Céline Dion: Encore Un Soir
Sony
VÖ: 26.08.2016
Wertung: 7/12
Das letzte Album von Céline Dion erschien vor ziemlich genau drei Jahren und wurde bisweilen sehr zwiespältig aufgenommen. Nun gibt es mal wieder ein Werk in ihrer geliebten französischen Sprache. Die eine oder andere Hommage an Quebec ist da vertreten. An den Texten hat Frau Dion diesmal sehr viel mitgearbeitet. Insgesamt hat sie für „Encore Un Soir“ mit sehr vielen Menschen zusammengearbeitet. Mitunter sind die Songs eher positiv gestimmt.
Die Aufmachung des Digipacks ist ganz nett. Fans werden sich über das Booklet freuen, welches als kleines Büchlein in dem Schuber steckt. Wer der französischen Sprache mächtig ist, kann sich sogar länger damit beschäftigen. Neben den Texten gibt es dann noch viele Fotos, das letzte zeigt sie mit ihrem verstorbenen Mann.
„Encore Un Soir“ ist jetzt keine Ansammlung von reinen Chansons geworden, geht aber trotzdem in diese Richtung. Es wird weitestgehend auf den bekannten Breitwandpop verzichtet. Frau Dion muss sich dann auch nicht in diese furchtbaren Höhen schwingen, für die sie auch bekannt ist. Natürlich gilt immer noch: wer die Stimme nicht mag, wird auch „Encore Un Soir“ im Regal liegen lassen. Das liegt aber ja in der Natur der Sache.
Wer ein Faible für die französische Sprache und Musik hat, sollte dieses Werk mitunter aber mal antesten. „Encore Un Soir“ - der Song – ist eine Herzschmerzballade, wie sie im Buche steht. Es sind aber die luftigen und leichten Nummern, die dieses Album tragen. „L´étoile“ beispielsweise, welches mit ruhigen Strophen und einem tanzbaren Refrain zu gefallen weiß. Das sehnsuchtsvolle „Je Nous Veux“ ist zwar glattpoliert, aber aufgrund seiner Instrumentierung doch recht annehmbar. Das ist dann eben nicht der Plastikpop, der am Computer entworfen wird.„Si c’était à refaire“ ist dann tatsächlich ein schönes Chanson mit Klavierbegleitung. „Toutes Ces Choses“ geht in eine ähnliche Richtung. Wie unaufgeregt ein Céline Dion-Song doch sein kann. „À La Plus Haute Branche“ hat zum Schluss sogar noch eine Mundharmonika am Start.
Fazit: Wer Céline Dion – und ganz speziell ihre französischen Alben – mag, kriegt mit „Encore Un Soir“ sicher ein ganz tolles Werk geboten. Wer die Dame bisher gemieden hat, wie der Teufel das Weihwasser, wird freilich auch ihre neuen Songs ablehnen. Diese sind aber erfreulich unaufgeregt und nicht mit bombastischem Pop zugekleistert. Es geht sogar oftmals in Richtung Chanson. Die französische Seite ist die weitaus schönere von Frau Dion.
Text: Torsten Schlimbach
Celine Dion: Loved Me Back To Life
Sony
VÖ: 01.11.2013
Wertung: 6,5/12
Nachdem letztes Jahr der französische Markt von Celine Dion bedient wurde, legt sie nun mit „Loved Me Back To Life“ weltweit nach. Insofern ist das neue Werk dann auch als Nachfolger von „Taking Chances“ zu sehen, welches immerhin schon sechs Jährchen auf dem Buckel hat. In dieser Zeit ist sehr viel passiert - im Leben von Frau Dion ebenso wie auf dem Musikmarkt. Da Celine Dion aber zu den letzten Vertretern der Diven gehört, wird für sie immer ein Platz freigehalten werden. Mittlerweile gibt es zwar längst eine neue Generation, die in die Fußstapfen der Altvorderen getreten ist, ein zeitgemäßes Musikgewand kann man sich aber ja auf den Leib schreiben lassen. Die Stimme muss allerdings halten, gleichwohl im Studio natürlich auch hier deutlich nachgeholfen werden kann. „Loved Me Back To Life“ wird Fans aber garantiert nicht enttäuschen.
