Saxon: Hell, Fire And Damnation

Saxon: Hell, Fire And Damnation

Warner/Silver Lining

VÖ: 19.01.2023

 

Wertung: 9/12

 

Mit einer gut und gerne 48-jährigen Bandgeschichte kann man Saxon nun wirklich nicht mehr erzählen wie der NWOBHM-Laden zu laufen hat. Man könnte ja jetzt auf die Idee kommen, dass Studioalbum Nummer 24 nur noch nach Verwaltung klingt. Ist aber nicht so. „Hell, Fire And Damnation“ ist sogar die beste Scheibe seit langer Zeit von Biff Byford und seinen Mannen. Wenn man mal ehrlich ist, dann waren die "Inspirations"-Alben zwar nett, aber eben auch nicht mehr. Das nun von Andy Sneap und Biff Byford produzierte Album ist druckvoller und man hört den Songs an, dass die Musiker im Studio unglaublich viel Spaß gehabt haben müssen.

 

Thematisch geht es zurück und Hexen sind in den Texten ebenso zu finden, wie auch Ufo-Sichtungen oder die Zeit des Piratenradios. Eingebettet wird das oft in druckvolle Klänge wie sie nur Alben des NWOBHM am Start haben. Der Auftakt mit „The Prophecy“ macht da keine Gefangenen und „1066“ prescht auch schön durch die Heavy-Gefilde. Der Mittelteil der Nummer ist allerdings sehr klassisch ausgefallen. Hier wird ein Bogen vom Beginn des Genres bis in das Hier und Jetzt gespannt.

 

„Witches Of Salem“ bringt – ähnlich wie „There’s Something In Roswell“ – ein paar düstere Klänge mit. Dafür springt einem „Super Charger“ mit voller Wucht in die Fresse. Auffallend ist die gute stimmliche Verfassung von Biff, der sich sogar in einige Kreisch-Spähren auf diesem Album vorwagt. Der Mann ist ja nun auch nicht mehr der Jüngste, aber hier klingt er frisch und authentisch. Das gilt aber sowieso für die gesamte Langrille. Für Abwechslung ist auch gesorgt, der Titeltrack „Hell, Fire And Damnation“ gebärdet sich teilweise wie ein Metallica-Track. „Madame Guillotine“ und „Kubla Khan And The Merchant Of Venice“ entpuppen sich bei sehr gutem Songwriting als echte Ohrwürmer. Solides Handwerk wie „Pirates Of The Airwaves“ reiht sich da sehr gut ein. Ausfälle hat das Album jedenfalls keine zu verzeichnen!

 

Fazit: Saxon haben mit „Hell, Fire And Damnation“ ein bärenstarkes Album aufgenommen. Hier passt fast alles! Das Songwriting und die Arrangements sind tipptopp, dies alles wird in eine astreine Produktion eingebettet und auch die handwerkliche Umsetzung ist teilweise brillant. Hervorheben muss man auch die Stimme von Byford, der hier wie ein junger Metalgott trällert. Man muss ja immer aufpassen, wenn man in Superlative abdriftet, aber dieses Werk hier zählt sicher zu den besten der Band! Es ist aber nicht nur für Fans von Saxon ein Muss, auch Anhänger des NWOBHM sollten die Scheibe dieses Jahr unbedingt auf dem Zettel haben!

 

https://www.saxon747.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Saxon: More Inspirations

Saxon: More Inspirations

Silver Lining/Warner

VÖ: 24.03.2023

 

Wertung: 7,5/12

 

Das britische Heavy Metalschiff Saxon hat es schon wieder getan und ein Coveralbum aufgenommen. Nach „Inspirations“ aus dem Jahr 2021 folgt nun „More Inspirations“. Dazwischen gab es freilich noch ein anderes Werk. Festtage für die Fans, die mit reichlich Veröffentlichungen in den letzten Jahren verwöhnt wurden – und natürlich auch die Bandkasse füllten. Produziert wurde die ganze Kiste von Biff Byford, aufgenommen mit der Hilfe seines Sohnes Seb Byford, gemixt von Jacky Lehmann.

 

Mit „We Gotta Go Out Of This Place“ startet die Band recht konventionell, gar langweilig in das Album. Spannender wird es mit „The Faith Healer“ der Alex Harvey Band. Hier gibt der Songaufbau natürlich auch einiges her und Saxon liefern da eine spannende Umsetzung mit allerlei kleinen Spielereien ab. Das Ding knallt ordentlich rein. Der gute Alice Cooper passt natürlich ganz gut zu Saxon. „From The Inside“ wird dann auch mit viel Schwung wie eine typische Saxon-Nummer vorgetragen. Macht Spaß!

 

„Substitute“ von The Who ist viel zu zahm, gar brav. Das kann The Who nun wirklich nicht das Wasser reichen. „Gypsy“ – im Original von Uriah Heep – haut da schon eher hin. Auch „Man Of The Silver Mountain“ passt perfekt zum Heavy-Verständnis von Saxon und auch zum Gesang von Byford. Überraschend sehr gut umgesetzt wurde „Detroit Rock City“ von Kiss. Das markante Bassspiel, aber auch der Gesang klingen recht frisch. Das ist mal eine gelungene Coverversion. „Razamanaz“ von Nazareth klingt nach einer Menge Spaß bei den Aufnahmen. Auch diese Umsetzung im Heavy-Gewand ist durchaus die pure Freude! Die Cream-Nummer „Tales Of Brave Ulysses“ beendet das Werk sehr schön – und mit ordentlich Wah-Wah.

