Moke - Interview am 18.05.2010

Der Frühling und der Sommer lassen in Köln zwar noch etwas auf sich warten, aber wenn man Moke derzeit über den Weg läuft, dann geht die Sonne doch auf. Die Band freut sich einfach ein Loch in den Bauch, dass sie ihr Idol Paul Weller auf dessen Deutschland-Tour begleiten dürfen. Heute steht das Konzert in der Live Music Hall in Köln an. Grund genug für ein Gespräch mit Eddy und Phil und dann wären ja auch noch einige Dinge bezüglich des aktuellen Albums „The Long & Dangerous Sea“ zu besprechen.

Hallo Jungs, schön euch zu treffen!

Phil: Hallo. Sag mal, haben wir nicht vor kurzem schon ein Interview gemacht?

Oh, Du erinnerst Dich? Ja, das war letztes Jahr im Gebäude 9.

Phil: Ah, da war das! Gebäude 9. Stimmt, da haben wir in der Bar ein Interview gemacht. Schon ein Jahr her? Wie die Zeit vergeht. Da war Felix auch mit dabei. Heute kann er leider nicht, da er krank ist.

Felix ist krank? Kann er denn gleich auftreten?

Eddy: Ja, er darf tagsüber nur nicht sprechen, er muss ja schließlich gleich noch singen.
Phil: Es sind ja noch ein paar Stunden und dann treten wir ihn auf die Bühne. Ich mache das (lacht). Habe ich da eben eigentlich unsere Split-Single mit Paul (Weller) gesehen?

Ja…

Phil…das ist wie ein Traum für uns. Ich sammle seit Jahren alles von Paul Weller und jetzt auf einer Single mit Paul zu sein ist einfach unglaublich. Unglaublich!

Lasst uns mal über euer neues Album „The Long & Dangerous Sea“ reden. Ihr habt diesmal sehr viele Keyboards und ein großes Orchester auf der Platte. War dies die Ausgangsidee bevor ihr begonnen habt mit dem Songwriting?

Phil: Definitiv, ja! Wir fuhren von einem Konzert nach Hause und diskutierten, was wir mit dem nächsten Album machen sollen und wohin der Weg gehen soll. Felix sagte dann, dass er gerne ein Orchester auf dem Album hätte. Wir spielten Konzerte in den großen Hallen in Deutschland und stellten fest, dass wir dort einen richtig großen Sound hatten der den ganzen Raum ausfüllte.
Eddy: Ja, wir spielten mit Amy Macdonald und Keane in diesen großen und tollen Hallen vor diesen vielen Leuten. Wir waren begeistert von dem Sound dort und das wollten wir auch auf dem Album haben.
Phil: Ja und dann fingen wir an die Songs zu schreiben. Wir nahmen das Album dann auf, hatten aber noch kein Orchester für die Songs. Dann hieß es Finger kreuzen und warten, wir wussten ja gar nicht, ob das überhaupt funktioniert. Und was soll ich sagen? Es funktioniert auf ganz wundervolle Weise. Wir hatten dieses große und berühmte Orchester aus Holland und waren begeistert. Wir fünf waren glücklich. Wir spielen auch das Pinkpop-Festival mit diesen 50 Leuten des Orchesters.

Ihr habt ja nach der Veröffentlichung von „Shoreland“ eine Menge Konzerte gespielt. War dieses Livegefühl auch ein Einfluss für das Album und konntet ihr dieses in das Studio retten?

Phil: Ja, das war auf jeden Fall ein Einfluss.
Eddy: Wir fanden diese Weite und Größe unserer Konzerte toll und wollten dies auch auf unser Album transportieren. Wir fokussierten dies dann immer mehr und gingen dann in das Studio um unser zweites Album aufzunehmen. Wir hatten da schon eine ziemlich klare Vorstellung.

Ist „Ghost“ eigentlich euer Song über die Musikindustrie?

Phil (grinst): Das ist eine wirklich gute Frage. Sehr gute Frage. Ich denke nicht. O.K dies ist ein guter Text, den man in vielerlei Richtungen interpretieren kann.
Eddy: Ich denke, der Song sollte eigentlich nicht in diese Richtung gehen.
Phil: Ja, aber wenn ich mir den Song jetzt anhöre und gerade auch den Text, dann kann man, ähm, puh…Ja! Ich beantworte die Frage mit: er könnte. Ich mag deine Interpretation jetzt wirklich.

