Jools Holland & José Feliciano with The Rhythm & Blues Orchestra: As You See Me Now
Warner
VÖ: 17.11.2017
Wertung: 8,5/12
Jools Holland muss man hoffentlich nicht weiter vorstellen. Wer sich von Musik nicht nur berieseln lässt, weiß, dass der Mann für die Musik lebt und mit seiner Live-Music-Show "Later with Jools Holland" ein unglaublich wichtigen Kulturbeitrag leistet. So ziemlich alle Größen und ernsthaften Musiker sind in der Sendung schon aufgetreten. Jools Holland lässt es sich nicht nehmen, eine Vielzahl seiner Gäste dann auf seinem geliebten Piano zu begleiten. Jools Holland ist aber auch dafür bekannt mit erstklassigen Gästen ganz formidable Alben aufzunehmen. „As You See Me Now“ ist wieder mal ein solches Album. Bei diesem Werk wird er von José Feliciano flankiert.
Ende 2017 ging Holland gemeinsam mit der puerto-ricanischen Latino-Ikone José Feliciano in UK auf Tour. Im Gepäck war „As You See Me Now“. Natürlich war auch das famose Rhythm & Blues Orchestra dabei. „As You See Me Now“ wurde bereits letztes Jahr im November veröffentlicht, jetzt, da Jools Holland in Deutschland mit kleiner Besetzung auf Tour geht, zieht man hierzulande noch mal nach. Sinn macht das nun kaum noch. Das ausgelutschte „Feliz Navidad“ - auf dem Album durchaus ganz nett arrangiert – und „Happy New Year“ wird man sich im März vermutlich nicht mehr anhören. Nun gut, auf dem Album sind das die Nummern dreizehn und vierzehn und die letzten Songs und man kann natürlich vorher ausschalten. Marketingtechnisch hat man da schlicht und ergreifend geschlafen, zumal das Weihnachtsgeschäft 2017 sowieso nicht – wie in den Jahren zuvor – mit einer Veröffentlichungsflut geglänzt hat.
Dies sagt freilich nichts über die Qualität des Albums aus. Selbige ist, wie nicht anders zu erwarten, immens hoch. Die Musiker schaffen es, selbst so einem Klassiker wie „Hit The Road Jack“ durch Spielfreude und Arrangements, noch ein paar spannende Seiten abzutrotzen. Ruby Turner, mit der Holland immer wieder arbeitet, gibt dem Song gesanglich die richtige Würze. Das Gitarrenspiel auf der Akustischen bei „In My Life“ ist schon ganz exquisit. Die Beatles covert man eigentlich nicht, denn das geht grundsätzlich in die Hose – hier haut es aber hin.
Mit dem Bar Boogie „As You See Me Now“ startet die Sause ziemlich beschwingt. Die Bläsersätze passen und der Gesang von José legt sich um den Hörer wie eine wärmende Decke. Die Finger von Jools flitzen über die Tasten und vermitteln die pure Lebensfreude. „Treat Myself“ wurde aus der Klassikerabteilung genommen. Den Stevie Wonder-Hit wird man aber vermutlich lieber im Original hören. „Just To Be Home With You“ stammt aus der Feder von Holland und gefällt mit einem fein austarierten Gitarrenspiel. Eine schöne Ballade.
Das beschwingte „Honeysuckle Rose“ entführt einen in eine längst vergessene musikalische Dekade. Zwischen Swing, Boogie und Djano Reinhardt ist das schon eine Wucht. „One More Drink“ stammt von José Feliciano und dürfte hinlänglich bekannt sein. Mit dem großen Orchester klingt das noch wuchtiger. Das warme Klangbild ist zudem ein Genuss. „Midnight Special“ ist ja immer eine Bank, es geht aber nichts über das Original. Leadbelly bleibt da eine Klasse für sich. Der mehrstimmige Gesang ist aber durchaus hörenswert. Die Ballde „Let´s Find Each Other Tonight“ aus der Feder von Feliciano begeistert durch das harmonische Zusammenspiel der Gitarren, aber auch der Stimmen. Verträumt und wunderschön. „You´re So Cold“ wird von Rita Wilson wunderbar getragen. „Baby Can I Hold You“ kann allerdings zu keiner Zeit die Intensität erreichen, die Tracy Chapman dem Stück verleiht. „Believe Me When I Tell You“ ist vor dem Weihnachtsteil des Albums ganz nett, aber mehr auch nicht.
