Amy Macdonald - Interview am 20.03.2010

Das zweite Album von Amy Macdonald – „A Curious Thing“ – steht seit knapp einer Woche in den Läden und man kann schon jetzt ziemlich sicher sein, dass die Scheibe ganz oben auf dem Treppchen in den Charts landen wird. Die Promotion läuft immer noch auf Hochtouren, was natürlich auch mit einigem Stress für die Künstlerin verbunden ist. Amy Macdonald weilt zu Zeit in Deutschland und tritt heute im Rahmen der WOK-WM von Pro7 auf. Umso schöner ist es, dass sie sich trotz einiger Schwierigkeiten beim Soundcheck und kurz vor der Show noch die Zeit für ein Gespräch mit uns nimmt.

Hallo Amy, vielen Dank, dass Du so kurz vor Deinem Auftritt noch Zeit für uns hast!

Überhaupt kein Problem, ein bisschen Zeit habe ich ja noch.

Zunächst mal: Glückwunsch! Ich habe gehört, dass Dein neues Album in Deutschland an Nummer 1 der Trend-Charts gelistet ist und nächste Woche vermutlich auch auf dem ersten Platz in den Charts einsteigen wird.

Oh?! Ist das so? Das freut mich natürlich. Vielen Dank!

Für mich klingen Deine beiden Alben sehr unterschiedlich. Hast Du bei Deinem neuen Album mehr den Fokus auf eine Band gelegt? Mehr Rock und Pop und weniger Singer/Songwriter? Wie würdest Du es beschreiben?

Nein, eigentlich sind die beiden Alben gar nicht so unterschiedlich. Das bin ja immer noch ich. Es ist meine Stimme und meine Musik. Ich bin es ja, die die Songs dafür geschrieben hat und ich spiele natürlich immer noch Gitarre. Du hast auf eine gewisse Art natürlich Recht, denn beim ersten Album war ich noch nie auf Tour und ich hatte keine Band. Da war nur ich alleine mit meiner Gitarre und meinen Songs. Dann war ich plötzlich auf Tour und hatte auch eine Band. Das hat das zweite Album natürlich schon beeinflusst, aber ich denke, das eigentliche Grundgerüst unterscheidet sich nicht so sehr vom ersten Album.
Wann hast Du denn angefangen die Songs für „A Curious Thing“ zu schreiben?

Eigentlich hat das nur zwei Monate gedauert. Letztes Jahr fing ich an zu schreiben, dann waren wir wieder auf Tour, dann schrieb ich im Juli ein bisschen und ja, jetzt ist das Album schon draußen. Insgesamt war der Schreibprozess in drei Abschnitte gegliedert und wurde von Konzerten und der Tour etwas unterbrochen.
Welche Musik hat Dich denn zu dem Album inspiriert?

Ähm, ich denke, mich inspirieren ganz viele unterschiedliche und verschiedene Künstler und Bands, wie Bruce Springsteen oder The Killers. Bewusst hat mich das jetzt nicht beeinflusst, aber die Musik von denen ist natürlich in meinem Hinterkopf abgespeichert und indirekt ist dies dann natürlich immer eine Inspiration.

Was ist denn mit den Geschichten der Songs? Sind diese fiktiv? Du beziehst ja bei einigen Dingen deutlich Stellung.

Wenn man einen Song schreibt, wird man natürlich von vielen Sachen und Begebenheiten im Hinblick auf die Texte beeinflusst. Ich schreibe darüber was in meinem Umfeld passiert. Natürlich auch was mir passiert oder Freunden und Familie und solche Sachen. Auch das unterscheidet sich nicht so sehr zum ersten Album.

Haben Dich die hohen Erwartungen vor dem zweiten Album belastet?

Nein, überhaupt nicht. Ich möchte nur Songs schreiben, mehr nicht. Erwartungen will ich gar nicht erst erfüllen und darüber mache ich mir auch ganz ehrlich keine Gedanken und folglich kann mich das nicht belasten. Es geht nur um die Songs, alles andere ist unwichtig, jedenfalls für mich.

Wie bist Du denn mit den ersten Reaktionen auf das Album zufrieden? Hast Du da schon entsprechendes Feedback bekommen?

Ich bin mir über die Reaktionen nicht so sicher. Ich habe noch nicht viel gehört. „A Curious Thing“ ist ja auch erst vor einer Woche veröffentlicht worden. Bis jetzt habe ich auch noch nicht so viel von den Fans gehört. Es ist aber im Grunde auch nur wichtig, was die Fans oder meine Freunde und Familie sagen und nicht so sehr was die Kritiker darüber denken oder sagen.