Danke! Ist „Switch“ dann vielleicht euer Radiosong?

Phil: Puh, wir haben uns nicht bewusst hingesetzt und einen Radiosong geschrieben.
Eddy: Findest du denn, dass er dort funktionieren würde?

Ja, wie übrigens vieles auf dem Album und das ist nicht negativ gemeint – eher im Gegenteil.

Phil: Danke, danke. Stimmt schon, „Switch“ könnte da funktionieren.

„The Long & Dangerous Sea“ ist ja geprägt von großen Sounds und einer Menge Instrumente. Die Bonus-Tracks sind allerdings komplett anders und sehr reduziert. Ist dies eure andere Seite?

Eddy: Ja, wir spielten ein bisschen mit diesen akustischen Sachen herum und auch mit ein paar Streichern und stellten dann die Intimität dieser Songs fest. Wir dachten dann einfach, dass es eine gute Idee wäre, diese Songs auch auf dem Album unterzubringen. Wir wollten den Leuten einfach zeigen, dass es auch in ganz kleinem Rahmen funktioniert.
Gibt es denn eine Chance die neuen Songs auch in diesem Gewand zu hören?

Eddy: Momentan nicht, aber eventuell…da sind auch ein paar Akustikversionen im Internet aufgetaucht.
Phil: Ja, ja.
Eddy: Ich denke auf youtube
Phil: Das ist eine Art Vorschau auf das neue Album. Diese Bonussongs sind ja vom ersten Album. Wir wollten einfach diese Songs ganz zum Schluss als Bonus draufpacken, da das eigentliche Album ja einen so großen und räumlichen Sound hat. Diese hier sind ja komplett anders. Das ist der Gegensatz zum Orchester und das macht dann auch Sinn. Du nanntest es eben die andere Seite von Moke und das trifft es ganz gut. Dies vermittelt dann auch so ein klassisches Gefühl.

Ist das euer Arena-Album? Ich denke, es würde da funktionieren und manchmal klingt es ein kleines bisschen nach U2.

Phil: Ich denke, da kommen wir auf die Antwort der ersten Frage zurück. Wir wollten einfach einen Sound kreieren, der größer ist und in großen Hallen funktioniert. Die Songs funktionieren zwar auch in kleinen Clubs, aber eben auch in den großen Hallen.
Eddy: Ich finde Vergleiche mit solchen Bands auch nicht schlimm. U2 sind immerhin sehr erfolgreich.
Phil: U2 haben auch den ganz speziellen Sound, der dich auch ganz hinten im Stadion umbläst. Es ist unglaublich wie sie das schaffen. Und sie schreiben ja auch gute Songs.

Welche Musik hat euch denn zu dem Album inspiriert?

Phil: Eine Menge!
Eddy: Eine ganze Menge! Da sind die verschiedenen Einflüsse der Bandmitglieder mit eingeflossen. Unter dem Strich ist es dann aber unser eigener Sound.
Phil: Eddy hier hat sehr viel Platz auf dem Album Er brachte hier seinen Depeche Mode-Einfluss mit.
Eddy: Ja, definitiv.

Mögt ihr denn die neue Editors Scheibe?

Eddy: Ähm, die kam raus, da hatten wir unser Album aber schon komplett im Kasten. Das kann man aber schon vergleichen, denn die haben auf ihrem aktuellen Album auch eine ganze Menge Synthesizer benutzt. Ich liebe diesen Sound – diesen dunklen Synthesizer-Sound.
Phil: Ich denke, die haben die Idee von uns, nachdem sie Eddy auf einer Show spielen gesehen haben (lacht).
Sind denn die Geschichten der Songs reine Fiktion?

