The Jesus And Mary Chain: Damage And Joy

The Jesus And Mary Chain: Damage And Joy

ADA/Warner

VÖ: 24.03.2017

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Endlich veröffentlichen The Jesus And Mary Chain ein neues Album. Die Schotten waren einst Indiehelden und deren Album „Psychocandy“ darf als wegweisend für die Shoegaze-Szene gesehen werden. „Damage And Joy“ ist die erste Veröffentlichung – sieht man mal von „All Things Must Pass“ vom Soundtrack für die TV-Sendung „Heroes“ aus dem Jahr 2008 ab – seit „Munki“ von 1998. Wahlweise ist die Erwartungshaltung für das neue Album natürlich immens groß oder gering. Die beiden Reid Brüder sind eben auch nicht mehr die Jüngsten und da stellt sich durchaus die berechtigte Frage, ob The Jesus And Mary Chain immer noch genug Feuer haben. Jim und William belebten die Band zwar 2007 wieder, aber bisher eben nur für Konzerte. Sämtliche Zweifel sind jedenfalls unberechtigt, denn „Damage And Joy“ ist großartig.

 

Alan McGee ist auch wieder mit im Boot. Er war es auch, der der Welt begeistert mitteilte, dass die Band an neuem Material arbeiten würde. Mit Produzent Youth holten sich die Reid Brüder zudem nicht nur den Richtigen für den Bass ins Studio, sondern er diente auch als eine Art Puffer für die beiden Herren, die sich in der Vergangenheit ja öfters in den Haaren gelegen haben. Youth hatte somit auch den Diplomatenjob. Ebenfalls sind auf dem Album Tourschlagzeuger Brian Young, sowie der ehemalige Lush Bassist Phil King zu hören.

 

Alle Jüngeren können sich hier mal anhören, wo beispielsweise der Black Rebel Motorcycle Club seine Wurzeln hat. „Damage And Joy“ klingt zudem frisch und jugendlich – freilich nicht aufgesetzt und ohne darauf zu schielen. Die Reid Brüder werden darauf auch einen gepflegten Furz lassen. Natürlich sollte das vorliegende Werk gute Songs enthalten, aber eben zu ihren Bedingungen und nicht aufgrund von irgendwelchen Trends oder Anbiederungen bei einem jungen Publikum.

 

„Amputation“ dröhnt und fiept wie eh und je. Da wird ordentlich Druck aufgebaut. Dazu kredenzen einem die Herren diese unverschämte Ohrwurmmelodie. Das war schon immer die große Stärke von The Jesus And Mary Chain. Bei „War On Peace“ gibt es noch psychedelische Elemente dazu, nur um nach hinten raus den Nebel mit ordentlich Gitarrendruck bei Seite zu pusten. Von „All Things Must Pass“ gibt es auf dem Album eine straighte, neue Version. So ein Ding hätte der Black Rebel Motorcycle Club gerne geschrieben – hat er aber nicht!

 

Fast zärtlich kommt „Always Sad“ daher. Pixies-Style. Der weibliche Gesangspart könnte dann auch tatsächlich von Kim Deal stammen. „Song For A Secret“ baut sich ganz toll, Schicht um Schicht, auf. Die Langsamkeit erinnert ein wenig an The Velvet Underground. „The Two Of Us“ ist Indiepopmusik galore, während „Loz Feliz (Blues And Greens)“ fast ein bisschen wie ein Folkstück daherkommt. Unnötig zu erwähnen, dass es da auch noch dröhnt und es abermals eine Melodie mit eingebauter Ohrwurmqualität gibt. Der Gesang umschmeichelt den Zuhörer regelrecht. „Mood Rider“ kriecht direkt aus dem siffigen Kellerloch hoch. Hach, ist das schön! „Presidici (Et Chapaquiditch)“ ist einer der schönsten Indiepopsongs des Jahres. Wetten?! „Get On Home“ klingt wie der kleine Bruder von „Amputation“ und mit „Facing Up To The Facts“ haben The Jesus And The Mary Chain einen wirklich amtlichen Garagenrocker aufgenommen. Ein bisschen Familiengeschichte gibt es auch dazu: „I hate my brother and he hates me / That’s the way it’s supposed to be“

 

Das spinnerte „Simian Split“ hat den ganzen Wahnsinn dieser Band zu bieten: Shoegaze, Nebel, Krach, Dröhnen, Indiepop, Psychedelica. „Black And Blues“ stöpselt die Gitarren zunächst mal aus. Die entspannte Seite steht The Jesus And Mary Chain aber auch immer extrem gut und das Soundterrain wird im Grunde ja auch nicht verlassen. „Can´t Stop The Rock“ ist zum Schluss ganz sicher keine Drohung, sondern ein Versprechen! Willkommen zurück!

 

Fazit: The Jesus And Mary Chain veröffentlichen mit „Damage And Joy“ ein sehr gutes Album. Vergleiche mit der Vergangenheit kann man sich getrost schenken und gehören sich auch nicht! Mit „Damage And Joy“ gelingt der Band nämlich auch noch das Kunststück, der jungen Garde mal zu zeigen wo denn der Indiehammer hängt, und dies ohne sich irgendwo anzubiedern oder sich zum Affen zu machen. Ohne es zu wissen, hat man seit Jahren auf dieses Werk gewartet! Ein Höhepunkt des Musikjahres 2017! Demnächst auch im Club ihres Vertrauens live zu hören!

 

http://thejesusandmarychain.uk.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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