Frank Sinatra: Ultimate
Universal
VÖ: 04.12.2015
Wertung: 8/12
Und weiter geht es mit den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstags von Frank Sinatra. Sony legte mit „A Voice On Air“ vor, jetzt haut auch Universal noch mal eine amtliche Veröffentlichung heraus. „Ultimate“ ist, wie es der Titel unschwer erkennen lässt, eine Zusammenstellung seiner Karriere. Erfreulicherweise haben die Rechte mal keine Rolle gespielt und irgendwie hat man es geschafft eine karriereumspannende Geschichte daraus werden zu lassen. Selbstverständlich kann das nicht mal im Ansatz die vielen Jahrzehnte des musikalischen Schaffens von Sinatra einfangen. Die simple 25 Track starke CD schon gar nicht. Da sollte man dann schon zur Box mit immerhin 101 Songs greifen. Aber auch die dürfte Sinatra keineswegs gerecht werden, denn der Mann hat alleine im Studio mehr als 1.300 Songs eingespielt bzw. gesungen! Hinzu kommen dann noch mehr als 1.900 Livesongs! Unglaublich!
Von Frank Sinatra gibt es selbstverständlich jede Menge „Best Of“, „Greatest Hits“ und „Ulitmate“ Zusammenstellung – mehr als bei anderen Künstlern reguläre Alben. Worin liegt also der Reiz in der neuerlichen Veröffentlichung? Da wäre der chronologische Aufbau, der seine Karriere wenigstens auch zum Teil mit den verschiedenen Labeln abdeckt. Und jeder Konfiguration von „Ultimate“ liegt mindestens ein unveröffentlichter Song bzw. Version bei. Seltsamerweise muss man dann bei der Box mit dem Download Code für „Just In Time“ auskommen. Die alternative Version gibt es auf der Einzel-CD immerhin als letzten, vollwertigen Song obendrauf.
Wer es auf eine große Anzahl von Welthits und Klassikern von Sinatra abgesehen hat, wird mit „Ulitmate“ sicher bestens bedient werden. Unnötig aufzuzählen, was da alles fehlt. Es ist, wie es ist. Immerhin dürften all jene, die tatsächlich nur die immer und immer wieder gespielten Hits von Sinatra kennen, hier durchaus noch ein paar neue Songs entdecken. Gerade der Auftakt der Big Band Years mit „All Or Nothing At All“ und „I´ll Never Smile Again“ dürften viele nicht auf dem Schirm haben. Auf der anderen Seite werden viele überrascht sein, dass „Love And Marriage“ aus dem Jahre 1955 stammt. Die Serie Al Bundy hat das gute und beschwingte Stück ja viele Jahrzehnte später noch mal zu ganz neuen Ehren geführt. „I´ve Got You Under My Skin“ oder „Witchcraft“ sind natürlich unkaputtbare Songs, die mittlerweile zum musikalischen Weltkulturerbe zählen sollten. Die wunderschöne Ballade „One For My Baby (And One For The Road)“ unterstreicht aufgrund der dezenten Instrumentierung, dass Sinatra ein unvergleichlicher Sänger und Crooner war. Ein Jahrhunderttalent. Das kann man auch nicht lernen, denn das hat der liebe Gott einem in die Wiege gelegt – oder nicht.
„Fly Me To The Moon“ wurde schon hundertfach kopiert, aber nur bei Sinatra ist das Stück richtig aufgehoben. „Strangers In The Night“ lässt natürlich immer noch jede Menge Frauenherzen ein bisschen schneller schlagen und „My Way“ wird auch zukünftige Generationen zu Tränen rühren. Und der alte Charmeur war von den Haarspitzen bis zum dicken Zeh lässig wie kaum ein anderer. Wer daran Zweifel hat, höre sich bitte „That´s Life“ an. Und zu „New York New York“ muss man ja hoffentlich sowieso nichts mehr sagen. Der Song der Stadt, die niemals schläft.
