Thomas D: Lektionen In Demut 11.0

Thomas D: Lektionen In Demut 11.0
Four Music/Sony

VÖ: 15.04.2011

 

Wertung: 9/12


Thomas D hat sich neben seiner Hauptbeschäftigung bei den Fanta 4 auch als Solokünstler einen Namen gemacht. Damit konnte er sogar eine neue Hörerschicht gewinnen, denn seine Ausflüge in seine musikalische und lyrische Welt ist doch ein ganzes Stück anders geartet als die Musik mit den übrigen Jungs seiner Band. Schon in den 90ern, genauer im Jahre 97, durfte man mit „Solo" und der Übersingle „Rückenwind" Thomas D mit runter gelassenen Hosen erleben. Sein letztes musikalische Lebenszeichen - abgesehen von dem Quatsch für einen Telefonanbieter - hat nun auch schon wieder drei Jahre auf dem Buckel. „Kennzeichen D" wartet also immer noch auf einen Nachfolger.


Sein Meisterwerk lieferte er bisher mit „Lektionen In Demut" ab. Erschienen ist die Scheibe 2001 und hat sich mittlerweile regelrecht zum Kult gemausert. Nicht umsonst war das Ding seinerzeit auf Platz 3 der Charts zu finden. Es gab zwar auch Stimmen, denen die Texte zu esoterisch waren, aber wer es geschafft hat, in diese Songs und Geschichten einzutauchen, hat einen treuen Begleiter für das Leben gefunden.


Thomas D ist sich über die Wirkung der Songs wohl auch im Klaren und lässt den „Reflektor Falke" nun erneut fliegen. „Lektionen In Demut 11.0" ist allerdings keine Fortführung der Geschichte, sondern eine Neuauflage des bekannten Albums. Keine Sorge, es handelt sich hierbei nicht um stupide Remixe, sondern um eine komplette musikalische Neubearbeitung der Tracks. Die Texte sind exakt die gleichen wie auf dem Ursprungsalbum. Die Wirkung ist aber eine andere, da die Ausgabe von 2011 eine Spur weicher ausgefallen ist.


Das fängt schon bei den Zwischentexten an. „Lektionen In Demut 11.0" ist ja auch eine Art Hörspiel. Ursprünglich wurden die gesprochenen Wörter aber nicht musikalisch begleitet - dies ist nun anders und schon alleine dadurch entsteht eine ganz andere Atmosphäre. Man findet so sogar schneller in die Geschichte des „Reflektor Falke(n)". Thomas D sagt, dass die Songs nun viel wärmer wären, in gewisser Weise würden sie den Hörer in den Arm nehmen. Wenn dies der Ansatz war, den er mit dieser neuerlichen Ausgabe verfolgt hat, dann kann man ihn nur beglückwünschen, denn dies trifft den Nagel auf den Kopf.


Es ist ja fast schon tragisch, dass die Themen auch nach zehn Jahren immer noch aktuell sind und sich die Menschheit offensichtlich keinen Zentimeter weiterbewegt hat. Die Musik von „Lektionen In Demut 11.0" ist direkter und führt die Themen zwischen HipHop, Elektronik und Orchester schneller zum Zeil und ist weniger hart. Thomas D sagt, dass die Songs nun versöhnlicher wären. Jein. Die Texte sind einfach zu stark, zu wahr, zu drängend und zu relevant.


Fazit: Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber Thomas D ist das Kunststück gelungen, seinem Meisterwerk „Lektionen In Demut" noch mal neue Facetten zu entlocken. „Lektionen In Demut 11.0" ist musikalisch nicht mehr so hart und dies, obwohl die Texte exakt gleich sind. Thematisch ist das (leider) immer noch relevant, erzielt aber teilweise eine andere Wirkung, da die Musik nicht mehr so düster ist. Wer schon die 2001er-Ausgabe im Schrank stehen hat, sollte sich auch unbedingt die 2011er-Scheibe holen. Thomas D hat für das Remake fast ein Jahr investiert - es hat sich gelohnt!


http://www.thomasd.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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