Porterville: Staffel 3 (Folge 13-18)
Folgenreich/Universal
VÖ: 26.09.2014
Wertung: 10/12
Tipp!
Die Erkenntnis ist so nahe. Oder etwa doch nicht? Die Erkenntnis, was uns die vielen Stunden „Porterville“ eigentlich sagen wollten. Wird das dunkle Geheimnis der Stadt Porterville in der finalen Staffel nun endlich gelöst werden? Ivan Leon Menger macht es seinen Zuhörern nicht leicht. In den unendlichen Weiten des Internets herrscht allerdings große Begeisterung, gleichwohl es auch einige kritische Stimmen gibt, die das Ende der dritten Staffel nicht ganz so gelungen finden. Wer aber eben auf eine komplette Erklärung aller Zusammenhänge seit der ersten Folge gehofft hat, ist mitunter unter falschen Voraussetzungen an die ganze Geschichte herangegangen. „Staffel 3“ ist aber durchaus ein würdiger Abschluss dieser Serie - wenn auch mit Abstrichen.
Mit knapp 8 ½ Stunden kommt man nun schneller zum Punkt. Das sind immerhin drei Stunden weniger als noch bei der zweiten Staffel. Es sind abermals sechs abgeschlossene Folgen. Thematisch hängen diese nun – mit Ausnahme von „Die Akte Richthofen“ - mehr denn je zusammen. Die Geschehnisse von „Porterville“ stehen und fallen mit Emily. Der Anfang und das Ende sind alle mit Emily verknüpft – und mit einem geheimnisvollen Nackten, auf den sie und Jonathan bei der Flucht aus Porterville treffen. Und ein gewisser Benedikt Rupert spielt eine zentrale Rolle.
Man muss die einzelnen Folgen und auch das große Ganze wieder wie ein Puzzle zusammensetzen. Ohne jetzt spoilern zu wollen – was allerdings extrem schwierig ist, denn ohne kann man fast überhaupt nicht auf die Geschichte eingehen -, es ist nicht ganz richtig, dass es zum Schluss keine Auflösung gibt. Es bleiben zwar sehr viele Fragen ungeklärt – hier hat das Autorenteam einfach schlampig gearbeitet, denn dann hätte man sich im Vorfeld schon vieles einfach schenken sollen – aber das eigentliche Wirrwarr wird entschlüsselt. Man kriegt das allerdings nicht auf dem Silbertablett serviert und der Hörer muss sich da schon selbst Gedanken machen. Auf kleine Dinge müssen ebenfalls geachtet werden und somit ist es absolut schlüssig, dass der ehemalige Bürgermeister von Porterville – der hier auch wieder auf der Bildfläche erscheint - schon ein paar Hundert Jahre alt ist. Das Draußen bekommt ebenfalls ein Gesicht, es leben auch Leute dort. Und echsenartige Tiere. Aber auch das ist absolut einleuchtend. Es endet übrigens alles in Frankreich, denn dort ist der Schlüssel zu finden. Manch einer wird sogar Blasphemie schreien, weil die heilige Schrift ebenfalls eine entscheidende Rolle spielt. Das Buch der Bücher muss jedenfalls neu geschrieben werden...Alles in allem ist das Ende trotzdem eher dürftig, das hätte diese spannende Reihe eigentlich nicht verdient gehabt.
Die düstere Serie lebt natürlich auch von den Synchronsprechern. Man hat hier die erste Garde gewinnen können und so hört man die deutschen Stimmen von Leonardo DiCaprio, Elijah Wood, Ben Stiller, Ben Afleck, Natalie Portmann oder Jake Gyllenhaal. Wobei Synchronsprecher ist gut, denn die Herrschaften schlüpfen ja in die Rolle des Erzählers, aber auch hier wird mit Stimmvariationen gearbeitet, wodurch sich weitere düstere Spannungsbögen aufbauen. Hat man einmal angefangen, dann möchte man die 8 ½ Stunden auch komplett am Stück hören!