Deine Musik und Deine Texte sind meistens ja sehr emotional, bist Du eine sehr emotionale Person?

Ja! Definitiv! Und wie! Meine Emotionen schwanken immer, manchmal gibt es ein Hoch und dann wieder ein Tief. Meistens lasse ich mein Herz entscheiden. Ich denke aber, dass dies auch zum Leben dazugehört und ich bin froh, dass es bei mir so ist. So ohne jede Emotionen oder Gefühlsregung stelle ich mir ein Leben, ähm, ziemlich langweilig vor.
Aufnahmen, Tour, Aufnahmen – woher nimmst Du Deine ganze Energie?

Ich habe absolut keine Ahnung woher ich die nehme. Das frage ich mich manchmal selber. Momentan läuft aber auch alles ganz gut für mich und daraus schöpft man ja auch wieder Energie.

Ist es heutzutage nicht schwierig, noch einen eigenen musikalischen Stil zu kreieren, wo doch eigentlich alles mehr oder weniger schon mal da war?

Ähm, darüber denke ich eigentlich nicht nach. Ich schreibe die Songs für mich und nehme sie so, wie sie kommen und aus mir heraus wollen. Anders kann es auch nicht funktionieren, denn wenn man sich hinsetzt und über solche Dinge nachdenkt, dann verliert man meiner Meinung nach seine Authentizität.

Mittlerweile sieht es oftmals so aus, dass das Image und der Style eines Künstlers wesentlich wichtiger wie die eigentlich Musik geworden ist. Was denkst Du darüber und hast Du mit solchen „Posern“ auch schon Erfahrung gemacht?

Oh ja! Da gibt es viele, die legen da mehr Wert drauf und lenken ihren Fokus in diese Richtung anstatt sich auf ihre Musik zu konzentrieren. Also für mich ist nur meine Musik wichtig. Ich bin nicht wichtig. Die Leute sollten nur über meine Musik sprechen und sich darüber austauschen. Alle anderen Dinge sind doch sowieso völlig unwichtig.

Du hast Dich optisch aber auch schon etwas verändert, war das…

…nein, habe ich eigentlich nicht.
Ach komm, da hat sich aber doch schon einiges getan. Eigentlich wollte ich fragen, ob die Veränderung in irgendeiner Weise auch etwas mit dem Musikgeschäft zu tun hat?

Nein, wirklich nicht. Also ich finde nicht, dass ich mich verändert habe. Man darf nicht vergessen, dass ich bei dem ersten Album ziemlich jung war. Gut, jung bin ich immer noch. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass ich einfach älter und erwachsener geworden bin. Aber noch mal, das hat garantiert rein gar nichts mit dem Musikgeschäft zu tun. Ich bin ich und lasse mich da nicht verbiegen.
Was denkst Du denn über die Musikindustrie?

Ich denke, man sollte den Fokus wieder mehr auf die Musik lenken, denn darum geht es. Das ist ja auch der Grund, warum ich heute hier bin, um den Leuten später meine Musik vorzustellen.

Was denkst Du denn über das Internet? Hat sich das Musikgeschäft wirklich derart verändert?

Schwierig, schwierig. Ähm, ich kann da natürlich nur für mich sprechen und vielleicht sehen Kollegen das anders. Ich denke, das Internet ist für einen Musiker gut und schlecht. Man erreicht schnell eine große Anzahl von Menschen und die Musik verbreitet sich wesentlich schneller, wenn man erstmal in so einer Art Schneeballsystem drin ist. Die schlechte Seite ist natürlich, dass die Menschen immer mehr glauben, dass man sich die Musik im Internet umsonst besorgen darf. Das ist natürlich nicht nur für die Musikindustrie schlecht, sondern auch für neue Künstler, die noch am Anfang stehen.
Du hast ja mittlerweile eine Menge Konzerte gespielt. Was bedeutet Dir denn heute ein Konzert? Ist das für Dich wie ein Fabrik- oder Bürojob?

Definitiv nicht! Vor einem Publikum zu stehen kann nie so etwas wie ein normaler Job werden, jedenfalls für mich nicht. Da kommt auch keine Routine auf, da jedes Konzert anders ist. Ich liebe es einfach.

