Grateful Dead: Red Rocks 7/8/1978

Grateful Dead: Red Rocks 7/8/1978

Rhino/Warner

VÖ: 13.05.2016

 

Wertung: 9/12

 

Grateful Dead galt stets als eine ganz ausgezeichnete Live-Band. Die Fans pilgerten immer sehr zahlreich zu den Konzerten, die oftmals einer Messe glichen. Der Auftritt vor den Pyramiden von Gizeh darf sicherlich als historisch bezeichnet werden. Zu dieser Zeit spielten die Grateful Dead ja sowieso an so mancher denkwürdigen Stätte. Das Jahr 1978 hatte in dieser Hinsicht ein paar beachtliche Konzerte für die Dead Heads zu bieten. Das Red Rocks Amphitheater gilt unter Konzertgänger ja auch heute noch als ein legendärer Veranstaltungsort. Viele prominente Künstler sind dort schon aufgetreten, auch The Grateful Dead. Im Juli 1978 fanden dort gleich drei Konzerte statt. Nun wird jenes vom 8. Juli in Gänze auf drei Discs veröffentlicht. Fans haben das zwar schon in der einen oder anderen Variante im Schrein stehen – die Bootlegs sind ja legendär – aber mitunter nicht in dieser klanglichen Qualität.

 

Von Rhino ist man ja eigentlich immer eine außergewöhnliche Aufmachung gewohnt. Diesmal ist das aber schon recht enttäuschend. Optisch ist das an die vielen Grateful Dead-Veröffentlichungen angelehnt und das Digipack lässt auch vermuten, dass sich im Inneren dann noch etwas Besonderes befindet. Pustekuchen. Klappt man das Teil auf, dann gibt es zwar Liner Notes von David Lemieux, die aber nicht gerade sehr üppig ausgefallen sind. Also weiter ausklappen, nur um festzustellen, dass es dort lediglich die CDs gibt. Na gut, auf der linken Seite noch ein paar spärliche Informationen, aber das war es dann auch. Ein Booklet sucht man jedenfalls vergeblich.

 

Dann kommen wir mal zu den erfreulichen Dingen, nämlich der Musik. Oder besser gesagt dem Klang der CDs! Die Aufnahmen wurden direkt vom Master-Soundboard gezogen und von Jeffrey Norman gemischt und gemastert. Wer nur auf die Songs und die Live-Umsetzung selbiger scharf ist, kriegt hier eine fein austarierte Brillanz geboten, sodass einem Hören und Sehen vergeht. Wer allerdings das Live-Vollpaket braucht, wird mitunter enttäuscht werden, da die Zuschauer so gut wie überhaupt nicht zu hören sind. Dies ist aber keine größere Überraschung, denn das bringen Soundboard-Aufnahmen eben so mit. Dafür sitzt man der Band quasi auf den Instrumenten. Da ist wirklich jede noch so feine Nuance hörbar. Schon das beschwingte „Bertha“ ist ein Hochgenuss. Ist das Bassspiel bei „Good Lovin´“ nicht einfach ein Traum? Die Lead Gitarre von Garcia ist es ja sowieso. Mit dem Americana-Stück „Dire Wolf“ setzen Grateful Dead endgültig zum Höhenflug an. Das kommt lässig aus der Hüfte, hat aber so viele Facetten zu bieten, dass andere drei Songs daraus stricken würden. Und das Gefrickel von „El Paso“ setzt sowieso Maßstäbe in Sachen musikalischem Handwerk und Intonation.

 

Der Twang von „It Must Have Been Roses“ ist immer noch herzergreifend und dürfte Verliebte zum Klammertanz verleiten. Großes Kino – und dies ohne kitschig zu sein. Mit „New Minglewood Blues“ zeigt die Band im direkten Anschluss, dass sie auch rocken kann. Wie die Stones. Nur ausgefeiltert. Und dies wird einem alles bei – man kann es nicht oft genug sagen – feinster Klangästhetik dargeboten. Das coole „Ramble On Rose“ oder das Standardwerk „Promised Land“ haben auch heute nichts von dem Zauber verloren, der einen seit Jahren schon begleitet. „Deal“ hat Elemente und Versatzstücke, bei denen sich Trillionen von Bands schon bedient haben und auch „Samson And Delilah“ und besonders „Ship Of Fools“ zählen zu den Klassikern des Backkatalogs.

