John Fogerty: Fogerty´s Factory

John Fogerty: Fogerty´s Factory

BMG

VÖ: 20.11.2020

 

Wertung: 8,5/12

 

Die Pandemie hat für so manches beachtliche Projekt gesorgt. Die Kreativen lassen sich oftmals sehr schöne Dinge einfallen, um die Fans, aber auch sich selber von dem ganzen Wahnsinn und Chaos abzulenken. John Fogerty hat in der ersten Jahreshälfte unter Quarantänebedingungen schlicht und ergreifend mit Teilen seiner Familie musiziert. Drei seiner sieben Kinder waren derart begeistert bei der Sache, dass die Ergebnisse bei YouTube schnell für Begeisterung sorgten. Eine EP wurde angedacht und aus der EP wurde nun schließlich ein vollwertiges Album.

 

Für das Cover wurde sogar „Cosmo's Factory“ nachgebildet. Auch hier war ein Familienmitglied involviert. Wie schon das ursprüngliche Cover, fotografierte Bob Fogerty nun auch „Fogerty´s Factory“. Das Projekt ist letztlich eine waschechte Familienzusammenkunft. Seine Tochter Kelsy lernte sogar erst Gitarre. Als Songs wählte man viele bekannte Hits von Fogerty aus. Seine Söhne Shane und Tyler kennen selbige ja ziemlich gut, da sie schon oft mit dem Herrn Papa auf der Bühne standen uns selbige spielten.

 

Eröffnet wird das Album mit „Centerfield“, jenem Song, der am 28 Mai im leeren Stadion der Dodgers gespielt wurde. Damit machte sich Fogerty zu seinem 75. Geburtstag gleich selbst ein Geschenk. Die Darbietung ist ziemlich roh, ungeschönt und direkt. Hier ist keine große Produktion zu hören. So ursprünglich hat man die Fogerty-Nummer wohl noch nie gehört. Und genau in diesem Stil geht es weiter. „Have You Ever Seen The Rain“ auf der live gespielten Akustikgitarre ist wundervoll.

 

„Lean On Me“ wurde am 15. Juni gespielt. Auch hier steht der Spaß im Vordergrund. Das ist alles so direkt, dass es teilweise etwas von Sturm und Drang einer dilettantischen Schülerband hat. Großartig. „Hot Rod Heart“ klingt dann auch noch so schrammelig, wie bei einer aufstrebenden Indieband. Und man hört einfach, dass alle Beteiligten unglaublich Spaß beim Spielen hatten. Das ist toll, gerade in diesen Zeiten. „Blue Moon Nights“ klingt etwas altbacken, aber macht ja nichts. „Tombstone Shadow“ lässt danach Gitarre und Stimme aufjaulen, dass es die pure Freude ist. „City Of New Orleans“ fängt mit ein paar warmen Worten von Fogerty zum Lockdown an und mündet in einer wundervollen Interpretation. „Proud Mary“ aus dem Mai kommt zu den Ursprüngen der Nummer zurück. Das gilt sicherlich auch für „Bad Moon Rising“, wenn gleich das auch ein bisschen nach Festzelt beim Schützenverein klingt. Dreckig und rotzig kommt „Fortunate Son“ daher. „Don´t You Wish It Was True“ lässt den Songreigen dann ganz gemütlich ausklingen.

 

Fazit: John Fogerty hat mit seinen Kindern ein tolles Projekt in Corona-Zeiten gestartet. „Fogerty´s Factory“ ist alles andere als perfekt, aber der Spaß, den sie als Familie daran hatten, ist deutlich hörbar und überträgt sich auch auf den Zuhörer. In Zeiten der Pandemie besonders wichtig. So hat man diese Klassiker garantiert noch nicht gehört. Ein verrücktes Album in einer verrückten Zeit.

