Prince: Welcome 2 America

Prince: Welcome 2 America

The Prince Estate/Legacy/Sony

VÖ: 30.07.2021

 

Wertung: 8,5/12

 

Vor elf Jahren nahm Prince ein Album auf, welches seitdem den Ruf hatte provokativ zu sein. Überprüfen konnte man das freilich nicht, denn das Material verschwand in seinem mittlerweile legendären Archiv. Nun haben die Nachlassverwalter sich entschlossen die Songs zu veröffentlichen. Verschiedene Konfigurationen werden dazu auf den Markt gebracht. Die Deluxe Edition enthält eine Blu-ray mit einem bisher unveröffentlichten Live-Konzert von Prince und seiner New Power Generation – und zwar in voller Länge. Der geneigte Fan muss da sicher nicht lange überlegen, bei welcher Ausgabe er zugreift.

 

Die Songs sind ja noch nicht so alt und doch ist es fast tragisch, dass sich die Menschheit elf Jahre später nicht weiterentwickelt hat. Die Themen von Prince auf „Welcome 2 America“ haben letztlich nämlich nichts von ihrer Aktualität verloren: Rassismus, der ganze Wahnsinn in den sozialen Medien und den Realtiy TV-Shows. Prince hält der Gesellschaft den Spiegel vor die Nase. Passt alles auch noch im Jahr 2021.

 

Musikalisch ist das ein typisches Prince-Album. Der Funk von „Same Page, Different Book“ ist sein Signatur-Trademark-Funk. Der Gesang auf diesem Album wird oftmals von dem Trio Shelby J, Elisa Dease und Liv Warfield dominiert. Beim Titeltrack und der Albumeröffnung – „Welcome 2 America“ – fungiert Prince fast als eine Art Erzähler. Die Nummer entwickelt sich vom düsteren Bassspiel zum lupenreinen Funk und wieder zurück. Jazzelemente werden hier ebenfalls bedient. Textlich lässt "Land Of The Free / Home Of The Slave" keine Fragen offen.

 

Smooth geht „Running Game (Son Of A Slave Master)“ in Richtung Neo-Soul. „Born 2 Die“ hat Prince mit Falsett zu bieten. Ansonsten rangiert der Song lässig zwischen Soul, Jazz und Pop. „1000 Light Years Form Here“ kommt knackig und tanzbar daher. „Hot Summer“ ist poppig, hat aber auch noch ein kleines bisschen Rock zu Beginn zu bieten. Der Song hat durchaus Hitpotenzial. „Stand Up And B Strong“ ist ruhig, gar balladesk. Prince singt abermals im Falsett. Alles in allem ein sehr berührender Song. Die Produktion hört sich bei dieser Nummer fast so an, als wäre das ein Live-Take. „Check The Record“ dürfte allen mit einem Rockerherz gefallen. Geiles, treibendes Ding! „When She Comes“ ist eine smoothe Ballade. „IOIO (Rin Tin Tin)“ plätschert etwas dahin, bevor es mit „Yes“ noch mal forscher wird. „One Day We Will All B Free“ beendet das Album mit einer positiven Grundstimmung.

 

Fazit: Warum Prince seinerzeit mit den Songs, die jetzt das Album „Welcome 2 America“ ergeben, nicht zufrieden war, ist nicht genau überliefert. Er sperrte die 12 Songs jedenfalls weg. Den Code dazu kannte angeblich nur er selber und somit musste das Archiv nach seinem Tod aufgebrochen werden. Material gibt es wohl genug um noch viele, viele Alben zu veröffentlichen. „Welcome 2 America“ erblickt nun auch das Licht der Welt. Ob das Prince gefallen würde, kann nur spekuliert werden. Vermutlich eher nicht, denn es wird ja Gründe gehabt haben, warum er dafür keine Veröffentlichung angestrebt hat. Es ist ein gutes, teilweise richtig gutes Album. Soul, eine Menge Funk und ein bisschen Rock und Jazz veredeln das Soundgewand. Aufgrund der Aktualität der Themen ist das sogar ein wichtiges Album.

