Jeff Lynne's ELO: Wembley Or Bust (Deluxe Edition)

Jeff Lynne's ELO: Wembley Or Bust (Deluxe Edition)

Sony

VÖ: 17.11.2017

 

Wertung: 9/12

 

„Alone In The Universe“ beendete 2015 eine 14-jährige Veröffentlichungspause von Jeff Lynne´s ELO. Man ging auf große Tour, deren Höhepunkt wohl das Konzert am 24. Juni 2017 gewesen sein dürfte. Nach dem Konzert im Hyde Park war dies ein weiterer Meilenstein in der jüngeren Vergangenheit von Jeff Lynne . Für Wembley hat er aber auch alles aufgefahren was ging und dort mit einer modernen Show aus Lichtelementen, Raumschiffen und einer famosen Band für offene Münder gesorgt. Dieses besondere Ereignis wurde logischerweise für die Nachwelt festgehalten und wir nun in verschiedenen Formaten veröffentlicht!

 

Man stellt sich allerdings schon die Frage, warum es nun lediglich eine Stereo-Tonspur gibt?! Zumindest hier muss Kritik erlaubt sein. Das wird dieser Veröffentlichung eigentlich nicht gerecht. Das Bild ist nämlich richtig toll! Der Kontrast ist gut eingestellt, die Farben wirken sehr natürlich und Schlieren oder ein Graining sind nicht auszumachen. Auch die Kameraführung und der Schnitt sind sehr angenehm. Man ist als Zuschauer aus der Konserve sowohl sehr dicht am Geschehen auf der Bühne, aber eben auch bei den Fans im Stadion dabei, da diese aus verschiedenen Perspektiven immer wieder eingefangen wurden. Man kriegt so einen guten Eindruck über die Stimmung vor Ort geboten. Man feierte Jeff Lynne und seine Band, aber auch ein Stückchen sich selbst. Nostalgie war ausdrücklich erwünscht! Leider gibt es kein Bonusmaterial, aber das ist, so man denn will, während des Konzertfilms enthalten, da es Impressionen aus dem Backstagebereich, von den Proben, aber auch einige O-Töne der Fans und der Band zu hören gibt. Die Musik liegt auch noch auf 2 CDs diesem schmucken und großformatigen Digipack bei. Das Booklet hat zudem einige Fotos von diesem besonderen Abend zu bieten.

 

Eröffnet wird das Konzert bei Tageslicht mit „Standin´ In The Rain“, gefolgt von „Evil Woman“ und „All Over The World“. Lynne weiß was die Leute erwarten und er gibt es ihnen bereitwillig. Mit so einem Beginn ist eigentlich alles in trockenen Tüchern und die Fans sofort zu Begeisterungsstürmen bereit. Im Innenraum sitzt dann auch keiner mehr auf seinem Stühlchen, gleichwohl natürlich kein Chaos herrscht und alle schön vor ihren Sitzgelegenheit stehen. Stuarts sorgen für die nötige Ordnung. Aber die Menschen auf der Insel sind ja sowieso dafür bekannt die Ordnung einzuhalten und sich vorbildlich anzustellen. Hier halten sie eben die Platzordnung ein und keiner stürmt von hinten nach vorne. Dies war bei dem Publikum in gesetzterem Alter aber sicher auch nicht zu erwarten. Zugegeben, im weiteren Verlauf des Konzertes verschwimmen die Trennlinien immer mehr. Wer will es den Leuten verdenken? Sie sind gekommen um Jeff Lynne, aber auch ein großes Stück sich selber zu feiern.

 

Das kitschige „When I Was A Boy“ funktioniert im Stadion natürlich vorzüglich, weil sich da alle glückselig in den Armen liegen können. Die Traveling Wilburys Nummer „Handle With Care“ wird natürlich auch begeistert aufgenommen. Der Gesang wird dann auch folgerichtig auf mehrere Schultern verteilt. Der Roy Orbison Part gelingt dabei sogar ganz gut. „Last Train To London“ rückt dann die Fans vorab in den Fokus, die ihrerseits erzählen können, warum sie an dem Abend unbedingt dabei sein müssen: da ist von der Tochter, die mit ihrer Mutter kommt, bis zu den Althippies alles dabei.  Und dann darf man auch noch mal einen Blick hinter die Kulissen werfen und ist hautnah beim Einsingen dabei. Ein schöner Moment!