An den dreizehn Songs haben wieder jede Menge Leute mitgeschrieben. Viele Köche verderben ja bekanntlich den Brei. Das ist bei „Loved Me Back To Life“ nicht unbedingt den Fall, besser wird die Platte dadurch allerdings auch nicht gerade und es fehlt etwas der rote Faden. Zusammengehalten wird freilich alles durch die Stimme von Celine Dion. Diese ist erfreulicherweise sehr geerdet. Das kennt man von ihr auch ganz anders. Wenn man so will, dann stellt sie ihren Gesang ganz in den Dienst der Mannschaft und der Songs und versucht sich nicht ständig in den Vordergrund zu drängen. Das klappt nicht immer, denn beim hochdramatischen „Breakaway“ übertreibt sie es etwas und schwingt sich wieder in Höhen empor, die dann bis an die Schmerzensgrenze gehen und zur Leistungsshow verkommen.
Das komplette Gegenteil davon ist das soulige Popstück „Water And A Flame“ mit einem klitzekleinen Gospeleinschlag. Celine Dion singt hier mit einer wohltuenden Leichtigkeit und ist trotzdem sehr fokussiert. Daniel Merriweather hat das Ding ja auch geschrieben. Der Titelsong „Loved Me Back To Life“ wurde von Sia geschrieben, die bald ähnlich viele Auftragsarbeiten wie Linda Perry erledigen dürfte. In einem anderen Gewand hätte man sich die Nummer dann auch mit der Stimme von Sia gewünscht – Celine Dion singt das Stück dann doch in Grund und Boden. „Somebody Loves Somebody“ ist die Sorte Popmusik die von den Radiostationen mit Kusshand genommen werden. Da wird keiner überfordert, eine Frau singt sich die Seele aus dem Leib und eine gewisse Grundmelancholie darf natürlich auch nicht fehlen.
Das Duett mit Ne-Yo bei „Incredible“ ist überraschend gut geworden. Die beiden Stimmen ergänzen sich perfekt. Ein respektvoller Umgang miteinander bei dem die Rollen klar verteilt sind und keiner dem anderen etwas beweisen muss. „Save Your Soul“ variiert nur den Popbackkatalog von Celine Dion. Davon hat sie massenweise Songs auf die verschiedenen Alben verteilt. Die Ballade „Didn´t Know Love“ kennt man so oder so ähnlich natürlich auch schon. Da kann sie auch noch so wie ein Kätzchen schnurren. „Thank You“ kommt da ein bisschen gehaltvoller daher und ist eine schöne Mainstreamballade. Darf man den großen Stevie Wonder kritisieren? Nein? Dann an dieser Stelle nur der Hinweis, dass er bei seinem Song „Overjoyed“ auch noch als Duettpartner dabei ist. „Thankful“ ist einer dieser pathetischen und bombastischen Songs, die man erwarteten durfte und die Celine Dion zelebriert wie kaum eine andere Künstlerin. Das luftige „At Seventeen“ kommt danach genau richtig. „Always Be Your Girl“ ist noch mal eine gefühlvolle Ballade mit reichlich Schmalz im Abgang. „Unfinished Songs“ ist dagegen ein ganz ordentlicher Popsong zum Schluss.
Fazit: „Loved Me Back To Life“ von Celine Dion ist das Album, welches man erwartet hat. Um es auf den Punkt zu bringen: Fans werden es sehr schnell in ihr Herz schließen und wer bei der Frau bisher Brechreiz bekommen hat, dem wird es auch in Zukunft nicht anders ergehen. Stimmlich hat sie sich meist in der Gewalt und versucht nicht die Songs an die Wand zu singen. Eine der letzten großen Diven und wer „Loved Me Back To Life“ hört weiß auch warum. Insgesamt wirkt sie bei den französischen Alben immer etwas befreiter, aber trotzdem hat auch das neue Werk durchaus seine Momente.
Text: Torsten Schlimbach
Céline Dion: Sans Attendre (Deluxe Edition)
Sony
VÖ: 02.11.2012
Wertung: 7/12
Céline Dion veröffentlicht dieser Tage ein neues Album für den französisch sprechenden Markt. Fünf Jahre ist es nun schon her, dass „D’elles“ erschien. Ihre Fans mussten also eine kleine Durststrecke überstehen. Die Charts dieser Welt auch! „Sans Attendre“ dürfte in dieser Hinsicht nämlich wieder genug Material abwerfen und da spielt die sprachliche Barriere ganz sicher keine Rolle. Mit 200 Millionen verkaufter Alben im Rücken zählt man ja sowieso zu den großen Weltstars und da ist es auch völlig egal in welcher Sprache gesungen wird.