Fazit: Jools Holland ist es mal wieder gelungen, mit José Feliciano einen Partner zu finden, mit dem er wunderbar harmoniert. „As You See Me Now“ ist ein schönes Album, welches vom Klangbild eine unglaubliche Wärme ausstrahlt, und von den Musikern und SängerInnen erstklassig umgesetzt wurde. Man hört den Songs an, dass diese mit sehr viel Liebe und Herz eingespielt und umgesetzt wurden.
Text: Torsten Schlimbach
Jools Holland: Jools & Ruby
Warner
VÖ: 11.12.2015
Wertung: 8,5/12
„Jools & Ruby“ ist im Grunde eine schöne Zusammenstellung. Unter der Flut der herkömmlichen „Best Of“ lässt sich das irgendwie trotzdem nicht verbuchen. Dafür ist das auch viel zu speziell. Obwohl die musikalische Bandbreite, die hier abgedeckt wird, sehr groß ist, ist das alles doch wie aus einem Guss. Letztlich ist das ein vollwertiges Album, nur sind die Vorzeichen eben ein bisschen anders. Beeindruckend ist das so oder so. Das fängt ja schon mit dem wundervollen Gospel von „Peace In The Valley“ an. Der Song, der extra für dieses Werk neu aufgenommen wurde, hat ordentlich Pfeffer im Hintern. Mit „Roll Out Of His Hole“ geht es musikalisch in eine gänzlich andere Richtung. Das swingt zwar, ist aber letztlich Rock and Roll der ganz alten Schule. Diesen Song schrieben die beiden einst gemeinsam. Es darf getanzt werden! Gerne auch zu „The Informer“. Nun geht es aber mit großen Schritten in Richtung Soul. Mit „Pray Have Mercy“ gibt es gleich einen weiteren brandneuen Song aus der Feder der beiden zu hören. Das Klavier hoppelt, die Gitarrenlicks sind sehr effektiv, die Bläser dürfen das Stück ausschmücken und alles wird von der Orgel zusammengehalten. Hier passiert derart viel und doch ist der Gesang von Ruby Turner der unumstrittene Mittelpunkt.
„Christmas Song“ wurde von Holland musikalische eingekleidet. Das passt natürlich zur Jahres- und Veröffentlichungszeit, ist aber nicht ganz so kitschig wie erwartet. Eine nette Ballade, die selbstredend abermals überragend gesungen wird. „Same Old Heart“ ist ein netter souliger Popsong, zu dem man gerne mitwippt – nicht mehr, aber auch nicht weniger! Es sind die gospelartigen Tracks wie „Remember Me“ oder „When I Get Home“, die für die Gänsehaut sorgen. Das verbreitet ja schon eine sakrale Atmosphäre. Mit „Boring“ oder „My Country Man“ werden gänzlich andere Wege beschritten. Da darf auch mal ein bisschen Western und Honky Tonk genossen werden.
Aus „Jumpin´ At The Jubilee“ springt einem die pure Freude entgegen. Was macht da mehr Spaß? Klavier oder der Gesang von Ruby? Ach, einfach alles. Das steckt ordentlich Schmackes dahinter. „Love Made Them Do That“ ist ein typischer Jools Holland-Track. Die Bläsersätze vergisst der Mann einfach nie. Den lässigen Gospel-Blues von „To Love A Child“ teilen sich die beiden gesanglich. Das ist so produziert, dass man tatsächlich denken könnte, dass das Ding schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. „This Train“ ist ganz nett und auch mit „You Are So Beautiful“ machen sie nicht viel verkehrt. An die Durchschlagskraft der Originale kommen diese beiden Interpretationen allerdings nicht heran. „Count Me In“ ist anschließend auch eher unter netter Standard zu verbuchen. Die Ballade „Nobody But You“ ist ohne Fehl und Tadel mit ganz großem Besteck umgesetzt worden. Es fehlt an dieser Stelle aber mal wieder ein Wachmacher. „Get Away Jordan“ kommt da genau richtig. Die Dame mit der großen Stimme ist einfach immer dann am Besten, wenn es in die Gospelrichtung geht. Und dann sitzen auch die Balladen. „I Still Went Wrong“ ist nämlich ganz großartig. Mit „Jumpin´ In The Morning“ gibt es dann auch einen Song aus dem umfangreichen Ray Charles-Repertoire, bevor „Precious Lord“ ganz zum Schluss noch mal die Sterne zum Leuchten bringt.