 

Fazit: „More Inspirations“ ist erneut ein Coveralbum von Saxon. Das macht über weite Strecken Laune, an der einen oder anderen Stelle haut es aber nicht ganz hin, da Saxon dann zu brav agieren und den jeweiligen Part einfach nur nachspielen. Immer, wenn die Band frisch von der Leber weg agiert, macht das Album aber unglaublich viel Spaß. Wer die erste Runde mochte, wird sicher auch mit der zweiten sehr glücklich werden.

 

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Text: Torsten Schlimbach

Saxon: Carpe Diem

Saxon: Carpe Diem

Silver Lining/Warner

VÖ: 04.02.2022

 

Wertung: 8/12

 

Saxon war schon immer eine extrem fleißige Band. Trotzdem hatte man überwiegend nie das Gefühl, dass die Band Metal arbeitete, sondern tatsächlich Spaß an dem hatte, was über viele Jahrzehnte rausgehauen wurde. Dies ist auch mit dem mittlerweile 23. Album der Band nicht anders. Das letzte Werk „Inspirations“, bestehend aus Coversongs, welche Saxon nachhaltig beeinflusst haben, hat noch nicht mal ein Jahr auf dem Buckel, da steht mit „Carpe Diem“ schon der Nachfolger in den Startlöchern. Die Zeit ohne Touren während Corona wurde somit gut genutzt, gleichwohl sich Biff Byford auch um seine Gesundheit gekümmert haben dürfte. Wie wir alle wissen, kann Musik ja zur Genesung beitragen. Produziert wurde „Carpe Diem“ von Andy Sneap und Biff Byford. Der finale Mix und das Mastering stammt ebenfalls von Andy Sneap.

 

Eine Nummer wie „Living On The Limit“ mag auch ein bisschen der Covid-Situation geschuldet sein. So knackig, wütend und aggressiv hat man Saxon nämlich schon lange nicht mehr gehört. Da hat sich einiges angestaut. „Carpe Diem“ ist sowieso ein sehr lautes und aggressives Album. Kein Altherrenmief, sondern immer schön auf die Zwölf. Die große Kunst ist es hier, dass das absolut authentisch klingt und keineswegs aufgesetzt wirkt.

 

Es gibt freilich auch langsamere Songs, die von der Atmosphäre dann aber sehr düster sind. „The Pilgrimage“ ist so eine Nummer, die zudem noch mit einem amtlichen Gitarrensolo aufwarten kann. „Carpe Diem (Seize The Day)“ vereint als Eröffnungssong sogar alles in 4 Minuten und 42 Sekunden. Der Track beginnt düster, der Aufbau ist sphärisch und dann entlädt sich mit dem Schrei von Byford die ganze Energie und wird zu einer wütenden Raserei für den Rest der Nummer. Gut gebrüllt!

 

„Age Of Steam“ knallt sogar noch mehr rein. Da kann die Nackenmuskulatur mal zeigen, was sie noch leisten kann. Hin und wieder vermisst man etwas die zündenden Ideen. „Dambusters“ ist irgendwie weder Fisch noch Fleisch und da bleibt wenig hängen. „Remember The Fallen“ hat immerhin eine kleine Melodie zu bieten, die sich im Ohr festsetzt. „Super Nova“ setzt im Härtegrad noch mal einen drauf und walzt in einer ordentlichen Geschwindigkeit alles nieder. Da der Gesang sehr melodiös ist, passt und sitzt hier alles. „Lady In Gray“ versucht sich als opulente Hymne, während „All For One“ jedes Metallerherz begeistern wird. „Back Is The Night“ beendet das Album schließlich noch mal mit allen Zutaten der übrigen Songs und somit schließt sich der Kreis zum Beginn des Albums. Der ruhige Mittelteil macht aus der Nummer sogar noch etwas Besonderes!

 

Fazit: Saxon haben die Tage definitiv gut genutzt und während Corona ein gutes Album auf den Weg gebracht. „Carpe Diem“ ist härter und düsterer als die letzten Songs von Saxon, dabei aber stets authentisch. Es zündet nicht komplett, wenn, dann aber auch richtig. Saxon sind auch im Herbst ihrer Karriere immer noch eine Bank, auf die man gerne vertrauen darf, kann und sollte!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Saxon: Inspirations

Saxon: Inspirations

Silver Lining/Warner

VÖ: 19.03.2021

 

Wertung: 7,5/12

 

Das alte Schlachtschiff Saxon lässt seine Fans jetzt am eigenen Fansein teilhaben. Die Band hat nun ein Album mit reinen Coversongs aufgenommen. Selbiges wurde folgerichtig „Inspirations“ betitelt. Die Songs, die Biff Byford und seine Jungs beeinflusst haben, wurden vom Saxon-Sänger und Jacky Lehmann produziert. Große Überraschungen sind jetzt nicht unter den Tracks zu finden, dafür hört man, dass Saxon Spaß an den Aufnahmen gehabt haben müssen.

 

Byford hat im Vorfeld der Veröffentlichung gesagt, dass es ohne „Speed King“ kein „Motorcycle Man“ geben würde. Kurioserweise hat der Mann den Song vorher noch nie gesungen. Dies gilt für viele Nummern und das war für Byford stimmlich eine große Herausforderung. Der Mann ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Mit „Paint It Black“ steigen Saxon mit einem Song der Stones ein, einer Band, die Byford aufgrund ihrer Attitüde immer verehrt hat. Die Nummer wird recht nahe am Original gespielt. Das gilt im Grunde hier für jeden Track. „Immigrant Song“ von Led Zepplin ist solide, plätschert nach hinten raus allerdings etwas ziellos aus.