 

https://www.prince.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Prince: The Rainbow Children

Prince: The Rainbow Children

Legacy/Sony

VÖ: 29.05.2020

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Nun wird das 24. Prince-Studioalbum endlich auch wieder auf CD veröffentlicht. Das Album wurde seinerzeit zunächst über den Internetkanal von Prince herausgebracht. Es war 2001 das erste Album seit 1993, welches wieder unter seinem Künstlernamen Prince im Laden stand. „The Rainbow Children“ wurde die letzten Jahre zu amtlichen und überzogenen Preisen im Internet verhökert, weil es zu einer gesuchten Rarität wurde. Transparentes Doppel-Vinyl wird nun auch Sammlerfreunde begeistern.

 

Prince war ohne Zweifel ein Ausnahmemusiker und jedes seiner Alben war speziell. „The Rainbow Children“ nimmt aber eine Sonderstellung in seinem Backkatalog ein. Die Songs fließen ineinander über. Die Mischung aus Swing, Big Band und Jazz ist schon ganz besonders und hatte man bis hierhin vom Meister in dieser Konsequenz noch nicht gehört. Nervig sind die Stimmverfremdungen.

 

Der Titelsong „The Rainbow Children“ spielt über zehn Minuten den kompletten Prince-Wahnsinn durch und landet zum Schluss sogar noch bei härteren und progressiven Klängen. Es schließt sich das wunderschöne „Muse To The Pharaoh“ an. Auch hier sind die Jazz-Elemente das herausragende Stilelement. „Digital Garden“ speist sich aus den Percussions, nimmt den Groove aber auch mal komplett raus.  Schade, dass auch hier mit den Stimmverfremdungen gearbeitet und der Gesang verlangsamt wurde.

 

„The Work Pt. 1“ zählt zu den unterschätzten Songs von Prince. Die Nummer ist einfach großartig und besticht durch einen wunderbaren Flow, der James Brown alle Ehre macht. Die Bläser und der Bass verleihen dem Song das richtige Funk-Feeling. Zudem besticht der Track durch seine Lässig- und Leichtigkeit. Mit „Everywhere“ gibt es auch noch ein bisschen Gospel auf die Ohren. „The Sensual Everafter“ lässt als Instrumentalnummer mehr als nur aufblitzen, dass der Mann auf den sechs Saiten ein Virtuose war. „Mellow“ ist übrigens eine wundervolle Jazz-Ballade und „1+1+1 Is 3“ hat einen unfassbar tollen Groove. „Deconstruction“ ist als Zwischenstück ein Griff ins Klo. „Wedding Feast“ mit seinem Musical-Einschlag passt da schon besser. Die Ballade „She Love Me 4 Me“ wird im Prince-Katalog ebenfalls sträflich unterschätzt.

 

Mit „Family Name“ lässt Prince noch mal ein Jazz/Funk- Ungetüm von der Leine. Über acht Minuten ist die Nummer sensationell in der Ausarbeitung. Künstlerisch hatte sich Prince zu diesem Zeitpunkt völlig gelöst und alles mit einer Leichtigkeit gespielt – wow. Bei „The Everlasting Now“ funkt und groovt es und die Gitarre jault und heult, dass es nur so eine Freude ist. Über allem schwebt eine Lässigkeit, die schon einen Live-Vibe versprüht. „Last December“ beendet dieses Wunderwerk kongenial.

 

Fazit: „The Rainbow Children“ haben viele nicht auf dem Schirm. Es werden immer andere Alben von Prince genannt. „The Rainbow Children“ fällt immer durch das Raster. Der Mainstream kam und kommt damit auch nicht klar. Die Mischung aus Jazz und Funk ist eben sehr speziell. Jetzt erscheint dieses Wunderwerk endlich wieder auf CD. Wären da nicht diese doofen Stimmverfremdungen, die zudem gewaltig nerven, dann hätte man es mit einem noch größeren Werk zu tun.

 

https://www.prince.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Prince: Ultimate Rave (2CD+DVD)

Prince: Ultimate Rave (2CD+DVD)

Legacy/Sony

VÖ: 26.04.2019

 

Wertung: 11/12

Tipp!

 

Die Prince-Festspielwochen gehen weiter. Mit „Ultimate Rave“ wurde nun ein Paket geschnürt, welches man so nicht unbedingt erwarten konnte. Das 99er Album „Rave Un2 The Joy Fantastic“ wird flankiert von der Remix Version „Rave In2 The Joy Fantastic“. Dies ist aber noch nicht alles, denn der Konzertmitschnitt „Rave Un2 The Year 2000“ komplettiert diese Epoche. Das Konzert fand am Silvesterabend 1999 zum Jahreswechsel statt. Selbiges wurde damals übrigens als Pay-per-View-Ausstrahlung gezeigt. Die beiden Alben werden zusätzlich noch auf violettem Vinyl veröffentlicht. Das gesamte Paket erscheint erstmals in dieser Form.