Fazit: Es passt natürlich ganz gut, dass der 100. Geburtstag von Frank Sinatra in die Weihnachtszeit fällt. So kann man noch mal in dem üblichen Geschäftsgebaren dieser Jahreszeit ein bisschen abräumen. „Ultimate“ ist als Einzel-CD eine nette Zusammenstellung für alle, die die von ihm eingesungen Welthits schon immer im Schrank stehen haben wollten. Dies geschieht immerhin übergreifend auf die verschiedenen Labels. Für Neueinsteiger ist sogar noch der eine oder andere unbekannte Track dabei. Natürlich wird das dem umfangreichen Schaffen von Sinatra keineswegs gerecht, aber das kann man von einer solchen Veröffentlichung auch nicht erwarten. Für Sammler ist die große Box sicher die bessere Wahl, denn da gibt es auch noch mehr unveröffentlichtes Material zu entdecken. Kann man machen!
Text: Torsten Schlimbach
Frank Sinatra: A Voice On Air 1935-1955
Sony/Legacy
VÖ: 20.11.2015
Wertung: 10/12
Tipp!
Am 12. Dezember hätte Frank Sinatra einen ganz besonderen Geburtstag gefeiert. Der Mann, der 1915 geboren wurde, hat sich seinen Platz als herausragender Sänger in den Geschichtsbüchern verdient. Auch als Schauspieler und Filmeproduzent hat er nachhaltig beeindruckt. Sinatra ist eine Ikone und hat über viele Jahrzehnte das künstlerische Schaffen von Amerika wie kaum ein anderer geprägt. Bisher sind seine frühen Radio-Aufnahmen in der Versenkung verschwunden, dabei stellen diese auch einen ganz wichtigen Bestandteil seiner Karriere, aber auch für die amerikanische Musik dar. Mit „A Voice On Air 1935-1955“ wird nun ein wirklich spektakuläres Boxset veröffentlicht, welches sich eben jenen Radio-Aufnahmen, aber auch Probemitschnitten widmet.
Dieses Set ist die erste offizielle Veröffentlichung, welche sich mit diesen seltenen Mitschnitten beschäftigt. Dazu wurde ein Produzententeam gebildet, welches sich aber zunächst einmal auf die Spurensuche von Sinatra begeben musste. Es wurde hier nämlich nicht nur auf das eigene, immens große Sinatra-Archiv zurückgegriffen, nein, man hat sich auch in die bekanntesten Musikarchive und –bibliotheken der Welt begeben und selbige durchforstet und dabei ist man dann auf so manchen Sinatra-Schatz gestoßen. Diese Kleinarbeit war die Voraussetzung um überhaupt dieses beeindruckende Set, bestehend aus 100 Songs, auf den Weg zu bringen.
Was dann folgte war nicht weniger mühsam und mit sehr viel liebevoller Detailarbeit verbunden. Die Songs mussten anhand der Original-Masterbänder restauriert werden, was aufgrund des Alters der Aufnahmen sehr schwierig gewesen sein dürfte. Immerhin liegt das Material jetzt als HiFi-Sound vor. Wie das ging? Die vorliegenden Aufnahmen wurden anhand der Original-Selbstschnittfolien und Original-Magnetmasterbänder von Andreas Meyer und Sinatra-Produzent Charles L. Granata restauriert und in High-Resolution-Audio digital bearbeitet.
Die Aufmachung dieses wertvollen Sets ist erfreulicherweise auch sehr gelungen. Das Booklet entpuppt sich als kleines Buch und hat über 60 Seiten sehr viele aufschlussreiche und historisch wichtige Informationen zu diesen Radiojahren von Sinatra zu bieten. Viele seltene Fotos in Goldoptik dieser Zeit lassen das für den Betrachter noch mal lebendig werden. Sänger und Pianist Michael Feinstein hat die Einführung übernommen, während Sinatra-Historiker Charles L. Granata das um ein ausführliches Essay ergänzte. Es ist der ältesten Tochter von Sinatra, Nancy, vorbehalten auch noch ein paar persönliche Erinnerungen niederzuschreiben. Insgesamt ist das Booklet eine tolle Ergänzung zu der Musik der ersten 20 Karrierejahre von Sinatra.
