William Patrick Corgan: Ogilala

William Patrick Corgan: Ogilala

BMG/Warner

VÖ: 13.10.2017

 

Wertung: 9/12

 

Es ist ja fast schon putzig, dass Billy Corgan nun gerne William Patrick Corgan genannt werden möchte. So heißt der Mann seit seiner Geburt, klar. Für die Musikwelt war er aber stets der Billy und als Billy Corgan kam er ja nun auch zu Weltruhm. Vielleicht möchte er auch einfach nur zeigen, dass er erwachsen geworden ist. Mit 50 Jahren ist das aber wiederum auch etwas spät. Vielleicht möchte er sich auch einfach nur abgrenzen um den ruhigen Ton, den sein zweites Soloalbum „Ogilala“ anschlägt, unterstreichen. Als Singer/Songwriter klingt der Name William Patrick sicher besser. Ist das nicht eigentlich sowieso alles egal? Wäre es, wenn einen nicht immer das Gefühl beschleichen würde, dass hinter der egozentrischen Fassade, teilweise bis zur Arroganz erscheinende Mauer, ein zutiefst verletzlicher und unsicherer Mann steckt, der immer auf Anerkennung und Liebe aus ist. Seine Fans bringen ihm doch sehr viel Liebe entgegen, mehr braucht es doch nicht. Liebe strahlt auch „Ogilala“ aus.

 

William Patrick Corgan ist jetzt unter die klassischen Singer/Songwriter gegangen. Jetzt mag man einwenden, dass er das doch schon immer war. War er mit dieser Konsequenz aber eben nicht. Mit Rick Rubin hat er sich dann auch noch den passenden Produzenten ausgesucht. Selbstverständlich wurden die elf Songs in den Shangri La Studios in Malibu aufgenommen. Mit seinem Solodebüt „The Future Embrace“ hat das nun kaum noch Gemeinsamkeiten aufzuweisen. Auf dem zweiten Album gibt es akustische Gitarren, ein Klavier und Streicher zu hören. Ob Rubin überhaupt noch mal Hand angelegt hat, weiß man natürlich nicht so genau. Wie eigentlich immer bei Rubin. Er schafft es irgendwie aber immer den Künstler auf das nackte Gerüst zu reduzieren und das ist einfach großartig. Man will jetzt nicht schon wieder den Namen Johnny Cash bemühen, aber die gemeinsamen Ergebnisse sind ja bekannt. Damit muss William Patrick Corgan nun leben, aber ein Vergleich wäre auch reichlich unfair. „Ogilala“ ist nämlich ein richtig gutes Album geworden!

 

Man nehme nur das überragende „Aeronaut“. Wer eine Allergie gegen Streicher hegt, ist hier natürlich falsch. Das dezente Klavierspiel und die positive Grundstimmung, die auch von seinem Gesang ausgeht, verleiht Corgan sehr viel Würde in seinem Vortrag. Und dies zieht sich durch das ganze Album. „The Long Goodbye“ packt noch eine Prise Melancholie dazu. Der Mann klingt dabei aber keineswegs verbittert. Er scheint sehr glücklich mit diesem Album und diesen Songs zu sein und das hört man. Es braucht gar keine lauten Klänge, keine elektronischen Spielereien und schon gar keine Wut – William Patrick Corgan hört sich hier erstmals so an, als wäre er angekommen. Das Getriebene ist verschwunden.

 

„Half-Life Of An Autodidact“ ist zwar wieder mit schwurbeligen Streichern angereichert, achtet man aber genauer auf die Gitarre, dann scheint das sogar von Country und klassischem Americana inspiriert zu sein. Mit der bedrückenden Klavierballade „Zowie“ beginnt das Album, wie man es von Nick Cave vermuten würde. „Processional“ ist direkt danach eine schöne Nummer. In „The Spaniards“ singt Corgan fast mantraartig „Take Me As I Am“. Mit diesem flehentlichen und sich wiederholenden Satz scheint der Billy, der um Anerkennung kämpft, noch mal durch. Mit „Amarinthe“ gibt es einen netten Song, der halt auch mal nur so dahinplätschert. „Antietam“ gefällt aber durch seine Erzählstruktur und die feinen Klaviereinschübe. „Mandarynne“ holt die Melancholie aus der Kiste, die durch den Streichereinsatz noch verstärkt wird - passend zur Jahreszeit. Das verträumte „Shiloh“ und das erhabene „Archer“ beenden das Album auf eine großartige Art und Weise.

 

Fazit: William Patrick Corgan hat mit „Ogilala“ ein sehr intimes Album aufgenommen. Der Mann setzt auf das nackte Songwriting. Keine Ablenkung durch irgendwelche instrumentalen Klimmzüge. Das eigentliche karge Material bietet aber trotzdem sehr viel Abwechslung. Die Liebe zum Detail und die wechselnden Stimmungen lassen keine Langeweile aufkommen. Rick Rubin war genau die richtige Wahl um dieses Material zu produzieren. Und ganz ehrlich, es ist das beste Material von Corgan seit mindestens einer Dekade!

 

https://www.facebook.com/BillyCorgan/

 

Text: Torsten Schlimbach

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