Fazit: Es ist soweit, alle Fäden laufen nun bei Emily und Benedikt Rupert zusammen. „Porterville“ wird zu einem Ende gebracht. Als Hörer muss man sich zwar einiges zusammenreimen, aber entgegen mancher Stimmen in den unendlichen Weiten des Internets geht das schon. Es wird zwar nicht alles aufgelöst und bei manchen Dingen, die einen auf dem Weg zum unvermeidlichen Ende begleitet haben, fragt man sich schon, was das nun sollte. Es bleibt auf jeden Fall spannend und ganz zum Schluss wäre sogar noch für eine vierte Runde die Option gegeben. Unter dem Strich ist das allerdings schon etwas ernüchternd, aber das kennt man ja auch schon von mancher spannenden Fernsehserie, warum soll es der besten Hörspielreihe seit Jahren anders ergehen? Die vorherigen Staffeln waren ja schon recht düster, aber jetzt wird da glatt noch mal ein Schippe drauf gelegt. Bis auf das krude Ende ist das ein würdiger Abschluss von „Porterville“.
Text: Torsten Schlimbach
Porterville: Staffel 2 (Folge 7-12)
Folgenreich/Universal
VÖ: 09.05.2014
Wertung: 12/12
Tipp!
Die Monate von Dezember 2013 bis Mai 2014 konnte einem wie eine halbe Ewigkeit vorkommen. In dieser hektischen Zeit stellt das mitunter ein Novum dar, zumindest wenn es um die Warterei auf die zweite Staffel von „Porterville“ geht. Fans kennen natürlich längst die komplette Trilogie. Der Spannung tut dies allerdings keinen Abbruch. Wer „Porterville“ erst durch das Hörspiel und Staffel 1 kennengelernt hat, wird seit Dezember die Fingernägel kurz gehalten haben. Schon lange nicht mehr hat man derart ungeduldig auf die Veröffentlichung eines Hörspiels gewartet. Ladies und Gentlemen, Vorhang auf und Bühne frei, die zweite Staffel kann endlich erworben werden!
Wie schon bei der ersten Staffel gibt es auch jetzt wieder sechs unterschiedliche Folgen, die sich auf zwei Tonträger verteilen. Die beiden CDs kommen abermals auf eine Spielzeit von elf(!) Stunden. Man kann sich also wieder einen halben Tag in den vier Wänden verkriechen und ganz tief in die Stadt Porterville eintauchen. Aber Vorsicht, diese Welt ist abstoßend und anziehend zugleich. Man wird als Zuhörer in einen Strudel gerissen und findet sich plötzlich mittendrin wieder und wie wir alle wissen, gibt es ja kein Entkommen aus Porterville – oder doch?
Und wer die „Darkside Park“-Reihe kennt, kriegt hier endlich ein paar Antworten geliefert, denn die Folge „Götterdämmerung“ knüpft genau an deren finale Episode an. Ab hier begibt man sich auf ganz dünnes Eis, denn man kann kaum über „Porterville“ schreiben, ohne dabei nicht auch zu spoilern. Zu viel vom Inhalt soll dann auch nicht verraten werden, aber trotzdem muss man an dieser Stelle darauf hinweisen, dass man nicht mehr weiterlesen sollte, wenn man komplett ohne Vorkenntnisse die zweite Staffel erleben möchte.
Eine neue Zeitrechnung ist in „Porterville“ angebrochen und dies ist tatsächlich wörtlich zu verstehen. Zeitreisen waren für einzelne Person ja möglich, aber aufgrund von verschiedenen Umständen ist die ganze Stadt gereist. Der Zeitsprung war immens und plötzlich befindet sich die Stadt und ihre Bewohner ein paar Jahrhunderte zurück - in der Vergangenheit - wieder. Porterville, diese moderne Stadt, ist in einer Zeit gelandet, wo Autos, Strom und die ganzen Errungenschaften der Moderne noch Zukunftsmusik war. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten bei den Leuten außerhalb dieser Stadt. Nur wenigen Menschen gelingt es aber in den inneren Kreis vorzudringen. Eleanor ist eine von ihnen. Doch was hat die NSA eigentlich damit zu tun? War dies der Auslöser für die hermetische Abriegelung von der Außenwelt? Für die Schutzmauer? Und warum sind die Hobos/Obdachlosen plötzlich zu Monstern mutiert? Was führt die Frau des Porterville-Lenkers und Denkers im Schilde? Fragen über Fragen. Mit jeder Folge, die aus der Sicht einer Person erzählt wird, kommt erneut ein neues Puzzleteilchen dazu, aber es wird auch gleichzeitig wieder etwas Verwirrung gestiftet. Diesmal gibt es sogar Assoziationen zu einer Zombieserie wie „The Walking Dead“. „Under The Dome“ ist natürlich allgegenwärtig und auch „Homeland“ passt irgendwie. „Lost“ sowieso. Intrigen sind hier an der Tagesordnung, auch im Jahre 1584! In der Zukunft, weit über das Jahr 2011 hinaus, auch? Kurzum, „Porterville“ hat all das zu bieten, was man sich sonst auch verschiedenen Serien zusammensuchen muss.
