Uriah Heep: Chaos & Colour

Uriah Heep: Chaos & Colour

Silver Lining Music

VÖ: 27.01.2023

 

Wertung: 7/12

 

Das britische Hardrockschiff Uriah Heep macht sich mal wieder auf zur großen Fahrt. Mit „Chaos & Colour“ wird nun schon das 25.(!) Studioalbum veröffentlicht. Von der ursprünglichen Gründungsbesetzung ist allerdings nur noch Mick Box dabei. Die Fangemeinde steht immer noch treu hinter der Band und dürfte sich über die neuerliche Veröffentlichung ein Loch in den Bauch freuen. Die Pandemie und der Lockdown hinterließen Spuren und so erklärt sich auch mancher Song auf dem Album.

 

Musikalisch gibt es hier wieder die Hardrock-Vollbedienung. Der Einstieg mit „Save Me Tonight“ ist dabei recht knackig und amtlich. Mit „Silver Sunlight“ bleibt das Gaspedal weiter durchgetreten, gleichwohl hier auch die Tasten durchaus auch mal dominieren. Der Einstieg von „Hail The Sunrise“ wurde sich bei Jimi Hendrix geliehen. Danach wird das Tempo etwas gedrosselt. Ein bisschen klingt das nach Saxon. Alles in allem ist das sowieso weit von modern entfernt, aber das wollen Uriah Heep ja auch nicht sein. „Age Of Changes“ hätte auch genauso gut aus den 80ern stammen können. Die Produktion ist natürlich fett und der Sound sehr klar.

 

Mit „Hurricane“ haben Uriah Heep einen soliden Hardrock-Track aufgenommen. Dann folgt allerdings der Tiefpunkt. „One Nation, One Sun“ ist eine furchtbare und süßliche Ballade, die nur so vor Klischees tropft. Grausam. „Golden Light“ ist voller Drama, aber letztlich dengelt die Nummer auch eher wie Altherrenmusik langweilig dahin. Der Refrain ist allerdings ein Brett und reißt das Ruder doch noch in das Positive herum. Ein paar kleine Prog-Elemente gibt es zudem auch noch auf die Ohren.

 

„You´ll Never Be Alone“ hat abermals einen tollen und knackigen Refrain zu bieten. Nach und nach entwickelt die Gitarre hier ein Eigenleben und treibt den Song toll vor sich her. „Fly Like An Eagle“ klingt musikalisch nicht so schlimm, wie es der Titel vermuten lässt. Auch hier gibt es wieder einige progressive Elemente. „Freedom To Be Free“ hat einen guten Groove und mit dem „Closer To Your Dreams“ geht es dann dem Ende entgegen.

 

Fazit: „Chaos & Colour“ ist eine solide Scheibe von Uriah Heep. Neue Fans werden damit sicher nicht mehr gewonnen, aber das macht ja auch nichts. Die Anhängerschaft wird sicher begeistert sein und die vielen Hardrock- und Prog-Elemente zu schätzen wissen.

 

http://www.uriah-heep.com/2020Site/Index.html

 

Text: Torsten Schlimbach

Uriah Heep: 50 Years In Rock

Uriah Heep: 50 Years In Rock

BMG

VÖ: 30.10.2020

 

Wertung: 9/12

 

Der Name Uriah Heep ist auch heutzutage noch sehr klangvoll. Die Band gilt als Mitbegründer des britischen Hardrocks. Sie sind die Veteranen des Genres. Mittlerweile ist nur noch Leadgitarrist Mick Box als einziges Originalmitglied verblieben. Er leitet die Geschicke der Band, die über die Jahrzehnte einiges mitgemacht hat und viele Besetzungswechsel überstehen musste. Zwischenmenschlich passte es an der einen oder anderen Stelle nicht mehr, es gab musikalische Differenzen und – wie so viele andere Bands auch – hatten Uriah Heep auch immer mal wieder mit Drogenproblemen zu kämpfen. Einige Mitglieder sind leider auch verstorben.

 

Von Uriah Heep wird nun eine Box mit dem Titel „50 Years In Rock“ veröffentlicht. Die hochwertig Super Deluxe Box enthält nicht weniger als 23 CDs. Dabei sind alle Studio-Alben (teilweise 2 Alben auf einer CD), eine Live-CD und vier CDs, die jeweils von den Originalmitgliedern persönlich zusammengestellt wurden. Die Gründungsmitglieder Mick Box, Ken Hensley, Paul Newton sowie Lee Kerslake sind allesamt in das Set involviert worden und haben selbiges kuratiert. Das Set bietet weiterhin auch die LP "The Magician's Birthday", die vom renommierten Toningenieur Andy gemastert wurde, mit neu gestaltetem Artwork von Roger Dean sowie zwei Kunstkarten und einem 64-seitigen Buch mit Raritäten aus dem persönlichen Archiv der Band. Besser kann man den 50. Jahrestag vermutlich nicht feiern.

