Janet Jackson: Unbreakable

Janet Jackson: Unbreakable

BMG/Rhythm Nation

VÖ: 02.10.2015

 

Wertung: 7,5/12

 

Janet Jackson ist zurück! Lange genug hat es ja gedauert. Als Michael Jackson am 25. Juni 2009 aus dieser Welt schied, fand Janet Jackson für lange Zeit nicht mehr den Weg zurück in das Rampenlicht. An ein neues Album glaubte schon keiner mehr. Es gab eine nostalgische Tour, vereinzelte Songs und hier und da machte sie auch als Autorin von sich reden, aber ihr Kerngeschäft schien für immer erloschen zu sein. Ihr Bruder Michael hat sie ja auch immer wieder zu Höchstleistungen angestachelt. Und dann, wie aus dem Nichts, kündigte sie das Album im Internet gleich selbst an. Nun liegt „Unbreakable“ in den Läden und dürfte ihre Fans sehr glücklich machen.

 

Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail dürfte sein, dass „Unbreakable“ ihre erste Veröffentlichung auf dem eigenen Label Rhythm Nation ist. Als Vertrieb fungiert da BMG. Janet Jackson kontrolliert alles selber und zeigt der Branche, besonders in Amerika, so auf dezente Art und Weise den Mittelfinger. Lange hat es gedauert, bis sie die ganzen Schmähungen nach „Nipplegate“ überstanden hatte. Justin Timberlake ging da ja vollkommen unbeschadet raus. Nicht verzichten wollte sie aber auf das Songwriter- und Produzentenduo Jimmy Jam & Terry Lewis, mit dem sie in der Vergangenheit schon sehr erfolgreich zusammengearbeitet hat. „Unbreakable“ hat nun immerhin siebzehn(!) Songs zu bieten. Diese Konstellation hat also einiges gemeinsam auf den Weg gebracht.

 

Dies ist aber auch gleichzeitig die große Schwäche von „Unbreakable“. Das Album hat zu viele Lückenfüller und wäre mit zehn Songs auch gut bedient gewesen. So rauscht vieles doch ziemlich ereignislos an einem vorbei. In Zeiten, wo das Albumformat immer mehr an Bedeutung verliert, ist es sicher nicht gerade die beste Idee diese Platte hier derart aufzublasen. „Unbreakable“ hätte nämlich durchaus das Zeug dazu ein mehr als ordentliches Comeback zu sein und Janet Jackson beweist hier durchaus, dass sie auch mit ihren 49 Jahren noch mit den ganzen Popküken mithalten kann. Qualitativ ist das schon hochwertig. Ohne Ecken und Kanten, klar, aber die Mischung aus R´n´B der 90er-Schule, ganz viel Pop, ein bisschen Soul und hier und da ein paar Hip Hop-Elementen ist schon fluffig programmiert und produziert worden.

 

Wenn man so will, dann ist die größte Überraschung auf diesem Album die gesangliche Leistung. Auf „The Great Forever“ klingt sie stimmlich in den Strophen mehr denn je wie ihr Bruder. Die Phrasierung ist sehr ähnlich, aber auch die Klangfarbe der Stimme hat sich deutlich der des Bruders angeglichen. Den Uptempo-Pop der alten Schule, wie bei „Shoulda Known Better“, beherrscht sie immer noch wie keine Zweite. Und mit „Dammn Baby“ legt sie sogar einen klassischen Trademark-Janet-Jackson-Song hin. Die schöne und nachdenkliche Ballade „After You Fall“ ist erstaunlich unkitschig geworden und kann mit dezentem Pianospiel überzeugen.

 

„Burnitup!“ ist so etwas wie der Höhepunkt des Albums. Missy Elliott stiehlt der guten Janet mit ihrem Beitrag zudem ziemlich die Show. Das Ding sorgt endlich mal für etwas Betrieb und ist teilweise dann auch weit von den geschmeidigen Sounds der restlichen Nummern entfernt. „Gon´ B Alright“ wird ganz zum Schluss noch mal zackigen Soul bieten. „Dream Maker/Euphoria“ klopft im Mittelteil ein bisschen beim Motown und 70ies Soul an die Tür. Und ein entspanntes Stück wie „Night“ tut dem Album sicher auch ganz gut. Nur zu viel Entspannung sollte es dann doch nicht sein – an vielen Stellen ist das aber eben dann doch gegeben.

 

Fazit: Janet Jackson ist zurück und mit ihr auch irgendwie ihr Bruder Michael. Die Klangfarbe ihrer Stimme hat sich nämlich stark in die Richtung des großen Bruders entwickelt. Auf dem Titeltrack „Unbreakable“ ist er dann auch noch als Sample dabei. Textlich verarbeitet sie an der einen oder anderen Stelle dann auch seinen Tod. Als Glücksgriff dürfte sich erweisen, dass sie wieder mit Jimmy Jam & Terry Lewis arbeitet. Der Sound der Platte ist somit teilweise oldschool, aber nicht altbacken. „Unbreakable“ wäre ein sehr gutes Album, wenn man nur auf den einen oder anderen Füller verzichtet hätte. Unter dem Strich aber ein überraschend gutes Album-Comeback!

 

http://www.janetjackson.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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