Ann Wilson: Fierce Bliss

Ann Wilson: Fierce Bliss

Silver Lining Music

VÖ: 29.04.2022

 

Wertung: 9/12

 

Ann Wilson hat mit ihrer Schwester Nancy und der Band Heart Musikgeschichte geschrieben. Gegründet wurde die Band in den 70ern. Es folgte der ganze Rockkram – guter wie schlechter. Immenser Erfolg, umjubelte Auftritte, aber auch viele Nackenschläge pflasterten den Weg von Ann Wilson. Sie hat das Geschäft von allen Seiten und mit all seinen Facetten kennengelernt. Heute zählt Ann Wilson zu den besten ihres Fachs – weiblich wie männlich. Ihre kraftvolle und ausdrucksstarke Stimme ist beeindruckend. Unvergessen ist ihre großartige Interpretation von „Stairway To Heaven“, die selbst Robert Plant zu Tränen rührte. Jetzt hat Ann Wilson mit „Fierce Bliss“ ein neues Album am Start. Künstleranwalt Brian Rohan war irgendwie der Katalysator für dieses neue, tolle Werk. Er war es, der Wilson einige Leute für die Zusammenarbeit empfohlen hat und so nahm letztlich alles seinen Lauf und Konturen an. Kenny Wayne Shepherd ist ebenso dabei wie auch Warren Haynes von Gov’t Mule.

 

Der erdige Sound fällt sofort auf. Teilweise klingt das Werk, als wäre es komplett live aufgenommen worden. Ann Wilson hat hier ein würdiges Rockalbum der alten Schule aufgenommen. Mit „Greed“ startet sie fulminant in „Fierce Bliss“. Ihre Stimme ist absolut auf der Höhe und auch ansonsten gibt es hier das volle, schnörkellose Rockbrett. Ein sensationeller Auftakt! Ganz stark! Es kracht natürlich nicht immer so. Hin und wieder wird es nachdenklich oder ein bisschen psychedelisch wie mit „Black Wing“. Schmanenhaft schält sich die Nummer aus den Boxen. „Bridge Of Sighs“ kommt bluesig daher. Die Nummer klingt, als würde Ann Wilson direkt aus den Sümpfen zu uns singen – flankiert von tonnenschweren Gitarren.

 

„Fighten For Life“ ist fast schon eine klassische Rockballade. Der Backgroundchor erinnert an Gospel und die düstere Atmosphäre lässt das Stück sowieso jede Kitschklippe gekonnt umschiffen. Die Stimme von Wilson thront über der kompletten Instrumentierung und klingt hin und wieder wie eine weibliche Ausgabe von Robert Plant. „Love Of My Life“ – jenen Queen-Heuler – interpretiert sie zusammen mit Vince Gill recht nahe am Original. „Missionary Man“ ist anschließend wieder eine trockene Rocknummer. „Gladiator“ ist ein gewaltiger Track. Das Tempo ist zwar nicht schnell, aber die Instrumentierung bombastisch aufgeladen – inklusive klassischem Gitarrensolo. Mit „Forget Her“ gibt es eine klassische Barballade auf die Ohren. Mit „A Moment In Heaven“ folgt ein lässiger Rockstampfer. „Angel´s Blues“ lässt die Orgel von der Leine, die einen tollen Gegenpart zur Gitarre darstellt. Blues im Ann Wilson-Style. „As The World Turns“ hat zum Schluss noch mal alle Zutaten zu bieten, die „Fierce Bliss“ zu dem großartigen Album machen.

 

Fazit: Ann Wilson hat ein tolles Rockalbum aufgenommen. Mit „Fierce Bliss“ rennt sie keinem Trend nach und kümmert sich auch nicht darum, ob das im Radio laufen wird. Dafür hat sie ein astreines Rockalbum der alten Schule aufgenommen. Die Songs wirken dabei aber keineswegs altbacken oder angestaubt. Alle Beteiligten scheinen hörbar eine Menge Spaß an den Aufnahmen gehabt zu haben. Wer auf handgemachte Musik abfährt, sollte dieses Album auf jeden Fall dieses Jahr auf dem Schirm haben!

 

https://annwilson.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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