Die Beatsteaks haben geladen und alle sind sie gekommen. Die Teenies, die Altpunks, die Rocker, die Normalos, verliebte Pärchen - einfach alle. Die Dortmunder Westfalenhalle platzt aus allen Nähten und eines fällt in diesem großen Rund sofort auf: im Jahre 2011 sind die Beatsteaks die Band, auf die sich wohl alle Altersstrukturen und Gesellschaftsschichten einigen können. Was bei anderen vielleicht als Kritik aufgefasst wird, kann man bei der Berliner Truppe nur als Kompliment meinen. Dafür hat sich die Band ja nun auch seit gut und gerne fünfzehn Jahren den Hintern abgespielt und dabei das seltene Kunststück geschafft, sich nicht zu verstellen.
Als Einheizer hatten die Beatsteaks diesmal Dendemann und seine Mannschaft geladen. Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder man feierte den total bekloppten Vortrag ab oder man ertrug es mit Fassung
und ließ es einfach nur über sich ergehen. Dendemann sorgte jedenfalls dafür, dass sich verwunderte Blicke kreuzten. Letztlich ging es an diesem Abend einzig und alleine darum mit den Beatsteaks eine
große Party zu feiern.
Dass das Publikum an diesem Abend zu allem bereit war, konnte man schon bei der Pausenmusik während der Umbaupause erahnen. Es wurde von den Beatles, über The Cure, Depeche Mode bis hin zu Queen
schon ordentlich gefeiert und Gas gegeben. Es lag was in der Luft und die Erwartungshaltungen waren nicht gerade klein. Gut so! Wenn es nämlich eine Band schafft, solche Erwartungshaltungen locker zu
übertreffen, dann sind es wohl die Beatsteaks.
Als die Band zum stilechten Logo im Hintergrund die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr. Superlative könnte man jetzt viele bemühen. Muss man aber nicht. Man kann einfach mal folgenden schlichte
Satz in den Ring werfen: die Beatsteaks sind aktuell die beste Liveband des Landes. Das zeigte sich auch mal wieder in Dortmund. Mit „Atomic Love" steht die Halle gleich Kopf und die Jungs auf der
Bühne geben ordentlich Gas. Vermutlich kennen die Musiker auch nur Vollgas. Nein, das Gaspedal wird dabei nicht immer bis auf den Boden durchgetreten, aber Dortmund zeigte mal wieder, dass diese Band
mit voller Hingabe dabei ist und keine halben Sachen macht.
Und noch was zeigt die Klasse der Beatsteaks: sie brauchen keine Show. Keine Show in Form von irgendwelchen Elementen, Bildschirmen, Einlagen und sonstigem Klimbim der eben von der Musik ablenkt. Die
Bühne wird in ein warmes Licht gehüllt und das war es. Das Geschehen wurde übrigens perfekt ausgeleuchtet und so konnte man vermutlich auf dem allerletzten Platz in der Halle jedes Staubkorn auf der
Bühne sehen - wenn auch nur mit dem Fernglas.
Das Konzert hat viele kleine Nettigkeiten geboten, die diese Band eben so sympathisch macht. Da rotzt Bernd mal seine Hardcore-Nummer raus oder Armin greift selber in die Saiten, wie bei „Under A
Clear Blue Sky" (und noch viele weitere Male an diesem Abend) oder Peter singt seine Ballade und und und. Bei „Let Me In" setzte sich nach Aufforderung die ganze Halle hin und sprang auf Anweisung
auf und wild durcheinander. Durchdrehen! Durchdrehen! Durchdrehen! Dies war überhaupt das Motto des Abends. Selbst die Security wurde eingebunden und durfte sich auch mal kurz gesangstechnisch
beteiligen.
Jede Menge andere Songs wurden auch eingebaut, nicht immer das, was man von den Beatsteaks erwartet. Paul Anka und „Put Your Handy On My Shoulder" gehören sicher nicht dazu. „West End Girls" von den
Pet Shop Boys sicher auch nicht. Da passt „Territorial Pissings" von Nirvana wohl besser und die Nummer wurde auch absolut anständig raus gerotzt. Mit „Seven Nation Army" wurde dann auch noch ein
Gassenhauer angestimmt, der mittlerweile zum Allgemeingut gehört und dankbar angenommen wurde. Der Zugabenblock war beispielsweise mit „Fix It" oder „Jane Became Insane" ein Selbstläufer und trotzdem
gab es da diesen einen Song, der Altfans in Verzückung versetzte: „Uminded" aus den Anfangstagen. Groß! Die Anbiederung an das Dortmunder (Fußball-)Publikum nervte zwar etwas und hat auch die Songs
teilweise etwas zerrissen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt hat die beste Liveband aus Deutschland mal gezeigt wo der Hammer hängt. Es gab sogar Fans, die nach dem Konzert die
Stimmung bemängelt haben. Ähm, was geht denn sonst auf einem Beatsteaks-Konzert ab? Kann man mal sehen...! Wer noch für die Tour Tickets ergattern kann: Hingehen! Aber sowas von!
(Torsten Schlimbach bedankt sich bei Cornelia Filipov, Warner und natürlich den Beatsteaks für die freundliche Unterstützung!)