The Strokes: Angles

The Strokes: Angles
Sony Music

 

Wertung: 8/12

 

Die Band, die einst die Musik rettete, meldet sich nun zurück. Was war das für ein Getöse, als The Strokes mit „Is This It" zu Beginn der 00er Jahre ihr Debütalbum veröffentlichten?! Die Ausmaße der Berichterstattung und die Lobpreisungen nahmen ähnliche Formen und Züge an, wie es bereits ein Jahrzehnt zuvor mit „Nevermind" von Nirvana der Fall war. Danach war nichts mehr wie vorher und eine neue Bewegung mit den sogenannten „The Bands" folgte. Mittlerweile ist das alles schon längst wieder Geschichte und es fühlt sich so an, als wäre das schon mindestens drei Jahrzehnte her. Vergessen scheint das alles und man ist wieder zur Tagesordnung zurückgekehrt und jetzt spricht man auch wieder von „Nevermind", wenn es um die letzte große Revolution im Rockzirkus geht.

 

Woran das liegt? The Strokes sind einfach nach und nach in der Versenkung verschwunden. Freilich veröffentlichte die Band noch weitere Alben, die aber eher wohlwollend zur Kenntnis genommen wurden. Die Soloversuche durfte man unter nett verbuchen, mehr blieb aber nicht. Eine große Fangemeinde ist aber immer noch vorhanden und so war es nicht weiter verwunderlich, dass die erste Singleauskopplung „Undercover Of Darkness" Begehrlichkeiten weckte. Plötzlich konnte man allerorten lesen, dass die Band wieder zurück zu den Anfängen gefunden hätte. Die Presse überschlug sich förmlich und die Internetwelt drehte in Blogs, Netzwerken und Berichten mal wieder im Kollektiv am Rad.

 

Nun liegt „Angles" in seiner vollen Pracht vor und man kann und sollte nun wieder einige Gänge zurückfahren. Um es gleich zu sagen, dieses Album ist erfreulicherweise mit guten Momenten gespickt, hat mit dem Debüt aber nur bedingt etwas zu tun. Gemeinsamkeiten sind natürlich da. Alles andere wäre aber auch verwunderlich, denn der Ursprung der einzelnen Songs ist ja immer noch bei den Leuten zu suchen, die auch schon 2001 The Strokes ausmachte.

 

„Angles" ist trotzdem anders, wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Die Bandmitglieder sind mit Sicherheit ein ganzes Stück reifer und erwachsener geworden. Und auch hier muss man wieder sagen: es wäre ja schlimm, wenn nicht. Teilweise klingt dieses Album hier eine ganze Spur düsterer. Der Spaß war früher mal mehr hörbar. Zudem scheint die Band nun auch ihren eigenen Kosmos erweitert zu haben. Wenn „You´re So Right" nicht von Radiohead inspiriert ist, weiß ich auch nicht weiter. Das ist nur noch anhand der Stimme als Strokes-Track erkennbar und selbst das fällt schwer. Der lakonische Gesang ist sowieso nicht mehr so offensichtlich vorhanden. Variation heißt das Zauberwort. Mit „Machu Picchu" gibt es dann auch gleich zu Beginn ein Stück, welches nicht nur Reggae-Elemente gekonnt aufnimmt, sondern auch von der Stimmfarbe anders ist. Einzig anhand des Refrains - wenn man diesen denn so nennen darf - kann man The Strokes der alten Schule erkennen.

 

Über „Under Cover Of Darkness" wurde ja schon genug geschrieben. Natürlich hört man die Urheber heraus, aber die Nachhaltigkeit der frühen Hits kann man nicht unbedingt ausmachen. Dafür klingt dieser Song eben eine ganze Spur reifer und nicht mehr so ungestüm. Gibt schlimmeres. „Two Kinds Of Happiness" lässt sogar noch Versatzstücke aus einem ganz anderen Jahrzehnt, nämlich den 80ern, zu. „Taken For A Fool" wirkt wie Standarad-Repertoire, wächst allerdings mit jedem Durchgang. „Games" ist dann aber tatsächlich verzichtbar und das ruhige „Call Me Back" wirkt eher wie ein Zwischenspiel. Eine kleine Fingerübung für die Band. „Gratisfaction" wiederum zeigt, wie die Band im Jahr 2011 auch klingen kann ohne dabei die eigenen Wurzeln zu vernachlässigen. Dieser zunächst unscheinbare Song kommt doch recht verspielt daher und entfaltet sich erst nach und nach. Dem hektischen „Metabolism" wird der entspannte Abschluss „Life Is Simple In The Moonlight" entgegengesetzt. Für diesen Refrain würden andere Bands ihr Hab und Gut verkaufen.

 

Fazit: The Strokes melden sich mit „Angles" zurück. Eindrucksvoll? Jein! Wer die Hoffnung auf ein zweites „Is This It" hatte, kann diese gleich begraben. Elemente davon kann man zwar deutlich hören, aber das liegt ja nun auch auf der Hand. Insgesamt ist der Sound aber ernster, erwachsener, aber auch mal verspielt mit einem Rückblick auf die 80er versehen. Das kann dann auch mal in Langeweile umschlagen oder aber in viele, kleine und tolle Melodien münden. Immerhin zeigt "Angles", dass die Band immer noch den einen oder anderen Knaller im Ärmel hat.

 

http://new.thestrokes.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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