Of Monsters And Men: My Head Is An Animal

Of Monsters And Men: My Head Is An Animal

Universal

VÖ: 27.04.2012

 

Wertung: 9/12

 

Was macht man eigentlich, wenn Mumford & Sons eine Pause einlegen? Man kann sich bis zur Überbrückung ja deren gemeinsames Album mit Kate Nash anhören. Das ist nämlich ziemlich gut. Dieser Gedanke und Vergleich kann einem bei „My Head Is An Animal“ durchaus kommen. Im US Rolling Stone spricht man sogar von den neuen Arcade Fire. Damit hätten die Isländer von Of Monsters And Men sicher nicht gerechnet. Abgesehen davon ist das Debütalbum bereits auf Platz 6 der US-Charts eingestiegen.

 

Vor gut einem Jahr gewann die 6er Formation noch den kleinen isländischen Bandwettbewerb Músiktilraunir und jetzt sind sie weltweit die neuen Sterne am Folkhimmel. Ein rasanter Aufstieg, der sicher noch nicht am Ende des Weges angekommen ist. „My Head Is An Animal“ dürfte nämlich noch das ganze Jahr für Furore sorgen und wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, dann wird dieses Album auch noch bis ins nächste Jahr nachhallen. Das Album bietet aber auch derart viel Material, dass man da auch einiges für die Radiostationen dieser Welt raus holen kann.

 

Die große Stärke der Platte ist der oftmals im Duett vorgetragene Gesang von Nanna Bryndís Hilmarsdóttir und Ragnar Pórhallsson. Das ist zuckersüß und hüllt einen ein wie die berühmte Lieblingskuscheldecke. Es ist aber eben nicht nur süß! Das Album ist sogar recht düster. Nett, aber eben auch beißend ironisch. Manchmal gar trist. Die besungenen Tiere leiden oder haben wie der Wal in „From Finner“ gleich ein ganz Haus auf dem Rücken zu tragen. Die Platte vermittelt trotzdem eine spielerische Leichtigkeit, dass einem warm um das Herz werden kann.

 

Neon-Folk ist ja ein gern genommener, aber auch überstrapazierter Begriff. Für die dunkle Popballade „Slow And Steady“ trifft dies so überhaupt nicht zu. Oder nehmen wir das langsam schleichende „Sloom“. Das mag von den akustischen Stilmitteln zwar Folk sein, aber im Grunde seines Liedherzen ist das ein ganz feines Popstück mit einer – zwar melancholischen – Herzlichkeit, die nur die gröbsten Holzklötze kalt lassen dürfte. Selbst die bombastischen Hymnen kriegen die Kurve. „Lakehouse“ wirkt so nie überladen, sondern schmiert der stetig wachsenden Anhängerschaft den Pathos um die Münder ohne mit der Wimper zu zucken. Die Lalala-Chöre nimmt man dann nicht nur einfach so hin, sondern freut sich gar darüber.

 

Of Monsters And Men beherrschen die kleinen Gesten perfekt. Hier mal ein versprengtes Akkordeon, dort ein paar Streicher, dann wieder eine Andeutung eines Pianospiels oder gar der Einsatz einer Trompete oder Horns - „My Head Is An Animal“ versteht es einfach mit kleinen Dinge eine große Wirkung zu erzielen. Wie ganz selbstverständlich weiß die Band aber auch die treibenden Folknummern in echte Ohrwürmer zu verwandeln. Mit dem dunklen „Dirty Paws“ gelingt das ebenso wie mit dem lieblichen „King And Lionheart“. Die schmissige Single „Little Talks“ war da nur ein erster Fingerzeig in diese Richtung. Gut, dass die Band aber noch wesentlich mehr auf dem Kasten hat und somit auch ein abwechslungsreiches Album vorlegt!

 

Fazit: Of Monsters And Men ist mit dem Debütalbum "My Head Is An Animal" gleich in mehrfacher Hinsicht ein Kunsstück gelungen. Die sechs Isländer legen eine Platte vor, die so gar nicht nach deren Heimat klingt - dürfte die Premiere sein. Die Musik beruht tatsächlich auf einem Folkansatz - ohne aber das allseits strapazierte Neon davor. Pop gibt es auch, den Radiokitsch lassen sie allerdings weitestgehend vor der Tür. Herzlich und süßlich nehmen einen die Songs an die Hand und führen einen in die Düsternis und wieder raus. Spaß macht das alles auch noch. Eine Platte voller Widersprüche? Fast! Für den Hype können diese jungen Talente ja nichts.  Oder sind das doch einfach Mumford & Sons die mit Kate Nash ein Album gemacht haben? In Island ist alles möglich, da gibt es ja schließlich auch Trolle! Nicht wahr, liebe Björk?

 

http://ofmonstersandmen.is/

 

Text: Torsten Schlimbach

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