John Lennon: Mind Games (2 CDs)
Universal
VÖ: 12.07.2024
Wertung: 8/12
Das vierte Soloalbum von John Lennon – „Mind Games“ – wird nun mit einer umfangreichen Veröffentlichung in verschiedenen Konfigurationen gewürdigt. Zuvor hat man auch schon „Plastic Ono Band“ und „Imagine“ in dieser Form gefeiert. „Some Time In New York City“ leider nicht. Dies ist wiederum sehr schade. Das Label sah hier wohl keinen Anlass das Album irgendwie zu vermarkten. „Mind Games“ wäre seinerzeit vermutlich ohne den Misserfolg des Vorgängers in dieser Form gar nicht möglich gewesen. Ein Zusammenhang der beiden Scheiben lässt sich jedenfalls nicht leugnen.
Yoko Ono und Sean Lennon waren wiederum direkt in diese neuerliche Veröffentlichung involviert. Der Lennon Sprössling hat jedenfalls eine ganze Menge zum viel besseren Klangerlebnis beigetragen. In dieser Form ist „Mind Games“ tatsächlich noch mal ganz neu erlebbar. Die Aufmachung ist alleine in der 2-CD Version schon ein ziemliches Highlight. Eine Reproduktion des originalen Triptychon-Werbeplakats von 1973; postkartengroße Reproduktionen der Werbegrafiken von 1973 und eine individuell nummerierte Citizen of Nutopia ID Card, sowie das umfangreiche Booklet sind absolute Hingucker. Verstaut wird dies alles in einem Pappschuber. Die Haptik und der Sound stimmen also!
Die Songs bleiben natürlich wie sie sind. Und wenn man mal ehrlich ist, dann ist bis auf den Titelsong von diesem Album nichts hängen geblieben. Klar Beatles- und Lennon-Fans werden das sicher anders sehen, aber für die Musikallgemeinheit ist „Mind Games“ bisher verzichtbar und längst vergessen gewesen. Genau hier macht die neue Veröffentlichung des Albums dann wieder Sinn. Besonders die zweite CD ist eine kleine Offenbarung. Hier erhält der Zuhörer einen kleinen Einblick in den Arbeitsprozess und kann anhand der verschiedenen Takes durchaus einige Veränderungen zu den Versionen auf dem Album feststellen.
Es ist tatsächlich so, dass die intimen Solo-Performances den vollen Bandversionen oftmals den Rang ablaufen. „You Are Her“ im Take 5 ist da natürlich noch nicht ganz so ausstaffiert, aber wird doch sehr feinfühlig dargeboten, während Take 18 von „One Day“ schon mehr als nur erkennen lässt wohin der Weg führen wird. „Aisumasen (I´m Sorry)“ ist als Take 2 ein Genuss. „Meat City“ im sechszehnten Versuch rockt schon ganz nett durch die Prärie.
Fazit: Man kann „Mind Games“ von Lennon nun noch mal neu erleben und dem Mann dabei zuhören, wie er auf der Suche zwischen politischem Engagement und der Aufarbeitung von privaten Problemen nach dem richtigen Ton ist. Es sind oftmals sehr gefällig Songs, die aufgrund des neuen Klangbilds tatsächlich noch mal neu erlebbar sind. Die Haptik ist überragend!
Text: Torsten Schlimbach
John Lennon: John Lennon/Plastic Ono Band – The Ultimate Collection (2CD)
Universal
VÖ: 23.04.2021
Wertung: 11/12
Tipp!
Das erste Soloalbum von John Lennon „John Lennon/Plastic Ono Band“ erschien 1970 und war in vielerlei Hinsicht anders als die Werke mit den Beatles. Ganz anders sogar. Als das Werk im Dezember 1970 erschien, sorgte es mancherorts für Verwirrung. Die monatelangen Behandlungen bei dem Psychologen Arthur Janov zeigten wohl Wirkung. Um die Kindheitstraumata zu überwinden, hatte Janov dazu aufgerufen, sich an selbige zu erinnern und diese aus seinem eigenen Leib rauszubrüllen. Bekannt wurde diese Methode auch als Urschreitherapie. Es ist ja kein Geheimnis, dass Lennon das eine oder andere Trauma zu verarbeiten hatte. Sein Vater machte sich aus dem Staub, als er fünf Jahre alt war und wollte erst wieder etwas von ihm wissen, als er ein Star war. Zudem wuchs Lennon bei seiner Tante Mimi auf. Der Kontakt zu seiner Mutter war gut, allerdings verlor er diese mit 17 Jahren, als seine Mutter von einem Auto erfasst wurde. Das Album beginnt mit Totenglocken und wer da noch keinen Kloß im Hals hat, wird spätestens bei den Zeilen „Mama Don't Go/Daddy Come Home“ aus der Albumeröffnung „Mother“ ein paar Tränchen verdrücken.