Phil: Nein, die sind echt.
Eddy: Ja, die sind aus dem Leben gegriffen. Ich kann natürlich nicht für Felix sprechen, denn er schreibt schließlich die Texte, aber ich weiß, dass er nur über reale Dinge schreibt, anders kann er das gar nicht.
Phil: Das erste Album war dann auch mehr ein Rückblick, was er in Belfast erlebt hat. Das neue Album bezieht sich dann eher auf die letzten zwei bis drei Jahre. Da ist eine Menge Hoffnung und Liebe in den Texten. Sehr persönliche Texte übrigens.

Was war denn die Idee zum Cover und Artwork? Ist das von Joy Division inspiriert?

Phil: Es ist ein Corbijn Cover und dann ist das auch irgendwie von Joy Division inspiriert.
Eddy: Für mich ist das außergewöhnlich. Hey, wir reden hier von Anton Corbijn. Ich bin seit langer Zeit schon ein Fan von ihm und sammle seine Bücher. Ich liebe seine Arbeiten für Depeche Mode, U2, Joy Division und diesen ganzen Kram. Wir waren überglücklich, als er mit uns arbeiten wollte. Eigentlich ist er viel zu beschäftigt um auch noch mit neuen Bands zu arbeiten. Es ist eine absolute Ehre für uns!
Phil: Ich habe keine Ahnung, was er für eine Idee hatte. „The Long & Dangerous Sea“, hm, ich sehe zwar keinen See auf dem Cover, aber es ist einfach großartig. Ich gucke mir das jeden Tag an. Das ist übrigens in Stuttgart aufgenommen.

Corbijn ist vermutlich ziemlich teuer?

Phil: Ich würde sagen, dass er nicht sehr billig ist (lacht). Das Wichtigste ist aber, dass er es machen wollte.
Eddy: Das ist der Unterschied, er wollte es.
Phil: Wir sind so ungemein stolz auf diese Fotos.

Ihr habt 2009 ja eine Menge Konzerte gespielt. Wann habt ihr eigentlich noch die Zeit gefunden neue Songs zu schreiben?

Eddy: Irgendwann haben wir einfach gesagt, dass wir nicht mehr Shows spielen können, da wir auch mal neue Songs schreiben müssen. Wobei schreiben kann man ja überall, aber man muss auch noch die Zeit für die Aufnahmen finden.
Phil: Ich glaube, wir sind im Januar 2009 ins Studio gegangen. Als wir uns letztes Jahr im Gebäude 9 getroffen haben, waren wir schon mitten im Prozess neue Songs zu schreiben. Es braucht dafür auch eine Menge Disziplin.

Wie lange habt ihr denn an den Songs gearbeitet?

Eddy: Wir waren in Brüssel im Studio – ich glaube es waren zwei Wochen?
Phil: Ja, zwei Wochen.
Eddy: Und dann zwei weitere Wochen in Amsterdam. Es waren also vier Wochen.
Phil: Das kann nicht sein. Ich habe die Studiorechnungen gesehen, das müssen mehr als vier Wochen gewesen sein. Es waren mindestens sechs Wochen.
Eddy: Gut, dann waren es acht Wochen.
Phil: Man hat einfach einen festen Zeitplan und dann macht man noch den Mix und dann wird es mehr und mehr. Und dann muss man doch die Leute vom Management anrufen „Hey, es tut mir sehr leid, aber wir müssen noch eine weitere Studiowoche buchen“.

Die letzten Jahre müssen euch ja wie im Traum vorgekommen sein. Ihr habt viele Konzerte gespielt, große Festivals und seid mit Leuten wie Karl Lagerfeld, Amy Macdonald, natürlich Paul Weller und Anton Corbijn befreundet oder habt mit denen gearbeitet. Habt ihr überhaupt realisiert, was um euch herum passiert?

Eddy: Manchmal muss man einfach die Stopptaste drücken und anhalten. Dann guckt man sich um und realisiert erst, was alles so passiert. In der Mitte ist alles normal. Man macht ja schließlich einen Schritt nach dem anderen. Wichtig ist, dass man kleine Schritte auf der Leiter macht und natürlich sollte man sich immer selbst treu bleiben. Es waren tolle Jahre für uns.
Phil: Gerade wir beide sprachen eine Menge über dieses Zeug. Es ist verrückt, man macht das Fernsehen an und sieht einen Song von sich selber, man geht durch Amsterdam und sieht das Pinkpop-Poster mit dem eigenen Bandnamen. Für uns ist das alles wie ein Traum der wahr wird. Aber es stimmt schon, man muss auch mal anhalten und gucken, was alles so passiert ist. Man genießt das dann auch mehr.