 

Von den Beatles gibt es „Paperback Writer“ zu hören. Die Interpretation von Saxon ist naturgemäß etwas heavier ausgefallen. „Evil Woman“ hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber „Stone Free“ von Hendrix macht schon Laune. Der heisere Gesang von Byford und der Metalunterbau sind mal eine neue Facette für die Nummer. An die Genialität von Hendrix kommt das nicht heran, aber das sollte man auch nicht vergleichen. „Bomber“ von Motörhead drängte sich ja quasi auf. Die Herren mochten sich ja stets. Passt. „Speed King“ ist gerade von der handwerklichen Seite wunderbar ausgefallen. Thin Lizzy werden mit „The Rocker“ geehrt und hier darf Byford zeigen, was er noch so draufhat – zumindest mit Hilfe der Studiotechnik. „Hold The Line“ werden einige gar nicht vom Original von Toto unterscheiden können. Ob das jetzt für oder gegen die Interpretation von Saxon spricht, muss jeder für sich selbst beantworten. „Problem Child“ ist schön knackig – so wie bei AC/DC. „See My Friends“ von The Kinks beendet den Songreigen fast schon psychedelisch – jedenfalls für Saxon-Verhältnisse.

 

Fazit: „Inspirations“ ist ein Album voller Klassiker, die von Saxon sehr nahe am Original mit unglaublich viel Spaß und Verve interpretiert werden. Das macht schon Laune der Band zu lauschen, wie sie diese bekannten Tracks darbietet. Das hätte vollends in die Hose gehen können, aber da die Herren wirklich ihr ganzes Musikerherz in die Songs legen, ist das größtenteils gut gelungen.

 

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Text: Torsten Schlimbach

Saxon: Thunderbolt

Saxon: Thunderbolt

Silver Lining/Warner

VÖ: 02.02.2018

 

Wertung: 9/12

 

Saxon sind schon seit den 70ern ein unverwüstliches Schlachtschiff des NWOBHM. Der weltweite Riesenerfolg war den Mannen um Biff Byford zwar nie vergönnt, aber Beharrlichkeit und Kontinuität zahlten sich trotzdem aus. Die Fangemeinde stand immer treu an der Bandseite und so mancher Genre-Klassiker ist dann ja auch noch im Verlaufe der Karriere entstanden. Der Backkatalog ist ja sowieso recht üppig gefüllt. Mit Thunderbolt wird dieses Jahr das 22.(!) Album veröffentlicht. Einen derart langen kreativen Atem haben nicht viele Genre-Kollegen vorzuweisen. Die neuen Songs entstanden zusammen mit Produzent Andy Sneap. Musikalisch bleibt natürlich alles beim Alten. Wäre ja auch höchst seltsam, wenn die Band noch mal neue Wege gehen würde.

 

Wer Fan von Saxon ist, wird auch mit „Thunderbolt“ keine Enttäuschung erleben. Das ist ja das Schöne an der Kapelle: es ändert sich kaum etwas, aber das Niveau fällt auch nicht ab. Biff Byford hat zudem einer der markantesten Stimmen des Genres. Zumindest auf Platte hat sich an seinem Ausdruck, der Klangfarbe und der Stahlkraft kaum etwas geändert. Wer die Songs erstmalig ohne weitere Hinweise oder Hintergründe hört, wird selbige sofort Saxon zuordnen können.

 

Der Song, der das ganze Album überstrahlen wird, ist „They Played Rock And Roll“. Hierbei handelt es sich um ein großes Tribut für Lemmy und Motörhead. Für so ein Ding hat man den Namen Killer Track in den Sprachgebrauch aufgenommen. Bass und Drums sind unverkennbar an Motörhead angelehnt. Zudem wird da auch thematisch die Geschichte von Saxon und Motörhead miteinander verwoben und man befindet sich dann glatt wieder im Jahre 1979. Gut gemacht, Jungs!

 

Es ist zum Teil sogar ein düsteres Album mit Einschlägen aus der Klassikecke. An erster Stelle wäre da „Nosferatu (The Vampire´s Waltz)“ zu nennen. Mit der Overtüre „Olympus Rising“ wird die Richtung ja schon vorgegeben. Das Brett „Thunderbolt“ schließt sich da kongenial an. Spätestens mit „Secret Flight Of Flight“ hat man die Gewissheit, dass Saxon da noch mal ein tolles Alterswerk gelungen ist. Handwerklich ist das erstklassig umgesetzt und zwischen gepflegter Härte und Melodienreichtum sitzt da alles. Bei „Predator“ wird sogar mit einigen Growls zarte Bande an die Gegenwart geknüpft. Passt thematisch natürlich perfekt. „Sons Of Odin“ lebt vom Groove, während „Sniper“ noch mal zeigt, wie es hoch und runter auf dem Griffbrett geht. „A Wizards Tale“ geht glatt als klassischer Saxon Track über die Ziellinie und „Speed Merchants“ könnte sich sogar zu einem späten Klassiker der Band entwickeln. „Roadies´ Song“ fällt da etwas ab. Nett, aber nicht sonderlich spannend. Zum Abschluss gibt es die Raw Version von „Nosferatu“ - was für das Ende irgendwie dann etwas einfallslos ist.

