Razorlight: Olympus Sleeping

Razorlight: Olympus Sleeping

Believe Digital GmbH/Soulfood

VÖ: 26.10.2018

 

Wertung: 7,5/12

 

Razorlight waren nun zehn Jahre einfach weg vom Fenster. Zehn Jahre sind im Musikgeschäft eine verdammt lange Zeit. Eine ganze Generation hat von Razorlight nichts mitbekommen. Jetzt nach zehn Jahren gibt es mit „Olympus Sleeping“ also noch mal neues Material. Endlich, möchte man sagen. Johnny Borrell hat also wieder Bock und seine Mannschaft zusammengetrommelt. Martin Chambers von The Pretenders sitzt nun allerdings hinter der Schießbude.

 

„America“ und „Wire To Wire“ waren einst die großen Hits von Razorlight. Daran wird sich die Band immer messen lassen müssen. Moderne Klassiker der britischen Musikgeschichte. Um es gleich vorwegzunehmen: „Olympus Sleeping“ ist ein solides Album. Hits gibt es auch. Füller allerdings ebenso. Dreizehn Songs hätte „Olympus Sleeping“ nicht gebraucht – zehn hätten es auch getan!

 

„Got To Let The Good Times Back Into Your Life“ ist ein guter Opener. Die Hektik der Strophen wird durch einen unwiderstehlichen Refrain unterwandert. Britische Popmusik wie sie im Buche steht. „Razorchild“ ist danach zum Niederknien. So spielen tatsächlich nur die Briten den Bass. So lässig. So cool. Razorlight zitieren sich allerdings auch schön durch die Indiemusik. „Brighton Pier“ hat sich Bass und Drums mal eben bei den australischen Kollegen von Jet und deren Hit „Are You Gonna Be My Girl“ geliehen. „Good Night“ ist ein kleines Punkstück mit Sprechgesang während der Strophen. Kann man ja mal machen.

 

Razorlight sind aber immer dann besonders stark, wenn die Gitarren, wie bei „Carry Yourself“, so schön jubilieren dürfen. Das trifft auch auf das rockige „Japanrock“ zu. Hymnen hat die Band immer noch im Gepräck. Die fluffigen Melodien gehen gut ins Ohr und die eine oder andere Hookline dürfte auch so manche jüngere Band neidisch werden lassen. „Midsummer Girl“ erinnert irgendwie an Die Ärzte zu Beginn der 80er. Razorlight werden die Berliner nicht kennen, aber der Sound der Nummer geht eben in diese Richtung. Die Platte hat hier sowieso einen kleinen Hänger. Die Ballade „Iceman“ langweilt. Die zackige Gitarre bei „Sorry?“ kann den nervigen Gesang auch nicht retten. „Olympus Sleeping“ - der Song – ist auch nur leidlich spannend.

 

Das fluffige „No Answers“ hat irgendwas, man sollte aber nicht verschweigen, dass das auch sehr kitschig ist und auch mal ganz unschön schlagerhaft wirkt. Trotzdem ist die Nummer irgendwie faszinierend. „City Of Woman“ bringt zum Schluss noch mal die Stärken der Band zum Vorschein. Eine Melodie, für die andere töten würden, ein treibender Bass, jubilierende Gitarren und dieser Gesang, der einen in seinen besten Momenten immer mitreißen wird!

 

Fazit: Hat irgendwer auf die Rückkehr von Razorlight gewartet? Im Grund ist das ja sowieso nur Johnny Borrell, der Rest ist austauschbar. Jetzt, da das neue Album „Olympus Sleeping“ vorliegt, kann man zumindest festhalten, dass das durchaus Spaß macht und Borrell immer noch Songs mit unwiderstehlichen Melodien schreiben kann. Da ist nicht jeder Track ein Volltreffer, aber über weite Strecken ist das ein solides bis gutes Album!

 

Text: Torsten Schlimbach

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