Fazit: „Jools & Ruby“ ist ein hervorragender Überblick der Zusammenarbeit von Ruby Turner und Jools Holland. Frau Turner ist eine hervorragende Sängerin, die ihre Stärken aber eindeutig beim Blues und Gospel hat. Und genau in diesen Momenten ist das Album dann auch naturgemäß sehr stark. Ein bisschen Swing, eine Prise Rock und auch Balladen und Pop haben sich die beiden mit einer hervorragenden Band zur Brust genommen. Das klingt manchmal wie aus der Zeit gefallen und ist daher umso schöner!
Text: Torsten Schlimbach
Jools Holland & his Rhythm & Blues Orchestra: Sirens Of Song
Warner
VÖ: 30.01.2015
Wertung: 9,5/12
Jools Holland ist der Bewahrer der guten Musik. Einer der mit ganzem Herzen bei der Sache ist und immer wieder erstaunliche Dinge zu Tage fördert. Man fragt sich immer wieder, wie er das noch toppen will. Auch die Alben sind durch die Bank alle vorzüglich und jedes Mal beschleicht einen das Gefühl, dass es bei einer erneuten Veröffentlichung nur schlechter werden kann. Jools Holland lehrt einen immer wieder auf ein Neues, dass er und seine Musiker das Niveau spielend halten können und oft genug sogar noch weiter nach oben schrauben. Dies ist mit „Sirens Of Song“ nun schon wieder der Fall.
Für dieses Album hat er sich ganz famose Sängerinnen eingeladen - einige der Besten! „Sirens Of Son“ ist somit sowohl ein Jools Holland & his Rhythm & Blues Orchestra Werk, aber eben auch ein Frauenalbum. Die ausschließlich weiblichen Stimme verleihen dem Sound eine ganz besondere Note. Holland hat einfach ein Talent dafür einige der aufregendsten Kollaborationen der Welt auf die Beine zu stellen. Die Platte besteht aus eigenen Kompositionen, aber auch neu arrangierten und überarbeiteten Klassikern. Vieles auf „Sirens Of Song“ wurde speziell hierfür aufgenommen. Mel C und das großartige „I Wish“ kennt man ja schon. Das groovt, das swingt, das tritt einem in den Allerwertesten. Ein Spice Girl, welches wirklich singen kann – die Erkenntnis ist natürlich nicht neu.
Posthum ist auch Amy Winehouse mit dem herrlich lockeren „Monkey Man“ dabei. Diesmal kein Soul, sondern Reggae im Jools Holland-Gewand. Auch Eartha Kitt und „Ain´t Misbehavin´“ ist eine posthume Veröffentlichung. Diese Stimme, diese Interpretation – Gänsehaut. Ruby Turner gibt mit dem Ray Charles Hit „Jumpin´In The Morning“ die Richtung vor. Sie ist übrigens die einzige Künstlerin, die gleich mit zwei Songs vertreten ist. „I Still Went Wrong“ ist der andere, der wesentlich ruhiger ist und nach Gospel aus den tiefsten Sümpfen klingt.
Es gibt ja Songs, die man eigentlich nicht mehr hören kann, weil die derart oft gecovert oder interpretiert wurden, dass sie einem aus den Ohren heraushängen. „Night And Day“ von Cole Porter ist so eine Nummer und dann kommt KT Tunstall daher und singt das Ding derart butterweich, dass man zittrige Knie bekommt. Jools Holland und seine Musiker swingen dazu, als wären die 40er zurück – großartig! Und dann gibt es Verbindungen, die alles andere als auf der Hand liegen. Wer hätte sich in der Vergangenheit denn schon „Should I Stay Of Should I Go“ von Kylie vorstellen können? Eben! Sie haucht – und das ist wörtlich zu verstehen – dem Stück neues Leben ein und das ist schon wieder sexy. Emeli Sandé ist bekannterweise auch ein ganz vorzügliche Sängerin und sie macht ihre Sache bei „Love Me Or Leave Me“ auch wirklich gut, allerdings fehlt da etwas die Magie. Die gibt es von Louise Marshall und „A Vow“.