 

Fazit: Saxon melden sich mit „Thunderbolt“ zurück. Und wie! Neue Wege werden da nicht beschritten, aber das muss auch gar nicht sein. Das Album hat glatt das Zeug dazu ein später Klassiker der Band zu werden. Und dann setzen sie Motörhead – und natürlich auch der eigenen Vergangenheit – ein Denkmal. Fans kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten! Saxon unterstreichen hier auf eindrucksvolle Art und Weise, dass man auch im Jahre 2018 die Band auf dem Zettel haben muss!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Saxon: Decade Of The Eagle – 1979 – 1988

Saxon: Decade Of The Eagle – 1979 – 1988

BMG

VÖ: 17.11.2017

 

Wertung: 7,5/12

 

Muss das wirklich sein, dass schon wieder eine Zusammenstellung von Saxon herausgegeben wird? Gibt es nicht schon genug solcher Veröffentlichungen? „Decade Of The Eagle – 1979 – 1988“ beschäftigt sich zwar mit der ersten Dekade und eben nicht mit der kompletten Karriere, aber auch das ist ja nicht neu. Natürlich sind die ersten neun Studioalben legendär, aber auch die wurden ja nun schon mehrfach wiederveröffentlicht und mit reichlich Bonusmaterial versehen. Der Fan hat das gesamte Material somit schon mehrfach im Schrank stehen. Die letzten Jahre waren aber sowieso teuer für den geneigten Anhänger, da jedes Jahr irgendwas aus dem Hause Saxon in die Läden gebracht wurde – in manchen Jahren sogar mehrere Veröffentlichungen.

 

Immerhin hat man sich bei „Decade Of The Eagle – 1979 – 1988“ bei der Gestaltung und Aufmachung etwas Mühe gegeben. Das Cover sieht ganz nett aus und das Booklet kann mit einigen Fotos dieser Ära punkten. Umfangreiche Liner Notes rufen einem die Jahre auch noch mal in das Gedächtnis. Zum Schluss wird die Trackliste abgebildet und zumindest sind die Urheber der Songs aufgeführt. Alles in allem ist das ganz nett, derartige Geschichten wurden in der Vergangenheit schon wesentlich schlechter und liebloser gelöst.

 

Die Anordnung der Songs erfolgte in chronologischer Reihenfolge – entweder des Albums oder in der Reihenfolge, wie die Songs als Single veröffentlicht wurden. Davon gab es damals so einige. Immerhin konnten die Pioniere des New Wave Of British Heavy Metal vier Top-20-Singles landen. Fünf Alben gingen in die Top-40. Logischerweise waren Saxon nie eine Mainstreamband. „Heavy Metal Thunder“ - natürlich auf der ersten CD enthalten - kennt trotzdem jeder, der auch mal ein paar härtere Klänge schätzt. Dies ist ein Genre-Klassiker wie er im Buche steht. Die Live-Version von „20.000FT“ verdeutlicht zudem, dass die Mannen um Mastermind Biff Byford auch eine ganz famose Live-Band waren – sind sie ja immer noch.

 

Etwas unglücklich ist es, dass „Frozen Rainbow/Rainbow Theme“ durch Abwesenheit glänzt, denn immerhin konnten Saxon damit ja einen Plattenvertrag an Land ziehen. Man hat für diese Zusammenstellung übrigens nicht auf die Single-Versionen zurückgegriffen, sondern auf die Remaster der Album-Versionen. Macht ja auch Sinn, dass man das in einem besseren Sound präsentieren möchte. „Stallions Of The Highway“, „Big Teaser“ oder „Backs To The Wall“ klingen trotzdem recht dünn. So waren eben die Anfänge, die Truppe hatte ja noch nicht so ein großes Budget im Rücken. „Princess Of The Night“ und „Power And Glory“ - ein weiterer ganz großer Klassiker der Bandgeschichte – sind soundtechnisch ja schon wesentlich weiter. Da hatte sich die Band aber auch schon einen Namen gemacht. Aller Anfang ist eben schwer.

 

„This Town Rocks“ mäht zwar alles nieder, aber Saxon waren ja immer eine höchst melodische Band. Auch das programmtische „The Eagle Has Landed“ kommt sogar ein Stück vom Blues her. „Midras Touch“ ist in den Strophen mitunter ein Stück poppig ausgefallen. „Back On The Streets“ hat sogar einen Refrain zu bieten, der sämtliche Schwiegermütter der Welt nicht verschrecken dürfte. Das balladeske „Broken Heroes“ bringt natürlich auch alles mit, was eine Hymne braucht. „Waiting For The Night“ ist ja fast schon MOR-Rock, aber so waren eben die 80er, die auch dieses Genre ein Stückchen auffraßen. Mit „Battle Cry“, „Ride Like The Wind“ und „Red Alert“ gibt es ja auch andere Kost und das ist dann schon wieder heavy.

 

Fazit: Saxon sind immer noch auf den Bühnen zu sehen und extrem fleißig sind die Herren auch. Ein neues Album wird es in absehbarer Zeit ja schon wieder geben, bis dahin können alle Neueinsteiger „Decade Of The Eagle – 1979 -1988“ hören. Fans werden sich das vermutlich sowieso kaufen, denn die Sammlung will ja schließlich komplettiert werden, aber notwendig wäre das nicht. So oder so: hier gibt es einige Klassiker des New Wave Of British Heavy Metal zu hören!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Saxon: Battering Ram

Saxon: Battering Ram (Ecolbook)

UDR/ADA/Warner

VÖ: 16.10.2015

 

Wertung: 8/12

 

Saxon legen mit „Battering Ram“ schon das 21. Studioalbum vor. Was kann da noch kommen, was Saxon nicht eh schon gesagt und gemacht haben? Mastermind Biff Byford sagte im Vorfeld, dass die neue Platte die natürliche Weiterentwicklung von „Sacrifice“ wäre, der Fokus diesmal aber eben nicht mehr so stark auf dem Rock and Roll liegen würde und das Augenmerk vermehrt auf den Heavy Metal-Anteil gerichtet wäre. Das kann man mitunter so stehen lassen und wenn man sich die Covergestaltung anguckt, dann fängt es damit schon an. Produziert wurde „Battering Ram“ von Andy Sneap, der in dem Genre ja nun schon wahrlich seine Spuren hinterlassen hat.