 

„Xanadu“ lässt dann wieder alle Anwesenden kurzfristig von ihren Sitzplätzen aufspringen. Die Begeisterung kennt keine Grenzen. Die Zuschauer feiern sich und ihren Nostalgietrip. „Rockaria!“ ist oberflächlich betrachtet eine schmissige Rocknummer, aber im Grunde hat das Musicalcharakter. Die Engländer lieben das. Dann wird die Band vorgestellt. Der Mann an den sechs Saiten übernimmt den Job, damit Jeff Lynne auch als Letzter entsprechend gefeiert werden kann.  Natürlich darf jedes Bandmitglied im weiteren Verlauf des Films noch ein paar nette Worte über den Chef verlieren. Das wird dann gerne von dem Genie Jeff Lynne referiert und wie normal und kumpelhaft er doch ist. Untermalt wird das zum Teil mit Bildern von den Rehearsals.

 

Vor „Twilight“ darf dann auch der Screen mal zeigen, was er kann – von der Kamera übrigens mit sehr ruhiger Hand wundervoll eingefangen. Die komplette Bühne entfaltet sowieso erst jetzt bei Dunkelheit ihre ganzen Möglichkeiten und das Licht und die Effekte sind bei „Ma-Ma-Ma-Belle“ schon beeindruckend. „Shine A Little Love“ ist eigentlich ja ein Klassiker, aber irgendwie bleibt die musikalische Darbietung etwas blass. Das erinnert eher an eine Musicalaufführung. Dafür ist „Wild West Hero“ ein wirklich schöner Moment. Die Ballade mag zwar schmalzig sein, die Harmonien und Arrangements sind aber nun wirklich großartig. Die Zuschauer im Wembley Stadion holen zudem ihre Smartphones raus und tauchen das weite Rund in ein Lichtermeer. Die Außenaufnahmen des Stadions und aus der Luft sind ebenfalls sehr schön und sorgen auch aus der Konserve für eine feierliche Stimmung. Dann hat das Konzert mit „Telephone Line“ und „Turn To Stone“ einen kleinen Hänger. Das läuft wie auf Autopilot. Vor Ort war das vielleicht ganz nett, aber in der Nachbetrachtung reißt einen das nicht wirklich aus den Sitzen. Mit „Don´t Bring Me Down“ wird man dann aber wieder abgeholt. Die Stimmung im Stadion, aber auch der Spaß, den die Band da vermittelt, kommt ungefiltert bei einem an. Mit „Mr. Blue Sky“ wird der nächste Partyknaller gezündet, bevor „Roll Over Beethoven“ ein fulminantes Feuerwerk – darf man durchaus wörtlich verstehen – zum Abschluss abbrennt. Danach werden an diesem Juniabend alle glückselig das Stadion verlassen haben!

 

Fazit: Mit „Wembley Or Bust“ kriegen alle, die an diesem Juniabend 2017 Jeff Lynne´s Elo ihre Aufwartung machten, eine schöne Erinnerung geboten und die Nachwelt einen sehr schönen Eindruck von diesem Konzert. Die Songauswahl ist gelungen, auch, wenn das Konzert ein paar Längen hat. Die Band ist bestens aufgelegt und hat sichtlich Spaß auf der Bühne. Der Schnitt, die Kameraführung und das Bild sind sehr gut. Leider gibt es nur Stereosound. Unter dem Strich ist das aber – gerade für Fans – eine schöne Geschichte!

 

https://jefflynneselo.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Jeff Lynne´s ELO: Live In Hyde Park

Jeff Lynne´s ELO: Live In Hyde Park (Blu-ray)

Edel/Eagle Vision

VÖ: 11.09.2015

 

Wertung: 9/12

 

Manchmal fragt man sich ja, wie es soweit kommen konnte, dass Jeff Lynne einer der erfolgreichsten britischen Musiker wurde. Mehr als 50 Millionen weltweit verkaufter Alben sprechen eine deutliche Sprache. ELO gehört somit sogar zu den erfolgreichsten britischen Bands aller Zeiten. Der Mann scheint den Nerv vieler Zuhörer stets getroffen zu haben. Abgesehen davon war Lynne auch an einigen wichtigen Alben als Produzent und Ideengeber beteiligt. Vor ziemlich genau einem Jahr waren Jeff Lynne´s ELO Headliner des „Festival In A Day“ von BBC Radio 2. 50.000 Eintrittskarten gingen über die Ladentheke. Kein Wunder, denn die Band war schon ewig nicht mehr auf einer Festivalbühne zu sehen. Abgesehen davon ist der Hyde Park immer eine sehr schön Location für derartige Veranstaltungen. Jetzt liegt dieses Ereignis auf Blu-ray vor.

