Emeli Sandé: Our Version Of Events: Live At The Royal Albert Hall (CD/DVD)
EMI
VÖ: 15.02.2013
Wertung: 8,5/12
Wenn ein Debütalbum wie „Our Version Of Events“ derart durch die Decke schießt, dann wird selbiges auch bis zum letzten Tropfen gemolken. Alles andere wäre ja auch glatt sträflich! Immerhin hat dieses Werk, welches zudem über jeden Zweifel erhaben sein sollte, direkt einen Brit Award abgegriffen, war selbstverständlich auf Platz 1 der UK Charts und avancierte zum meistverkauften Album 2012 in Großbritannien. Nach der „Special Edition“ wird nun in gewissem Sinne die „Live Edition“ nachgeschoben. Die Frage, ob man das nun braucht oder nicht stellt sich nicht, denn es handelt sich hierbei um ein CD/DVD Package. Und dann gibt es die ganze Kiste auch noch für unschlagbare 13 Euro käuflich zu erwerben. Man kann sein Geld sicher schlechter investieren!
Die beiden Silberlinge der Schottin werden im formvollendeten Hardcover-Digipack mit ein paar S/W Fotos und den obligatorischen Informationen geliefert. Die Aufmachung kann sich also sehen lassen! Der Inhalt kann da mühelos mithalten und sogar noch ein ganzes Stück zulegen. Am Ende des Tages interessiert nämlich keinen mehr, wie „Live At The Royal Albert Hall“ verpackt ist. Es zählt einzig und alleine das visuelle Erlebnis. Die CD ist letztlich – um drei Songs gekürzt – eine nette Beilage. Herzstück ist selbstverständlich die DVD! Was ist das doch für ein Spaß für den Zuschauer Emeli Sandé bei ihrer Lieblingsbeschäftigung zu bewundern! Die Dame ist noch frisch und unverbraucht und man nimmt ihr durchaus ab, dass sie sich wie ein kleines Kind über ihren Auftritt in der Royal Albert Hall gefreut hat. Das alles kommt ungespielt und aus tiefstem Herzen ehrlich rüber. Ihre leuchtenden Augen sprechen Bände und wenn ihre ungläubigen Blicke durch das weite Rund schweifen, dann ist das schon eine herzige Angelegenheit.
Die Kameras haben das aus verschiedenen Winkeln fast perfekt eingefangen. Hin und wieder ist der Schnitt etwas unglücklich und zu schnell und bei den lahmen Zuschauern kriegt man auch mittels Schnitt kaum Dynamik rein. Die Anwesenden fressen Emeli Sandé zwar vom ersten Ton an aus der Hand, aber trotzdem ist das alles vor der Bühne doch etwas steif und es dauert lange, bis die Herrschaften auftauen. An der Künstlerin liegt es nicht, die gibt alles und singt sich die Seele aus dem Leib. Man kennt ja die ganzen Umkleidearien ihrer Kolleginnen. Ja, Sandé zieht sich auch mal um und einem schicken schwarzen Kleid folgt ein ebenso schickes rotes – das war es. Eine Bühnenshow, die vom Wesentlichen ablenkt – nämlich den Songs – gibt es nicht. Eine tolle Band, ein prima Orchester und famose Backgroundsänger reichen auch völlig aus – ansonsten wuppt Emeli Sandé das alles auch ganz gut alleine.
Überraschungen in der Setlist gibt es keine. Die Coverversion „I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free“ zählt da kaum, da dieses Stück bei ähnlichen Anlässen nun wirklich schon bis zur Schmerzgrenze gespielt wurde. Im Grunde wird, wie erwartet, das komplette Album gespielt, natürlich auch „Heaven”, „Next To Me“ und „Read All About It”. Bei letztgenanntem Song ist dann auch Professor Green mit von der Partie, der die Nummer allerdings einigermaßen zerstört. Wirkt doch etwas indisponiert der gute Herr. Auch „Beneath Your Beautiful“ mit Labrinth kann nur bedingt überzeugen. Emeli Sandé ist eben dann am besten, wenn sie sich ganz auf ihre große Stimme verlässt und keinen Hampelmann neben sich hat. Selbstverständlich schlägt sie auch mal eigenhändig ein paar ruhige Töne auf dem Piano an!
Fazit: Für Fans ist dieses CD/DVD-Paket ein absolutes Muss! Natürlich möchte die Dame und der Rattenschwanz dahinter Geld verdienen und doch ist diese Liveaufbereitung von „Our Version Of Events“ absolut gelungen. Tolle Stimme, tolle Umsetzung, tolle Songs – authentische Sängerin. Als Einstimmung auf die Deutschlandtour ist das vorliegende Material eine feine Geschichte und danach darf dann auch gerne mal neues Material in Angriff genommen werden!
