Spiritual Beggars: On Fire (Vinyl + CD)

Spiritual Beggars: On Fire (Vinyl + CD)

Zomba/Sony

VÖ: 26.06.2015

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Auch „On Fire“ von den Spiritual Beggars erscheint nur in neuem Glanz auf Vinyl. Bandgründer Michael Amott ließ es sich nicht nehmen und schrieb auch für diese Wiederveröffentlichung die Liner Notes und Keyboarder Per Wilberg überarbeitete abermals das Artwork. Mit dem Vorgänger „Ad Astra“ hauten die Schweden ihr Meisterwerk raus, danach ging Spice von Bord und es gab bei den Fans viele lange Gesichter, prägte doch nicht nur sein Bassspiel den Sound der Truppe maßgeblich mit, nein, auch sein Gesang war eines der wesentlichen Aushängeschilder der Spiritual Beggars. Sein stimmlicher Nachfolger Janne „JB“ Christoffersson hat auf „On Fire“ aber eine ganz vorzügliche Leistung abgeliefert. Auch der Bass ist bei Roger Nilsson auf diesem Album in guten Händen.

 

Wie auch bei „Mantra III“ ist die LP-Hülle sehr wertig ausgefallen. „On Fire“ wurde selbstverständlich auf 180g Vinyl gepresst. Hierbei hat man sich an dem Artwork orientiert und das Ding erstrahlt in schönstem Dunkelblau! Da wird einem formidable Arbeit geliefert. Wellen sind nicht auszumachen und die Nadel findet schnell ihren ruhigen Platz. Liegt gut auf dem Teller, dreht sich hervorragend – ohne Ausfälle. Der sowieso schon sehr warme Sound des Albums, ist so gar als überragend zu bezeichnen. Man könnte, nein man möchte sich in diesen Sound reinlegen. Das Ding knallt.

 

Die eigentliche Musik auf „On Fire“ ist nicht mehr ganz so verspielt und verschnörkelt. Der psychedelische Anteil ist fast gänzlich verschwunden. Die Spiritual Beggars legen hier ein sauberes 70ies Rockbrett hin. Mit JB als Sänger haben sie nun zudem einen Mann mit im Boot, der auch den nötigen Soul mitbringt. „On Fire“ besteht – zählt man den Bonustrack mit – aus zwölf Knallern. Kein Füllmaterial vorhanden. Einzuordnen ist das irgendwo in der Schnittmenge aus Black Sabbath, Led Zeppelin, Deep Purple, Kyuss und ZZ Top.

 

„On Fire“ ist sicher kein Wischiwaschi. Es darf amtlich gerockt werden. Schon mit „Street Fighting Saviours“ gibt es Prügel. Ordentlich Wah-Wah wird da auf die Pedale gelegt, die Orgel jault, die Rhythmussektion spielt tight und JB bringt den Soul mit in den Sound rein. „Young Man, Old Soul“ ist ein Hammerbrett. Die Hookline macht einen fertig, abgesehen davon ist das ein verdammter Hit – in einer besseren Welt jedenfalls. „Killing Time“ steht dem in nichts nach. Der Refrain ist – und jetzt kommt das böse Wort – poppig-eingängig (das soll ein Kompliment sein!). Der raue Gesang und die dringliche Gitarre lassen aber garnicht erst Zweifel an der Reputation aufkommen. Auf langen Autofahrten rettet genau ein solches Ding Leben!

 

„Fools Gold“ rockt ordentlich, ist aber nur der Fußabtreter für „Black Feathers“. Zunächst schwurbelt man da noch ein bisschen herum, dann kommt die Orgel und es türmt sich ein Sturm auf. Dabei geht es weder um die Härte, noch die Geschwindigkeit. Atmosphäre ist das Zauberwort! „Beneath The Skin“ kann da nicht ganz mithalten, ist aber auch ein schönes Stoner-Monster. Und plötzlich knirscht der Sand zwischen den Zähnen.

 

Mit dem Instrumentalstück „Fejee Mermaid“ wird man an Led Zeppelin erinnert. Dieses entspannte Kurzstück läutet die zweite Hälfte ein. „Dance Of The Dragon King“ holt wieder den Hammer heraus und „Tall Tales“ könnte man sich auch von Monster Magnet vorstellen. „The Lunatic Fringe“ baut sich sehr schön auf und hat einen tollen Spannungsbogen zu bieten. Ein bisschen sphärisch drehen die Jungs hier auf. „Look Back“ zeigt zum Schluss noch mal die ganze Bandbreite von „On Fire“: von laut bis leise, von hart bis zart, von 70ies Rock bis hin zu Stoner. Als Bonustrack gibt es auf der CD noch das bekannte „Burden Of Dreams“ - könnte man sich auch gut auf dem ersten Soloalbum von Chris Cornell vorstellen.

 

Fazit: „On Fire“ ist das erste Album mit neuem Sänger und Bassisten. Die Platte kommt schneller auf den Punkt und ist nicht so psychedelisch verspielt wie "Mantra III". Dafür gibt es hier astreinen 70ies Rock auf die Ohren. Stoner Rock bahnt sich aber auch den Weg in die Gehörgänge. Die neuen Mannen machen ihren Job ganz vorzüglich. Die Wiederveröffentlichung auf 180g farbigem Vinyl ist zudem von der Haptik und dem Sound extrem gelungen!