 

Das übergroße Digipack ist sehr schön aufgemacht. Das macht im Schrein schon einiges her. Über die Wahl der Motive von Prince lässt sich streiten, aber grundsätzlich ist die Aufmachung ganz formidabel. Das Booklet hält die Songtexte bereit und jede Menge nützlicher Informationen. Die Haptik ist überragend und man hat sich da durchaus sehr viele Mühe gegeben, um dem geneigten Käufer und Fan etwas zu bieten!

 

Herzstück des Sets ist die Aufnahem aus den Paisley Park Studios. Das komplette Konzert ist auf der DVD enthalten – plus jede Menge Bonusmaterial. Die Schärfe, Rauschverhalten und Kontrastumfang sind sehr gut - der Schnitt hin und wieder etwas zu hektisch. Der Gig selber zeigt einen Prince, der erneut auf der Höhe seiner Kunst war und sichtlich Spaß an dem Auftritt hatte. Prince wirkt hier regelrecht gelöst. Die Songauswahl ist zudem erstklassig, weil Prince uneitel genug ist um auch seinen Gästen sehr viel Raum zu Entfaltung zu gewähren. Dabei sind Lenny Kravitz, George Clinton, Maceo Parker, Larry Graham und Morris Day & The Time.

 

Man gucke sich bitte „Higher“ in einer unglaublichen druckvollen Funkversion an. Prince genießt es mit seinen ganzen Gästen auf der Bühne zu stehen. Es wird gegroovt, gehüpft und eine ganz große Party gefeiert. Großes Kino! Ganz großes Kino! Morris Day & The Time dürfen sogar mit „Jungle Love“ und „The Bird“ zwei Songs alleine performen. Prince kommt danach zusammen mit Lenny Kravitz durch die Zuschauer – abgeschirmt natürlich von Bodyguards – auf die Bühne und zusammen spielen sie fulminante Versionen von „American Woman“ und „Fly Away“. Bei letztgenanntem Stück gibt es ein herausragendes Gitarrenduell der beiden. Schade, dass der Schnitt dann so wild und vogelfrei ist. Man hätte sich als Zuschauer gerne mehr auf die Details konzentriert. Die beiden Herren gehen jedenfalls voll und ganz in dieser musikalischen Darbietung auf.

 

Zu „Purple Rain“ gibt es viel Nebel und Tänzer - und Prince mit seiner Symbol-Gitarre. Auf selbiger spielt er das markante Solo auf herausragende Art und Weise. Während des Konzerts greift Prince übrigens in die Tasten, spielt Bass und verdingt sich sogar als Perkussionist. Ein Multiinstrumentalist und ein Genie. Bei „Nothin Compares 2U“ sucht Prince die Nähe zu den Zuschauern und lässt sich sprichwörtlich auf Händen tragen. Nach der Party von „1999“ ist man zum Schluss um die Erkenntnis reicher, dass dies ein herausragendes Konzert mit einem sichtbar gelösten Prince war!  

 

Das eigentliche Album „Rave Un2 The Joy Fantastic“ war das einzige Album, welches Prince für Arista einspielte. Es war zudem die letzte Scheibe, die er als Love Symbol herausbrachte. Die Gäste sind sehr prominent. Chuck D, Gwen Stefani, Eve, Ani DiFranco und Sheryl Crow zählen ja zur ersten Musikerriege. Das Album ist eine Ansammlung von allen Phasen des Genies. Hochs und Tiefs wechseln sich da ab. Mit dem Titelsong gibt es zu Beginn noch einen amtlichen Track. „Undisputed“ ist auch noch ganz lässig und kommt als HipHop infizierte Nummer mit einigen verrückten Gitarrenmotiven recht gut. Chuck D ist da am Start „The Greatest Romance Ever Sold“ ist allerdings ziemlich schwülstiger Kram. „Hot With U“ mit Eve ist auch eher einer der schwächeren Songs. „So Far, So Pleased“ ist eher rockiger Natur. Kein Wunder, Gwen Stefani war in den 90ern ja auch noch eher in dieser Richtung unterwegs. „Every Day Is A Winding Road“ knallt auch ganz gut rein und mit „Man ´O´ War“ gibt es ein nettes, souliges R&B-Stück. „Baby Knows“ ist wieder eine herausragende Nummer. Prince und Sheryl Crow mögen auf dem Papier nicht so ganz zusammenpassen, aber was die beiden hier abliefern, ist schon arschcool. Bei „I Love You, But I Don´t Trust You Anymore“ ist mit Ani DiFranco die nächste großartige Musikerin dabei. Das ist eine sehr ruhige und zurückgenommene Ballade, die sehr feinfühlig von den beiden vorgetragen wird. Großes Kino! Mit „Strange But True“ hat sich im letzten Drittel noch mal ein typischer, aber saustarker Funktrack versteckt. „Wherever U Go, Whatever U Do“ ist noch