Ganz egal wie man nun zu Céline Dion stehen mag, die Aufmachung der Deluxe Edition von „Sans Attendre“ ist ganz vorzüglich geraten. Stellt sich die Frage, warum dies nicht immer so gehandhabt wird!? Im Digipack macht das Cover schon einen guten Eindruck, der durch die liebevolle Gestaltung des Booklets noch verfestigt wird. Ein Extrafach hält dann noch eine weitere Überraschung bereit. Dort findet man einen Tischkalender für das Jahr 2013 vor, der ebenso detailreich ausgearbeitet wurde. Das kann sich sehen lassen und hier zeigt sich dann auch, dass die Anschaffung eines physischen Tonträgers immer noch eine lohnende Investition ist und jeden schnöden Download um Längen schlägt. Mal ehrlich, da kann doch keines der offiziellen Portale mithalten! Wundervolle Umsetzung.
Musikalisch hat die Deluxe Edition übrigens gleich auch noch zwei zusätzliche Tracks an Bord. Man sollte also nicht lange überlegen und gleich zu dieser Ausgabe greifen, die geringen Mehrkosten lohnen sich nämlich definitiv und sei es nur aufgrund der tollen Optik und der gestalterischen Umsetzung. Schade, dass dies im CD-Zeitalter nicht erkannt wurde, jetzt scheint der Zug da schon abgefahren zu sein.
Ein paar Fakten über „Sans Attendre“ sollte man allerdings noch wissen. Der kanadische Sänger und Songwriter Jean-Pierre Ferland ist auf zwei Stücken mit von der Partie. „Une chance qu’on s’a”, nahm er als Duett mit Céline auf. Außerdem schrieb er den Text für „Je n’ai pas besoin d’amour”. Sein frankokanadischer Kollege Luc Plamondon hat „Que toi au monde” zu verantworten. Johnny Hallyday ist als weiterer Duettpartner bei „L’amour peut prendre froid” dabei und der verstorbene Henri Salvador bei dem virtuellen Duett „Tant de temps“. Das hätte man sich allerdings auch schenken können, man muss ja nicht alle Möglichkeiten der heutigen Zeit ausreizen. Zusammen mit ihrem langjährigen musikalischen Partner Jacques Veneruso schrieb Dion die Nummer „Parler à mon père”. Zudem ist er Co-Produzent des Albums und erarbeitete die Arrangements der meisten Songs. Ein weiteres wichtiges Teammitglied ist David Gategno, der vier Stücke auf „Sans Attendre“ schrieb und produzierte.
„Sans Attendre“ ist anders wie vieles was Céline Dion bisher gemacht hat. Dieses Album hat nur am Rande etwas mit Popmusik zu tun. Die französischen Elemente sind allgegenwärtig und das komplette Album wird von einer sehnsuchtsvollen Note umspielt. So ganz kann die gute Céline natürlich nicht aus ihrer Haut und so erinnern „Parler à Mon Père“ oder „Celle Qui M'a Tout Appris“ dann auch noch am ehesten an die Frau mit der großen Stimme, die man aus den Charts kennt. „Je N'ai Pas Besoin d'Amour“ ist eine dieser fürchterlichen Balladen, die sie immer wieder im Repertoire hat und „Si Je N'ai Rien de Toi“ schwingt eine Bombast- und Pathoskeule, wie es schlimmer nicht sein könnte. Der Rest überzeugt aber eben mit reduzierten Arrangements und einem zum Teil zurückgenommen Gesang und einer Verletzlichkeit, dass es wiederum sehr stimmig ist.
Fazit: „Sans Attendre“ von Céline Dion ist teilweise weit von den Alben entfernt, die für den englischsprachigen Markt aufgenommen wurden. Sie nimmt sich erstaunlich und erfreulicherweise sehr zurück und stellt ihre Stimme in den Dienst der Songs! Klappt nicht immer, aber dann doch erstaunlich oft. Die Deluxe Edition kann man aufgrund der feinen Aufmachung ruhigen Gewissens empfehlen!
Text: Torsten Schlimbach