Fazit: Jools Holland und seine famosen Musiker schaffen es, mit allen möglichen Künstlern zu arbeiten und diese meist zu Höchstleistungen zu kitzeln. Oftmals sind diese auch noch in ganz unterschiedlichen Genres angesiedelt. Man könnte glatt behaupten, dass Holland seine Gäste ein Stückchen besser macht. „Sirens Of Song“ ist da mal wieder keine Ausnahme. Diesmal hat er sich ausschließlich weibliche Verstärkung geholt. Es ist ein tolles, swingendes Album, welches gerade die bekannten Klassiker noch mal in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. Wie sagt man heute so schön? Outstanding!
Text: Torsten Schlimbach
Jools Holland & Friends
Reprise Jazz/Warner
VÖ: 16.09.2011
Wertung: 8,5/12
Der Name Julian Miles Holland ist sicher nicht jedem sofort ein Begriff. Bei Jools Holland sollte es aber sofort bei jedem Musikliebhaber klingeln. Die Verdienste des Mannes für das Musikgeschäft sind unbestritten. Der Mann hat mit einer ganzen Menge Künstler zusammengearbeitet und vermutlich braucht er sich bei den Bands und Solokünstlern gar nicht zu melden. Ein Auftritt mit Jools Holland ist ähnlich begehrt wie einer bei den Simpsons. Er ist aber nicht nur selber Musiker und Bandleader, sondern hat als Co-Moderator zusammen mit Paula Yates bei „The Tube“ für Furore gesorgt. Seine eigene Sendung „Later...with Jools Holland“ zählt seit 92 sowieso zu den Sternstunden des Musikfernsehens.
Im September kann man Jools Holland und seine Mitstreiter auf deutschen Bühnen bewundern. Da kommt die Zusammenstellung von Jools Holland & Friends „Play The Blues“ genau richtig. Hier kann man noch mal bewundern, mit wem der Mann schon alles zusammengearbeitet hat. Das Besondere an dieser zwanzig Tracks starken CD dürfte die Tatsache sein, dass sich unter der illustren Gästeschar auch ein paar deutsche Künstler wiederfinden!
Mit Blues hat die ganze Geschichte natürlich nur bedingt was zu tun. Big Band ist das Zauberwort. The Baseballs machen natürlich auch mit Jools Holland und bei „Ba-Ba Boo-Boo (Into Your Heart)“ das, was sie am besten können: Rock and Roll mit Rockabilly-Einschlag. Auch Roger Ciecero beschreitet mit „I Love Every Little Thing About You“ jetzt kein Neuland. Herbert Grönemeyer darf sich bei „Marie“ und „Just To Be Home With You“ immerhin mal in Englisch versuchen. Klappt nur bedingt. Höhepunkte gibt es auf diesem Album natürlich viele. Darunter kann man auch Ina Müller mit „Übers Meer“ verbuchen. "Mabel" mit Solomon Burke und Eric Clapton ist natürlich eine Traumkombination. Auch „Kiss Of Love“ mit Sam Brown (eine alte Mitstreiterin von Holland) und Nick Cave ist eine wundervolle Zusammenarbeit. Derart positiv hat man Cave nur selten gehört. Robert Plant hat hörbar Spaß bei „Let The Boogie Woogie Roll“ und „If You Wear That Velvet Dress“ mit Bono kriegt ein ganz anderes Gewand verpasst.
Fazit: Wie sagt man immer so schön? Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei! Jools Holland & Friends ist eine wunderbare Zusammenstellung, die die Zusammenarbeit des Moderators und Bandleaders mit internationalen und nationalen Größen dokumnetiert. Dieser bunte Gemischtwarenladen ist eine Fundgrube für jeden Musikliebhaber und eröffnet einen ganz anderen Blickwinkel auf so manchen Künstler und seine Musik. Der Intention von Holland wird so sehr gut Rechnung getragen!
Text: Torsten Schlimbach