Die Umsetzung ist im Stile des ersten Teils gehalten. Jede Folge steht und fällt natürlich mit dem jeweiligen Erzähler, aber mal ehrlich, die deutschen Stimmen von Sharon Stone, Michael Caine oder Kevin Bacon – um nur einige zu nennen – versprechen natürlich eine ganze Menge und können dies auch spielend einlösen.
Fazit: Die zweite Staffel von „Porterville“ bringt etwas mehr Licht in die mysteriösen Geschehnisse rund um diese Stadt. Sobald eine Frage beantwortet wird, tun sich allerdings auch mindestens drei neue auf. An der Spannungsschraube wird unaufhörlich gedreht. Manchmal muss man aufpassen, dass man nicht den Faden verliert, aber dies ist auch wiederum die große Stärke dieser Serie, denn man will als Zuhörer unbedingt dranbleiben und ehe man sich versieht, ist man Teil von „Porterville“. Für „Porterville“ hat eine neue Zeitrechnung angefangen und dadurch auch für die Hörspiele dieser Welt. Noch besser, noch spannender. Hoffentlich lässt die dritte Runde nicht zu lange auf sich warten. Eine Zeitreise in die Zukunft wäre jetzt nicht verkehrt – wobei, lassen wir doch lieber die Finger davon, denn dies lehrt uns doch „Porterville“!
Text: Torsten Schlimbach
Porterville: Staffel 1 (Folge 1-6)
Folgenreich/Universal
VÖ: 13.12.2013
Wertung: 10/12
Tipp!
Freunde und Fans von Mystery Hörbüchern kennen die „Darkside-Park“ Serie natürlich. An dieser abgeschlossenen Reihe schieden sich die Geister. Die Kritiker zeigten sich zwar fast durch die Bank begeistert und die Serie wurde auch entsprechend ausgezeichnet und mit Preisen fast überhäuft und doch gab es auch kritische Stimmen. Nicht jeder konnte mit den seltsamen Geschichten von Ivar Leon Menger etwas anfangen. Das Ende von „Darkside-Park“ sorgte sogar für so manche Enttäuschung. Andere wiederum waren wie gefesselt und manch einer vergrub sich tagelang in den heimischen vier Wänden und machte nichts anderes wie „Darkside-Park“ zu hören. Hygiene und Nahrungsaufnahme waren da nicht mehr so wichtig. Die Fortsetzung liegt nun mit der ersten Staffel von „Porterville“ vor.
Im Grunde kann man gar keine Rezension über die erste Staffel schreiben ohne dabei zu spoilern. Die – ebenfalls – abgeschlossene Hörbuchserie wird über sechs Folgen aus der Sicht von verschiedenen Menschen erzählt. Die beiden CDs sind somit randvoll und kommen insgesamt auf eine Spielzeit von elf(!) Stunden. Die technischen Gegebenheiten unserer Zeit erlauben es, dass die 645 Minuten per MP3 auf diese zwei Tonträger verteilt werden. Ein entsprechendes Abspielgerät sollte somit vorhanden sein, denn sonst wird man nicht in die Welt von „Porterville“ eintauchen können. Aber mal ehrlich, die meisten Haushalte dürften ja damit ausgestattet sein.
