Mariah Carey: Caution
Sony
VÖ: 16.11.2018
Wertung: 7,5/12
Einst wurde Mariah Carey für ihr unglaubliches Gesangstalent bewundert und verehrt. Davon war in den letzten Jahren immer weniger zu hören. Sie blieb zwar in der Yellow Press immer präsent, aber eben aufgrund anderer Dinge. Ihre Musik sorgte jedenfalls kaum noch für Schlagzeilen. Mit dem letzten Album erlitt sie sogar kompletten Schiffsbruch. Ihr Stimmumfang über fünf Oktaven waren jedenfalls kein Gesprächsthema mehr. Jetzt folgt mit „Caution“ der fünfzehnte Longplayer. Ihr langjähriger Produzent Dupri ist nicht mehr dabei. DJ Mustard, Skrillex und Timbaland sollen es nun richten.
Sie haben es gerichtet und mit 10 Songs ist das Album erfreulich kurz ausgefallen. So hat es den richtigen Flow und ist nicht überladen wie die meisten Alben dieser Zeit. Mariah Carey hat wie immer an den Songs mitgeschrieben und auch an der musikalischen Ausrichtung mitgearbeitet. Die melodramtische Note, die ihre Musik sonst meist dominierte, ist auf „Caution“ nicht vorhanden. Hits auch nicht. Das ist alles in einem gleichbleibenden, ruhigen Ton gehalten. Der Gesang ist manchmal sogar regelrecht monton. Das ist übrigens alles nicht negativ zu verstehen! Dies ist mitunter einer mutiger Ansatz!
„A No No“ zielt dabei mehr auf den entspannten Club denn die Charts ab. „GTFO“ und „With You“ sind durchaus persönliche Songs. Mariah Carey ist auf der Suche nach dem edlen Ritter, wird dann wiederum enttäuscht und jagt den nicht ganz so edlen Ritter wieder zum Teufel. Dies darf man durchaus autobiografisch lesen. Die Beats dazu sind eher dezent und unaufgeregt. „The Distance“ ist dabei eine zeitgemäße Mischung aus R&B und Soul, die durchaus eine gereifte und erwachsene Version der ganze Pophäschen darstellt. „The Distance“ ist eine Art Ballade, die aber gänzlich unkitischig ausgefallen ist. Das wäre in früheren Zeiten undenkbar gewesen.
Irgendwann mangelt es aber auch ein bisschen an Abwechslung und so klingt beispielsweise „One Mo´gen“ nur wie eine Variation des bisher Gehörten. „Stay Long Love You“ wird noch etwas forscher und geht ebenfalls als zeitgemäßer R&B durch. Die wirklich schöne Ballade „Portrait“ beendet das Album auf eine wundervolle, fast besinnliche Art und Weise.
Fazit: Das neue Album von Mariah Carey ist eine faustdicke Überraschung. Die Songs sind sehr zurückgenommen. R&B und Soul dominieren die Sounds. Der Gesang ist sehr angenehm und die gute Mariah nimmt sich auch hier sehr zurück. Hits gibt es praktisch keine. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann, dass dies alles sehr ähnlich ausgefallen ist. Unter dem Strich aber ein überraschendes und gut hörbares Album!
Text: Torsten Schlimbach