Wie ist es denn für euch, einen Helden wie Paul Weller zu supporten?

Eddy und Phil (aus einem Mund): Das ist wundervoll! Wundervoll!
Phil: Er ist so nett zu uns und supportet uns. Es ist unglaublich, er ist ein Freund der Band. Er steht da jede Nacht und guckt unsere Show an. Er gibt uns dann auch Tipps, was wir anders oder besser machen könnten. Wir sind dafür sehr dankbar und nehmen das auch sehr, sehr gerne an.

Was ist denn mit dem Orchester? Spielt ihr auch zusammen Konzerte? Das muss ja verdammt teuer sein?

Phil: Ich denke, ein Orchester passt nicht in das Gebäude 9. Nein, Spaß beiseite, wir können nicht mit einem Orchester reisen.
Eddy. Das sollte auch nur für ganz spezielle Konzerte sein.
Phil: Pinkpop werden wir z.B. mit dem Orchester spielen. Wie Eddy schon sagte, für ganz spezielle Konzerte sollte dies sein – wir wollen den besonderen Moment festhalten.

An was arbeitet ihr denn im Moment?

Eddy: Wir supporten unser aktuelles Album und…
Phil.: Das ändert sich auch jede Woche. Letzte Woche bereiteten wir die Tour mit Paul vor und wenn wir wieder in Amsterdam sind, dann bereiten wir den Auftritt mit dem Orchester vor. Wir werden das Set proben. Danach werden wir ein Album mit dem Orchester aufnehmen – ein Remix von „Shoreland“ und diesem Album. Jede Woche ist anders.

Ein neues Album? Wann wird es denn veröffentlicht?

Phil: Ich denke, in Holland im Oktober.

Und dann auch bei uns?

Phil: Ich hoffe und denke schon.
Seid ihr eigentlich noch nervös vor den Konzerten?

Phil: Es hängt vom Konzert ab. Z.B. heute Nacht wissen wir, dass Paul zuguckt und das ist etwas Besonderes.
Eddy: Wir spielen so viele besondere Konzerte, egal ob mit einem Orchester oder wie heute mit Paul. Gerade das deutsche Publikum hat uns sehr gut aufgenommen und immer herzlich begrüßt und die Konzerte hier sind schon etwas ganz Besonderes. Es ist einfach toll für uns hier zu spielen.

Phil, Eddy, ich bedanke mich für das Gespräch und eure Zeit so kurz vorm Konzert.

Wir danken Dir und dann sehen wir uns in einem Jahr?

Machen wir, vielleicht schon früher, wenn euer neues Album rauskommt.

 

http://www.mokemusic.de

 

(Torsten Schlimbach bedankt sich für die freundliche Unterstützung bei Daniela Lehmann von der Promotion-Werft, Universal und natürlich bei Moke!)