Paradoxerweise sind wir damit auch schon bei „Porterville“ angelangt. Der technische Fortschritt der Menschheit scheint hier ein zentrales Thema zu sein. Ohne zu viel zu verraten, so sind es doch einige Dinge, die hier angesprochen werden, die in Zukunft unser aller Leben bestimmen könnten. Überwachung scheint dabei ein zentrales Thema zu sein. Befinden wir uns, auch aufgrund des Internets, nicht schon mittendrin? Mittendrin in der Überwachung? Bewegungsprofile können längst erstellt werden, manche Daten teilen wir aufgrund der sozialen Netzwerke selber mit, andere werden über uns gesammelt. So ist das eben, wenn man sich in einer Online-Welt bewegt. „Porterville“ ist nicht online. „Porterville“ scheint für sich gesehen ja auch ein abgeschlossener Lebenskreislauf zu sein. Ist es eine moderne Form der Truman-Show? Welche Rolle spielt da der Bürgermeister von „Porterville“? Oder geht dies eher in die Richtung von „Lost“? Könnte auch „Under The Dome“ eine Referenz sein? Eine Mischung aus allem? Freunde von Verschwörungstheorien und Mystery-Thrillern kommen hier jedenfalls vollends auf ihre Kosten.
Jede neue Folge ist ein neues Puzzle-Teilchen im Gesamtbild von „Porterville“, legt gleichzeitig aber auch neue Finten aus und als Zuhörer ist man zusehends verwirrt. Auf der einen Seite scheinen manche Dinge aufgelöst zu werden, gleichzeitig ergeben sich aber auch neue Fragen. Es bleibt geheimnisvoll. Es gibt die Menschen, die innerhalb von „Porterville“ leben und dann gibt es jene von „Draußen“, jener Welt, die für die Menschen von „Porterville“ eine Gefahr darstellt. Innerhalb von „Porterville“ scheinen die Errungenschaften der Menschheit keine Rolle mehr zu spielen. Tablets, PC und selbst Bücher kennt man zwar, sind aber kaum vorhanden. „Draußen“ scheint alles anders, da gibt es eine „ID“ (eine Art Smartphone), über die jeder Mensch geortet werden kann. Abschalten ist unmöglich und zieht knallharte Konsequenzen nach sich. Auch für Studenten, die in New York auf ein mysteriöses Dokument aus dem 16. Jahrhundert stoßen und auf eine bisher unbekannte Stadt hindeuten...
Was ist das dunkle Geheimnis von „Porterville“ und was sind diese Greybugs, diese grauen Käfer ohne Kopf und sichtbare Sinnesorgane? Wo kommen sie her? Alle Fäden scheinen bei Sato, dem „Kopf“ von „Porterville“, zusammenzulaufen...
Die Umsetzung ist so simpel wie brillant. Die einzelnen Geschichten, die oberflächlich betrachtet nichts miteinander zu tun haben, werden von verschiedenen Größen der Synchronisation gelesen. Man „begegnet“ so Scarlett Johansson, Keanu Reeves, Matt Damon, Robert Downey Jr. oder Michael Caine – der ersten Riege also. Es ist alles dafür angerichtet, dass man elf verstörende Stunden in „Porterville“ verbringen wird – danach ist nichts mehr wie vorher, weder in „Porterville“, noch „Draußen“ und schon gar nicht in der realen Welt. Jedenfalls fast.
Fazit: Wer es unter dem Weihnachtsbaum nicht nur besinnlich, sondern auch spannend mag, der wird mit „Porterville“ bestens bedient werden. Diese „Mystery-Serie“ ist extrem spannend und auch, wenn die verschiedenen Folgen und die darin vorkommenden Charaktere nicht unbedingt miteinander zu tun haben, so sind das doch alles kleine Puzzle-Teile die das große Gesamtbild ergeben. „Porterville“ ist ganz sicher keine Stadt wie jede andere und das Leben „Draußen“ auch nicht. Und alles in allem stellt sich die Frage ob die Menschheit, so wie diese sich heutzutage präsentiert, nicht längst auf dem Weg nach „Porterville“ ist?
Text: Torsten Schlimbach