 

Die zweite CD hat viele Longtracks zu bieten. Das großartige „Estimated Prophet“ macht zwischen Reggae und Western den Anfang. „The Other One“ trägt mehr als deutlich die Handschrift von Kreutzmann. Das Stück ist sehr groovy und wird von Drums und Percussions vorangetrieben. Weir dürfte die brillanten Gitarrenparts geschrieben haben. Aber auch Lesh am Bass und Godchaux an den Tasten rasen wie Derwische durch dieses immens facettenreiche Stück. Kopfhörer seien an dieser Stelle dem geneigten Hörer ausdrücklich an das Herz gelegt! „Eyes Of The World“ bringt dann eine luftige und leichte Atmosphäre mit, die schon ein karibisches Flair verbreitet. Weltmusik auf Grateful Dead Art. „Rhythm Devils“ ist natürlich – der Titel lässt es unschwer erahnen – die große Hart/Kreutzmann-Show. Auf CD funktioniert das allerdings nur bedingt, da man das einfach gesehen haben muss! Dafür gibt es aber auch Material – auch jüngeren Datums – im umfangreichen Backkatalog. Selbiges gilt auch für das abgedrehte „Space“. „Whare Rat“ findet dann wieder zu einer Struktur zurück, die mit „Franklins Tower“ etwas ins Gniedeln abdriftet. Aber das gehört schließlich wie das Gras zu dieser Band. „Sugar Magnolie“ beendet diesen Wahnsinn der zweiten CD kongenial.

 

„Terrapin Station“ scheint die komplette amerikanische Musik in etwas mehr als zehn Minuten unterbringen zu wollen. Dies ist auch gleichzeitig die längste Nummer der dritten Scheibe. Selbige hat mit „One More Saturday Night“ und „Werewolves Of London“ aber ja auch nur noch zwei weitere Songs am Start. Beide finden zu den amerikanischen Wurzeln der jüngeren Musikvergangenheit zurück. Natürlich mit Verweisen und einer Verbeugung vor Warren Zevon.

 

Fazit: Die Live-Veröffentlichung von „Red Rocks“ vom 8. Juli 1978 von Grateful Dead kann man so oder so sehen. Wer auf eine schöne Aufmachung und ein Livegefühl hofft, setzt hier vermutlich auf das falsche Pferd. Ein Booklet gibt es nicht und auch das Publikum vor Ort ist kaum zu hören. Wer allerdings die musikalische Genialität dieser Band und auf ein facettenreiches Set baut, findet hier mitunter den heiligen Gral vor. Da ist jede Nuance und jede Feinheiten zu hören, so brillant ist der Sound. Das Set bietet sowieso (fast) alles, was es in der Rockmusik zu entdecken gilt – mit allen Nebengeräuschen. Klasse!

 

http://www.dead.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

The Grateful Dead: 30 Trips Around the Sun-the Definitive Live Story (Box-Set)

Grateful Dead: 30 Trips Around The Sun – The Definitive Live Story 1965 – 1995

Rhino/Warner

VÖ: 18.09.2015

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Wenn eine Band wie die Grateful Dead das 50. Bandjubiläum feiert, dann kann man das nicht einfach mit einer schnöden Werkschau abspeisen. Jedenfalls nicht in der Form, wie man es gemeinhin bei solchen Anlässen macht. Band-Archivar und -Produzent David Lemieux sagte deshalb auch im Vorfeld, dass man etwas Beispielloses auf die Beine stellen wollte. Dies dürfte in vollem Umfang gelungen sein. Das 80-CD Boxed-Set, gefüllt mit über 73 Stunden Musik, wird ziemlich einzigartig sein. Dieses einmalige Set enthält 30(!) bisher unveröffentlichte Live-Shows von The Grateful Dead. Es gibt eine aus jedem Jahr seit dem Bandbestehen von 1965 bis 1995. „Thirty Trips Around The Sun: The Definitive Live Story 1965-1995“ ist nun eine Sammlung dieser umfassenden Veröffentlichung, die es in Gänze nur über die Homepage der Band gibt. Die 30 unveröffentlichten Tracks – von jedem Konzert ein Song – kann man durchaus als Einstieg in diese unglaubliche Live-Veröffentlichtung betrachten.

 

Die 4-CD-Version kommt im ausklappbaren Großformat. Dies dürfte in jeder Sammlung ein echter Hingucker werden. Das Booklet hat nicht sonderlich viele Fotos und Bilder zu bieten – das hat man sicher anders erwartet. Dafür gibt es zu jedem Song einen umfangreichen Kommentar von Jesse Jarnow, der sich wie kaum ein anderer im Grateful Dead-Kosmos auskennt. Insgesamt ist die Aufmachung aber sehr ordentlich und Haptiker kommen da voll und ganz auf ihre Kosten.