 

Experimente waren für „Battering Ram“ nicht vorgesehen. Der Sound ist somit ziemlich oldschool, klingt aber nicht angestaubt. Saxon besinnen sich vielmehr auf alte Stärken. „Battering Ram“ ist dann auch ganz der alten Saxon-Tradition verpflichtet. Fäuste in die Höhe, Matte geschüttelt und ab dafür. Schnörkellos geht die Band mit schweren Gitarrenriffs zu Werke. Biff Byford klingt – zumindest im Studio – so gut bei Stimme wie schon lange nicht mehr. Und dazu wird dann auch noch ein klassisches Gitarrensolo gereicht. Das ist nicht innovativ, macht aber Laune.

 

„The Devil´s Footprint“ nimmt noch mehr an Fahrt auf. Heavy Metal galore! Voll auf die Zwölf bis die Felle wegfliegen. Es ist klar, dass Saxon die Geschwindigkeit nicht über die volle Distanz bringen können und so schält sich „Queen Of Hearts“ mit tonnenschweren Riffs aus den Boxen. Toni Iommi wird stolz sein. In der Mitte des Songs wird das alles etwas gedrosselt und dann erinnert das kurzfristig gar an Iron Maiden. „Destroyer“ und „Hard And Fast“ machen dem Genre alle Ehre und Saxon natürlich auch. Die Jungs haben die Handbremse gelöst.

 

Und so geht es munter durch dieses Album, welches sicher keinen Innovationspreis gewinnen wird, aber eben auch verdammt viel Spaß macht. Und es gibt sie ja noch, die kleinen Überraschungen. „Stand Your Ground“ hat was von Motörhead und Iron Maiden und ist letztlich doch voll und ganz Saxon. Mit „Top Of The World“ haben die Herren sogar noch eine Hymne im Gepäck. „To The End“ fängt lässig an, nimmt aber irgendwie eine kitschige Wendung. Da ist doch viel Schmalz dabei. Vielleicht muss man auch einfach konstatieren, dass das aufgrund des Alters der Herren dann auch mal klargeht. Das getragene „Kingdom Of The Cross“ - bei dem der Text größtenteils gesprochen wird – ist auch irgendwie ein seltsames Ende. Fast meditativ.

 

Fazit: „Battering Ram“ von Saxon ist ein ordentliches Heavy Metal Werk. Ein paar seltsame Anwandlung gibt es zwar hier und da, aber größtenteils ist das ein schönes, klassisches Brett. Die Band hat lange nicht mehr so frisch geklungen – und das mit einem alten Sound. Was die Optik betrifft: Ecolbook hört sich toll an, aber man hat ein bisschen Angst, dass die ganze Geschichte auseinanderfällt. Das war sicher gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Alles in allem das beste Album von Saxon seit einer Ewigkeit!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Saxon: Heavy Metal Thunder (2 CDs)

Saxon: Heavy Metal Thunder (2 CDs)

UDR/Warner

VÖ: 13.02.2015

 

Wertung: 7,5/12

 

„Heavy Metal Thunder“ von Saxon wird neu aufgelegt. Warum man es nicht bei der ursprünglichen Veröffentlichung belassen hat, wird wohl eines der Geheimnisse im Saxon-Universum bleiben. Mittlerweile gibt es ja eine wahre Veröffentlichungsflut von den Mannen um Biff Byford. „Heavy Metal Thunder“ diente ja einst dazu, die alten Songs in einem zeitgemäßen Gewand und Sound von der neuen Mannschaft einspielen zu lassen. Jetzt also die Neuauflage, die um die Live-CD „Live At Bloodstock 2014“ ergänzt wird. Braucht man das wirklich? Daran werden sich die Geister scheiden. Die aktuellen Livequalitäten der Band wurden ja nun auch schon hinlänglich dokumentiert. Nun denn, der geneigte Fan wird sich auch diese beiden CDs der sympathischen Herren in den Schrein stellen.

 

Auf „Heavy Metal Thunder“ gibt es dreizehn Songs der Frühphase auf die Ohren. Acht davon wurden im Jahre 2001 neu eingespielt. Der Sound mag besser sein, aber gerade Tracks wie „The Power And The Glory“ oder „Crusader“ haben weniger Drive. Byford knüpft hier keinesfalls an die Gesangsleistung der Originale an. Manche Songs wurden sogar vom Tempo verändert. „Denim And Leather“ ist gar nur ein Schatten früherer Tage. Ansonsten ist das natürlich als „Best Of“ gelungen und eine mehr als überragende Songauswahl. Alles in allem fährt man allerdings mit den ursprünglichen Fassungen besser, die man aber nicht so gebündelt wie hier bekommt. Von daher hat die Medaille zwei Seiten.

 

Die Live-CD enthält so manchen Klassiker der Bandgeschichte und ist eine schöne Unterstützung von „Heavy Metal Thunder“. „Sacrifice“ ist der perfekte Opener – auch heute noch. Band und Zuschauer sind da gleich auf Betriebstemperatur. „Power And The Glory“ und „Heavy Metal Thunder“ sind anschließend natürlich eine Bank. Selbiges gilt selbstverständlich auch für „Crusader“, „Wheels Of Steel“, „Princess Of The Night“ und „Denim And Leather“, welche den glorreichen Abschluss bilden. Byford feuert die Zuschauer immer wieder an und so gerät „Crusader“ zum epischen Manifest. Der Sound der Liveaufnahmen ist übrigens erstklassig. „Denim And Leather“ lässt zum Schluss die Axt mit allen Facetten kreisen – Saxon in Höchstform.