Auf diesem Set sind nun 90 Songs zu finden, die bisher noch nie veröffentlicht wurden. Darunter befinden sich gleich 48(!!) Nummern, die er nie wieder aufnahm. Schon anhand dieser Tatsache lässt sich die historische Bedeutung ablesen. Manches davon hat Jamcharakter, anderes wiederum ist eine Parodie, es gibt einzigartige Duette und natürlich Aufnahmen von den Proben. Hin und wieder wird das durch Werbung und Comedy-Zwischenstücke unterbrochen, wodurch man als Zuhörer auf wundervolle Weise auch in die Ära der damaligen Radiowelt eingeführt wird.
Auch, wenn das Material restauriert wurde, darf man natürlich jetzt keine Vergleiche zu heute ziehen. Die erste Aufnahme „S-H-I-N-E“ ist somit auch eher als Zeitdokument zu sehen. Das wunderbare Duett mit Nat King Cole bei „Exactly Like You“ ist aber in jeglicher Beziehung erstklassig. Die Aufnahmen seiner letzten wöchentlich ausgestrahlten „The Frank Sinatra Show“ sind klanglich dann auch noch mal wesentlich besser. Auch einige Klassiker des „Great American Songbook“ kommen einer Offenbarung gleich. „Night And Day“ und „You Are My Sunshine“ streicheln auch heute noch die Seele eines jeden Zuhörers. „The Way You Look Tonight“ lässt immer noch die Herzen der Damen ein bisschen schneller schlagen und „Take Me Out To The Ballgame“ oder „There´s No Business Like Show Business“ mit Doris Day sind sowieso ganz formidabel.
Fazit: Die musikhistorische Bedeutung von „Frank Sinatra: A Voice On Air 1935-1955“ kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Zum 100. Geburtstag von Frank Sinatra ist das ein mehr als gelungenes Boxset, welches auch von der Gestaltung und inhaltlichen Vielfalt profitiert. Man hat die Musik nicht nur konserviert, sondern auch sehr liebevoll restauriert. Die vier CDs sind essenziell für jede Musiksammlung!
Text: Torsten Schlimbach
Frank Sinatra: Duets - 20th Anniversary (Deluxe Edition)
Universal
VÖ: 22.11.2013
Wertung: 10/12
Tipp!
Dieses Jahr feiert ein ganz besonderes Album von Frank Sinatra Geburtstag. The Voice hat in seiner langen Karriere viele bemerkenswerte Platten aufgenommen, aber im Spätherbst konnte er noch mal mit „Duets“ eine Songsammlung vorlegen, die Fans und Kritiker gleichermaßen begeisterte. Jetzt kommt diese beachtliche All Star Sause runderneuert – also remastert – erneut in den Handel. Beim Booklet hat man sich auch nicht lumpen lassen und ein paar seltene Fotos ausgepackt und neue Liner Notes hinzugefügt. Wer zur Deluxe Edition greift, kriegt auch gleich noch den Nachfolger „Duets II“ dazu geliefert. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass es dieses Doppel schon zum 90igsten Geburtstag von Sinatra zu kaufen gab.
Sinatra hatte geladen und sie sind alle gekommen? Nicht wirklich! Zwar nahm Sinatra 1993 die Songs in den Capitol-Studios mit einem 54-köpfigen Orchester auf – und zwar live – aber seine Duettpartner waren dabei keineswegs anwesend. Seine Gesangspartner nahmen ihren Teil der Songs verstreut rund um den Globus an verschiedenen Orten der Welt auf. Die Technik machte es möglich und trotzdem war „Duets“ quasi das erste Studioalbum, bei dem man so vorging. Hin und wieder kann man hören, dass die Sänger nicht im selben Raum standen und dies erst zusammengeschnitten werden musste.
