Them: The Complete Them 1964 – 1967

Them: The Complete Them 1964 – 1967

Sony/Legacy

VÖ: 04.12.2015

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Legacy veröffentlicht jetzt von Them in einem schicken Digipack auf drei CDs den kompletten Studiokatalog der Kapelle. Diese Veröffentlichung wird einige Fans ganz sicher auf die Palme bringen. Der Grund dürfte das Remastering sein. Nein, nicht die Tatsache selber wird für einigen Unmut sorgen, sondern vielmehr, dass man hier auf die Mono-Versionen zurückgegriffen hat. Und ja, der Sound ist nicht immer das gelbe vom Ei und die Höhen sind teilweise grenzwertig und doch ist dies die einzige wahre Möglichkeit dem Material gerecht zu werden. Mono war damals – also in den 60ern – ja nun das bevorzugte Klangformat und so nahmen die Künstler dann auch auf. Übrigens gibt es von Them ja auch schon eine Stereo-Zusammenstellung.

 

Und dann dürfte „The Complete Them 1964 – 1967“ auf der dritten CD auch noch einige Schmankerl bereithalten, die auf „The Story Of Them“ nicht enthalten waren. Abgesehen davon kann man das Teil ja auch nicht mehr käuflich erwerben. Neben den Album „Them“ (auch als „The Angry Young Them“ geläufig) und „Them Again“ gibt es nun also noch die Singleauskopplungen, Demos, Mitschnitte von Live-Sessions, alternative Takes und seltene, teilweise bisher unveröffentlichte Aufnahmen aus den Jahren 1964 bis 1967 zu hören. Die Van Morrison Jahre wären somit also sehr gut abgedeckt. Die Zeit ohne Van The Man – besonders der Versuch Ende der 70er noch mal Fuß im Musikgeschäft zu fassen – darf durchaus vernachlässigt werden.

 

Das Material hier selbstredend großartig. „Gloria“ wurde später von Patti Smith ja noch mal zu ganz neuen Ehren geführt und auch U2 verhalf der Nummer immer wieder zu neuer Popularität. Im Grunde kriegt man hier noch mal eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Them nicht nur Blues und Soul drauf hatten, sondern mit Songs wie „Don´t Stop Crying Now“ oder „I Can Only Give You Everything“ auch das vorwegnahmen, was mal als Punkrock durchgehen sollte. Letztgenannter Song hört sich dann gar so an, als hätte Iggy Pop mit seinen Stooges mit den Doors im Studio gestanden. „It´s All Over Now, Baby Blue“ von Bob Dylan wurde von Them sogar noch mal aufgewertet. Eine großartige Interpretation und längst ein Klassiker. Mit „Baby Please Don´t Go“ hat die Kapelle seinerzeit zudem eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie sich hinter The Kinks oder The Who nicht zu verstecken brauchten – im Gegenteil.

 

Das alles war sicher nicht abzusehen, als sich Them 1964 in Belfast gründetet. Die Gruppe – in erster Linie Van Morrison – schufen im Grunde etwas ganz Neues und Eigenständiges. Man höre sich nur „I Put A Spell On You“ an, die Coverversion geht ja schon deutlich in Richtung Jazz. Anderes lebte eindeutig vom rauen Gesang. „Mystic Eyes“ singt Morrison derart dreckig, dass das auch heute noch immer eine Sensation ist. Der Mann war aber nicht nur wütend, nein, er konnte auch regelrecht leidenschaftlich seine Zeilen vortragen. „One More Time“ oder „Don´t Look Back“ sind da schon mehr als nur ein Fingerzeig in Richtung Solokarriere. „Hey Girl“ wird auch heute noch den einen oder anderen zu Tränen rühren. Großartig.

 

Die dritte CD geht dann ans Eingemachte. Wer aber jetzt meint, dass hier nur Resteverwertung stattfindet, irrt ganz gewaltig. Man höre sich nur das bluesige Demo von „Stormy Monday Blues“ an. Da kann einem schon mal die Kinnlade auf den Schreibtisch klappen. Der vierte Take von „Baby Please Don´t Go“ scheint sogar besser als die letztlich veröffentlichte Version zu sein. Die Live-Varianten von beispielsweise „Gloria“ liegen mit den Ansagen der BBC vor – nette Geschichte. Wie ausgereift und ausgearbeitet die Songs teilweise schon waren, kann man anhand der ersten Version von „Little Girl“ überprüfen. „My Little Baby“ oder „How Long Baby“ im ersten Take sind ebenfalls schon erstaunlich weit. „Richard Cory“ mutiert von der Folhymne von Simon & Garfunkel zu einem sehr guten R&B-Track.

 

Fazit: „The Complete Them 1964-1967“ ist eine großartige Zusammenstellung der Zeit mit Van Morrison. Da kriegt der geneigte Hörer neben den Studioalben auch noch jede Menge Bonusmaterial geliefert. Zwischen Soul, Blues, Folk, Rock und Punk wird einem hier einen aufregende Mischung Musikgeschichte an die Hand gegeben. Die Aufmachung dieser Veröffentlichung ist ebenfalls sehr nett. Und dies alles gibt es auch noch zu einem anständigen Preis. Wer auf die Schnelle noch ein musikalische Weihnachtsgeschenk braucht, ist hier goldrichtig! Musikfans sowieso!

 

Text: Torsten Schlimbach

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