 

Fazit: „Heavy Metal Thunder“ von Saxon ist eine Best Of-Zusammenstellung der etwas anderen Art. Im Jahre 2001 spielte die Band die Klassiker aus der Frühphase neu ein. Der Sound war besser, die Bandmitglieder teilweise andere, nur an die Originale reichte das nicht ganz heran. Wer von der Band noch so rein gar nichts im Schrank stehen hat, kriegt immerhin einen guten Überblick geliefert. Warum man das jetzt noch mal auflegen muss erschließt sich allerdings nicht. Als Zückerchen gibt es aber noch eine Live-CD mit Aufnahmen vom letzten Jahr. Diese unterstreichen, dass Saxon durchaus noch eine gute Heavy Metal-Liveband sind.

 

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Text: Torsten Schlimbach

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Saxon: St. Georges Day Sacrifice - Live In Manchester

Saxon: St. Georges Day Sacrifice – Live In Manchester

UDR

VÖ: 14.03.2014

 

Wertung: 8/12

 

Die britische NWOBHM Legende Saxon gibt aber ordentlich Gas. Jetzt haut die Band schon die dritte Veröffentlichung innerhalb von einem Jahr heraus. Die zahlreichen Fans wird es sicher freuen, zumal da ja was für jeden Geschmack dabei ist. „Unplugged And Strung Up“ wurde von den Anhängern ja eher noch sehr zwiespältig aufgenommen - dies dürfte bei „St. Georges Day Sacrifice – Live In Manchester“ nicht der Fall sein. Saxon sind live eben eine Bank und die Band gehört auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Saxon spielt traditionell eine Show am 23. April, dem Saint George Day. Der Georgstag ist der Festtag zu Ehren des heiligen Georg, dem Schutzpatrons Englands und Saxon folgen mit diesem Liveauftritt einer schönen Tradition. Gemixt und gemastert wurde die Sause von Andy Sneap und von Biff Byford produziert.

 

Saxon sind noch vom alten Schlag oder wo sonst gibt es noch ein Drumsolo? „Conquistador“ ist jedenfalls wie gemalt dafür. Die Ansagen von Byford sind teilweise auch der Mottenkiste entsprungen. Er holt sich ein bisschen Zusatzapplaus ab, indem er die Zuschauer aus Manchester über den grünen Klee lobt. Dazu werden die üblichen Wortspiele vom Stapel gelassen, reicht aber damit ihm die Zuschauer aus der Hand fressen. Musikalisch gibt es hier aber die Vollbedienung, sprich einen Streifzug durch die lange, lange Karriere von Saxon. Da werden fast alle Schaffensperioden bedacht und auch die ganz alten Gassenhauer ausgepackt. Der Sound ist druckvoll und die ganze Kiste recht ordentlich produziert und abgemischt. Es stellt sich sogar ein richtiges Livegefühl ein, da man die Zuschauer vor Ort auch deutlich hören kann. Das ist bei den heutigen Hochglanzproduktionen ja leider nur noch selten der Fall und gerade die Fans werden da oft derart nach hinten gemischt, dass diese kaum noch auszumachen sind.

 

Höhepunkte gibt es hier viele. Von „Power And The Glory“, „Made In Belfast“ bis hin zu „Crusader“ , „Denim And Leather“ und „Princess Of The Night“ reicht da die Klassikerparade durch die Saxon-Dekaden. Die 21 Songs sind eine schöne Zeitreise und bieten einen guten Überblick über das Schaffen der Band. Im Livegewand macht das gleich doppelt viel Spaß. Diesmal dürften sich auch die Altfans mit diesem Doppel-Album zufrieden zeigen.

 

Fazit: „St. Georges Day Sacrifice – Live In Manchester“ von Saxon ist ein wirklich ordentliches Livealbum. Die Band arbeitet sich durch ihren Backkatalog und feuert die Songs mit ordentlich Spielfreude ab. Sound, Produktion und Abmischung sind auch recht gelungen, insofern dürfen sich die Saxon-Fans über dieses Doppel-Album freuen.

 

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Text: Torsten Schlimbach

 

Tracklist

 

CD1:

'Sacrifice'
'Wheels Of Terror'
'Power And The Glory'
'Made In Belfast'
'Rock ’N Roll Gypsy'
'And The Bands Played On'
'I've Got To Rock (To Stay Alive)'
'Night Of The Wolf'
'Conquistador'
'Broken Heroes'
'Guardians Of The Tomb'

CD2:

'Never Surrender'
'Ride Like The Wind'
'Crusader'
'Stand Up And Fight'
'Dallas I PM'
'747 (Strangers In The Night)'
'Wheels Of Steel'
'Strong Arm Of The Law'
'Denim And Leather'
'Princess Of The Night'

 

Saxon: Unplugged And Strung Up

Saxon: Unplugged And Strung Up

UDR

VÖ: 15.11.2013

 

Wertung: 7,5/12

 

Das alte Flaggschiff Saxon ist immer noch auf der stürmischen Heavy Metal See unterwegs. Wer hätte das gedacht, als sich die Band 1976 gründete? In der Hochphase des New Wave Of British Heavy Metal stieg die Truppe um Peter „Biff“ Byford fast zu Superstars des Genres auf. In Europa, den USA und besonders in Japan konnten sie sich eine treue Fangemeinde erspielen. Die Hochphase der Band ist zwar längst vorbei, aber der harte Kerne der Fans ist immer noch vorhanden. Über die Jahre hatten Saxon intern einige Querelen zu überstehen und mittlerweile ist neben Byford nur noch Paul Quinn das letzte verbliebene Gründungsmitglied. Jetzt veröffentlichen Saxon ein Album, welches früher oder später anscheinend bei jeder Genre Band im Backkatalog auftauchen muss.