 

https://johnfogerty.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

John Fogerty: 50 Year Trip:Live at Red Rocks

John Fogerty: 50 Year Trip:Live At Red Rocks

BMG

VÖ: 24.01.2020

 

Wertung: 7,5/12

 

John Fogerty feierte letztes Jahr den 50. Jahrestag seiner Karriere. Am 20. Juni gastierte er mit seiner Band im legendären Red Rocks Amphitheatre in Morrison, Colorado. Dort ist Fogerty zwar schon öfters aufgetreten, aber 2019 hatte er seine beiden Söhne an seiner Seite. Das Konzert wurde so zu einem ganz besonderen und emotionalen Ereignis – für die Zuschauer und natürlich auch für Fogerty. Folgerichtig hat er das aufzeichnen lassen. 17 Songs aus seiner Solokarriere sowie von Creedence Clearwater Revival plus zwei Coverversionen sind nun auf „50 Year Trip:Live At Red Rocks“ zu finden. Dies wird auf CD und Doppel-Vinyl veröffentlicht.

 

Im Grunde ist das – wie könnte es bei diesem Anlass auch anders sein? – ein „Best Of“-Album im Live-Format. Sehr ärgerlich ist allerdings das Fehlen von sieben Songs, die an diesem Abend auch gespielt wurden und somit ist das hier alles andere als komplett. Es ist noch nicht lange her, da wurde das komplette Set von CCR, welches die Band in Woodstock gespielt hat, veröffentlicht. Dagegen kann das hier nicht anstinken. Ein Vergleich hinkt natürlich auch, da Fogerty mittlerweile auch 74 Jahre jung ist. Er hat es manchmal immer noch drauf, wie dieses Set an der einen oder anderen Stelle eindrucksvoll unter Beweis stellt.

 

Natürlich zollt seine Stimme mittlerweile seinem Alter Tribut und somit ist das hin und wieder etwas kraftlos oder wirkt, als wäre Fogerty sein eigener Coversänger. Das Songmaterial ist natürlich fantastisch und so manche Interpretation haut einen dann doch aus den Socken. „I've Heard It Through the Grapevine“ zieht sich mal wieder episch und der langsame Schieber von „Long As I Can See The Light“ – mit tollem Saxofon – sind schlicht und ergreifend wundervolle Live-Fassungen. Das kann man von dem Überhit „Born On The Bayou“ oder „Green River“ nicht gerade sagen. Saft- und kraftlos. Dafür kann die Mundharmonika bei „Run Through The Jungle“ punkten und auch der Gesang kommt hier sehr direkt und ungefiltert. Lässige Darbietung.

 

„Keep On Chooglin´“ macht ordentlich Laune, aber „Have You Ever Seen The Rain´“ geht gar nicht. Das klingt in dieser Form nach ZDF Fernsehgarten. Nun ja, den Fans vor Ort hat es ja hörbar Freude bereitet. Auch im hohen Alter kann man noch rocken, wie „The Old Man Down The Road“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. „Fortune Son“, „Bad Moon Rising“ und „Proud Mary“ kommen zum Ende noch mal richtig fett – sofern man andere Live-Aufnahmen dieser Songs aus dem Gedächtnis streichen kann.

 

Fazit: „50 Year Trip:Live At Red Rocks“ ist wie eine „Best Of“-Zusammenstellung von John Fogerty – nur eben im Livegewand. Es gibt durchaus bessere Live-Aufnahmen der Songs, aber Fogerty ist ja nun auch nicht mehr der Jüngste. Ärgerlich ist das Fehlen von sieben Songs. Die Aufmachung lässt kaum Wünsche offen. Für Fans und Sammler ist das natürlich ein Pflichtkauf, alle anderen sollten zunächst zu einer älteren Veröffentlichung greifen und sich vielleicht dann langsam zu „50 Year Trip:Live At Red Rocks“ vorarbeiten.

