Steve Vai: Vai/Gash

Steve Vai: Vai/Gash

Mascot Label Group

VÖ: 27.01.2023

 

Wertung: 8/12

 

Steve Vai ist nicht nur ein Virtuose auf den sechs Saiten (und mehr), sondern liebt auch das Motorradfahren. Der Biker-Kult faszinierte ihn schon immer und so traf er vor vielen Jahrzehnten auf Johnny "Gash" Sombrotto. Mit dem Mann, der aufgrund eines Motorradunfalls Ende der 70er viele Narben davontrug, entwickelte sich eine Freundschaft. Steve Vai schrieb Anfang der 90er Songs, die dem Motorradfahren auch soundtechnisch gerecht werden sollten. Er lud „Gash“ ins Studio ein und war völlig überrascht, was der Mann da am Mikro ablieferte. Es wurde eine Platte in nur 2 Wochen auf den Weg gebracht. Dann verstarb „Gash“ auf tragische Art und Weise. Er hatte erneut einen Motorradunfall.

 

Die Aufnahmen aus jenen Tage schlummern nun schon seit gut und gerne dreißig Jahren in den Archiven. Steve Vai hört sich selbige, nach eigener Aussage, mindestens einmal im Jahr zu Ehren seines verstorbenen Freundes an. Jetzt sieht er allerdings die Zeit gekommen die Tracks endlich zu veröffentlichen. Es ist kein üppig gefülltes Werk, aber die acht Songs haben es wirklich verdient, dass die interessierte Rockwelt sie hört. „Vai/Gash“ ist anders als vieles, was der Gitarrenhexer sonst so veröffentlicht.

 

Man hört dem Album durchaus an, wann es entstanden ist und der Soundteppich ist durchaus Ende 80er/Anfang 90er zu verorten. Das ist aber natürlich nicht schlimm. Es ist größtenteils ein straightes Hardrockalbum. Viele Songs kommen dabei direkt auf den Punkt. „Danger Zone“ beispielsweise. „New Sensation“ klingt dabei – inklusive Solo – nach einem der besseren Mötley Crüe-Songs. Das kann durchaus Spaß machen und ist gerade in den düsteren Zeiten ein Stimmungsaufheller.

 

Der Einstieg mit dem amtlichen Hardrocker „In The Wind“ wird dem Biker-Thema voll und ganz gerecht. „Busted“ zieht dann noch mal das Tempo an. Das Brett prescht mit 200 über die Bahn. Da fliegt die Matte in alle Richtungen. Der Gesang ist dabei tatsächlich herausragend. Nachdem „Let´s Jam“ für den Total-Abriss sorgt, folgt mit „Woman Fever“ eine Boogie-Nummer, wie man sie auch von ZZ Top kennt. Sehr lässiger Track, kommt allerdings nicht ganz an die Bärtigen heran. „She Saved My Live Tonight“ hat eine gute Hookline und Melodie, da ist nicht modern, aber macht einfach Spaß. Lediglich der Rausschmeißer „Flowers Of Fire“ ist etwas zu süßlich und kitschig. Das klingt ja schwer nach Chris Norman und Smokie.

 

Fazit: Schön, dass Steve Vai nun endlich die Songs veröffentlicht, die er einst vor drei Jahrzehnten mit seinem Freund Johnny "Gash" Sombrotto aufgenommen hat. Das Biker-Feeling wird hier durchaus transportiert. Größtenteils ist das im Hardrock angesiedelt und macht dabei ungemein viel Spaß. Oftmals kommen die Musiker hier kurz und knackig auf den Punkt! Kurzweilig und durchaus gut.

 

https://www.vai.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Steve Vai: Inviolate

Steve Vai: Inviolate

Favored Nations/Mascot Label Group

VÖ: 28.01.2021

 

Wertung: 7,5/12

 

Steve Vai wird von vielen Musikinteressierten und begeisterten Gitarristen verehrt. Seit vielen Jahrzehnten beglückt er die Welt mit seinem Spiel. Es gibt natürlich auch kritische Stimmen, die in ihm nur den Techniker ohne Herz sehen. Wohin die Reise von Steve Vai musikalisch in 2022 geht, kann man sich nun auf „Inviolate“ anhören. Der Mann hat wieder einiges zu bieten, auch neue Gitarren, die er spielt. Irgendwie muss er sich ja auch selber bei Laune halten und das Spielen interessant gestalten.

 

Vai startet mit „Teeth Of Hydra“ in seinen neusten Streich. Die Nummer hat ihren Namen nicht umsonst verliehen bekommen. Selbige wurde mit einer Spezialgitarre aufgenommen - eine einteilige Kreatur mit zwei Köpfen und drei Hälsen, die unter anderem mit sieben- und 12-saitige Gitarren, einen viersaitigen Bass, Harfensaiten, halbfreie Hälse, Single-Coil-, Humbucking-, Piezo- und Sustainer-Tonabnehmer, schwebende und Hardtail-Tremolo-Brücken, Phasensplitter und vieles, vieles mehr gespickt ist.

 

Anspruchsvoll geht es bei Vai ja immer zu. Auf „Greenish Blues“ kann man teilweise hören, warum ihm Menschen hin und wieder vorwerfen nur auf die Technik zu achten und Herz und Seele bleibt dann vor der Tür. Auf der anderen Seite wird das Stück fast zärtlich beendet. Hinter „Knappsack“ und der Umsetzung steckt eine beeindruckende Geschichte. Nach einer Schulteroperation musste sein rechter Arm von einer Schlinge unterstützt werden (sein Arzt Dr. Knapp nennt das Teil einen „Knappsack“) und Vai konnte daher nur seine linke Hand benutzen um das Stück zu spielen. Davon gibt es auch ein Video auf dem dafür gängigen Portal.

 

Interessant sind „Candlepower“ und „Apollo In Power“. Hier geht der Gitarrenvirtuose andere Wege. Zwischen Jazz, Latin und Funk ist das höchst interessant. Gerade der gespielte Basspart macht unglaublich viel Laune. Abgesehen davon agiert Vai hier sehr entspannt. Das hat teilweise etwas Meditatives.

 

Fazit: Steve Vai zeigt auf „Inviolate“ sein ganzes Können. Seine Bandbreite und sein Spektrum sind extrem groß. Seine Versiertheit und seine Technik sind sowieso einzigartig. Ein harter Track wie „Avalancha“ ist anspruchsvoll, gar keine Frage, aber wenn er eher in die meditative Richtung geht, wird es interessanter. Entschleunigung und Entschlackung sind dieser Tage ja sowieso auch immens wichtig.

 

https://www.vai.com

 

Text: Torsten Schlimbach

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