Moke - Interview am 10.03.2009

Moke sind schwer im Stress. Der Bus aus Amsterdam kommt mit Verspätung an, ein Promoauftritt in einem Kölner Plattenladen soll noch gespielt werden, der Soundcheck für das Konzert im Gebäude 9 will noch erledigt werden und dann auch noch Interviewtermine? Phil und Felix haben zudem den ganzen Tag noch nichts gegessen und trotzdem sind sie entspannt und die Freundlichkeit in Person. Bewundernswert!
Hallo Jungs, schön euch zu treffen! Ihr seid ja heute schwer im Stress.
Oh ja. Es dauert heute alles etwas länger, wie wir eigentlich dachten. Wir reisen ja mit einem Nightliner und das hat sich heute alles um drei bis vier Stunden verschoben und erstmal standen wir uns die Beine in den Bauch. Na ja, jetzt sind wir ja hier und gleich spielen wir noch einen kleinen Gig in einem Plattenladen.
In Holland ist euer Album „Shorland“ ja sehr erfolgreich. Seid ihr zufrieden mit den Reaktionen vom restlichen Europa?
Deutschland ist – nach Holland – das Land, wo wir am meisten Aufmerksamkeit und sehr viele positive Reaktionen bekommen haben. Wir sind wirklich überwältig, wie die Leute uns hier aufnehmen. Wir haben allerdings auch eine Menge Support-Tours gemacht. Wir starteten mit Paul Weller. Dann spielten wir noch mit Keane und Amy McDonald und die deutschen Zuschauer waren wirklich toll. Wir bekamen so viel Applaus, den man eigentlich für den Headliner erwartet. Das war schon beeindruckend für uns. Es war wirklich ein warmer Willkommensgruß für uns in Deutschland.
Sind die Geschichten eurer Songs eigentlich Fiktion?
Nein, nein die kommen aus meinem (Felix) Umfeld. Das ist alles so erlebt oder passiert oder inspirierte mich. Über viele Dinge denke ich dann gerne nach und reflektiere die erstmal für mich und manche Situationen wiederholen sich sogar und dann schreibe ich einen Song darüber.
Wie lange habt ihr denn an "Shorland" gearbeitet?
Exakt kann ich das gar nicht so genau sagen. Als wir die Band zusammenstellten – also wir fünf Jungs – haben wir erstmal eine Menge geprobt, ein Jahr oder sogar noch länger und dann sind wir ins Studio. Die Aufnahmen zogen sich dann noch mal 25 Tage hin. Die meiste Zeit ging aber für die Proben drauf und wie wir uns als Band zusammenfinden und klingen.
25 Studiotage sind jetzt aber nicht gerade so viel.
Wenn das Gerüst steht, geht das ja auch schnell. Es waren zwölf Aufnahmetage und weitere zwölf gingen für den Mix drauf und das war es. O.K. ein Tag trinken war auch dabei.
Habt ihr denn nie an euch gezweifelt?
Wenn ich ehrlich sein darf – überhaupt nicht. Wir waren und sind von unserem Songmaterial überzeugt, da gab es nie einen Anlass zu zweifeln. Als wir anfingen uns zu finden, merkten wir schnell, dass wir uns wirklich gut anhören. Wir haben dann einfach unser Album aufgenommen. Unsere Musik zu veröffentlichen war alles, was wir wollten und nicht auf irgendeinem Poster abgedruckt werden. Dies ist unser Weg.
Welche Musik hat euch denn zu der Platte letztlich inspiriert?
Oh, da ist so viel gute Musik da draußen. Ich (Felix) bin ein sehr, sehr großer Beatles-Fan und eine der Bands, die ich auch sehr mag sind Echo & The Bunnymen. Ich mag Japan und so ein Zeug. Aber jeder von uns hat sowieso einen anderen Geschmack, wir können uns alle auf Echo & The Bunnymen einigen. Ich mag die Stimme und den Sound. Man hört unserer Musik auch nicht immer an, was wir für persönliche Einflüsse haben. Ein großer Einfluss auf mich (Phil) hatte z.B. immer Paul Weller. Paul ist eine große Inspiration. Das hört man unseren Songs aber nicht unbedingt an, dann muss man schon sehr genau danach suchen. Auch David Bowie hat auf uns alle einen großen Einfluss ausgeübt
Eure Scheibe klingt – zumindest für mich – zum Teil eher ein bisschen nach den Editors oder Interpol.