 

Zur Besprechung liegt uns die Musik der CDs, die von Mick Box, Ken Hensley, Paul Newton und Lee Kerslake zusammengestellt wurden und die bisher in dieser Form auf CD unveröffentlicht sind, vor. Das sind immerhin auch noch stattliche 57 Tracks! Insgesamt ist das schon ein sehr ambitioniertes Projekt, welches den Nachgeborenen mal zeigt, was – auch haptisch – alles möglich ist.

 

Uriah Heep werden ja gerne unter Hardrock einsortiert, aber die Musik der Band war im Grunde nicht in Schubladen unterzubringen. Hört man sich beispielsweis „Paradies“ an, dann geht das in Richtung Folk - leicht esoterisch angehaucht. „July Morning“ oder „The Magician´s Birthday“ sind astreiner Progrock. Eine Ballade wie „Rain“ ist fast schon von der Klassik beeinflusst. „Circle Of Hands“ ist Hardrock, der bei „Falling In Love“ wie eine Mischung aus Queen und der Rocky Horror Picture Show klingt. Das herrlich entschlackte „Circus“ fängt ein bisschen die britische Folk- und Singer/Songwriter-Szenerie jener Tag ein.

 

Die Harmonien, wie bei „Come Back To Me“, waren – so kitschig das auch sein mag – sensationell. Die Genialität der Musiker kommt bei einem Track wie „All My Life“ sehr schön zur Geltung. Bass und Schlagzeug geben ganz grandios die Richtung vor, während die sechs Saiten ordentlich lärmen dürfen, sich aber auch noch mal zum Progrock aufschwingen. „The Outsider“ zeigt Uriah Heep von der ungezügelten Seite und „Lady In Black“, den Hit von 1971, kennt auch heute noch (fast) jedes Kind. „Easy Livin´“, ein weiterer großer Bandklassiker, unterstreicht die Hardrock-Ambitionen von Uriah Heep. Die Band war sich aber auch nie für Schmalz und Kitsch zu schade, wie „Come Away Melinda“ eindrucksvoll unterstreicht. Stark ist auch die alternative Version von „Why“, die sich auf epische dreizehn Minuten ausbreitet. „I´m Alive“ bringt in etwas mehr als vier Minuten eigentlich alles auf den Punkt, für das Uriah Heep stehen. „Grazed By Heaven“ macht auch noch mal klar, warum Dio oder Iron Maiden durchaus von Uriah Heep inspiriert wurden.

 

Fazit: Uriah Heep feiern den 50. Geburtstag und dies wird nun mit einer schmucken Box flankiert. „50 Years In Rock“ hat das große Sorglospaket zu bieten und haut alles raus, was im Uriah Heep-Universum geht. Die Band wird ja gerne unter Hardrock einsortiert, aber von Folk bis Prog war der Musikbogen bei den Herren immens groß. Die Wertung bezieht sich nur auf die Musik der vier CDs die von den Gründungsmitgliedern Mick Box, Ken Hensley, Paul Newton sowie Lee Kerslake zusammen gestellt wurde!

 

http://www.uriah-heep.com/newa/index.php

 

Text: Torsten Schlimbach

Uriah Heep: Salisbury (Expanded Edition)

Uriah Heep: Salisbury (Expanded Edition)

BMG/Warner

VÖ: 28.10.2016

 

Wertung: 9/12

 

Nach der ersten Rutsche der Uriah Heep Alben aus dem September, geht es nun weiter. Auch vom zweiten Album „Salisbury“ wird nun eine erweiterte Ausgabe als Expanded Edition veröffentlicht. Auch diese Widerveröffentlichung wurde von Gründungsmitglied und Gitarrist Mick Box kuratiert. So kann man als Fan und Käufer wenigstens sicher sein, dass dies – zumindest im weitesten Sinne – auch der Band gerecht wird.  Immerhin erscheint die Neuauflage als digital optimiertes 2-CD-Set. Neun Bonustitel – bisher allesamt unveröffentlicht – erfreuen das Fanherz. Im umfangreichen Booklet gibt es zudem Liner Notes von Joel Melver, die auch einige O-Töne von Mick Box und Ken Hensley beinhalten.

