Big Brother & The Holding Company: Sex, Dope & Cheap Thrills

Big Brother & The Holding Company: Sex, Dope & Cheap Thrills

Sony/Legacy

VÖ: 30.11.2018

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Der Name Janis Joplin ist selbst den Menschen ein Begriff, die sonst recht wenig mit Musik am Hut haben. Die Dame mit der außergewöhnlichen Stimme kennt man eben. Weniger bekannt ist, dass sie fester Teil einer Band war. Und diese Band feierte als Big Brother & The Holding Company vor 50 Jahren mit dem Album „Cheap Thrills“ ihr Major-Debüt. Selbiges Werk wird nun unter ganz neuen Vorzeichen erneut veröffentlicht. Man hat dabei auch wieder den ursprünglich angedachten Titel verwendet. „Sex, Dope & Cheap Thrills“ war der Plattenfirma in den späten 60ern einfach als Titel zu heiß.

 

Das Album hat nun eine ganze Menge zu bieten Unter den 30 Tracks befinden sich 25 bisher unveröffentlichter Studio-Outtakes. Das ist mal eine amtliche Sammlung, die auch dem Fan noch sehr, sehr viel an Mehrwert bieten wird. Das richtet sich aber auch an eine ganz neue Generation an Hörern, die aufgrund des umfangreichen Materials ganz tief in den Kosmos der Band und von Janis Joplin eintauchen können.

 

Die Aufmachung und die Gestaltung des Booklets sind ganz vorzüglich ausgefallen. Es gibt sehr viele Informationen zu den einzelnen Songs, viele Fotos und auch erhellende Liner Notes von Grace Slick, der Sängerin von Jefferson Airplane und von David Getz, Schlagzeuger von Big Brother & Holding Company. Durch die Worte wird die damalige Zeit wieder lebendig und man kriegt eine ungefähre Ahnung davon, was Janis Joplin damals für einen Sturm lostrat. Das Album wurde selbstverständlich ein Nummer-Eins-Album.

 

Natürlich steht der intuitive Gesang von Janis Joplin immer im Vordergrund. Wie sie singt, flüstert, keift und schreit ist ja auch eine ganz besondere Art die Songs zu veredeln. Man sollte die Band dahinter aber nicht vergessen. Man höre sich bitte nur mal das Gitarrensolo von „I Need A Man To Love“ (Take 3) an. Dazu gibt es einen herausragenden Basslauf, während das Schlagzeug den ganzen Laden zusammenhält. Als wäre das noch nicht perfekt genug, wurde weiter an dem Song gearbeitet. Take 4 ist ebenfalls enthalten. Der Blues von „Catch Me Daddy“ ist ebenfalls als famoses Zusammenspiel der Band zu nennen.

 

Beim ersten Take vom „Summertime“ kann einem schon mal die Kinnlade auf den Schreibtisch fallen. Wie sensationell ist denn bitte diese Version?! Take 2 darf man übrigens auch noch lauschen. Der psychedelische Quatsch, wie beispielsweise „Harry“, hält sich auf diesem Album in überschaubaren Grenzen.

 

Dafür darf man den bluesigen „Farewell Song“ in seinen verschiedenen Schattierungen und Inkarnationen hören. „Piece Of My Heart“, jener Song, der immer mit Janis Joplin in Verbindung gebracht wird, ist ebenfalls in verschiedenen Versionen enthalten. Allem wohnt eine Live-Atmosphäre inne, obwohl das natürlich im Studio aufgenommen wurde. Seinerzeit hat man allerdings ein Publikum dazu gemischt, damit das Album eben den entsprechenden Live-Vibe versprühte. Man kannte die Band ja bis zu „Cheap Thrills“ eben von den Live-Auftritten und die waren derart grandios, dass man dies den Zuhörern auch auf dem Album bieten wollte.

 

Fazit: „Sex, Dope & Cheap Thrills“ von Big Brother & The Holding Company ist ein vollgepacktes Album mit 30 Tracks, von denen 25 bisher unveröffentlicht sind. Fans und solche die es jetzt erst werden, können hier eine ganze Menge entdecken. Die Band harmoniert ganz famos miteinander und breitet ihrer Sängerin den Teppich aus, auf dem sie so glänzen konnte. Die verschiedenen Takes sind größtenteils ziemlich toll. Das Booklet kann ebenfalls überzeugen! Eine Veröffentlichung für Musikliebhaber!