„John Lennon/Plastic Ono Band“ wird nun, wie auch schon „Imagine“, mit umfangreichem Bonusmaterial als „The Ultimate Collection“ erneut veröffentlicht. Yoko Ono hatte und hielt über den neuerlichen Entstehungsprozess ein wachsames Auge und Ohr! Paul Hicks hat die Songs in den Abbey Road Studios neu abgemischt und zwar ohne die Originale zu verfälschen. Er hat dazu High-Definition 24 bit-192kHz Audiotransfers der originalen Mehrspuraufnahmen – und zwar der ersten Generation, verwendet. Wer das große Paket erwirbt, kommt ja noch in den Genuss von 5.1 Surround Sound und Dolby Atmos. Auch das CD-Hörerlebnis ist nicht zu verachten, denn die Tiefe und der reine Klang sind schon beachtlich. Das Ansinnen von Yoko war ja auch, dass die Ultimate Serie mit den Originalen respektvoll umgeht, gleichzeitig aber auch einen klareren Klang zu bieten hat und die Stimme von John Lennon mehr im Vordergrund steht. Absolut geglückt und Daumen hoch! Klanglich ist das nun nämlich schon eine kleine Offenbarung.
Auf der 2CD-Version gibt es nun zu jedem Song auf einer zweiten CD noch einen weiteren Take zu hören. Wer die 6CDs + 2Blu-rays-Box kauft, kriegt jede Menge Outtakes, Demos, Element Mixes, Raw Studio Mixes + Outtakes und Jams dazu. Insgesamt sind 35 der Tracks davon unveröffentlicht. Der Fan braucht das natürlich und stellt sich das mit einigem Stolz in den Schrein. Die 2CD-Variante hat aber auch schon einiges an Mehrwert zu bieten. Das Digipack beinhaltet beispielsweise ein umfangreiches Booklet – mit einer Einleitung von Yoko Ono und allen Informationen zu den Songs, sowie die Songtexte und ein Poster.
Die Songs selber, die größtenteils auf Lennons Anwesen im Tittenhurts Park, westlich von London entstanden sind, wurden mit ganz wenigen Leuten auf die Reise gebracht. Klaus Voorman gab hier den Bassisten und hinter dem Schlagzeug war die gute Seele Ringo Starr zu finden. Billy Preston und Phil Spector steuerten hier und da noch ihre Unterstützung am Klavier bei - das war es. Yoko Ono ist kaum vertreten, da sie gleichzeitig ein Album aufnahm.
„Hold On“ mag versöhnliche Klänge anschlagen und ganz entspannt daherkommen, aber spätestens mit „I Found Out“ ist der bissige Lennon voll da. Der Text ist natürlich auch eine Ohrfeige für Paul McCartney. Eine Abrechnung - angefangen beim Manager bis zur Religion - hat nie direkter geklungen. Zu „Working Class Hero“ muss man ja eigentlich keine Worte mehr verlieren. Dieser Song ist ein Vermächtnis der Menschheit und wird immer nachhallen. Die Akustikgitarre und der Gesang haben vielleicht noch nie so nah und direkt geklungen wie bei diesem Ultimate Mix! Die dezenten Klavierpassagen bei „Isolation“ verstärken die Intensität des Textes. Das schmissige „Remember“ reitet im Grunde auf einem Klavierthema herum, wodurch sich eine ganz eigenwillige Atmosphäre einstellt. Über „Love“ wurden ja schon ganze Abhandlungen geschrieben, jener niedlichen Liebeserklärung an Yoko.
Die zweite Seite wird mit „Well, Well, Well“ eingeläutet. Das Stück hat zwar Biss, ist aber im Grunde ein Albumfüller. „Look At Me“ stammt noch aus den Zeiten des „Weißen Albums“. „God“ rechnet mit allem und jedem ab – mit Magie, aber auch mit Elvis, Dylan und natürlich den Beatles. Lennon sagt unmissverständlich, dass er nur an sich und Yoko glaubt. „My Mummy´s Dead“ wurde mit einem einfachen Tonbandgerät aufgenommen – nicht mehr als eine Fingerübung für Lennon. Auch Lennons Singles „Give Peace A Chance“, „Cold Turkey“ und „Instant Karma“, die nach dem Ende der Beatles entstanden sind, werden hier noch mal präsentiert, wirken aber etwas rangeklatscht.