 

Die erste CD befasst sich mit den Jahren von 1965 bis 1973. Die Qualität der Aufnahmen ist gänzlich anders als die heutiger Konzerte, die ja auch vollkommen anders produziert werden. Die Musik steht dabei eindeutig im Vordergrund und man hat das in liebevoller Arbeit detailreich restauriert. Der Sound ist nicht so bombastisch wie es heutzutage der Fall ist. Der Gesang oder die Instrumente – man darf dabei nicht vergessen wie alt die Aufnahmen sind – kommen teilweise nur aus einer Box. Dafür ist hier jedes Instrument und jede Nuance fein säuberlich zu hören. Man höre sich nur die Gitarren von „Dark Star“ an. Augen schließen und in andere Sphären entführen lassen! Das ist recht progressiv, aber eben auch sensationell. Die Herren waren einfach grandiose Musiker. Hier hört man auch das Bassspiel sehr gut – es ist auf höchstem Niveau. „Viola Lee Blues“ erstreckt sich über eine Viertelstunde und ist nach hinten heraus ein einziger Jam. Man meint, dass der Bass den Gitarren nicht mehr folgen kann, aber das genaue Gegenteil ist der Fall und die vier Saiten läuten eine neue Richtung ein und die ganze Band steigt darauf ein. Das Ergebnis ist ein Klangtorso der Extraklasse.

 

Mit dem bluesigen „Caution (Do Not Stop On Track)“ zeigen die Grateful Dead, dass sie durchaus auch im Kurzformat von knapp drei Minuten mehr reinpacken können, als andere Bands in einer ganzen Karriere. Dies verkommt aber nicht zur Leistungsschau, sondern ist Feinschmeckerkost. Es brilliert übrigens bei diesem Track das Mundharmonikaspiel. „Cream Puff War“ von 1966 erinnert an das, was The Doors zum Ende des Jahrzehnts auf eine neue Stufe heben sollten. „Dancing In The Street“ fängt als fluffiger Folk an, entwickelt sich dann aber zu einer träumerischen und verspielten Gitarrenfigur. Klanglich ist „Here Comes Sunshine“ ein Genuss.

 

Die zweite CD beginnt mit „Uncle John´s Band“, einem famosen Song, der durchaus sehr strukturiert ist. Und doch gniedelt Garcia wieder, als würde es kein morgen mehr geben. Wie ihm Weir, Lesh, Godchaux und Kreitzmann folgen ist sensationell. „Franklin´s Tower“ wird in dieser Version erstmals gespielt und ist losgelöst von „Help On The Way/Slipknot“. Besonders sticht bei diesem Song die Gitarre heraus. Das melodiöse Spiel verbreitet ein karibisches und lockeres Flair, ist gleichzeitig aber auch einem Jazzvirtuosen wie Pat Metheny nicht unähnlich. Wenn man an Garteful Dead denkt, kommt einem sicher nicht die Weltmusik in den Sinn. „Scarlet Begonias“ - übrigens war auf der 76er Tour erstmals mit Mickey Hart ein zweiter Drummer dabei – ist aber der Solomusik eines Paul Simon nicht unähnlich. Natürlich breiten die Herren um Garcia das wieder episch aus.

 

Der Weir/Barlow Track „Estimated Prophet“ geht dann wieder in eine ganz andere Richtung und ist eine Mischung aus Reggae und Funk. „Samson And Deliah“ ist ein traditioneller Song, der von Weir neu arrangiert wurde. Hätte Elvis eine Ader für diese Musik gehabt, es hätte so geklungen. Die Mini-Suite „Lost Sailor/Saint Of Circumstance“ ist atmosphärisch zwar unglaublich dicht, über zwölf Minuten aber auch definitiv zu lang geraten. Es fehlt da etwas der Spannungsbogen. Das lässige „Deep Elem Blues“ kommt da wesentlich besser auf den Punkt.