Text: Torsten Schlimbach
Emeli Sandé: Our Version Of Events (Special Edition)
EMI
VÖ: 26.10.2012
Wertung: 9/12
Das meistverkaufte Album Großritanniens des Jahres 2012 muss man doch auch irgendwie im nahenden Weihnachtsgeschäft noch mal vermarkten können. Die Rede ist von Emeli Sandé und ihrem Debüt „Our Version Of Events“. Keine andere Platte von der Insel konnte mehr Einheiten absetzen und seit der Veröffentlichung im April ist diese durchgängig in den Top 10 vertreten. Im aktuellen, schnelllebigen Musikgeschäft ist das mal eine Ansage und Hausnummer. Das haben auch alle Beteiligten schnell gemerkt und nun wird die Kuh, sprich der Fan und Käufer, noch mal gemolken. „Our Version Of Events“ kommt nun nämlich runderneuert in die Läden.
Inwieweit man dem Künstler da einen Vorwurf machen kann, sei mal dahingestellt. Mittlerweile gehört dies ja fast zum guten Ton, dass man ein gutes halbes Jahr nach einer Albumveröffentlichung noch mal eine überarbeitete Edition nachschiebt. Dies zieht sich ja quer durch alle Genres und Labels. Diese Unart dürfte die potenzielle Zielgruppe noch mehr verunsichern, denn warum sollte man überhaupt noch ein Album zum eigentlichen Veröffentlichungstermin erwerben?
Wie es auch sei, Emeli Sandé wird das Jahr so schnell sicher nicht vergessen. Vorbei sind die Zeiten, als sie Auftragsarbeiten für Leona Lewis oder Cheryl Cole erledigen musste – 2012 riefen die Olympischen Spiele in London. Die Dame mit der großen Stimme war sowohl bei der Eröffnungs- wie auch Abschlussfeier präsent. Die BBC gab dazu extra den John Lennon Klassiker „Imagine“ in Auftrag und selbstverständlich findet man auch ihre Version auf der Special Edition von „Our Version Of Events“ vor. John Lennon und die Beatles sollte man allerdings nicht covern, da kann man nur verlieren. Immerhin schafft Sandé eine gewisse Intimität und verhunzt die Nummer nicht gänzlich.
Ansonsten ist die Platte natürlich immer noch ein Knaller. „Heaven“ ist einer der besten R&B- und Pophits des Jahres. Selbst der hier vorliegende Remix in der sechs Track starken Bonussektion gibt eine gute Figur ab. Die Stimme macht den Unterschied und so manche Genrekollegin sieht da richtig alt aus. Besonders die Damen jenseits des großen Teichs können ihr nicht das Wasser reichen. Emeli Sandé schafft nämlich das Kunststück selbst die Balladen wie „Mountains“, „Clowns“ und „Maybe“ kitschbefreit vorzutragen. Der Pathos wird allerhöchstens durch die musikalische Opulenz erreicht. Die schnellen und tanzbaren Songs beeindrucken ebenfalls. Das bereits erwähnte „Heaven“ oder „Daddy“ kommen nämlich gänzlich ohne die ganzen Taschenspielertricks aus, die momentan so angesagt sind. Emeli überzeugt schlicht und ergreifend mit einer zeitlosen Nachhaltigkeit.
Mit „Wonder“ wurde eine Nummer auf die Special Editon gepackt, die gleichzeitig sämtliche Sportereignisse dieser Welt musikalisch begleiten könnte und dabei glatt noch als Bond Song durchgehen würde. Die alternative Version von „Breaking The Law“ ist nett, mehr auch nicht. „Easier In Bed“ ist allerdings ein kleiner Grooveknaller und „Beneath Your Beautiful“ ein schönes Balladen-Duett mit feinen Beatversatzstücken.
Fazit: Ob man die Special Edition von „Our Version Of Events“ nun tatsächlich gebraucht hätte sei mal dahingestellt. Die Antwort kennen wir ja eigentlich alle. Wer bisher dieses Album aber noch nicht im Schrank hat, sollte nun unbedingt zugreifen. Die ungewöhnliche Mischung aus Soul, R&B, Breakbeat, Balladen, Hip-Hop und Pop ist schon nicht von schlechten Eltern. Und wenn sie auch noch die Singer/Sonwriter Keule schwingt, kriegt man den Mund nicht mehr zu. Die Stimme von Emeli Sandé ist sowieso mit das Beste, was es momentan auf die Ohren gibt.
Text: Torsten Schlimbach