 

Das Konzert hat siebzehn Songs zu bieten, die man fast alle kennt. Diese süßlichen und bombastischen Popsongs, die offensichtlich eine ganz Generation auf der Insel musikalisch begleitet haben. Die vielen Schwenks ins Publikum zeigen jedenfalls sehr viele glückliche Gesichter und ein Großteil des Publikums singt beherzt mit. Dieser Tag im Hyde Park schien auch für die ganze Familie reserviert zu sein, denn man sieht auch sehr viele Kinder im Publikum.

 

Von „All Over The World“ über „Strange Magic“, „Can´t Get It Out Of My Head“ bis hin zu „Bring Me Down“ und „Mr. Blue Sky“ reicht da die Songpalette. Es bleiben da kaum Wünsche offen. Mit „Roll Over Beethoven“ wird das Konzert letztlich beendet. Heimlicher Höhepunkt ist aber „Handle With Care“, ein Song der Traveling Wilburys. Lynne widmet die Nummer Roy Orbison und George Harrison. Lynne und seine Band meistern das Stück sehr gut und somit wird da auch jede Peinlichkeitsgrenze umschifft. Die Traveling Wilburys werden übrigens während des Songs auf dem Screen gezeigt.

 

Lynne hat für diesen Tag alles aufgefahren was für seinen zuckersüßen Pop notwendig ist. Selbst ein Streicherensemble wurde hinter dem Schlagzeug positioniert. Auf der Bühne mit dem Rundbogen sind derart viele Menschen, dass es für ein ganzes Orchester reichen würde. Musiker aller Altersstrukturen stehen da zusammen, harmonieren aber prächtig. Die Backgroundsänger langweilen sich bisweilen, aber das bringt deren Job eben so mit.

 

Die Bühnenbeleuchtung ist derart bunt, dass auch die Farben der Blu-ray-Aufnahme recht unnatürlich wirken. Das Bild ist ansonsten sehr klar und detailreich. Der Schwarzwert ist auch ganz vorzüglich. Ein Graining ist nicht auszumachen. Die Details, die hier gezeigt werden, sind schon sehr beeindruckend. Von Lynne sieht man freilich nicht viel – Haare und Brille, wie immer. Man merkt anhand seiner Reaktionen immer wieder, dass er das Konzert aber sehr genießt und wirklich dankbar für die Zuschauerreaktionen ist.

 

Im Bonusmaterial gibt es noch eine Interview mit Lynne und die Dokumentation „Mr Blue Sky – The Story Of Jeff Lynne And ELO“. Und diese Doku ist das absolute Kaufargument für diese Veröffentlichung. In knapp 80 Minuten wird der musikalische Werdegang von Lynne abgefeiert. Ja, Lynne stellt sich da gerne als der große Musikguru dar, macht das aber auch mit einer Portion Selbstironie. Auch hier ist der Teil mit den Travel Wilburys der Schönste. Tom Petty berichtet ausgiebig über die Arbeit mit Lynne und was er für einen Anteil an den Songs hatte. Viele bewegte Bilder untermauern das Gesagte. Im weiteren Verlauf äußern sich auch noch Joe Walsh und Paul McCartney, der meint, dass Lynne die letzten Jahre etwas aufgegeben hätte, jetzt aber wieder bei der Sache wäre. Insgesamt eine sehr aufschlussreiche Dokumentation und nicht nur für Fans interessant!

 

Fazit: Das Konzert im Hyde Park ist eine bunte Angelegenheit – in jeglicher Hinsicht. Die Songs sind zuckersüß, aber für Melodien hat Lynne ein Händchen, das müssen auch seine größten Kritiker anerkennen. Das Bonusmaterial der Blu-ray ist richtig, richtig klasse und die Dokumentation sehr umfangreich. Das ist man mittlerweile ja nicht mehr gewohnt, weil man an dieser Stelle ja meistens mit Nichtigkeiten abgespeist wird. Hier wird die Blu-ray dadurch noch mal richtig aufgewertet!

 

http://www.elo.biz/

 

Text: Torsten Schlimbach

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