eine tolle Ballade und auch das jazzige „Prettyman“ ist zum Schluss ein dickes Ausrufezeichen!

 

Die ganze Sause gibt es dann noch als „Rave In2 The Joy Fantastic“ als Remix-Version. Wie immer bei solchen Geschichten, ist das Geschmackssache. Bringt das Remix-Album die Songs dann tatsächlich noch mal nach vorne? Der Nasty Girl Remix von „Hot Wit U“ ist im Grunde besser als die einschläfernde Album-Variante. Es sind aber sowieso nur minimale Abweichungen. „So Far, So Pleased“ gibt es beispielsweise in der Original Version. Unter dem Strich ist das so ein Werk, wo man „nice to have“ sagen kann.

 

Fazit: „Ultiamte Rave“ von Prince widmet sich der Prince-Phase um den Wechsel 99/00. Die DVD überstrahlt und überragt dabei etwas. Ein ganz tolles Konzert kriegt man da geliefert. Die Haptik ist ebenfalls überragend. Das Album „Rave Un2 The Joy Fantastic“ hat viel Licht, aber auch ein bisschen Schatten zu bieten und ist zwischen Funk, R&B und Soul auch mal dezent im Indiebereich zu finden. Das Remix-Album zeigt eine weitere Facette, die man nicht unbedingt braucht, die aber trotzdem schön ist, wenn man sie denn dann hat und hört. Alles in allem ist das ein tolles Set!

 

https://www.princeestate.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Prince: Planet Earth

Prince: Planet Earth

Legacy/Sony

VÖ: 08.02.2019

 

Wertung: 7,5/12

 

„Planet Earth“ ist einstweilen das letzte Album in der Reihe der Wiederveröffentlichungen der Prince-Alben. Das macht mitunter durchaus Sinn, da man „Musicology“, „3121“ und „Planet Earth“ als Trilogie verstehen kann. Die ersten Songs für dieses Album schrieb Prince ja auch bereits 2004, arbeitete aber erst nach seinem Auftritt beim Super Bowl im Februar 2007 wieder daran. Die Vermarktung war auch mal wieder sehr ungewöhnlich. Prince hatte zwar einen Vertrag mit Sony abgeschlossen, aber auf der Insel auch mit der britischen Sonntagszeitung „The Mail on Sunday“. Die Leser erhielten das Album so vorab – und zwar kostenlos. Sony wusste von dem Deal nichts und war natürlich alles andere als erfreut. Das Label brachte „Planet Earth“ dann in Großbritannien auch nicht heraus. Die Tour zum Album fand ausschließlich in der O2-Arena in London statt und umfasste 21. Konzerte. Auch „Planet Earth“ erscheint nun als limitiertes lila Vinyl.

 

Die zehn Songs des Albums sind natürlich keineswegs schlecht, fallen aber doch etwas gegenüber den beiden Vorgängern ab. Manches auf „Planet Earth“ klingt, als hätte Prince auf Autopilot geschaltet. Ganz ehrlich, so einen belanglosen Schunkel-Quatsch wie „The One U Wanna C“ hätte früher  die Qualitätskontrolle von Prince nicht überstanden. Warum „Future Baby Mama“ einen Grammy einheimsen konnte, ist auch eher eines der Geheimnisse der Musikgeschichte. Da zog vermutlich der Name seines Urhebers mehr als der Song.