Die Riege der Superstars, die alle mitmachen wollten, ist schon sehr beachtlich: Aretha Franklin, Bono, Carly Simon, Barbra Streisand, Julio Iglesias, Liza Minnelli (natürlich!), Stevie Wonder oder Neil Diamond - und dabei ist diese Aufzählung alles andere als komplett und abschließend! Es ist aber auch nicht jedes Duett und jeder Song ein Volltreffer. Manchmal klingt das doch zu gewollt und „My Way“ mit Pavarotti raubt dem Stück seine eigentliche Seele – übrigens einer der beiden Bonustracks auf der ersten CD – gleichwohl natürlich beide Herren in ihrem jeweiligen Gebiet Ausnahmesänger waren.
Erstaunlicherweise hat man hier aber nicht nur die großen Hits aufgefahren und einen tiefen Blick in den Sinatra-Backkatalog geworfen. „Duets“ swingt und verbreitete echtes Big Band Flair. Aber auch die ruhigen Stücke können überzeugen, wie das bisher unveröffentlichte „One For My Baby (And One For The Road)“ mit Tom Scott im Barjazz-Gewand. Große Nummer. „What Now My Love“ mit der wundervollen Aretha Franklin berührt und lässt einen gleichermaßen mit dem Fuß mitwippen. Überhaupt ist es so manche Dame, die perfekt zu The Voice passt. Auch Barbara Streisand liefert bei „I´ve Got A Crush On You“ eine brillante Leistung ab. „I've Got The World On A String“ mit Liza Minnelli ist natürlich ein Selbstläufer, die beiden alten Showhasen sind sich schließlich immer wieder über den Weg gelaufen. Für „New York, New York“ hätte man sich keinen besseren Partner als Tony Bennett vorstellen können. Perfekt! Auch „I´ve Got You Under My Skin“ mit der rauchigen Stimme von Bono funktioniert hervorragend. Der Ire hatte zu dieser Zeit aber sowieso eine der besten Phasen seiner Karriere.
Nach dem großen Erfolg der ersten Runde war eigentlich schnell klar, dass Ol'Blue Eyes noch einen Nachfolger nachschieben würde. Schon kurze Zeit später stand „Duets II“ in den Startlöchern. Der Mann ging da immerhin stramm auch die 80 zu, war stimmlich aber immer noch überraschend gut. Wie es aber bei solchen Projekten meist der Fall ist, war auch hier die zweite Runde nicht mehr ganz so gut. Die Arrangements wirken da teilweise etwas einfallslos und natürlich fehlte auch das Überraschungsmoment und insgesamt ist dieses Album nicht mehr ganz so schmissig. Schlecht ist es aber keineswegs und zusammen mit „Duets“ ein ganz feines Paket.
Die Aufnahmen entstanden übrigens zu gleichen Zeit wie jene des ersten Albums. Im Sommer und Herbst 93 gingen selbige über die Bühne. Auch „Duetts II“ wurde nicht gemeinsam mit den Duettpartnern eingesungen, sondern per moderner Technik rund um den Globus verteilt aufgenommen und dann zusammengeschnitten. „Bewitched“ mit Patti LaBelle ragt hier heraus und auch „Moonlight In Vermont“ mit Linda Ronstadt kann voll und ganz überzeugen. Eine sehr schön umgesetzte und gesungene Ballade. „Mack The Knife“ ist ja sowieso immer eine sichere Bank. Neil Diamond und Sinatra passen stimmlich sehr gut zusammen und somit ist „The House I Live In (That´s America To Me)“ einer der Höhepunkte. Auch hier gibt es wieder Bonustracks zu hören und warum beispielsweise „My Way“ mit Willie Nelson nicht auf dem regulären Album enthalten war, dürfte jetzt auch klar sein. Trotzdem ist es natürlich nett auch die Nummer jetzt zu hören.
Fazit: Die Aufmachung der 20th Anniversary Deluxe Edition von „Duets“ von Frank Sinatra ist schon ganz nett. Die Songs wurden remastert und als Doppel-Paket bietet dies im Übrigen auch noch einen sehr guten Überblick über das Schaffen von Sinatra und dies auch noch in bester Klangqualität. Wie so oft bei derartigen Geschichten sind die Ergebnisse höchst unterschiedlicher Natur, unter dem Strich aber natürlich über weite Strecken erstklassig! Empfehlenswert!
Text: Torsten Schlimbach