Von „Mother“ gibt es übrigens den herzzerreißenden ersten Take zu hören, wie auch von „I Found Out“, „Working Class Hero“, „Cold Turkey“ und „Instant Karma. Etwas weiter ist der Prozess bei „God“ vorangeschritten, denn hierbei handelt es sich um Take 27!
Fazit: Die „Ultimate Collection“ ist eine richtig tolle Serie, da man die Alben von John Lennon noch mal in ganz neuem Klanggewand entdecken kann. So nah war man der Stimme von Lennon bei diesen Songs noch nie. Der Sound ist sehr klar und rein und doch wurden die Originale nicht verfälscht. Anhand der verschiedenen Takes kann man auch noch den Entstehungsprozess der Songs nachvollziehen. Selbige lassen das Album sowieso zu einem Meisterwerk werden! Die Aufmachung ist auch sehr gelungen und somit ist die neuerliche Veröffentlichung von „John Lennon/Plastic Ono Band“ absolut zu empfehlen!
Text: Torsten Schlimbach
John Lennon: Gimme Some Truth
Universal
VÖ: 09.10.2020
Wertung: 10/12
Tipp!
Am 9. Oktober wäre John Lennon 80 Jahre alt geworden. Das sollte natürlich gefeiert werden. Einer der größten Songwriter, Sänger und Musiker überhaupt muss an so einem Tag einfach gewürdigt werden. In den Medien wird sicher der ein oder andere Bericht erscheinen, aber mit was kann man John Lennon besser gedenken als durch und mit seiner Musik?! Aus diesem Grund erscheint nun mit „Gimme Some Truth“ eine Sammlung seiner Songs aus seiner Solokarriere. Die Veröffentlichung wurde in Familienhände gegeben und so fungiert Yoko Ono als Executive Producer. Sean Ono Lennon hat die Sause produziert. Insgesamt wurden 36 Stücke für die Zusammenstellung ausgewählt.
Man kann die Veröffentlichung – abgesehen vom Anlass – zunächst sicher kritisch sehen, da es ja nun schon jede Menge ähnlich gelagerte Zusammenstellungen gibt. Man hat diese 36 Songs hier vermutlich noch nie in einem derart guten Klanggewand gehört. Paul Hicks, der auch schon an „Imagine – The Ultimate Collection“ mitgearbeitet hat, war auch dieses Mal für den Mix verantwortlich. Toningenieur Sam Gannon war auch wieder mit an Bord. Die Originaltapes wurden neu transferiert und ebenfalls bereinigt. Letztlich wurde das in Los Angeles in den Henson Recording Studios auf den Weg gebracht. Für alle Hüter des heiligen Grals sei angemerkt, dass nur analoge Originaltechnik aus der Entstehungszeit(!) zum Einsatz kam. Das Mastering, natürlich auch analog, fand dann schließlich in den Abbey Road Studios – wo auch sonst? – statt. Alex Wharton war hier für den Sound verantwortlich.
Die Vorgaben für dieses Projekt, die Yoko Ono im Vorfeld rausgegeben hat, waren eindeutig und richtig, da sie die Songs noch mal in einem ganz neuen Licht erstrahlen lassen. Diese Ultimate Mixe sollten drei Dinge erreichen: es sollte gewissenhaft und respektvoll mit den Originalaufnahmen umgegangen werden und dann sollte der Sound klarer und definierter sein. Im Zentrum sollte die Stimme von Lennon stehen und selbiger sollte eine neue Klarheit verpasst werden. Das hört sich hochtrabend und toll an, aber kann man da wirklich noch etwas herausholen, was letztlich den Songs eine neue Nuance verleiht? Man kann! Und wie! So klar hat man die Stimme von Lennon wohl noch nie vernommen. Die Emotionalität seines Gesangs kommt hier voll zum Tragen! Die Wärme, die diese Tracks verströmen, ist ganz beachtlich. An der Lautstärke wurde auch gedreht und insgesamt sind die Details schon beachtlich. Auch, wenn das Material hinlänglich bekannt ist, hat man das Gefühl, dass man selbiges ganz neu entdeckt.
Die Aufmachung des Sets ist ebenfalls ganz wundervoll. Selbst die kleine Ausgabe hält ein Poster bereit und ein nett gestaltetes Booklet. Die CDs selber werden in einem Digipack geliefert und dies alles steckt in einem Schuber. Besonderes Augenmerk sei auch auf das Covermotiv gelenkt. Dieses Motiv sieht man von Lennon ja auch nicht allzu häufig. Die Aufnahme entstand übrigens vor gut und gerne 50 Jahren an jenem Tag, als Lennon seinen MBE-Orden zurückgab. Der legendäre Brief dazu ist im Booklet abgedruckt.