 

„Mr. Goodnight“ ist eine Mischung aus Contemporary R&B und HipHop. Ganz nett, aber aus den Schuhen haut einen das nun wirklich nicht. Mit „Guitar“ hat der gute Mann zwar einen Rocksong aufgenommen, das (Gitarren)Thema ist aber 1:1 eine Kopie des U2 Songs „I Will Follow“. „Planet Earth“ ist ein sehr vielfältig und schweres Stück, welches sich mit der Erderwärmung befasst. So ein bisschen hat das den Charakter einer Musical-Nummer, aber auf die gute Art und Weise. „All the Midnights in the World“ ist unfassbarer Kitsch, der zum Glück durch den Funk von „Chelsea Rodgers“ schnell wieder in Vergessenheit gerät. „Lion of Judah“ gefällt mit seinem düsteren Ansatz, bevor das fast schon leicht und beschwingte „Resolution“ das Album positiv beendet.

 

Fazit: „Planet Earth“ ist sicher kein schlechtes Album, kann aber mit den beiden direkten Vorgängern nicht im Ansatz mithalten. Das hört sich teilweise so an, als hätte der Meister auf Autopilot geschaltet. Dazu passt auch, dass ein Booklet vollständig fehlt(e). Das Hologramm als Cover ist nett, aber reißt es auch nicht alleine raus. Die Musikerbesetzung hinter den drei Alben ist erstklassig und fand in diesem Werk hier ebenfalls ein vorläufiges Ende.

 

https://www.princeestate.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Prince: 3121

Prince: 3121

Legacy/Sony

VÖ: 08.02.2019

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Mit „3121“ wird ein weiteres Album von Prince neu aufgelegt. Nun auch das erste Mal auf Vinyl. Und wie es sich für Prince gehört, handelt es sich dabei um Purple Vinyl. Die Auflage ist übrigens limitiert. Musikalisch knüpft das Werk durchaus an den Vorgänger „Musicology“ an. „3121“ war insofern erfolgreicher, da dies wieder ein Album war, welches die Spitzenposition der US-Charts eroberte. Ganze siebzehn Jahre musste er darauf warten. Künstlerischer Anspruch schien ihm sowieso wichtiger zu sein und nicht um jeden Preis die Pole Position.

 

Der Titelsong „3121“ eröffnet das Album und lässt ganz klar die Handschrift des Meisters erkennen - mitunter einer der klassischeren Prince-Tracks. „Lolita“ ist mit minimalistischen Mitteln ein Song mit Hitqualitäten. Zudem groovt die Nummer wie Hölle. „Te Amo Corazón“ ist eine gefühlvolle Ballade, die ein bisschen Jazz und ein bisschen Latin-Flair mitbringt. „Black Sweat“ erinnert teilweise an G-Funk. Der Falsett-Gesang passt dazu sehr gut, ist sogar hin und wieder recht lässig. „Incense and Candles“ arbeitet sich durch viele Genres, ist aber trotzdem recht unspektakulär. Der Refrain von „Love“ ist zwar eingängig, aber irgendwie fehlt auch dieser Nummer das Besondere, um herauszuragen.

 

„Satisfied“, dieser etwas mehr als 2 Minuten Traum eines Soul- und R&B-Songs, überrascht in der Ausgestaltung, die mitunter an die 70er erinnert. „Fury“ ist eine typische Prince-Nummer, die sehr stark an die Zeiten des Batman-Soundtracks angelehnt ist. „The Word“ ist unglaublich toll arrangiert. Zunächst ist das sehr rhythmisch, bevor die Akustikgitarre einsteigt. Nach und nach wird das immer umfangreicher instrumentiert. Saxofon und elektrische Gitarre sind plötzlich die dominierenden Elemente, die wiederum von einer tollen Percussion abgelöst werden. Gesanglich ist das einer der lässigsten Prince-Songs der 00er-Jahre.

 

„Beautiful, Loved and Blessed“ ist ein schönes R&B-Duett mit Támar Davis, die bei dieser Nummer auch als Co-Autorin genannt wird. Insgesamt ist sie auf fünf Songs zu hören.  „The Dance“ ist eher einer jener Songs, den Prince schnell aus dem Handgelenk geschüttelt hat.  „Get On The Boat“ lässt zum Schluss Erinnerungen an den großen James Brown wachwerden. Ganz tolle Funk-Nummer!