 

http://www.bbhc.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Big Brother And The Holding Company featuring Janis Joplin: Live At The Carousel Ballroom 1968

Big Brother And The Holding Company featuring Janis Joplin: Live At The Carousel Ballroom 1968

Sony/Legacy

VÖ: 09.03.2012

 

Wertung: 7/12

 

Es gibt was Neues von Janis Joplin. Von ihrer Begleitband Big Brother And The Holding Company natürlich auch. Mit „Live At The Carousel“ wird nun ein Konzert von 1968 veröffentlicht. Lange schlummerte der Auftritt aus dem legendären Carousel Ballroom vom 23. Juni 1968 in den Archiven und Schubladen von Owsley Stanley der seinerzeit das Ereignis mitgeschnitten hat. Stanley war als Tontechniker eine Legende und so ist es nicht verwunderlich, dass er für das Mastering der vorliegenden CD hauptverantwortlich war. Leider starb Stanley letztes Jahr bei einem Verkehrsunfall. Seine Arbeit wurde aber nun in seinem Sinne fortgeführt.

 

Bear, wie Stanley genannt wurde, wollte mit dieser Aufnahme noch mal das besondere Talent von Joplin und ihrer Band zeigen. Unverfälscht und authentisch sollte die ganze Geschichte werden. Es ist ja kein Geheimnis, dass Janis Joplin und die Band kurz nach dem Ereignis aus dem Juni 68 getrennte Wege gingen. Somit kommt dieser Aufnahme hier noch mal ganz besonders eine historische Bedeutung zu. Und ja, die unbändige Energie, die da von den Musikern und der Gesangs- und Hippie-Ikone ausgingen, ist deutlich hör- und spürbar. Und wenn sich die Band in Feedback-Orgien bei „Light Is Faster Than Sound“ ergeht, dann scheint das Garagenrock der Marke Stooges und Grunge der 90er vorwegzunehmen. Trotzdem hätte man auf eine Veröffentlichung besser verzichtet.

 

Fans, Archivare und Puristen mögen das freilich anders sehen, aber mal ehrlich, bei diesem Klang rollen sich einem doch teilweise alle Fußnägel hoch. „I Need A Man To Love“ oder „Flower In The Sun“ sind doch kaum hörbar. Natürlich kann man das nicht mit heutigen Standards vergleichen, das versteht sich von selber, aber trotzdem kommt das teilweise nicht mal an Bootleg-Charakter heran. Es ist natürlich auch der damaligen Technik geschuldet, aber über die volle Distanz ist es schon etwas nervig, wenn der Hauptsound fast nur aus einer Box kommt!

 

Bei „Summertime“ wird es besser. Und natürlich ist es eine Show für sich, wenn Janis Joplin hier wie eine läufige Katze krächzt, faucht, schreit und flüstert. Ihr Timing ist schon beeindruckend. Eine Vollblutsängerin, die vermutlich nicht mal wusste wie und was sie da machte. Manches gleicht gar einer amtlichen Jam-Session. „Coo Coo“ und „Ball & Chain“ werden bis zum Anschlag ausgereizt. Mit „Piece Of My Heart“ findet sich gar ein Hit hier wieder. Von „Call On Me“ gibt es übrigens noch die Version vom 22. Juni aus der Saturday Show als Bonussong.

 

Die Aufmachung wäre ja ganz nett. Auch das Booklet hält einige Bilder und sehr viel Informationen bereit. Es ist allerdings nicht ganz so einfach das Heft aus dem Digipack zu fingern – zumindest wenn dieses nicht beschädigt werden soll. Die Ecken sind doch recht schnell eingerissen. Das hätte man sicher besser lösen können.

 

Fazit: Auf der einen Seite ist es schön, dass man diesen geschichtsträchtigen Auftritt aus dem Carousel Ballroom nun endlich als offizielle Aufnahme auf CD vorliegen hat. Die Energie der Band und von Janis Joplin ist schon beeindruckend. Der Klang ist allerdings sehr gewöhnungsbedürftig und auch, wenn der gute Stanley da sehr viel Arbeit investiert hat, so ist das letztlich doch nicht so ganz das gelbe vom Ei – leider. Da hat man schon wesentlich bessere Live-Aufnahmen aus dieser Zeit gehört.

 

Text: Torsten Schlimbach

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