 

Ursprünglich erschien „Salisbury“ im Februar 1971. Über die Jahre hat die Platte sogar einen Klassiker abgeworfen. „Lady In Black“ war aber nicht sofort ein Hit und wurde erst im Laufe der Zeit ein solcher. Wer sich intensiv mit Musik beschäftigt, wird die Nummer auf jeden Fall auf dem Schirm haben. Das Stück ist mitunter sogar ganz schön abgenudelt. Das spricht aber ja nicht gegen die Qualität, sondern ist aufgrund seiner vielfältigen Verwendung der Fall.

 

Herzstück des Albums ist allerdings der Titelsong „Salisbury“. Dieses Prog-Manifest zieht sich über sechszehn Minuten und deckt eine unglaubliche Bandbreite ab. Da wechselt die Band spielerisch von Hard Rock zur Klassik. Im weitesten Sinne ist dieses Werk sehr komplex arrangiert worden. Der Sound ist übrigens erstklassig. „Salisbury“ ist immer noch einer der vielseitigsten Songs, den die Band je veröffentlicht hat. Uriah Heep nahmen sich auf diesem Album sowieso sehr viele Freiheiten heraus. „The Park“ findet sich dann auch in jazzigen Gefilden wieder. Das druckvolle „Bird Of Prey“ wird ja leider immer sträflich unterschätzt. Hier brilliert David Byron sehr schön und es kommt nicht von ungefähr, dass sich Uriah Heep zu dieser Zeit Vergleiche mit Deep Purple ausgesetzt sahen. Auch „Time To Live“ bleibt oft unberücksichtigt, dabei hat das druckvolle Gitarrenspiel durchaus eine ganze Menge zu bieten. Das ist sicher kein Hit, aber wesentlich besser wie sein Ruf. „High Priestess“ rockt auch sehr schön und die Gitarrenmelodieführung kann ganz fett punkten.

 

Auf der zweiten CD gibt es die schon erwähnten unveröffentlichten Tracks zu hören. Hierbei handelt es sich um alternative Versionen. Von „Salisbury“ wurde ja schon die eine oder andere überarbeitete Version herausgegeben – auch mit reichlich Bonusmaterial. Diese hier sind trotzdem neu. „High Priestess“ gefällt mit Bootleneck und „Time To Live“ ist ein sehr schönes Brett. Ja, die Vergleiche mit Deep Purple liegen auf der Hand, gerade bei dieser alternativen Version. Das ruhige „The Park“ ist noch nicht ganz so ausgearbeitet und plätschert etwas vor sich hin. Trotzdem: nice to have. „Simon The Bullet Freak“ und auch „Here Am I“  sind auf dem eigentlichen Album ja nicht vertreten, wurden aber bereits auf spätere Versionen draufgepackt. Hier gibt es nun die alternativen Varianten zu hören. Ohne den Gesang wäre „Simon The Bullet Freak“ allerdings recht langweilig. Das Gitarrensolo am Schluss rettet auch noch mal einiges. „Bird Of Prey“ wird glücklicherweise frühzeitig ausgeblendet, bevor es zu sehr langweilig ins Nirvana mäandert. „Here Am I“ ist eine ganz nette Ballade mit psychedelischem Gesang. „Lady In Black“ hat auch in dieser Form schon Hitqualitäten, es fehlt allerdings noch der Feinschliff. Dann gibt gleich zwei Mal „Salisbury“ auf die Ohren. Hier wäre die Live-Version hervorzuheben. Der Sound ist zwar nicht ganz optimal und es hört sich an, als wäre das nur vor einer Handvoll Zuschauern dargeboten worden und doch entfaltet das einen fast hypnotischen Sog. So endet dieses Set auf faszinierende Art und Weise!

 

Fazit: Das zweite Album von Uriah Heep, „Salisbury“, wird nun auch (erneut) veröffentlicht. Die Expanded Edition hat eine zweite CD mit neun Bonustiteln zu bieten, die schon alleine eine Anschaffung rechtfertigen. Die Aufmachung des Digipacks und Booklets ist sehr schön und äußerst gelungen. Allerdings sollte man, um den Mittelteil des Booklet zu lesen, eine Lupe bereitlegen. Die Songs selber sind sehr vielfältig ausgearbeitet und arrangiert worden und decken von Hard Rock bis hin zu Jazz eine immens große Bandbreite ab. Weitestgehend Progrock eben.  

