Triggerfinger: By Absence Of The Sun
Universal
VÖ: 18.04.2014
Wertung: 9/12
Was so ein Hit doch alles in Gang setzen kann. Im Falle von Triggerfinger war das mit „I Follow Rivers“ auch noch eine Coverversion. Im Zuge des großen Erfolgs wurde dann auch noch mal „All This Dancin´ Around“ veröffentlicht, obwohl die Platte da auch schon gut und gerne zwei Jährchen auf dem Buckel hatte. Mittlerweile sind es derer gar vier! Die drei Herren aus Antwerpen kamen eben nicht dazu neue Songs zu schreiben und waren unermüdlich auf großer Welttournee. Es gab kaum eine Milchkanne, an der die Belgier nicht Halt gemacht haben. Kleine Clubs, große Hallen und so ziemlich alle relevanten Festivals wurden bespielt. Danach wurden aber nicht die Füße hochgelegt, sondern an neuen Songs gearbeitet. Das Ergebnis liegt nun mit „By Absence Of The Sun“ vor.
Im vergangenen Herbst verschlug es Triggerfinger nach Los Angeles, wo man sieben Wochen an dem neuen Material arbeitete. Greg Gordon war auch wieder als Produzent mit an Bord. Inoffiziell wird der Mann ja sowieso als viertes Bandmitglied gehandelt. Die zwölf Songs spiegeln nun erneut die komplette Bandbreite von Triggerfinger wieder. Der Blues des Vorgängers ist dabei allerdings weitestgehend verschwunden. Und selbstverständlich hat dies natürlich auch so rein gar nichts mit „I Follow Rivers“ zu tun – das war aber auch schon bei „All This Dancin´ Around“ nicht sonderlich anders.
Was einem die drei Herren mit den Maßanzügen hier kredenzen ist schon ein ziemliches Brett. Zwischen allen Fuzz-Breitseiten flirrt es aber ganz gewaltig. Die Wüste lebt. In den 90ern hat man für diesen Sound vermehrt vom Stoner Rock gelesen. „By Absence Of The Sun“ dröhnt, zirpt, kreischt, sägt und groovt es wie die Hölle. Jedenfalls stellt man sich so den Sound dort vor. Es spricht ja nichts dagegen, unter dem ganzen Dreck und Sand auch noch eine Melodie zu verstecken, die so manchen Pop-Act alt aussehen lässt. „Big Hole“ ist so eine Nummer und das alles noch in einem Sound verpackt, als wären die 90er noch in vollem Gange. Dies war aber schon gleich bei den ersten Tönen von „Game“ klar, die sich da so herrlich langsam dahinschleppen. Mit „Perfect Match“ haben Triggerfinger sogar eine Art Indiehit am Start. Funky. „Off The Rack“ könnte hingegen auch von Josh Homme und seinen Jungs stammen.
Mit „Black Panic“ gewinnt danach aber endgültig die Düsternis Oberhand. Nirvana zu Zeiten von „In Utero“ klangen ähnlich kompromisslos. Manches mäandert aber auch etwas ziellos daher. „There Isn´t Time“ hat kaum spannende Momente zu bieten und „And There She Was Lying In Wait“ ist fast schon etwas zu brav, gleichwohl der Song einen guten Groove hat. „Splendor In The Grass“ legt noch ein bisschen Pop obendrauf und klingt bisweilen gar psychedelisch. Das beschwörende „Halfway There“ lebt im Grunde ausschließlich vom geflüsterten Gesang. „Trail Of Love“ ist zwar ganz nett, aber auch so schnell wieder aus den Ohren raus, wie es drin war. Mit dem abgedrehten „Master Of All Fears“ gibt es zum Schluss aber noch mal das volle Brett!
Fazit: „By Absence Of The Sun“ ist eine sehr gute und mitreißende Platte, mit zwie bis drei kleinen Längen. Es gibt die volle Fuzz und Stoner Attacke! Die größte Überraschung an diesem Album ist vermutlich die Tatsache, dass die Band nicht versucht den Erfolg des Vorgängers zu wiederholen. Die Songs von dem vorliegenden Album werden kaum im Radio gespielt werden und wenn doch, dann in der Nacht auf irgendeinem Rocksender. „By Absence Of The Sun“ macht jedenfalls unheimlich Laune und hört sich oftmals an, als wären die 90er nie vorbei gewesen! Liebe Nachgeborene, so war das damals! Ist schon spannend, oder?!