Schon die ersten Klänge von „Instant Karma! (We All Shine On)“ lassen aufhorchen. So nah war man Lennon bzw. der Stimme von Lennon noch nie. Dazu ist der Klang sehr sauber und die Instrumente fein abgemischt. Dies zieht sich durch alle Songs. Die schneidende Gitarre bei „Cold Turkey“ sorgt im Zusammenspiel mit dem Gesang von Lennon für eine dicke Gänsehaut. „Working Class Hero“ wirkt sehr direkt und „God“ besticht durch eine neue Zärtlichkeit. Natürlich dürfen auch „Imagine“ oder „Jealous Guy“ nicht fehlen. Ob Paul McCartney „How Do You Sleep“, jetzt da die Stimme von Lennon so im Vordergrund steht, noch mal mit anderen Ohren hört? „Come Together“ liegt übrigens in einer Live-Version von Lennon vor.
Die Anordnung der Songs ist chronologisch nach dem Erscheinungsdatum aufgebaut. „Bless You“ ist kitschig, keine Frage, aber Lennon lässt man im Grunde alles durchgehen. Und die Gitarre bei „#9 Dream“ entschädigt ja auch für den größten Schmalz. Lässig ist seine Version von „Stand By Me“. Mit „I´m Losing You“ ist Lennon auch später noch der ganz große Wurf gelungen. Dies muss sich nicht unbedingt in den Charts abgebildet haben, aber eben künstlerisch! „Woman“ kennt auch heute (fast) jedes Kind. Lennon war einfach ein ganz Großer seiner Zunft! „Dear Yoko“ und auch „Every Man Has A Woman Who Loves Him“ unterstreichen die Vielfältigkeit und Wandelbarkeit von Lennon. Von Avantgarde bis Reggae waren es bei ihm nur ein paar kleine Schritte. Das Set endet mit den beiden ganz großen Klassikern „XMAS (War Is Over)“ und „Give Peace A Chance“ – mit was auch sonst!?
Fazit: „Gimme Some Truth“ ist eine wundervolle Veröffentlichung. Natürlich soll hiermit auch Geld verdient werden, gar keine Frage. Man hat die Songs aber sehr würdevoll bearbeitet. Keine Sorge, der Charakter selbiger wurde nicht verfälscht, aber man nimmt nun Feinheiten und Nuancen noch besser wahr und die Stimme von Lennon steht im Zentrum. Die Aufmachung ist ebenfalls sehr liebevoll! Die Songs sind ja sowieso über jeden Zweifel erhaben! Wer es umfangreich mag, greift zur großen Ausgabe mit Blu-ray und einem 124 Seiten starken Buch!
Text: Torsten Schlimbach
John Lennon: Imagine The Ultimate Collection (Deluxe 2CD)
Universal
VÖ: 05.10.2018
Wertung: 11/12
Tipp!
Mit Fug und Recht darf man wohl behaupten, dass „Imagine“ von John Lennon eines der ikonischsten Alben der Musikgeschichte ist. Den Titelsong kennt sowieso jeder, aber auch das gesamte Werk ist durchaus als Kulturgut der Menschheit zu betrachten. „Imagine“ ist eines jener Alben, die immer wieder von einer neuer Generation Musikhörer entdeckt werden. Man darf da auch gerne das Wörtchen „zeitlos“ in den Mund nehmen. Jetzt wird dieses Meisterwerk in vielen Konfigurationen erneut veröffentlicht. Yoko Ono hat das nicht nur abgenickt, sondern war in den ganzen Entstehungsprozess involviert. Das 6Disc-Boxset wurde neu gemischt und remastert und enthält 140 Tracks!
Eine 2CD Deluxe Edition, 1CD Remaster, 2LP auf schwarzem 180g Vinyl und 2LP Limited Edition auf transparentem 180g Clear Vinyl sind weitere Formate, die nun veröffentlicht werden. Die digitale Ultimate Collection enthält alle Audiotracks der vier CDs. Die Deluxe und Standard Versionen haben ebenfalls digitale Pendants. Der geneigte Fan kann da also eine Menge Kohle investieren, denn parallel zu der Box veröffentlicht Eagle Vision am 5. Oktober zwei Filme von John & Yoko auf DVD, Blu-ray und digitalen Plattformen. „Imagine“ und „Gimme Some Truth“ wurden von den Original Filmspulen von Hand restauriert und in HD remastert und die Soundtracks vom dreifachen GRAMMY-Gewinner Paul Hicks in Surround Sound neu abgemischt.
„Imagine“ wurde von Lennon und Ono in ihrem georgianischen Landhaus Tittenhurst Park im englischen Berkshire auf den Weg gebracht und schließlich bei Record Plant in New York final aufgenommen. Der Titelsong wurde bekanntlich die bestverkaufte Single von Lennon. Ein Plädoyer für den Weltfrieden, welches zu einem der bekanntesten Songs aller Zeiten avancierte.
Nun wurde das Originalalbum von dem oben erwähnten Paul Hicks unter Aufsicht von Yoko Ono Lennon in den Abbey Road Studios detailgetreu und von Grund auf neu abgemischt. Hicks setzte dabei auf HD 24bit/96kHz Audiotransfers von den Original First Generation Mehrspuraufnahmen. So ergibt sich für den Hörer ein völlig neues Klangerlebnis. Als Fan sollte man sowieso unbedingt zur großen Box greifen, denn der Mehrwert ist schon beachtlich.
Zur Besprechung liegt uns nun die 2CDs-Version vor. Als Digipack macht das eine ganz gute Figur. Das Booklet hält einige Fotos, die Songtexte und einige Worte zur Entstehungsgeschichte bereit. Auf der ersten CD gibt es das Album, die Singles und einige Extras zu hören. So hat man hier auch noch mal „Power To The People“, „God Save Us“ oder „Happy Xmas (War Is Over)“ untergebracht. Allesamt Songs, die selbstverständlich in keiner Sammlung fehlen dürfen. Auf der zweiten CD sind Elements Mixes + Outtakes zu finden.
Wie das immer bei solchen Geschichten ist, ist der historische Wert der Elements Mixe von beispielsweise „Imagine“, „Jealous Guy“ oder „Oh My Love“ wesentlich größer als der musikalische Wert. Gerade das Geklimper der ersten beiden genannten Nummern lässt zwar die Entwicklung erahnen, ist aber natürlich noch alles andere als zwingend. Da es sich um Instrumentalstücke handelt, lässt sich das nur schwerlich Lennon zuordnen. Da ist die Demo-Version und der First Take von „Imagine“ schon interessanter und da ist man als Zuhörer durchaus ganz dicht an der Entstehung eines Jahrhundertsongs dabei. Die Demo-Version offenbart das nackte Gerüst – nur Lennon am Klavier. Take 1 ist da schon weitaus ausgearbeiteter, aber noch weit von der finalen Version entfernt. Und so kann man sich auf der zweiten CD durch alle möglichen Takes arbeiten. Das Gitarrensolo bei „Crippled Inside“ lässt dabei ebenso aufhorchen, wie der siebte Take von „Power To The People“. „Oh Yoko“ ist übrigens eine Version von den Bahams 1969. Interessant ist auch der alternative Mix von „Happy Xmas (War Is Over)“ - mitunter mehr Yoko denn John. Bald fängt ja die Vorweihnachtszeit an und dann hört man die bekannte Version ja ständig. Insgesamt ist diese zweite CD eine echte Schmuckkiste und man darf ein ganz kleines Stück an der Entstehung von diesem Meisterwerk teilhaben!
Der Klang ist wirklich toll. Selbst die bekannte Albumversion von „Imagine“ erstrahlt in neuem Glanz. „Jealous Guy“ kommt auch recht druckvoll daher und die Feinheiten der Instrumente sind wesentlich besser austariert. Das rockige „It´s So Hard“ mit seinem tollen Saxofon kommt rotziger daher. Das sich langsam dahinschleppende „How Do You Sleep“ lässt die tolle Gitarre nun noch mal deutlicher hören. Alles eine sehr erfreuliche Klanggeschichte. Über die Qualität der Songs wurden ja sowieso schon ganze Bücher geschrieben.
Fazit: „Imagine“ von John Lennon wird nun in ganz vielen verschiedenen Konfigurationen veröffentlicht. Yoko Ono war in den Prozess involviert und somit ist das eine wirklich tolle Geschichte geworden. Klanglich ist das absolut erstklassig und mitunter tun sich schon bei den bekannten Versionen noch mal ganz neue Nuancen auf. Auf der zweiten CD kriegt man dann einen tieferen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Albums. Die vielen Takes und Demos lassen einen als Hörer ein ganz kleines Stück an der Entwicklung teilhaben. Wer es gerne noch ausführlicher mag, greift zur großen Box und zu den Filmen. Letztlich darf dieses Album sowieso in keiner Sammlung fehlen!
Text: Torsten Schlimbach