 

http://www.uriah-heep.com/newa/index.php

 

Text: Torsten Schlimbach

Uriah Heep: ...Very `Eavy...Very ´Umble

Uriah Heep: ...Very `Eavy...Very ´Umble

BMG/ADA

VÖ: 16.09.2016

 

Wertung: 8,5/12

 

Von Uriah Heep rollt eine Veröffentlungswelle auf uns zu, da deren Alben in erweiterte Auflage neu in den Handel kommen. Den Auftakt bildet da eine Anthology mit dem programmatischen Titel „You Turn To Remember: The Definitive Anthology 1970-1990“. Das macht ja irgendwie auch Sinn, denn dadurch kann mitunter eine neue Hörerschaft angefixt werden, die sich nach und nach auch mit den eigentlichen Studiowerken auseinandersetzt. Den Anfang kann man parallel mit „...Very ´Eavy...Very ´Umble“ machen. Das Debüt wird digital optimiert erneut veröffentlicht. Die Erstauflage ist ja mittlerweile ein Sammlerstück. Auf der zweiten CD gibt es auch für den Fan ein paar Anreize, da sich hier unveröffentlichtes Material tummelt, darunter drei Aufnahmen aus der Zeit vor der Gründung der Band!

 

Zum eigentlichen Album muss man ja eigentlich nicht viel sagen. „Gypsy“ hat eines der bekanntesten Riffs der Bandgeschichte zu bieten. Das Stück ist insgesamt sehr heavy und aufgrund der Orgel kann man da schon Vergleiche mit Deep Purple ziehen. Die bluesigen Elemente der gesamten Scheibe verstärken diesen Eindruck zusätzlich. „Walking In Your Shadow“ rockt wie Sau, während „Come Away Melinda“ zwischen Mittelalter und Fantasywelt ein Spiegelbild dieser Zeit ist.

 

„Lucy Blues“ trägt die Richtung ja schon im Titel. Das klingt nach verrauchtem Keller, nach Schweiß, der von der Decke tropft und Whiskey. Der Sound ist übrigens überragend gut. „Dreammare“ ist nach dem verträumten Auftakt ein amtliches Hardrock-Stück. Das Riff von „Real Turned On“ ist durchaus exemplarisch für Uriah Heep. Die Lead Gitarre spielt im Grunde ein einziges Solo. Hard und Heavy galore. „I´ll Keep On Trying“ und „Wake Up (Set Your Sights)“ bedienen dann noch mal gekonnt die progressive Ecke.

 

Auf der zweiten CD gibt es dann die alternativen Versionen. Wie dieser Veröffentlichung auf dem Backcover zu entnehmen ist, sind diese Tracks in dieser Form bisher allesamt unveröffentlicht. Diese Tatsache ist insofern erstaunlich, da es das Debüt schon in allen möglichen Varianten und Neuauflagen gegeben hat. Ob die Versionen tatsächlich so unbekannt sind, werden die Hardcore-Anhänger sicherlich besser beurteilen können. Fakt ist aber auch, dass sich die Versionen nicht eklatant von denen des veröffentlichten Albums unterscheiden. Mit „Gypsy“, „Real Turned On“ und „Dreammare“ gibt es gleich zu Beginn des Silberlings drei amtliche Bretter. „Come Away Melinda“ ist dann doch etwas mystischer ausgefallen und der nach hinten gemischte Gesang verleiht dem Stück zusätzliche Atmosphäre. „Born In A Trunk“ ist alles – psychedelisch, progressiv, heavy und verschroben. Erwähnenswert ist sicher auch „Walking In Your Shadow“ mit dieser einprägsamen Hookline. „Lucy Blues“ fehlt es hier noch etwas an druckvollem Sound. „Magic Lantern“ - getrieben vom Klavier – ist ein astreiner Jazz-Jam, der auf progressiven Füßen steht. „Bird Of Prey“ liegt zum Schluss noch als U.S. Alternate Mix vor. Auch hier ist der progressive Anteil, auch die Art des Gesangs, immens hoch – ist trotzdem heavy.

 

Fazit: Jeder, der Hardrock und Heavy mag, sollte „...Very ´Eavy...Very `Umble“ kennen. Das Debüt von Uriah Heep wird nun noch mal veröffentlicht – und das mit amtlichen Sound. Die zweite CD hält dann jede Menge alternative Versionen bereit, die bisher gänzlich unveröffentlicht sind und somit kommen hier auch die ganz treuen Anhänger auf ihre Kosten. Insgesamt eine runde Sache.

 

http://www.uriah-heep.com/newa/index.php

 

Text: Torsten Schlimbach

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