Motörhead: The Wörld Is Ours – Vol. 2 – Anyplace Crazy as Anywhere Else (DVD/ 2 CDs)
Motörhead Musis/UDR/EMI
VÖ: 21.09.2012
Wertung: 9/12
Über die Band ist wohl alles geschrieben, was es zu schreiben gibt. Motörhead sind unkaputtbar und touren immer noch fleißig um den Globus. Erst, wenn sie wirklich an jeder Milchkanne gespielt haben, werden sich die drei Jungs wohl zur Ruhe setzen – also nie. Die Band ist im Sommer immer ein gern gesehener Gast auf den Festivals und kaum naht der Winter, dann kann man Motörhead in den Clubs finden. Jedes Jahr geht es auf ein Neues los. Die Tour zu „The Wörld Is Ours“ hat wohl ohne Zweifel einige denkwürdige und viele sehr gute Konzerte hervorgebracht. Schön, dass das auch für die Nachwelt festgehalten wurde.
Letzte Jahr durfte man sich ja schon von „The Wörld Is Ours – Vol. 1“ bestens unterhalten lassen. Die DVD war in vielerlei Hinsicht schon gut bis sehr gut und man durfte auf die zweite Runde gespannt sein. Die folgt nun schon und die Wartezeit war dann doch nicht so lange wie manche schon befürchtet hatten. „The Wörld Is Ours – Vol. 2“ ist sogar noch besser wie die Sause vom letzten Jahr. Hier hat man wieder ein immens schönes Paket geschnürt und Fans dürfen sich über weitere Tourhöhepunkte freuen!
Da wäre der wirklich grandiose Auftritt vom Wacken Open Air vom 6. August 2011! Zunächst fällt abermals der gute Sound auf. Und auch hier hat man erneut den Eindruck, dass da weit weniger nachbearbeitet wurde wie bei solchen Produktionen eigentlich üblich. Motörhead ist und bleibt eben eine raue und rohe Kapelle und das wäre ja auch ein Schande, wenn man dies nicht auch den Liveaufnahmen anhören würde! Schnitt und Bild sind erstklassig! Eigentlich herrscht ja mittlerweile der Irrglaube vor, dass man durch hektische und schnelle Schnitte viel Dynamik erzeugen kann. Klar, der Schnitt kann viel machen, aber trotzdem wird dann auch einer schlechten Show noch lange keine gute. Hier hat man auf die ganzen Taschenspielertricks verzichtet. Da verweilt die Kamera auch mal länger auf den Musikern und durch die vielen frontalen Einstellungen kann man Lemmy & Co. Dann auch tatsächlich mal richtig bei der Arbeit zugucken. Einstellungen aus dem Publikum wurden ebenfalls sehr dezent eingesetzt. Dafür gibt es immer wieder ein Schwenk von der Bühne zum Publikum. Interaktion wird bei Motörhead mittlerweile ja groß geschrieben und so gibt es die üblichen Spielchen: alle mal klatschen, alle mal laut sein, alle mal durchdrehen. Die Scheinwerfer werden dann komplett hochgefahren und man darf die beeindruckende Anzahl an Zuschauern bewundern.
Die Band selber ist in bester Spiellaune und brettert sich durch ein Set, welches kaum Wünsche offenlässt. Die neuen Songs fügen sich natürlich gut ins Set ein. Wer allerdings immer behauptet, dass sich bei der Band ein Song wie der andere anhört, wird hier eines Besseren belehrt. Von „Iron Fist“ über „Metropolis“ bis hin zu „Bomber“, „Ace Of Spades“ und „Overkill“ sind doch einige Variationen festzustellen. Solos gibt es auch immer wieder. Philip Campbell darf sich austoben wie er will und der beste Drummer der Welt (O-Ton Lemmy) - Mikkey Dee - kriegt während „In The Name Of Tragedy“ sein Solo genehmigt. Die Stimmung auf und vor der Bühne ist jedenfalls bestens. Trotzdem – und das ist der kleine Wermutstropfen – hätte man sich gerade auch von der Lautstärke noch mehr Eindrücke gewünscht.
Dazu gibt es noch zwei weitere Konzertimpressionen. Der Auftritt beim Sonisphere Festival vom 10. Juli 2011 bietet dann ein ganz anderes Bild. Das Konzert findet im Hellen statt – Lemmy mit Sonnebrille. Einen Tag zuvor verstarb der ehemalige Gitarrist Mick „Würzel“ Burston und irgendwie scheint bei Lemmy die Stimmung gedrückt zu sein. Der Sound ist auch nicht ganz so gut, aber dafür gibt es „Killed By Death“ noch zwei Feuerspukerinnen mit aufgepumpten Brüsten zu bewundern. Nun denn. Nach den Songs stören die Ein- und Ausblendungen etwas, aber anders konnte man es wohl nicht lösen, denn dies sind letztlich nur Ausschnittes des Konzerts.
Fünf Songs gibt es von Rock In Rio zu bewundern. Der Auftritt fand am 25. September 2011 vor beeindruckender Kulisse statt. Gerade die Aufnahmen aus der Luft lassen erahnen, welche unglaubliche Menschenmenge vor Ort war. Lemmy scheint voll wie ein Eimer zu sein, was seiner Spielfreude keinen Abbruch tut. Es gibt aus allen möglichen Positionen und Winkeln Kameraeinstellungen, der Schnitt ist aber nicht ganz so gut gelungen und teilweise wirkt das etwas zerstückelt. Der Sound ist dafür sauber! Als Bonusmaterial gibt es noch ein knapp zehnminütiges Wacken Special. Hier darf man den Motörhead Superfans Robert und Mick über das Geländer folgen und einige Impressionen von 2011 aufsaugen. Und Lemmy hat Mini-Las Vegas dabei. Nett.
Fazit: „The Wörld Is Ours – Vol. 2 – Anyplace Crazy as Anywhere Else“ ist von der filmischen Umsetzung, dem Sound und der atmosphärischen Dichte sogar noch besser gelungen wie der erste Teil! Dafür ist das Bonusmaterial mit zehn Minuten eher dünn besetzt. Macht aber fast nichts, der Rest ist nämlich Motörhead pur und dann gibt es die ganze Geschichte auch noch auf zwei CDs – man kann ja nicht immer und überall DVD gucken!
Text: Torsten Schlimbach