Rob Thomas - Interview am 25.04.2019

Credit: Randall Slavin

Rob Thomas veröffentlicht dieser Tage sein neues Soloalbum "Chip Tooth Smile". Vorab durften wir dazu ein Interview mit ihm führen. Es ging aber nicht nur um die neuen Songs. Das Tourleben, das Internet und was ist überhaupt mit Matchbox 20? Alles Fragen, die Rob Thomas beantwortete. Beschränkungen von Seiten des Management gab es da nicht! Aber lest selbst...

 

 

Hi Rob, zunächst mal vielen Dank, dass Du Dir Zeit für ein Interview mit uns nimmst.

Wie geht’s Dir?

Die meiste Zeit ganz gut, danke!

Gibt es auf Deinem neuen Album „Chip Tooth Smile“ einen Song, auf den Du ganz besonders stolz bist?

Ich bin auf so viele Dinge an diesem Album stolz. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ich denke bei einem Album geht es tatsächlich um das komplette Hörerlebnis - von Anfang bis Ende. Es geht um die Reise.

Gibt es jemanden dem Du neues Material als erstes vorführst/vorspielst? Jemand, der Dir seine Meinung und seinen ersten Eindruck mitteilt?

Meine Frau ist immer die erste Verteidigungslinie, die es zu überwinden gilt. Sie liegt fast immer richtig, wenn es darum geht, was es auf das Album schafft. Also hört sie die Songs fast immer direkt, wenn ich sie schreibe.

Ist es schwieriger Solo-Sachen zu schreiben oder magst Du es sogar lieber?

Ich schreibe ehrlich gesagt unentwegt. Zu einem gewissen Zeitpunkt schaue ich dann einfach, was ich so geschrieben habe und wähle die besten Songs aus. Egal, ob ich gerade an einem Solo oder einem Matchbox-Album arbeite.

Wie wichtig ist Dein Land und natürlich Deine Stadt für die Songs und den Songwriting Prozess als solchen?

Ich würde nicht sagen, dass ich vom Standpunkt eines Amerikaners schreibe, aber ich denke ich schreibe anders gerade WEIL ich New Yorker bin oder weil ich aus dem Süden kam.

Gab es eine bestimmten Moment im Studio an dem Dir klar war „Ja, das ist es! Das Album ist ein richtig großes Ding!“ ?

Diese Momente gibt es wenn ich einen Song schreibe. Wenn ich dieses Gefühl bei einem Song habe, ist die Aufnahme des Songs immer ein solcher „JA-Moment“.

Was ist die bisher beste Reaktion von der Du bezüglich „Chip Tooth Smile“ gehört hast?

Einer meiner Freunde hat gerade seine Schwester verloren. Seine Familie sagte der Song „One Less Day“ hat ihnen in dieser Zeit geholfen.

Denkst Du, es ist schwierig einen eigenen Musikstil zu entwickeln wenn es den Anschein hat, dass alles „Neue“ bereits schonmal da gewesen ist?

Ich denke, du musst es einfach ganz natürlich geschehen lassen und letztendlich ist das dann genau dein eigener Stil. Für mich ist es gar nicht so wichtig einzigartig zu sein. Es geht eher darum, dass ich ganz ich selbst bin.

Wie stehst du zum Internet? Segen oder Fluch für einen Musiker?

Durch das Internet bieten sich Musikern völlig neue Möglichkeiten ein Publikum zu erreichen, das man nicht hätte erreichen können, wenn es nur Radio oder Musikfernsehen gäbe um neue Musik zu entdecken. Außerdem ermöglicht es den Fans auch eine viel engere Bindung zu ihrer Lieblingsmusik und dem Künstler aufzubauen. Ich denke also, dass das Gute überwiegt.

Es scheint, dass das Image und das Aussehen von Bands immer wichtiger wird als die Musik selbst. Hast Du mit solchen „Posern“ auch schon Erfahrungen gemacht?

Aussehen und Image waren schon immer ein wichtiger Teil der Pop Musik. Prince, Bowie und sogar Springsteen hatten schon immer kunstvoll gefertigte Images, die Teil ihrer Identität waren. Es ist unglücklich wenn der Look wichtiger wird als die Musik. Fans erkennen das aber meistens und können auch „dahinter“ schauen.