 

Die dritte CD beginnt mit dem Brocken „Shakedown Street“. Das Stück – geschrieben von Garcia und Hunter – ist ungemein funky. Über 16 Minuten gibt es da ein unglaublich kohärentes Zusammenspiel. „Bird Song“ - ursprünglich ein Solosong von Garcia – hat derart viele Inkarnationen erlebt, dass die Nummer jedes Mal gänzlich anders ist. Teilweise ist das Stück hier aber ziemlich übersteuert. „My Brother Esau“ ist recht entspannt, es fehlt aber ein kleiner Aha-Effekt. Den gibt es aber bei „Feel Like A Stranger“. Die Gitarren klingen derart nach Disco, dass man gar nicht glauben mag, dass es sich eben dabei um das Instrument mit den sechs Saiten handelt. „Let It Grow“ legt dann auch von der Geschwindigkeit mal wieder etwas zu. Und Balladen konnte die Band auch, wie die wunderschöne Liveversion von „Comes A Time“ unterstreicht. „Morning Dew“ ist ein bombastisches Stück, welches den Madison Square Garden am 18. September 87 zum Beben brachte.

 

„Not Fade Away“ wurde mehrfach gecovert – man erinnere sich nur an die schweißtreibende Version der Rolling Stones – die Grateful Dead schaffen es trotzdem den Song irgendwie zu ihrem zu machen. Das treibende und druckvolle „Blow Away“ schließt sich da perfekt an. „Ramble On Rose“ ist über sieben Minuten die vertonte amerikanische Musik. Von Folk über Country bis hin zu Americana ist diese Nummer sehr traditionell gehalten. Das Klavier bringt noch ein bisschen Western-Flair unter. Gute Liveversion. „High Time“ hingegen wirkt reichlich uninspiriert und recht schief. „Althea“ zeigt die Band 1992 in Kanada in wesentlich besserer Verfassung. „Broken Arrow“ und „So Many Roads“ sind was für Genießer. Live entfalten die Tracks in diesen langsamen Versionen ihre volle Wirkung. Auf der letzten Tour im Jahre 95 spielte die Band auch Songs, die bisher nicht im Fokus standen. Dazu gehörte auch mit „Visions Of Johanna“ eine Nummer von Dylan. Anständige Interpretation.

 

Fazit: Der große Grateful Dead-Kanon ist nur über die Homepage zu beziehen und zudem auch noch streng limitiert. Ganz billig ist die Geschichte ja auch nicht gerade. Für all jene Leute, die da nicht zugreifen können oder wollen, gibt es jetzt mit der 4-CD-Box eine tolle Alternative. Von 1965 bis 1995 gibt es jeweils einen Live-Song zu hören. Dieses Set zeigt wie extrem vielfältig The Grateful Dead stets waren und dass die Band wie kaum eine andere dem Hang zur Improvisation frönte. Das Zusammenspiel - und wie einer dem anderen folgte - ist schon phänomenal. Es zündet zwar nicht jeder Track vollends, aber wenn, dann richtig. Da bleibt einem teilweise die Spuke weg. Eine solche Zusammenstellung gehört in jede Musiksammlung, da The Grateful Dead eine der Live-Bands schlechthin waren!

 

http://www.dead.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

The Grateful Dead: The Best Of

The Grateful Dead: The Best Of (2 CDs)

Warner/Rhino

VÖ: 20.03.2015

 

Wertung: 9/12

 

Hippies, Drogen, ausufernde Konzerte, San Francisco: willkommen in der Welt von The Grateful Dead. Wie kaum eine andere Band hat diese Kapelle neue Standards in Bezug auf Livekonzerte gesetzt. Die Show stand dabei weitaus weniger im Fokus wie bei so manchen Kollegen, dafür setzte man auf ausufernde Interpretationen der eigenen Musik. Wer The Grateful Dead nicht kennt, kann den Gedanken an Progrock gleich wieder verwerfen. The Grateful Dead waren immer der amerikanischen Musik verpflichtet. Auf den Konzerten wurden zwei Minuten Songs auch gerne mal zu dreißig Minuten Ereignissen. Und The Grateful Dead trugen maßgeblich dazu bei, dass die Kultur der Bootlegger einen ganz neuen Stellenwert bekam. Es gab für selbige während der Konzerte sogar einen Extrabereich. The Grateful Dead stellten eben immer eigene Regeln auf. Jetzt feiert die Band ihren 50.(!) Geburtstag. Eigentlich kann man diesen üppigen Backkatalog nicht in das simple „Best Of“-Format pressen, Rhino hat es trotzdem versucht. Man entschied sich für die vorliegenden 32 Tracks, womit die Alben der Band dann tatsächlich – mehr oder weniger – abgedeckt wurden.