 

Fazit: „3121“ ist ein weiteres ganz großartiges Album von Prince. Die Songs sind teilweise wieder sehr exzentrisch und künstlerisch sehr beachtlich. Prince hat nie einfach nur so Songs für die Hitparaden geschrieben. Das lief immer zu seinen Bedingungen ab. Leider ist auch dieses Werk etwas in Vergessenheit geraten. Die neuerliche Veröffentlichung könnte daran ja etwas ändern.

 

https://www.princeestate.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Prince: Musicology

Prince: Musicology

Legacy/Sony

VÖ: 08.02.2019

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

„Musicology“ von Prince wird nun neu aufgelegt und veröffentlicht. Das 28. Studioalbum erscheint auch erstmals auf Vinyl. Hierbei handelt es sich übrigens um eine limitierte Pressung und – wie könnte es anders sein? – um lila Vinyl! Die Veröffentlichungspolitik des Albums war damals ein Novum und Prince beschritt damit neue Wege. Die registrierten Mitglieder seiner Homepage konnten das Album bereits vorab runterladen. Wer die Musicology-Tour besuchte, erhielt das Album beim Erwerb der Tickets dazu – egal ob man wollte oder nicht. Fans hatten sich das Werk natürlich schon vorher gekauft und bekamen dieses nun ein zweites Mal mit den Tickets. Auch diese Alben wurden übrigens für die Charts gezählt. Heutzutage ist dieses Vorgehen an der Tagesordnung – kann man ja mal bei U2 oder Snow Patrol nachfragen.

 

Das Album wurde 2004 mehr als wohlwollend von der Fachpresse rezensiert. Auch die Fans zeigten sich begeistert. Mit dem Titelsong und Opener „Musicology“ huldigt Prince seinen musikalischen Helden Sly & the Family Stone, James Brown und Earth, Wind and Fire, die auch alle namentlich erwähnt werden. Entsprechend funky ist das Stück ausgefallen. In den letzten Sekunden des Songs hört man Snippets von „If I Was your Girlfriend“, „17 Days“, „Kiss“, „Sign "☮" the Times“ und „Little Red Corvette“. Prince huldigt seiner eigenen Vergangenheit. „Illusion, Coma, Pimp & Circumstance“ ist ziemlich minimalistischer Funk, der mit der rhythmischen Scratch-Gitarre Akzente setzt. Die Red Hot Chili Peppers versuchten sich immer vergebens an derartigen Funk-Tracks. „A Million Days“ ist die erste Ballade. Typischer, melancholischer Prince-Style. Mit dem Song „Life 'o' the Party“ hat Prince seinen ewigen Rivalen Michael Jackson mit einer kleinen Breitseite bedacht und thematisiert beispielsweise die Nasenoperation. Dann folgt mit „Call My Name“ die nächste Ballade, die sich langsam dahinschleppt. „Cinnamon Girl“ unterstreicht noch mal, dass Prince ein herausragender Gitarrist war. Der Song hat eine feine Hookline und mit seinem erdigen Rhythmus geht das Stück in die Beine – setzt sich aber auch gut in den Gehörgängen fest.

 

„What Do U Want Me 2 Do?“ unterstreicht, dass Prince keine Genregrenzen kannte. Die Nummer kann man durchaus dem Jazz zuordnen. Das Bassspiel ist zum Niederknien. „The Marrying Kind“ ist eine Melange aus Funk, Rock, Soul und Jazz. Ein kleiner Geniestreich von Prince. „If Eye Was the Man in Ur Life“ ist ein Hit! Punkt und Ausrufezeichen! „On The Couch“ ist einer dieser gewöhnungsbedürftigen Falsett-Songs. Der gospelartige Chor im Hintergrund reißt es wieder etwas heraus. Mit „Dear Mr. Man“ hat das Genie noch mal einen astreinen Song im 70ies-Funkstyle aufgenommen. Ganz zum Schluss gibt es mit „Reflection“ gar noch einen langsamen Popsong.

 

Fazit: „Musicology“ ist ein Album von Prince, welches sträflich unterschätzt wird. Der Mann hatte auch in den 00er Jahren musikalisch etwas zu sagen und definierte mitunter die Genres. Auf diesem Album ist es in erster Linie der Funk. Das kann durchaus auch mal minimalistisch sein. Das Werk hat nichts an Faszination eingebüßt. Die Aufmachung und das dicke Booklet runden den mehr als positiven Gesamteindruck kongenial ab!

 

https://www.princeestate.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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