Nächsten Monat startet Deine US-Tour. Einige Musiker haben mir erzählt das Leben unterwegs ist stressig und langweilig. Wie denkst Du darüber?

Das empfindet wohl jeder anders. Ich mag’s! Ich bin gerne jeden Tag an einem anderen Ort. Ich reise mit meinen engsten Freunden um die ganze Welt und habe jeden Abend besondere Momente mit der Musik. Am Ende ist es das, was Du draus machst.

Wie unterscheiden sich – Deiner Meinung nach - das Publikum in den USA, Großbritannien und dem Rest von Europa voneinander?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Publikum in UK und Europa treuer ist. Wenn ich dorthin reise sehe ich immer Bands, die dort wirklich erfolgreich sind, sich aber in den Staaten sehr schwer tun. Ich glaube wir Amerikaner springen hier einfach schneller auf das Nächste an.

Was war Dein allerbester Moment auf Tour und was genau machte diesen Moment so besonders?

Ach, da gibt es so viele! Es ist wie ein Mosaik aus vielen Momenten. Ein besonderer war sicherlich als ich mit meiner Solo-Band bei Live 8 in Philly gespielt habe. Da haben wir vor einer Million Leuten gespielt und es wurde vor Hundertmillion ausgestrahlt. Und dann habe ich „Higher Ground“ mit  Stevie Wonder gesungen.

Eine Live Show ist ja auch körperlich sehr belastend. Wie kommst Du damit klar und was tust Du um gesund zu bleiben?

Im Laufe der Zeit bin ich auf der Bühne viel körperbetonter geworden, was es natürlich noch wichtiger macht gesund und in Form zu bleiben. Glücklicherweise geht es den ganzen Tag nur darum sich auf diese zwei Stunden am Abend vorzubereiten, in denen du einfach alles geben willst. Aber Wein ist auch immer im Spiel.

Wo sind die größten Unterschiede im Vergleich zwischen dem Auftritt als Solomusiker und dem in einer Band.

Ich habe seit 2005 die gleiche Soloband. Sie ist also zu einer richtigen Band geworden. Aber Matchbox ist seit über 20 Jahren meine Band. Der einzige Unterschied sind die Charaktere.

Was war Deine allererste Lieblingsband?

Ich erinnere mich zu allererst an Willie Nelson. Und als Kind war ich völlig vernarrt in KISS.

Welcher ist für Dich der wichtigste Song und warum?

Ich denke immer, dass das, woran ich gerade arbeite das allerwichtigste ist.

Als Musiker sind die Tage vermutlich gefüllt mit dem Schreiben von Songs, dem Aufnehmen von Songs und dann damit auf Tour zu sein und diese Songs live zu spielen. Hörst Du zu Hause eigentlich noch Musik?

Ich höre immer Musik. Aber wenn ich den ganzen Tag gespielt oder aufgenommen habe, höre ich häufig einfach nur Nachrichten oder Howard Stern um meinen Ohren eine Pause zu verschaffen.

Was denkst Du, würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht Musiker geworden wärst?

Ich denke immer, dass ich trotzdem Musiker wäre – vielleicht nur weniger erfolgreich. Ich würde trotzdem irgendwie in dieser Welt sein wollen.

Wie sind Deine Pläne wenn die US-Tour abgeschlossen ist? Wie sieht’s mit einer Tour in Europa aus? Viele Fans warten dort auf Tourdaten!

Wir denken schon darüber nach, was nach dieser Tour passieren wird. Im Herbst geht’s nach Australien. Und wir müssen sehen, wann wir die Matchbox-Maschine wieder anschmeissen. Es liegt also alles in der Luft.

Zu guter Letzt: wenn Du irgendeinen zeitlosen Klassiker oder Album geschrieben haben könntest, welcher/welches wäre es?

Ich halte „Boys Of Summer” von Don Henley für einen perfekten Song. Als Co-Writer war da Mike Campbell von The Hearbreakers beteiligt. Also ist die Gitarre auch perfekt.

Danke vielmals, Rob, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast und alles Gute für das neue Album. Hoffentlich sehen wir Dich bald auf Tour in Europa!



(Torsten Schlimbach bedankt sich für die freundliche Unterstützung bei Fay Zoecke von MCS - Marketing & Communication Services und natürlich bei Rob Thomas!)

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