhabern seit Jahren auf dem Zettel ganz dick markiert. Einem größeren Publikum ist der Mann aber erst seit seinem Engagement bei Deep Purple im Jahre 2023 ein Begriff. Auf den sechs Saiten ist er in der Szene höchst anerkannt und zwischen Blues und Hardrock beherrscht er so ziemlich alle Stille. Die härtere Gangart scheint allerdings sein Steckenpferd zu sein. Mit seinem Soloalbum „Recordings: 2020-2025“ unterstreicht Simon McBride dies an der einen oder anderen Stelle auch noch mal ganz fett.
Anhand des Albumtitels lässt sich ja schon unschwer ablesen, dass es sich hierbei um eine Songkollektion der letzten Jahre handelt. Die Aufnahmen fallen teilweise zudem in die Zeit der Pandemie und sind somit sicher auch ein Spiegelbild dieser besonderen Umstände. In den renommierten Chameleon Studios in Hamburg hat McBride mit seinem Trio diese außergewöhnlichen Sessions aufgenommen. Es tummeln sich viele Coversongs auf dem Album, die man so nicht unbedingt erwartet hätte.
Simon McBride ist sicher ein ganz solider Rocksänger. Das stellt er schon beim Opener „Uniform Of Youth“, einem MrMister-Cover, unter Beweis. Die Triobesetzung lässt es hier ordentlich krachen und lärmt sich wunderbar durch diesen groovigen Einstieg. „Kids Wanna Rock“ von Bryan Adams schippert in diesem Fahrwasser weiter. Erstaunlicherweise schafft es McBride das Gegniedel, welches eine Vielzahl seiner Kollegen oft ins Schaufenster stellen, gekonnt zu umgehen.
Manches funktioniert aber auch nicht ganz so gut. Das epische „Ordinary World“ von Duran Duran hat in der Version von McBride überhaupt keine Seele. „I Gotta Move“ von den Kinks wird einfach nur zerschreddert und über „Lovesongs“ von The Cure wollen wir erst gar nicht reden. Hier wird nicht mal im Ansatz die Tiefe des Originals erreicht und die Gary Moore-Gedächtnisgitarre macht es da auch nicht besser. „Gimme Something Good“ von Ryan Adams haut dafür ganz gut hin. Die Interpretation ist trotz des rockigen Anstrichs sehr gefühlvoll und dem Original gar nicht so unähnlich.
Die eigenen Stücke von McBride sind mitunter besser. „Don´t Dare“ erinnert dabei an Joe Bonamassa und das noch schnellere „Heartbreaker“ ist ein ordentliches Hardrockbrett. Das Zusammenspiel mit Deep Purple hat da wohl die ein oder andere Spur hinterlassen. Mit „The Stealer“ gibt es im hinteren Drittel noch mal eine lässige Coverversion einer Free-Nummer. Die eigenen Stücke werten dieses Album letztlich aber ungemein auf. „Hell Waters Rising“ und „Dead Man Walking“ sind zudem unglaublich gut produziert. Hier ist jede noch so kleine Nuance auszumachen. Der Einsatz von Kopfhörern sei an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen. „Fat Pockets“ und „So Much Love To Give“ beenden das Album sehr würdig und entlassen die Hörerschaft mit einem sehr wohligen Gefühl.
Fazit: Simon McBride und seine „Recordings: 2020-2025“ haben sehr viel Licht, aber auch ein bisschen Schatten zu bieten. Weniger wäre hier eventuell das berühmte Mehr gewesen. Über weite Strecken ist das aber ein vorzüglich produzierte Gitarrenalbum mit dem Schwerpunkt einer modernen Version des Hardrocks.
Text: Torsten Schlimbach