Text: Torsten Schlimbach
Triggerfinger: All This Dancin´ Around
Universal
VÖ: 06.07.2012
Wertung: 9/12
Manchmal braucht es viel Glück um doch noch die verdiente Anerkennung auf die alten Tage zu erhalten. Und eine Coverversion. Im Falle von Triggerfinger ist dies das flockig und leichte „I Follow Rivers“, was eigentlich nur als kleines Zwischenspiel gedacht war, welches die Band aus Antwerpen nun aber nach ganz oben spülte. Plötzlich wurde auch ein größeres Publikum auf die Herren, die übrigens allesamt schon mehr als 40 Lenze – oder sind es gar 50? - auf dem Buckel haben, aufmerksam. Das Glück kommt nun auch noch in Form von Wladimir Klitschko daher, denn Triggerfinger dürfen nun im Rahmenprogramm seines Boxkampfes in Bern auftreten.
Und weil gerade alles so gut läuft, wird nun auch endlich „All This Dancin´ Around“ in Deutschland veröffentlicht. Eigentlich ist die Platte ja schon vor zwei Jahren veröffentlicht worden, wird nun aber mit vier Bonustracks erneut unter die Leute gebracht. Die Lykke Li Nummer „I Follow Rivers“ ist dazu der Aufhänger und rahmt die Platte nun ein. In der Bonustrackssektion gibt es nämlich noch einen Greg Gordon Mix, den im Grunde aber kein Mensch braucht, da dieser der spontanen Ursprungsversion ziemlich ähnelt.
Auf dem eigentlichen Album „All This Dancin´ Around“ fehlte dieses Stück bisher sowieso und wenn man ehrlich ist, hat es auf diesem Werk auch nichts zu suchen. Passt einfach nicht zum Stonerrock, der hier vom Stapel gelassen wird. Der Wüstenanteil rund um Antwerpen dürfte zwar gen Null tendieren, dies hält die drei Mannen aber eben nicht davon ab knochentrocken durch die Prärie zu preschen. Klar, man kann jetzt Kyuss oder die Queens Of The Stone Age als Referenz nennen. Monster Magnet vielleicht auch, gerade die psychedelischen Elemente hat der Space Lord auch mal in seiner Hexenküche angerührt. Ein bisschen Doom Metal und eine kleine Prise Progrock lassen die Herren auch noch in ihren Sound einfließen. Trotzdem haben Triggerfinger immer einen ganz eigenen Ansatz, der sie dann doch als eigenständige Musiker zeigt.
Anstrengend wird es auch mal! Den Brocken „My Baby´s Got A Gun“ kann man nur schwer verdauen. Und dann reißt sich das Ding nach hinten doch noch von den Ketten los und haut einem links und rechts die Gitarrensaiten in die Fresse. Es geht aber auch anders, wie das extrem tanzbare Brett „All This Dancin´ Around“ zeigt. „Love Lost In Love“ darf durchaus als eingängig bezeichnet werden. Dafür rückt einem anschließend der Bass bei „I´m Coming For You“ die Frisur zurecht. „All Night Long“ schleppt sich wie ein läufiger Wolf dahin – nervig bis faszinierend. Ach ja, von Josh Homme würde man sich mal wieder wünschen, dass er sich so eine Nummer wie „Tuxedo“ aus dem Arm schüttelt. Die schönen Akustikversionen von „Soon“ und „Love Lost in Love“ werten die Platte gar noch mit dem Bonusmaterial auf. Calexico und Wilco lassen an dieser Stelle schön grüßen.
Fazit: Triggerfinger sind anscheinend wie ein guter Wein. Gut gereift entfaltet dies erst so richtige die volle Wirkung. „All This Dancin´ Around“ ist erst das dritte Album der Belgier, aber dafür eine kleine (Stoner)Rockperle. Vielleicht kriegen jetzt noch mehr Leute durch „I Follow Rivers“ Wind davon. Man würde gerne die Gesichter sehen, wenn diese letztlich die Platte anhören!
Text: Torsten Schlimbach