 

An „Unplugged And Strung Up“ werden sich – wie es bei solchen Alben fast immer der Fall ist – die Geister scheiden. Da prallen Welten aufeinander die meist nicht zusammenpassen. Die akustische Umsetzung ist ja nur die eine Seite der Medaille. Saxon bleiben sich zumindest treu und die vierzehn Songs sind alles andere als eine Schnarchveranstaltung. Aufgenommen, gemixt und gemastert wurden die Kompositionen Anfang des Jahres von Andy Sneap in Derbyshire/ England. Byford hat dazu den Backkatalog noch mal durchforstet und einige Klassiker der Band ausgewählt, die nun in einem gänzlich neuen Licht erscheinen sollen – mit Orchester.

 

Das Ergebnis ist weitaus besser wie befürchtet und auch besser wie alles, was die Kollegen in diesem Kontext schon abgeliefert haben. Sind wir mal ehrlich, bisher war es doch so, dass die Bands immer gegen das Orchester angespielt haben – und umgekehrt. Daraus ergab sich ein furchtbarer Brei, der vorne und hinten nicht zusammenfand. Dies ist hier gänzlich anders. Man hat sich hier jede erdenkliche Mühe gegeben und das Orchester dezent in die Songs eingefügt. „Crusader“ kriegt zu Beginn so noch mal eine ganz andere Dramatik verliehen. Erinnert jetzt entfernt sogar an Led Zeppelin. Nachdem etwas drucklosen Auftakt mit dem Remix von „Stallions Of The Highway“ genau richtig. „The Eagle Has Landed“ baut sich durch das Orchester bedrohlich auf, bevor selbiges wohltuend in den Hintergrund rückt und dezente Farbtupfer setzt.

 

Das Überraschungsmoment geht dann aber auch etwas flöten. Im Grunde fängt „Red Star Falling“ genauso an. Das Orchester baut eine dramatische Atmosphäre auf und dann steigen Saxon brachial ein. Der dezente Klassikauftakt von „Broken Heroes“ überzeugt da schon mehr. Dazu werden auf diesem Album dann noch Neuaufnahmen von „Forever Free“ und „Just Let Me Rock“ gereicht. Der Sound ist zwar modifiziert und angepasst worden, ansonsten braucht man das aber auch nicht wirklich. Den reinen Akustikteil hat man sich bis zum Schluss aufgehoben. „Frozen Rainbow“ kommt jetzt als Powerballade daher, wer hätte gedacht, dass das Stück vom Debüt mal so eine Kurskorrektur erfährt? Mitklatschen war auf den Konzerten in den stillen Augenblicken des Stücks ja schon immer erwünscht. „Iron Wheel“ wird in der akustischen Livefassung dargeboten, die gesanglich aber sehr druckvoll um die Ecke kommt. Die Fans dürfen dazu den „Ooohohoh-Chor“ aus vollem Halse mitsingen. Fast poppig und kitschig hört sich „Requiem“ an. Das erinnert an Chris Norman. Sehr cool kommt zum Schluss „Coming Home“ als Westernsong daher. Groove hatte die Nummer ja schon immer, aber erst jetzt scheint sie ihre wahre Bestimmung gefunden zu haben.

 

Da hier ja irgendwie sowieso ein Hauch „Best Of“ Charakter durch die Szenerie weht, hält das Digipack mit „Heavy Metal Thunder“ von 2002 auch noch eine entsprechende CD bereit, die dem noch zusätzlich Rechnung trägt. Hierbei handelt es sich um Songs der ersten Phase der Band, also von 79 bis 89. „Motorcyle Man“, „Strong Arm Of The Law“ oder „Dallas 1 pm“ wurden aber nicht remastert oder sonst irgendwie aufpoliert, sondern von der Besetzung 2002 komplett neu eingespielt! Das mag vielleicht einigen Altfans sauer aufstoßen, an der druckvollen und besseren Umsetzung gibt es aber nichts auszusetzen! Die alten Platten werden dadurch ja nicht entwertet.

 

Fazit: „Unplugged And Strung Up“ ist nicht die befürchtete Katastrophe geworden. Es wird nicht jedem Saxon- und schon gar nicht jedem Heavy Metalfan gefallen, aber das liegt ja in der Natur der Sache. Die Band ist mit diesem Album jedenfalls ein Wagnis eingegangen, da schon viele andere an einem solchen Projekt gescheitert sind. Die Akustiksachen sind ganz nett und auch die Songs mit Orchester können größtenteils überzeugen, da man eben nicht gegeneinander sondern miteinander gespielt hat. Als Zückerchen gibt es das „Heavy Metal Thunder“ Album von 2002 obendrauf, welches in diesem Kontext hervorragend passt.

