Thin Lizzy: Acoustic Sessions
Decca
24.01.2025
Wertung: 7,5/12
Es gibt ein neues Album von Thin Lizzy. Das erste seit gut und gerne vierzig Jahren. „Acoustic Sessions“ wurde es getauft. Phil Lynott ist auch dabei. Wundern muss einen das im Jahre 2025 längst nicht mehr. Unlängst gab es für kurze Zeit im Internet einen vermeintlichen neuen Song von U2. Die Stimme glich der von Bono nicht nur, es war quasi Bono. Erschreckend. KI macht es halt möglich. Ganz so ist es im vorliegenden Fall glücklicherweise nicht. Hier wurde die Stimme von Lynott von den ursprünglichen Songs und Bändern genommen. Eric Bell hat dazu die Gitarre(n) neu eingespielt. So hätten sich die ersten drei Alben in ihrer frühen Phase angehört, wenn man auf den akustischen Instrumenten die Basics entwickelt hätte.
Der Eröffnungssong von „Vagabonds Of The Western World“ ist auch hier der Einstieg. „Mama Nature Said“ wird von Bell nur auf der Akustischen gezupft und gespielt, aber Lynott bringt dann durch den rauen Gesang doch den Rock mit. Die Ballade „A Song For While I'm Away“ ist nicht nur aufgrund der akustischen Ausrichtung etwas anders ausgefallen, sondern auch, weil man nun die Orchesterklänge früher dazu gemischt hat. Der gute Phil klingt hier um einige Nuancen sanfter. „Eire“ ist auch eher ruhig und wird durch den Gesang wieder aufgewertet. Und das ist dann leider auch genau das Problem des Albums. Ohne den Part von Lynott wäre das alles komplett langweilig. Wofür braucht es dann aber noch die akustische Instrumentierung? „Slow Blues“ ist allerdings eine sehr feine Sache. Hier geht es ab und richtig zur Sache! Diese Umsetzung wertet diese Blues-Rock-Ballade auf und ist besser als die bekannte Fassung!
„Dublin“ ist sicher eine ganz nett Hommage, aber „Whiskey In The Jar“ ist dann doch recht zahn- und kraftlos. „Here I Go Again“ fällt kaum auf, aber die sphärische Atmosphäre bei „Shades Of A Blues Orphanaga“ lässt vor dem Ende mit „Remembering Pt. 2“ – übrigens Phil Lynott noch mal in seinem Element und großartig - dann doch noch mal aufhorchen. Nach neun Nummern ist dann der Zauber auch schon wieder vorbei.
Fazit: Es ist schön die Stimme von Phil Lynott noch mal zu hören. Eric Bell hat dazu noch mal einen neuen, akustischen Teppich ausgerollt. Das ist alles ganz nett, aber bis auf eine Ausnahme nun auch nicht besser als die bekannten Versionen. Das war natürlich auch nicht zu erwarten. Letztlich ist „Acoustic Sessions“ eine nette Ergänzung zum bisher bekannten Material. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger!
Text: Torsten Schlimbach