 

http://www.spiritualbeggars.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Spiritual Beggars: Mantra III (Vinyl + CD)

Spiritual Beggars: Mantra III (Vinyl + CD)

Zomba/Sony

VÖ: 26.06.2015

 

Wertung: 9/12

 

Sony legt im Rahmen der Music for Nations Label-Reissue-Serie auch „Mantra III“ der Spiritual Beggars neu auf. Es ist aber nicht so, dass das Label einfach in Eigenregie das Album nun noch mal auf Vinyl gepresst hat. Die Band war da durchaus involviert und dann kommt eben so eine Geschichte wie im vorliegenden Fall raus: eine liebevolle Arbeit. Die Liner Notes schrieb Gitarrist und Bandgründer Michael Amott und Keyboarder Per Wilberg überarbeitete noch mal das Artwork. Mastermind Amott teilt zudem mit, dass es für ihn eine große Freude war mit den Leuten von Music for Nations erneut an der Platte zu arbeiten. Man hört und sieht es!

 

Die LP-Hülle macht einen stabilen und wertigen Eindruck. Selbiges gilt auch für die eigentliche Scheibe. Mittlerweile ist 180g bei Vinyl-Veröffentlichungen ja schon als Standard zu bezeichnen, was mitunter nicht unproblematisch ist. Im vorliegenden Fall hat man das aber noch auf farbiges (yellow) Vinyl gepresst, wodurch die ganze Kiste noch vertrackter wird. Man ist da glücklicherweise keine Kompromisse eingegangen und hat ganze Arbeit geleistet. Man muss ja nicht erwähnen, dass das Ding gut in der Hand liegt, ist bei den Dicken ja bekannt. Die Platte macht aber nicht nur von der Haptik einen guten Eindruck, sie liegt auch wunderbar auf dem Teller. Wellen gibt es nicht und die Nadel läuft schön gleichmäßig. Der Sound ist richtig satt und stellt zumindest gegenüber meiner alten CD des Albums eine deutliche Verbesserung dar! Dies ist bei Vinyl-Wiederveröffentlichungen ja nicht unbedingt der Fall. Chapeau, gut gemacht!

 

Die Schweden haben in ihrer Karriere, die nun schon mehr als zwanzig Jahre andauert, auf zwei Positionen immer etwas Durchgangsverkehr gehabt: Bass und Gesang. Angefangen hatten sie einst als Trio, denn Christian „Spice“ Sjöstrand spielte Bass und übernahm auch noch den Gesang. Eigentlich ungewöhnlich, dass eine Band den Austausch des Sängers derart oft überlebt. Der Nachfolger von Spice ist ja auch seit ein paar Jährchen schon wieder Geschichte. „Mantra III“ lebt somit nicht nur von dem treibenden Gitarrenspiel, welches Amott genial meistert, sondern auch vom Gesang. Spice kotzt sich da so richtig aus und legt seine ganze Seele in die Songs.

 

Erst bei „Inside Charmer“ - und das ist immerhin schon die zehnte Nummer – gönnt man sich etwas Ruhe. Ruhe ist bei den Spiritual Beggars natürlich immer relativ. Man driftet da auch in die psychedelische Ecke ab. Der Stoner Rock baut aber ja sowieso oft darauf auf. Und auf die Musik der 70er. ZZ Top grüßen nett bei „Sad Queen Boogie“. Geiles Ding! Und dabei ging die Platte mit Carlos Santana los. „Superbossanova“ bereitet einem zumindest einen recht entspannten Einstieg in dieses Werk. Und dann folgt Brett auf Brett. Fans von Kyuss sollten da unbedingt reinhören. „Euphoria“ ragt da sicherlich noch mal etwas heraus. Die Hammond-Orgel raubt einem im Mittelteil den Verstand, die Soli und Riffs kommen wie Backpfeifen, die Drums knallen, der Bass pumpt und dann hat der Song einen Refrain, der glatt Ohrwurmqualitäten hat – auf eine gute Art und Weise. Selbst ein paar Elemente des Progrocks sind da zu finden. Eine Wahnsinns-Nummer!

 

„Broken Morning“ erinnert an den guten, alten Jimi Hendrix. „Lack Of Prozac“ hat allerdings nicht viele Ideen zu bieten. „Bad Karma“ kommt da schon wesentlich besser auf den Punkt und gerade das Zusammenspiel von Gitarre und Orgel funktioniert auf magische Weise. Wie sich ein Song, der „Mushroom Tea Girl“ heißt, anhört, kann man sich ungefähr vorstellen. Ein Trip über acht Minuten, der in einem wahren Rausch endet.

 

Die CD hält dann noch drei Bonustracks bereit. „Band Is Playing“ ist ein Jam über fünf Minuten, „Redwood Blues“ ein Blues-Stampfer schwedischer Prägung und dann gibt es zum Abschluss auch noch mal eine alternative Version von „Euphoria“ zu hören. Runde Sache!

 

Fazit: „Mantra III“ der Spiritual Beggars macht als Yellow-Vinyl optisch einen hervorragenden Eindruck. Die Pressung auf 180g ist sehr gelungen und die Scheibe läuft sehr schön gleichmäßig über den Teller. Der satte Sound passt zu diesem Ungetüm an Musik. Stoner Rock, psychedelischer Rock und 70ies Rock geben sich die Klinke in die Hand und lassen „Mantra III“ zu einem Bastard werden. Rockfans sollten das Teil im Schrank haben!

 

http://www.spiritualbeggars.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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