In diesem Zusammenhang: Was sind denn Deine Pläne für die nahe Zukunft? Eine große Tour?

Ein Mix aus vielen Sachen. Ich werde touren, einige Festivals spielen, aber dann stehen auch noch so Sachen wie Videodrehs an und natürlich auch noch jede Menge Promotion. Es wird ein anstrengendes, aber auch sehr aufregendes Jahr werden.

Was können die Fans und die Zuschauer denn von Deiner Tour erwarten?

Keine Gimmicks! So etwas wird es bei mir nicht geben. Ich werde einfach meine Songs meiner Alben spielen. Das ist es, was ich tun möchte und davon soll nichts ablenken. Ich will auch nicht versuchen, da eine große Show draus zu machen. Ich möchte meine Songs spielen, nur darum geht es.

Du bist in Europa ja sehr erfolgreich. Gibt es da einige spezielle Orte, auf die Du Dich besonders freust?

Ich freue mich in erster Linie auf die gesamte Tour. Es gibt aber ein paar Städte oder Länder, auf die freue ich mich ganz besonders. Das erste Album war Nummer zwei in Griechenland und das ist eine tolle Sache und ich freue mich, dort auftreten zu dürfen, denn ich war da auch noch nie.

Ist es schwierig für Dich lange von zu Hause fort zu sein?

Ja, auf jeden Fall. Auf Tour zu sein ist toll, aber natürlich vermisse ich auch die Familie und die wichtigsten Menschen in meinem Leben, die ja nicht ständig mit auf Tour sind.

Ich habe in einem U2-Forum gelesen, dass sich einige Fans wünschen würden, dass Du der Support-Act für deren Stadionshows diesen Sommer wärst – gibt es Pläne in diese Richtung?

Bitte was?
Die deutschen U2 Fans würde es freuen, wenn Du im Vorprogramm spielen würdest.

Oh? Wirklich? Nein, da gibt es keine Pläne in dieser Hinsicht und das war auch noch nie im Gespräch. Nein, definitiv nicht.

Schade für die Fans und für U2. Du hast ja einige berühmte Fans. Elton John, eben U2, Paul Weller, der auch auf Deinem neuen Album mitgewirkt hat. Wie ist das für Dich, wenn diese Leute Dich loben?

Ich würde die nicht als meine Fans bezeichnen. Aber es ist natürlich toll, wenn man von solchen berühmten Musikern supportet wird und die meine Musik mögen. Ich hatte bisher eine wirklich tolle Zeit im Musikgeschäft und es ist umwerfend, wenn man von solchen Leuten unterstützt wird.

Wie siehst Du Dich als Musikerin in zehn Jahren?

Ich habe absolut keine Idee. Wir alle wissen ja nicht, was morgen passiert und schon gar nicht was in zehn Jahren ist. Ich nehme es einfach, wie es kommt. Ich versuche einfach mein Ding durchzuziehen und so gut wie möglich zu machen und dann gucken wir einfach, was passiert.

Du planst Deine Musik also nicht auf einen längeren Zeitraum?

Das geht in diesem Geschäft nicht. Ich werde weiter Songs schreiben und dann gucke ich wohin mich der Weg führt.

Hast Du überhaupt noch Zeit neben Musik anderen Hobbys nachzugehen?

Nein, nein. Bei mir dreht sich meistens alles um Musik, Musik, Musik. Wenn ich zu Hause bin, dann sehe ich meine Freunde und meine Familie. Ich mache dann normale Dinge wie ins Kino gehen, das war es dann auch schon.
Was ist der zu Zeit am meisten gespielte Track auf Deinem MP3-Player?

Einen Track kann ich da nicht nennen, aber es wird auf jeden Fall Bruce Springsteen sein.

Hast Du eine spezielle Botschaft für unsere Leser?

Ich möchte mich für die Unterstützung bedanken und freue mich euch auf der Tour zu sehen. Ich freue mich wirklich zurück nach Deutschland zu kommen und hier aufzutreten.
Amy, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast! Viel Spaß bei Deinem Auftritt gleich und genieße es!

Bitte, bitte, sehr gerne, aber ich habe zu danken!

 

(Torsten Schlimbach bedankt sich für die erneut tolle Unterstützung bei Isabel Sihler von Belle Music, bei Sandra Kolbeck und Universal für den unermüdlichen Einsatz vor Ort und natürlich bei Amy Macdonald!)

 

http://www.amymacdonald.co.uk/gb/home/

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch