Bobby Gillespie and Jehnny Beth: Utopian Ashes

Bobby Gillespie and Jehnny Beth: Utopian Ashes

Sony

VÖ: 02.07.2021

 

Wertung: 9/12

 

Jehnny Beth begegnete Bobby Gillespie erstmals 2015. Die beiden spielten ein Konzert mit Suicide, trafen sich im Jahr darauf aber wieder und sangen ein Duett während eines Primal Scream-Konzerts. 2017 stand das nächste Treffen auf dem Plan und man verabredete sich in Paris zu gemeinsamen Sessions. Johnny Hostile, der musikalische Partner von Jehnny Beth, sowie die restliche Primal Scream-Mannschaft waren ebenfalls involviert. Jetzt haben die beiden mit „Utopian Ashes“ ein gemeinsames Album aufgenommen. Ein Album über das Verglühen der Liebe zweier Menschen. Dunkle Kost also.

 

Die Musikgeschichte hat immer wieder bedeutende Duette hervorgebracht. Tolle Musik wurde da geschaffen, von Nancy Sinatra & Lee Hazlewood bis hin zu PJ Harvey & Nick Cave. Beth und Gillespie haben mit dem vorliegenden Werk Songs aufgenommen, die ganz dieser Tradition verpflichtet sind. Musikalisch werden sie dabei von Johnny Hostile und fast der kompletten Primal Scream-Band – lediglich Simone Butler fehlt – unterstützt. Fans von Primal Scream sollten aber mit keinem Album rechnen, welches sich im Soundumfeld der Band bewegt. „Utopian Ashes“ ist vielmehr ein Album im Singer/Songwriter-Genre, Folk und Soul wären auch noch zu nennen.

 

Neun Songs beschreiben den ganzen Zustand einer Beziehung, die komplett eingeschlafen ist und die Protagonisten sich aber aufgrund verschiedener Verpflichtungen doch nicht trennen. Geredet wird darüber freilich nicht. Es ist eine fiktionale Geschichte. Dazu startet man bei „Chase It Down“ mit Streichern in das Album. Es wird aber schnell forscher, rotzig gar und nach hinten raus gibt es noch ordentlich Wah-Wah der sechs Saiten auf die Ohren. Die beiden Hauptprotagonisten schrammen immer ganz knapp am Kitsch vorbei, kriegen aber eben doch jedes Mal die Kurve und lassen etwas Großartiges entstehen. Wie den Walzer von „English Town“ oder das erhabene „Remember We Were Lovers“, welches wunderschön vorgetragen und gesungen wird.

 

Die Themen mögen bedrückend und schwermütig sein, die Musik ist es aber nicht. Oftmals ist das fast leichtfüßig und wunderschön, so wie bei „Your Heart Will Always Be Broken“. „Stones Of Silence“ könnte sogar die musikalische Untermalung eines dieser durchgedrehten Serien sein. Im wahrsten Sinne des Wortes: großes Kino! „You Don´t Know What Love Is“ könnte in einem anderen Arrangement sogar den Weg in ein Musical finden. Bei den beiden hier ist es eine traurige Klavierballade, die mit Streichern und einer akustischen Gitarre aus der Wüste unterlegt ist. Große Gefühle, auch wenn alles hoffnungslos erscheint! „You CanTrust Me Now“ ist noch mal ein Manifest der Duett-Kunst. „Living A Lie“ entwickelt sich an der einen oder anderen Stelle sogar zum Rocksong. Der Bass ist genial und wer hier eine Harfe hört, darf das gerne noch mal überprüfen! Fast lieblich klingt das Album mit „Sunk In Reverie“ aus – wäre da nicht der Text!

 

Fazit: Die Thematik von „Utopian Ashes“ mag eine traurige sein, aber genau aus dieser Traurigkeit entsteht ja oftmals große Kunst. Bobby Gillespie und Jehnny Beth haben ein tolles Album geschaffen und die Musik zwischen Singer/Songwriter und Folk mit Rockanleihen ist bemerkenswert und verleiht dem Thema genau die Ausdruckskraft zwischen Schwermut, Resignation, aber auch einer Dosis aufmunternder Leichtigkeit!

 

https://utopianashes.lnk.to/AlbumDE

 

Text: Torsten Schlimbach

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