Das sind tolle Bands, aber nicht die größte Inspiration für uns. Vielleicht gleicht sich unser Sound ein bisschen. Aber vermutlich findet man aus unseren Plattensammlungen viele Dinge auch auf unserem Album wieder, das bleibt ja auch gar nicht.
Ihr seid ja von Paul Weller eingeladen worden mit ihm auf Tour zu gehen, wie kam es dazu?
Nun, das entstammt aus einer Drinking-Session. Paul war in Amsterdam und nahm zwei Alben auf oder nahm ein Album auf und mixte das andere dort, ähm, jedenfalls war er für ein halbes Jahr dort. Er lebte dann in einem Hotel und zwischen Hotel und Studio ist diese Bar und da trafen wir uns. Wir hatten eine großartige Zeit zusammen. Er fand dann heraus, dass wir Musik machten und ihm gefielen unsere Songs. Wir hatten da schon ein paar Tracks aufgenommen und er lud uns dann ein, nach London zu kommen und zwei Konzerte für ihn zu eröffnen. Das ist doch einfach großartig.
Ist es für euch als Band eigentlich schwer noch neue Musik zu kreieren, wo doch alles schon mal da war und es anscheinend nichts Neues mehr geben kann?
Ja, das ist wirklich schwierig. Mit zwei Gitarren, Bass und Drums ist das schwierig. Damit wird Musik schon so lange gemacht. Das Wichtigste ist aber doch sowieso, dass man zu sich selber absolut ehrlich ist und das aufnimmt wo man selber mit glücklich ist. Die Leute in einer Band sind ebenso wichtig. Mit fünf klingt man anders als mit vier Leuten. So eine Bandzusammensetzung ist immer einzigartig und von daher ist das auch sehr wichtig und Songs können so anders klingen.
Hattet ihr in den letzten Monaten überhaupt mal die Zeit um zu realisieren und reflektieren, was ihr so alles erlebt habt?
Wir haben so viele Dinge erlebt, das stimmt. Am Wochenende z.B. haben wir die Fashion-Week besucht und waren da bei Karl Lagerfeld. Und dies war dann so ein Moment, wo wir realisiert haben, was nun wirklich um uns los ist. Eine sehr komische Situation, das war wirklich eine verrückte Situation. Uns gibt es ja noch nicht so lange und uns wurden schon so viele Möglichkeiten geboten. Einen Paul Weller zu treffen oder Karl Lagerfeld ist doch ein Traum. Ich (Phil) genieße die Zeit einfach. Ich sauge all die neuen Sachen auf und genieße das einfach und wenn es nur ist, dass ich im Flugzeug am Fenster sitze und runter gucke. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und spielen unsere erste Headliner-Show. Wunderbar! Es ist wieder ein neues Bandkapitel.
Ja und da habt ich euch einen schönen Club ausgesucht.
Ja, ich mag das hier und wir haben noch nie in etwas Vergleichbarem gespielt. Ich sehe auf den Plakaten wer hier schon alles gespielt hat.
Letztens noch Maximo Park.
Wirklich? Das ist gut.
Wo ihr eben gerade Karl Lagerfeld erwähnt habt: Ich habe gelesen, dass ihr die „Best Dressed Band“ der Niederlande seid. Manchmal kann man ja den Eindruck gewinnen, dass die Kleidung und der Stil mittlerweile wichtiger im Musikgeschäft sind, wie die Musik selber. Wie denkt ihr darüber?
Der Fokus sollte natürlich auf der Musik liegen. Bei uns ist die Musik der Antrieb und natürlich steht dies über allem anderen. Musik und Mode passen aber immer zusammen. Es ist nicht das selbe, aber beides braucht Energie, beides bringt neue Dinge hervor und beides kann sich ergänzen und unterstützen.
Wie denkt ihr denn über das Internet? Hat es dies für euch zu Veränderung geführt oder ist ein guter Song immer noch ein guter Song und die Leute müssen diesen dann nur noch mögen?
Das Internet hat die Musikindustrie sehr verändert. Ich weiß nicht, ob das Internet gut oder schlecht ist. Es hat insofern eine Veränderung stattgefunden, weil es die Leute auch wieder zu den Konzerten bringt. Im Internet verbreiten sich Meldungen und Nachrichten ja rasant schnell und die Leute kriegen jetzt viel mehr mit und haben viel mehr Möglichkeiten. Wir wissen ja alle, das ist ja kein Geheimnis, dass die Albumverkäufe immer und immer mehr sinken, das ist ja kaum aufzuhalten und das ist ja für uns als Band nun alles andere als gut. Es ist schwierig einzuschätzen wie sich das entwickelt.
Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?
Ich denke, wir haben uns im Proberaum getroffen. Ja, wir sind zum selben Proberaum gegangen und dann kam eins zum anderen, wir haben etwas zusammen getrunken, fanden dann heraus, dass wir auf einer Wellenlänge liegen und ja, so hat sich das entwickelt. Man dachte halt sofort: Das könnte ein Freund von mir sein.
Felix, Du kommst ja aus Belfast. Hat Dein politischer Hintergrund irgendwie Deine Songs und Texte beeinflusst?
Das ganze Album basiert auf meinen Erfahrungen und wie ich aufgewachsen bin. Ich bin aber überhaupt kein politischer Aktivist und von daher haben die Songs erstmal damit nichts zu tun. Die Leute fragen mich auch immer, wie es für mich war in Belfast aufzuwachsen. Nun, ich hatte eine ganz tolle Kindheit. Für meine Eltern war dieser Ort – gerade mit kleinen Kindern – sicher eher problematisch, aber ganz ehrlich, als Kind sieht man das gar nicht. Die Gefahr nimmt man nicht so wahr. Die Schulen, die ich besucht habe, waren einfach nur fantastisch. In der Straße, wo ich aufgewachsen bin, lebten 35 andere Kinder. Das war toll. Wir hatten eine Menge Freiheiten. Natürlich gab es da auch viele Häuser, die leer standen, aber für uns Kinder war das ein toller Spielplatz und absolut fantastisch. Rückblickend hätte ich nirgendwo anders aufwachsen wollen.
Wie sehen eure nahen Zukunftspläne aus? Spielt ihr diesen Sommer auch auf Festivals?
Wir hoffen es. Ich denke aber, wir spielen genug Festivals im Sommer.
Gibt es denn einen speziellen Ort, wo ihr gerne mal auftreten wollt?
Ich würde sehr gerne in meiner Heimat, Nordirland, spielen.
Gibt es denn schon Pläne für ein neues Album?
Definitiv ja. Wir sind gerade sehr damit beschäftigt. Wir proben und schreiben gerade eine Menge Songs. Wir sind busy, busy, busy.
Gibt es denn schon Veröffentlichungspläne oder gar ein Datum?
Noch nicht wirklich. Momentan sind wir viel unterwegs, gerade in Deutschland sind wir oft und wir genießen das zur Zeit einfach mal. Und da ich ja kein Holländer bin, kann ich das ja sagen, ich genieße es in Deutschland zu sein vielmehr als in Holland. Ich hoffe, dass unser nächstes Album nicht zu lange auf sich warten lässt. Zur Zeit ist es wirklich so, wenn wir nicht in Deutschland sind, dann arbeiten wir an neuen Songs.
Spielt ihr denn heute auch schon etwas vom neuen Material?
Wir haben ein oder zwei Songs geplant.
Was ist denn das Beste, was ihr abseits der Band gemacht habt?
Ich (Phil) kenne nichts anderes, als in einer Band zu sein. Felix hat uns letzte Woche aber von einem seiner Jobs erzählt, der war wirklich toll. Ja, den würde ich wirklich wieder machen. Mein Job bestand darin eine Brücke zu öffnen – per Knopfdruck. Ich nahm also meine Gitarre mit und spielte den ganzen Tag und wartete, bis ich wieder den Knopf drücken durfte.
Das ist ja ein großartiger Job, viel Zeit um neue Songs zu schreiben.
Ja, schreiben auf einer Brücke. Ich (Phil) hatte mal einen kleine Plattenladen. Das war aber mehr ein Hobby, ich bin so ein Die-Hard-Plattenfreak.
Seid ihr so kurz vorm Konzert eigentlich nervös?
Nein, nicht wirklich. Ich würde sagen, eher gespannt was passiert und ob viele Leute kommen um uns zu sehen. Wir lassen uns überraschen. Wir haben bei dem heutigen Tag aber auch gar keine Zeit nervös zu werden.
Dann danke ich euch für eure Zeit und wünsche euch viel Spaß beim Promogig im Plattenladen und später beim Konzert hier!
Vielen Dank, wir sehen uns dann später!
Nach zwei schnellen Fotos müssen die sympathischen Jungs dann auch wieder zum nächsten Termin eilen. Bewundernswert, dass sie sich bei all dem Stress so gelassen geben.


(Torsten Schlimbach bedankt sich für die freundliche Unterstützung bei Daniela Lehmann von Promotion-Werf, Universal und natürlich bei Moke!)

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