 

http://www.saxon747.com/

 

exklusiven Album Pre-Listenings unter folgendem Link tun:

http://www.muzu.tv/saxonmusic/playlists/saxon--unplugged-and-strung-up-albumstream/1167560/

 

Dazu gibt es innerhalb eines Video EPK’s noch Statements der Band: http://www.youtube.com/watch?v=551z5RxDn40

 

Text: Torsten Schlimbach

Saxon: Sacrifice (2 CDs)

Saxon: Sacrifice (2 CDs)

UDR/EMI

VÖ: 22.02.2013

 

Wertung: 7,5/12

 

Saxon legen mit „Sacrifice“ ein neues Album vor, bei dem es gut ist die Erwartungen ganz nach unten zu schrauben. Dann – und nur dann – wird einem die Kinnlade auf den Schreibtisch klappen. Ein derart frisches Brett dieser Veteranen wird dann für reichlich Begeisterung sorgen. „Sacrifice“ dürfte eine der Genreüberraschungen des Jahres werden! Bandgründer Biff Byford hatte genaue Vorstellungen wie die neue Platte klingen sollte und besonders was die Vorgehensweise betrifft. Taschenspielertricks sollten direkt vor der Studiotür bleiben und Angst vor der eigenen Vergangenheit sollte ebenfalls keinen Platz finden. Es gibt im Backkatalog eben so einige Klassiker und warum sollte man sich nicht davon inspirieren lassen und daran orientieren? Saxon brauchen sich für die Vorreiterrolle des New Wave Of British Heavy Metal ja auch keineswegs zu schämen.

 

Mit Paul Quinn und Biff Byford sind zwar nur noch zwei Gründungsmitglieder dabei, aber das reicht im Falle von „Sacrifice“ aus um sich seiner Wurzeln bewusst zu sein. Das neue Album ist allerdings jetzt auch keine komplette Rückbesinnung auf den rohen Sound der Anfangstage. Vielmehr wird hier ein unsichtbarer Faden durch die gesamte Karriere gespannt. Dies schließt auch den – letztlich gescheiterten – Versuch mit ein kommerziell erfolgreich zu sein und den Sound entsprechend anzupassen. An die großen Fleischtöpfe kommen sie aber auch mit diesem Werk nicht mehr, denn dieser Zug ist längst abgefahren und dafür sind Saxon auch schon viel zu lange im Geschäft. Die solide Fanbasis wird ihnen aber dankbar für „Sacrifice“ sein, denn das Album überzeugt über weite Strecken.

 

Zu bemängeln wäre die glatte Produktion. Hier dürfte so ziemlich alles abgeschliffen worden sein, was irgendwie mal Ecken und Kanten gehabt hat. Byford wollte es aber so, denn er hat das Ding schließlich zusammen mit Andy Sneap produziert. Für den Mix und das Engineering ist Jacky Lehmann verantwortlich. Aufgenommen wurden die Song übrignes in den LS Studios in Yorkshire. Im Sinn hatte die Band, laut eigener Aussage, eine thrashige Perspektive der frühen 80er. Immerhin wurde einer klaren Vision gefolgt und diese auch entsprechend umgesetzt. Wer diesen Sound mag kriegt dann auch die Vollbedienung.

 

Nach dem geheimnisvollen, sakralen und instrumentalen Auftakt mit „Procession“ geht es anschließend gleich in die Vollen. „Sacrifice“ feuert die Gitarren wie Machinengewehrsalven ab und Byford singt wie ein junger Gott. Mit einer derartigen Gesangsleistung braucht sich der Mann – zumindest was die Studioarbeit betrifft – nicht hinter den jungen Shoutern zu verstecken. Überall sind auf dem Album immer wieder kleine und nette Details versteckt. Der Beginn von „Made In Belfast“ erinnert gar an eine Mittelalterband. Sobald der Bass anfängt zu pumpen und die Gitarren über einen hinwegrollen ist man wieder in altem Fahrwasser. Die Nummer ist aber um einiges langsamer und düsterer ausgefallen. Dafür entpuppt sich „Warriors Of The Road“ als echtes Brett. Voll auf die Zwölf, so soll es sein! Der Refrain kommt gar an die Klasse der ganz großen Metalbands der 80er heran. „Guardians Of The Tomb“ legt gar Hitqualitäten an den Tag. Solides Handwerk gibt es weiterhin reichlich auf dieser Platte, aber mit „Walking The Steel“ hauen Saxon noch mal ein richtiges Groove-Ungetüm raus.

 

Wer zur 2-CD-Version greift kriegt noch ein paar Klassiker dazu. Diese wurden allerdings neu aufgelegt und ebenfalls vom Meister persönlich produziert. Andy Sneap hat selbige dann gemastert. Ob man „Crusader“ jetzt allerdings unbedingt in einer Orchesterversion braucht darf dann doch bezweifelt werden. An solchen Geschichten sind ja schon ganz andere Bands gescheitert und auch bei Saxon ist das nicht unbedingt unter den Sternstunden zu verbuchen. Die Neuaufnahme von „Just Let Me Rock“ kann sich allerdings hören lassen. „Requiem“ und „Frozen Rainbow“ als Akustik-Version hätte es auch nicht unbedingt gebraucht. Auf eine fast komödiantische Art erinnert das an Chris Norman. Die Musik darf allerdings als schön bezeichnet werden. Von „Forever Free“ gibt es zum Abschluss noch eine okaye Re-Recorded Version – das war´s.

 

Fazit: Saxon legen mit „Sacrifice“ ein überraschend gutes und frisches Album vor. Die Produktion ist zwar etwas zu sauber und glatt, aber das Songwriting macht dies wieder wett. Handwerklich und gesanglich ist das alles gut umgesetzt. Wer hätte denn von Saxon noch mal ein derart solides bis gutes Album erwartet? Hier wird gar ein Bogen von den Anfängen bis zum Hier und Jetzt geschlagen.

 

http://www.saxon747.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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