Alice Merton: No Roots (EP)
Paper Plane Records
VÖ: 20.01.2017
Tipp!
Alice Merton ist eine der jungen DIY-Vertreterinnen. Die Kanadierin hat mit Paper Plane Records ist eigenes Label gegründet, sie ist maßgeblich an den Videos zu ihren Songs beteiligt und zusammen mit Susann Bosslau entwirft sie auch noch Mode. Mittlerweile ist Merton nach Berlin gezogen. Irgendwann stranden sie ja alle dort. Bis es soweit war, ist sie zehnmal umgezogen. Sie lebte schon in den USA und England. So lässt sich auch der Titel ihrer ersten EP „No Roots“ erklären. Wie soll man auch irgendwo verwurzelt sein, wenn man ständig umziehen muss?! Mit ihren 23 Jahren ist Merton noch auf der Suche.
Musikalisch hat sie diese Wurzeln aber längst gefunden. Die Songs sind irgendwo im Pop anzusiedeln. Allerdings surft sie zu keiner Zeit auf der Belanglosschiene. Die vier Stücke der EP haben jedenfalls allesamt das Potenzial eigenständige Singles zu sein. Alice Merton hat eine tolle Klangfarbe in der Stimme, die ganz sicher Wiedererkennungswert hat. Übrigens handelt es sich hierbei um analoge Popmusik. Dies zu erwähnen ist in der heutigen Zeit ja nicht unwichtig. Plastikzeug gibt es ja schon genug. „Hit The Ground Running“ ist groovy, von einer Gitarre getrieben, aber auch von einem gewissen Minimalismus geprägt. Mit „Jealousy“ gibt es ein melancholisches Stück, welches aber geschickt jede Kitschklippe umschifft. „Lie To My Face“ ist dann eine Ballade, wie man sie von Adele kennt. Und dann wäre da ja noch „No Roots“. Eine großartige Nummer, die einen tollen Basseinstieg hat, tanzbar ist, aber auch eine bisschen im Indiebereich wildert. Der Gesang ist zum Niederknien. In einer besseren Welt wäre das ein großer Hit.
Fazit: Es ist natürlich noch zu früh zu sagen, wohin die musikalisch Reise von Alice Merton gehen wird. Die vier Songs der ersten EP lassen aber auf Großes hoffen. Größtenteils handelt es sich hierbei um handgemachte Popmusik mit einer tollen Melodieführung und formidablen Hooklines. Singen kann die junge Dame sowieso. Da sie ziemlich autark agiert, wird sie ihren Weg sicher konsequent weiterverfolgen und wenn sich das so anhört wie auf „No Roots“, dann darf man sich auf ein vollwertiges Album freuen!
Text: Torsten Schlimbach