Megadeth: Super Collider

Megadeth: Super Collider

Tradecraft Records/Universal

VÖ: 31.05.2013

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Wer bisher 40 Millionen Tonträger an die Frau und den Mann bringen konnte und dreizehn Studioalben im Rücken hat, schürt vor einer neuen Veröffentlichung sicher die eine oder andere Erwartung. Im Falle von Megadeth sind selbige naturgemäß immer ganz oben angesiedelt. Man sollte sich einfach mal davon freimachen. So ganz kann man den Backkatalog von Dave Mustaine und seiner Mannschaft natürlich nicht von der Festplatte löschen. „Super Collider“ ist nun die vierzehnte Runde und wurde im eigenen Studio in San Diego eingezimmert. Dies ist gleichzeitig auch die erste Veröffentlichung auf dem eigenen Tradecraft-Label. Über die Beteiligung von Universal freut sich Mustaine zudem ein Loch in den Bauch. Alles gut soweit? Könnte man sagen.

 

Im Vorfeld dieser Platte wurde ja schon viel erzählt und so manche abenteuerliche Geschichte machte die Runde. Die Band ließ gar mitteilen, dass „Super Collider“ die Rückkehr zu den Bandwurzeln markieren würde. Ja, die Songs rocken wie Hölle, aber damit sind Megadeth nun nicht im Jahre 85 angekommen. Das ist auch verdammt gut so. Nimmt man sich ganz simpel den Sound zur Brust, dann liegen dazwischen schon Welten. „Super Collider“ macht derart auf dicke Hose, dass die Boxen kurz davor sind zu platzen. Der Sound ist klar und deutlich abgemischt, wirkt gleichzeitig aber alles andere als clean. Glattgebügelt ist „Super Collider“ mit Sicherheit nicht! Loudness ist mal wieder das leidige Thema, aber das ist ja leider den heutigen Hörgewohnheiten geschuldet. Technik und die neue Generation von Musikhörern wollen es ja auch nicht anders. Wenn man so will, dann ist dies der einzige Kritikpunkt.

 

Man kann jetzt darüber streiten, ob das alles noch etwas mit Thrash zu tun hat. Hat es nur bedingt. Das Titelstück, „Super Collider“, hat unter dem ganzen Rockgewand beispielsweise die Struktur eines Popsongs. Die Nummer kann man so nehmen und im Radio spielen, das Ding ist mit seinem eingängigen Refrain nämlich auch noch ein verdammter Ohrwurm. Es ist ein guter Song! Und keine Angst, Medadeth feuern hier auch alles allen Rohren. „Off The Edge“ macht bestimmt keine Gefangenen. Für das Genre ist das natürlich zu langsam, aber schwere Riffs, ein pumpender Bass und scheppernde Becken machen ordentlich Laune. Oftmals wurde ja schon an den Gesangskünsten von Herrn Mustaine rumgemäkelt, aber die kleine Kratzbürste kommt hier ganz gut. Und mit „Kingmaker“ hat die Truppe gleich einen ordentlichen Nackenbrecher an den Anfang gesetzt. Und ja, die Gitarrensoli kommen auch nicht gerade von der Stange, zumindest hat man sich was einfallen lassen.

 

„Built For War“ strotz nur so vor Testosteron. Das ist Jungsmusik – aber von der guten Sorte. Und selbst ein eher gewöhnlicher Song ohne richtigen Höhepunkt, kommt ganz lässig aus den Puschen und dies liegt – man höre und staune – am Gesang von Mustaine. „Dancing In The Rain“ wird mit Hilfe von Disturbed Frontmann David Draiman auch noch mal zum Ereignis. Schön, wie hier plötzlich das Tempo gewechselt wird und die Nummer schließlich zu einem kleinen Metal-Monster mutiert. „Beginning Of Sorrow“ beginnt stark, lässt leider aber auch ganz schnell nach und ist letztlich der langatmigste Song der Platte. Das großartige „The Blackest Crow“ - man achte auf die starke Saitenarbeit – ist düster und der ganz dunklen Johnny Cash(!) Phase nicht unähnlich. Die Slide-Gitarre ist zudem vorzüglich. Mit dem straighten „Forget To Remember“ gibt es noch mal einen Ohrwurm, bevor „Don´t Turn Your Back“ alles auseinandernimmt. „Cold Sweat“ klingt zum Schluss gar wie eine Zusammenfassung des Albums!

 

Fazit: Man kann es drehen und wenden wie man will, man kann das neue Album von Megadeth auch auf jeden Ton abklopfen und untersuchen - Fakt ist jedenfalls, dass „Super Collider“ Laune macht. So gelöst hat man Dave Mustaine eigentlich noch nie gehört. Frei von der Leber weg rockt er sich mit seinen Mannen den Arsch ab und macht dabei eine verdammt gute Figur. Wer unbedingt meint, er müsste jetzt die typische Schublade aufmachen, wird vielleicht eine Schnute ziehen. Letztlich ist das aber völlig egal, denn „Super Collider“ ist ein überraschend starkes, gar zeitloses Album mit ganz wenigen Schwächen. Da ist einer mit sich und der Welt anscheinend endlich komplett im Reinen. Empfehlung!

 

http://www.megadeth.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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