 

https://johnfogerty.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

John Fogerty: Premonition

John Fogerty: Premonition

BMG

VÖ: 27.04.2018

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

John Fogerty war Gründungsmitglied von Creedence Clearwater Revival und schrieb mit der Band Musikgeschichte. Auch als Solokünstler wurde ihm immer wieder große Beachtung zuteil. Der Mann wurde über viele Jahrzehnte zu einem sehr einflussreichen Musiker, der viele Generationen beeinflusst hat. Im renommierten Rolling Stone Magazin wird er gleich unter den 100 größten Gitarristen, den 100 größten Songschreibern und 100 größten Sängern geführt. Viele Auszeichnungen pflastern seinen künstlerischen Weg. Selbstverständlich wurde er auch schon in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Jetzt werden Neueditionen seinen Backkatalogs aufgelegt. Den Anfang machen „Blue Moon Swamp“, „Centerfield“ und „Premonition“.

 

Zur Besprechung liegt „Premonition“ aus dem Jahr 1998 vor. Dieses Album erscheint übrigens nur auf CD! „Blue Moon Swamp“ wird beispielsweise auch in blauem Vinyl aufgelegt, „Centerfield“ erscheint ebenfalls als limitierte LP im Gatefold-Format mit einem „Baseball Stadion Pop Up“! „Premonition“ ist im Grunde eine Zusammenstellung aus Creedence Clearwater Revival-Gassenhauern und Solo-Hits – allerdings im Live-Format!

 

Eingespielt wurden die Songs im Dezember 97 in den Warner Studios in L.A. an zwei Abenden - und zwar live. Die Songauswahl ist formidabel, Führt man sich dabei vor Augen, dass es CCR nur in dem Zeitraum von 68 bis 72 gegeben hat, dann ist der Klassikerfaktor schon mehr als beachtlich. Man mag ja jetzt anmahnen, dass die Begleitband von Fogerty in diesem Dezember 97 nicht die Klasse von Creedence Clearwater Revival gehabt hat. Stimmt aber nicht! Der Sound ist erstklassig und die Musiker spielen wie eine Garagenband auf: dreckig, ziemlich ungestüm und doch herzerfrischend! Vielleicht lag es auch an dem nervenzehrenden Rechtsstreit, den Fogerty für seine Songs ausfechten musste, dass er hier so angriffslustig klingt. Fakt ist jedenfalls, dass dies mitunter die besten Live-Versionen sind, die es von diesen Nummern gibt!

 

Wie sich da in „Bad Moon Rising“ geworfen wird, ist schon beachtlich. Die Band agiert auf den Punkt genau. Fogerty singt dazu wie ein junger Gott. Dies war schon bei der Eröffnung mit „Born On The Bayou“ klar. Der Klassiker „Green River“ ist der pure Rock and Roll und auch „Susie Q“ kommt schön rockig daher – das Gitarrensolo ist erstklassig und ein Spiegelbild der 90er! „I Put A Spell On You“ hat da noch mehr Gitarrenarbeit der Extraklasse zu bieten. Mike McCready von Pearl Jam dürfte dieses Album ganz sicher auch im Schrank stehen haben! Selbst das damals schon ausgelutschte „Rockin´ All Over The World“ hat eine Menge Schmackes zu bieten und macht Spaß. Selbstverständlich darf auch „Centerfield“, das einzige Lied, das jemals in die „Baseball Hall Of Fame“ aufgenommen wurde, nicht fehlen. Das Hitfeuerwerk „Bad Moon Rising“, „Fortunate Son“ und „Proud Mary“ mäht auch im Jahr 2018 noch alles auf fetten Rockwalzen nieder. Das ist eine Spielfreude, die zum Niederknien ist! Abgesehen davon sind das natürlich auch längst Klassiker der Musikgeschichte! Und was für welche!

 

Fazit: Wer von John Fogerty und Creedence Clearwater Revival schon immer einen Überblick über die größten Hits haben wollte, wird mit „Premonition“ bestens bedient werden. „Travelin Band“ als Rausschmeißer ist wohl bestens geeignet um das Geschehen hier auf den Punkt zu bringen: nämlich unbändige Spielfreude. Ja, die Songs liegen alle in einem formidablen Live-Gewand vor und lassen so manchen Studiotrack ziemlich alt aussehen. Eines der großen Livealben, auch wenn es nicht eine komplette Show von einem Abend beinhaltet!

 

https://johnfogerty.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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