 

Die Aufmachung ist in gewohnter Rhino-Qualität gehalten. Haptiker kommen da auch auf ihre Kosten und man kann das dicke Digipack sogar mit den Fingern erleben. Im Inneren gibt es dann auch noch ein dickes Booklet mit vielen Informationen und Fotos. Man sieht – und das ist wörtlich zu verstehen – dass die Macher da mit viel Herzblut bei der Sache waren und nicht nur schnell ein paar Songs aneinandergereiht haben. Von der Optik setzt sich diese Zusammenstellung so schon mal von ähnlich gelagerten Teilen meilenweit ab.

 

Der Sound der Grateful Dead änderte sich im Laufe der Jahrzehnte gewaltig. Dies liegt mitunter auch an den vielen Besetzungswechseln. Jedes neue Bandmitglied brachte eben auch immer neue Feinheiten mit und die hört man dann auch den Songs an. Jerry Garcia, Bob Weir, Phil Lesh, Ron “Pigpen” McKernan sind da in erster Linie als Kultmitglieder zu nennen. Besonders Jerry Garcia wird als Held gesehen. Anhand dieses Sets, welches chronologisch aufgebaut ist, kann man das ganz wundervoll nachvollziehen. „The Golden Road (To Unlimited Devotion)“ atmet dann auch den Geist der 60er ein und aus – so wie es die Beatgruppen im weit entfernten UK taten. „Born Cross-Eyed“ und „Dark Star“ sind vom Sound her eher bescheiden, aber ebenso ein Zeichen ihrer Zeit wie eben auch „St. Stephen“. Ab da geht es dann so langsam auch in eine psychedelische Richtung.

 

„China Cat Sunflower“ lässt dann keine Zweifel am Hippietum aufkommen. „Easy Wind“ ist zutiefst in der amerikanischen Musiktradition verwurzelt. „Casey Jones“ und „Truckin´“ sowieso. Der Sound ist an dieser Stelle längst besser und der warme, analoge Klang ist eine Wonne. Man höre sich nur „Box Of Rain“ an. „Sugar Magnolia“ ist eine Mischung aus Country, Folk und Americana und auch „Friend Of The Devil“ und „Ripple“ sind tief in der traditionellen amerikanischen Musik verpflichtet. The Grateful Dead goes Western. Herrlich entspannt kommt „Eyes Of The World“ daher. Zwischen Karibik und Jazz ist für die Band eben alles möglich. „Unbroken Chain“ ist eine wundervolle Ballade, während „Estimated Prophet“ zum Schluss der ersten CD mit einem schönen Groove zwischen Reggae und Funk überzeugen kann.

 

Die zweite CD startet mit „Terrapin Station“, dem Höhepunkt der Platte. 1977 erstreckte sich das Stück über 16 Minuten und eine komplette Plattenseite. Diese Nummer spiegelte dann auch auf einem Album die ausufernde Seite, die die Band meist live präsentierte, wieder. „Touch Of Grey“, die einzige Hit-Single von The Grateful Dead aus dem Jahre 87, ist ebenfalls auf dem Silberling zu finden. Der durchaus poppige Ansatz dürfte dem Erfolg sicher nicht hinderlich im Weg gestanden haben. „Shakedown Street“ - abermals mit einem funky Unterbau – oder das rockige „I Need A Miracle“ sind da aber wesentlich zwingender. Der Sound dieser Songs ist zudem eine Wucht. Dazwischen gibt es immer wieder einen entspannten Track vom Schlage „Fire On The Mountain“. „Feel Like A Stranger“ ist lässig und saucool, „Far From Me“ erinnert ein wenig an die Eagles und „Throwing Stones“ an eine Mischung aus den Dire Straits und den Stones. Diese Band war derart vielfältig, dass da auch ein Plätzchen für das balladeske „Black Muddy River“ ist. Ausgerechnet „Standing On The Moon“ lässt diese Zusammenstellung etwas langweilig auslaufen. Dies ist aber natürlich auch der Chronologie der Ereignisse geschuldet.

 

Fazit: The Grateful Dad landeten zwar nie die großen Hits, waren aber eine der wichtigsten amerikanischen Bands. Das musikalische Fundament stellte die traditionelle amerikanische Musik dar, aber darüber hinaus war alles möglich – bis hin zur Weltmusik. All dies kann man nun in Kurzform anhand des vorliegenden „Best Of“-Sets nachvollziehen. Die Aufmachung ist recht gelungen und liebevoll ausgefallen. Ihren legendären Ruf haben sich The Grateful Dead aber erst bei den vielen, vielen ausschweifenden Konzerten erspielt.

 

http://www.dead.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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